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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Wenn man nur sicher wüßte, wo die Grenze des Kleinen und des Grüßen ist,
wenn man nur sicher wäre, daß nicht über dem Großen, dem Adler, der auf hoher
Klippe sitzt, ein Größerer auf höherer Klippe haust, der den da unten auch für
etwas Kleines ansieht. Umgekehrt, wenn der Kleine für sein Leben kämpft, so ist es
für ihn nichts kleines, sondern alles. Und wenn sich Mary für ihre Existenz und
die Zukunft ihres Kindes in die Schanze wirft, so kaun wohl ein hoher Herr
sprechen, es lohnt nicht der Mühe, um dieses preußische Schlößchen zu kämpfen,
für sie ist es Lebensinhalt und Lebensaufgabe. Ist es nun göttliche Gelassenheit,
wenn man die Schicksale andrer mit dem Opernglase ans der Loge betrachtet, oder
ist es kaltherzige Trägheit?

Er hatte Partei ergriffen. War das unedel gewesen? War er damit aus
reinern Sphären hercibgcstiegen? Wars nicht sein Wille gewesen, wenn er aus die
Bitte: Hilf uns! geantwortet hatte: Ja ich will euch helfen! Aber wie? gegen
wen? wie weit? mit welchen Mitteln? das war eine andre Frage. Aber diese
Ungewißheit wars gerade! Und sie bedrückte ihn und machte, daß er im stillen
wünschte, in der Loge des Schauspielhauses geblieben zu sein.

Er hatte das Bedürfnis, hinaus an den Strand und in den Wald zu gehn
und sich zu stärken wie Antäos, wenn er mit seinen Füßen die Mutter Erde be¬
rührte. Und so hängte er seinen photographischen Apparat über die Schulter,
suchte aus der kleinen Bibliothek, die er auf die Reise mitgenommen hatte, etwas
aus, was seiner Stimmung zu entsprechen schien, Hauptmanns Versunkne Glocke,
und wandte sich dem Walde zu aus dem Wege, den die Maler einzuschlagen pflegten.
Und dieser Weg führte an der Giftbude vorüber. Auf der bewußten Bank neben
demi Hanse saß Herr von Kügelchen und beobachtete mit seinem Glase die Schiffe,
die in der Ferne vorüberzogen. So sagte er wenigstens, doch war nicht ausge¬
schlossen, daß er nebenbei mit seinem Glase ebenso eifrig dem Strande und den
badenden Damen seine Aufmerksamkeit zuwandte.

Ah, Herr Doktor, rief er aufspringend, äuferst erfreut, Sie zu sehen. Wollen
baden? Nicht? In den Wald? Gestatten, daß mich anschließe.

Dem Doktor war es nicht gerade recht, er wäre lieber allein geblieben, aber
es war, ohne unhöflich zu werden, nicht möglich, Herrn von Kügelchen abzuschütteln,
und so ging man den Damenstrand berührend dem Walde zu.

Unten am Strande trieb die Rotte Korah ihr Wesen. Die Rotte Korah
badete nämlich immer, mindestens aber früh, Mittags und Abends. Die Schilf-
Hütten waren neu errichtet worden. Die Fürsprache des Doktors hatte bewirkt,
daß der gestrenge Herr Strandvogt nicht allein eine gnädige Miene aussteckte, er
hatte höchstselbst die Stellen angewiesen, wo Schilf geschnitten werden konnte, und
hatte sogar in der Aussicht, mit etwas Trinkbarem belohnt zu werde", selbst Hemd
aus Werk gelegt. -- Auch ein goldbraunes Hoiohotto trieb sich am Strande umher,
und gute Augen hätten weit draußen in der See einen blonden Kopf über den
Kämmen der Wellen auftauchen sehen können.

Die Rotte Korah machte ein großes Hallo und grüßte herauf -- deu Doktor,
der bei ihr in hohen Ehren stand, und sandte einen der ihren in ziemlich dürftiger
Bekleidung, der berichten sollte, Onkel Fips sei auch schon des Wegs gegangen.

Schön.

Als man den Wald betreten hatte und in den Fußweg einbiege" wollte, der
zum Bruche führte, stieß mau auf ein Hindernis. Der Weg war durch eiuen
Graben zerschnitten. Dahinter war aus jungen Holzstämmen ein Verhau errichtet,
am nächsten Baume war eine Tafel angeschlagen mit der Inschrift: Verbotner
Weg, und rechts und links hingen Strohwische, die nach internationaler Zeichen¬
sprache das Betreten von Feld und Wald untersagen. Herr von Kügelchen und der
Doktor wunderten sich, und sie würden sich noch mehr gewundert haben, wenn sie
gewußt hätten, daß diese Warnungstafel seit Menschengedenken die erste im Tapnicker
Walde war, eine Sache, für die die Tapnicker Bevölkerung überhaupt kein Ver-


