Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Schule der Welt

Kinderkriegen?" fragt dieser unmutig. "Man braucht sie zu allem!" erwidert
Bardus überlegen. 'Im Geiste sieht er schon entzückt die Brut von kleinen
Philosophen, die aus einer solchen Verbindung hervorgehn müsse. Argau meint
allerdings, soweit wären sie noch nicht. Erst müsse Julie doch ihre Einwilligung
geben. "Was? ruft Bardus entrüstet -- und man spürt hier leise die Bitterkeit
durch, die Friedrich empfand, als er diese Worte schrieb --, Sie sind der Vater
und wollen Ihre Tochter nach ihrer Meinung fragen, wenn Sie sie verheiraten?
Sind Sie nicht Herr in Ihrem Hause? Mein Sohn wird die heiraten, die ich
ihm aussuchen werde." "Nein, erwidert Argau, wir sind die ersten Freunde unsrer
Kinder und nicht ihre Tyrannen." Von einer Philosophie, die zu solchen
Grundsätzen führe, will Argau nichts wissen. Wenn er eine Philosophie schätze,
so sei es nicht eine solche, die sich mit leeren Spekulationen beschäftige, sondern
eine, die zu einer gesunden und reinen Moral führe. Vergebens führt nun
Bardus auch die materiellen Vorteile, die eine Ehe mit seinem Sohn biete, ins
Feld. Bilvesee sei die erste Partie weit und breit; er werde einmal 6000 Taler
Rente haben. Als auch jetzt Argau nicht wärmer wird, sprudelt Bardus seinen
Verdacht heraus, daß Argau Mondor, den Lehrer seiner Tochter, den Hohlkopf,
der ihr mit seinen schönen Redensarten von Seele, Herz, Gefühl den Kopf
verdrehe, seinem Sohne vorziehn wolle. Argau verteidigt sich gegen diesen
Argwohn. Er wolle nur auf seine Tochter keinen Druck ausüben, weil er wisse,
wie verderblich eine erzwungne Ehe auf die Moral junger Leute einwirke, die
von Haus aus tugendhaft gewesen seien. Er geht, um mit Julie noch einmal
über die Wünsche der beiden Vnder Rücksprache zu nehmen.

Verächtlich blickt ihm Bardus nach. "Ein Schwachkopf, sagt er, aber so sind
sie alle, die Leute, die nur auf der Oberfläche der Dinge umherkriechen und
sich dabei in ihrer schwachen Vernunft und unfruchtbaren' Moral