Herrenmenschen

Wenn man nur sicher wüßte, wo die Grenze des Kleinen und des Grüßen ist,
wenn man nur sicher wäre, daß nicht über dem Großen, dem Adler, der auf hoher
Klippe sitzt, ein Größerer auf höherer Klippe haust, der den da unten auch für
etwas Kleines ansieht. Umgekehrt, wenn der Kleine für sein Leben kämpft, so ist es
für ihn nichts kleines, sondern alles. Und wenn sich Mary für ihre Existenz und
die Zukunft ihres Kindes in die Schanze wirft, so kaun wohl ein hoher Herr
sprechen, es lohnt nicht der Mühe, um dieses preußische Schlößchen zu kämpfen,
für sie ist es Lebensinhalt und Lebensaufgabe. Ist es nun göttliche Gelassenheit,
wenn man die Schicksale andrer mit dem Opernglase ans der Loge betrachtet, oder
ist es kaltherzige Trägheit?

Er hatte Partei ergriffen. War das unedel gewesen? War er damit aus
reinern Sphären hercibgcstiegen? Wars nicht sein Wille gewesen, wenn er aus die
Bitte: Hilf uns! geantwortet hatte: Ja ich will euch helfen! Aber wie? gegen
wen? wie weit? mit welchen Mitteln? das war eine andre Frage. Aber diese
Ungewißheit wars gerade! Und sie bedrückte ihn und machte, daß er im stillen
wünschte, in der Loge des Schauspielhauses geblieben zu sein.

Er hatte das Bedürfnis, hinaus an den Strand und in den Wald zu gehn
und sich zu stärken wie Antäos, wenn er mit seinen Füßen die Mutter Erde be¬
rührte. Und so hängte er seinen photographischen Apparat über die Schulter,
suchte aus der kleinen Bibliothek, die er auf die Reise mitgenommen hatte, etwas
aus, was seiner Stimmung zu entsprechen schien, Hauptmanns Versunkne Glocke,
und wandte sich dem Walde zu aus dem Wege, den die Maler einzuschlagen pflegten.
Und dieser Weg führte an der Giftbude vorüber. Auf der bewußten Bank neben
demi Hanse saß Herr von Kügelchen und beobachtete mit seinem Glase die Schiffe,
die in der Ferne vorüberzogen. So sagte er wenigstens, doch war nicht ausge¬
schlossen, daß er nebenbei mit seinem Glase ebenso eifrig dem Strande und den
badenden Damen seine Aufmerksamkeit zuwandte.

Ah, Herr Doktor, rief er aufspringend, äuferst erfreut, Sie zu sehen. Wollen
baden? Nicht? In den Wald? Gestatten, daß mich anschließe.

Dem Doktor war es nicht gerade recht, er wäre lieber allein geblieben, aber
es war, ohne unhöflich zu werden, nicht möglich, Herrn von Kügelchen abzuschütteln,
und so ging man den Damenstrand berührend dem Walde zu.

Unten am Strande trieb die Rotte Korah ihr Wesen. Die Rotte Korah
badete nämlich immer, mindestens aber früh, Mittags und Abends. Die Schilf-
Hütten waren neu errichtet worden. Die Fürsprache des Doktors hatte bewirkt,
daß der gestrenge Herr Strandvogt nicht allein eine gnädige Miene aussteckte, er
hatte höchstselbst die Stellen angewiesen, wo Schilf geschnitten werden konnte, und
hatte sogar in der Aussicht, mit etwas Trinkbarem belohnt zu werde«, selbst Hemd
aus Werk gelegt. — Auch ein goldbraunes Hoiohotto trieb sich am Strande umher,
und gute Augen hätten weit draußen in der See einen blonden Kopf über den
Kämmen der Wellen auftauchen sehen können.

Die Rotte Korah machte ein großes Hallo und grüßte herauf — deu Doktor,
der bei ihr in hohen Ehren stand, und sandte einen der ihren in ziemlich dürftiger
Bekleidung, der berichten sollte, Onkel Fips sei auch schon des Wegs gegangen.

Schön.

Als man den Wald betreten hatte und in den Fußweg einbiege» wollte, der
zum Bruche führte, stieß mau auf ein Hindernis. Der Weg war durch eiuen
Graben zerschnitten. Dahinter war aus jungen Holzstämmen ein Verhau errichtet,
am nächsten Baume war eine Tafel angeschlagen mit der Inschrift: Verbotner
Weg, und rechts und links hingen Strohwische, die nach internationaler Zeichen¬
sprache das Betreten von Feld und Wald untersagen. Herr von Kügelchen und der
Doktor wunderten sich, und sie würden sich noch mehr gewundert haben, wenn sie
gewußt hätten, daß diese Warnungstafel seit Menschengedenken die erste im Tapnicker
Walde war, eine Sache, für die die Tapnicker Bevölkerung überhaupt kein Ver-


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[0051] Herrenmenschen Wenn man nur sicher wüßte, wo die Grenze des Kleinen und des Grüßen ist, wenn man nur sicher wäre, daß nicht über dem Großen, dem Adler, der auf hoher Klippe sitzt, ein Größerer auf höherer Klippe haust, der den da unten auch für etwas Kleines ansieht. Umgekehrt, wenn der Kleine für sein Leben kämpft, so ist es für ihn nichts kleines, sondern alles. Und wenn sich Mary für ihre Existenz und die Zukunft ihres Kindes in die Schanze wirft, so kaun wohl ein hoher Herr sprechen, es lohnt nicht der Mühe, um dieses preußische Schlößchen zu kämpfen, für sie ist es Lebensinhalt und Lebensaufgabe. Ist es nun göttliche Gelassenheit, wenn man die Schicksale andrer mit dem Opernglase ans der Loge betrachtet, oder ist es kaltherzige Trägheit? Er hatte Partei ergriffen. War das unedel gewesen? War er damit aus reinern Sphären hercibgcstiegen? Wars nicht sein Wille gewesen, wenn er aus die Bitte: Hilf uns! geantwortet hatte: Ja ich will euch helfen! Aber wie? gegen wen? wie weit? mit welchen Mitteln? das war eine andre Frage. Aber diese Ungewißheit wars gerade! Und sie bedrückte ihn und machte, daß er im stillen wünschte, in der Loge des Schauspielhauses geblieben zu sein. Er hatte das Bedürfnis, hinaus an den Strand und in den Wald zu gehn und sich zu stärken wie Antäos, wenn er mit seinen Füßen die Mutter Erde be¬ rührte. Und so hängte er seinen photographischen Apparat über die Schulter, suchte aus der kleinen Bibliothek, die er auf die Reise mitgenommen hatte, etwas aus, was seiner Stimmung zu entsprechen schien, Hauptmanns Versunkne Glocke, und wandte sich dem Walde zu aus dem Wege, den die Maler einzuschlagen pflegten. Und dieser Weg führte an der Giftbude vorüber. Auf der bewußten Bank neben demi Hanse saß Herr von Kügelchen und beobachtete mit seinem Glase die Schiffe, die in der Ferne vorüberzogen. So sagte er wenigstens, doch war nicht ausge¬ schlossen, daß er nebenbei mit seinem Glase ebenso eifrig dem Strande und den badenden Damen seine Aufmerksamkeit zuwandte. Ah, Herr Doktor, rief er aufspringend, äuferst erfreut, Sie zu sehen. Wollen baden? Nicht? In den Wald? Gestatten, daß mich anschließe. Dem Doktor war es nicht gerade recht, er wäre lieber allein geblieben, aber es war, ohne unhöflich zu werden, nicht möglich, Herrn von Kügelchen abzuschütteln, und so ging man den Damenstrand berührend dem Walde zu. Unten am Strande trieb die Rotte Korah ihr Wesen. Die Rotte Korah badete nämlich immer, mindestens aber früh, Mittags und Abends. Die Schilf- Hütten waren neu errichtet worden. Die Fürsprache des Doktors hatte bewirkt, daß der gestrenge Herr Strandvogt nicht allein eine gnädige Miene aussteckte, er hatte höchstselbst die Stellen angewiesen, wo Schilf geschnitten werden konnte, und hatte sogar in der Aussicht, mit etwas Trinkbarem belohnt zu werde«, selbst Hemd aus Werk gelegt. — Auch ein goldbraunes Hoiohotto trieb sich am Strande umher, und gute Augen hätten weit draußen in der See einen blonden Kopf über den Kämmen der Wellen auftauchen sehen können. Die Rotte Korah machte ein großes Hallo und grüßte herauf — deu Doktor, der bei ihr in hohen Ehren stand, und sandte einen der ihren in ziemlich dürftiger Bekleidung, der berichten sollte, Onkel Fips sei auch schon des Wegs gegangen. Schön. Als man den Wald betreten hatte und in den Fußweg einbiege» wollte, der zum Bruche führte, stieß mau auf ein Hindernis. Der Weg war durch eiuen Graben zerschnitten. Dahinter war aus jungen Holzstämmen ein Verhau errichtet, am nächsten Baume war eine Tafel angeschlagen mit der Inschrift: Verbotner Weg, und rechts und links hingen Strohwische, die nach internationaler Zeichen¬ sprache das Betreten von Feld und Wald untersagen. Herr von Kügelchen und der Doktor wunderten sich, und sie würden sich noch mehr gewundert haben, wenn sie gewußt hätten, daß diese Warnungstafel seit Menschengedenken die erste im Tapnicker Walde war, eine Sache, für die die Tapnicker Bevölkerung überhaupt kein Ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/51>, abgerufen am 19.05.2024.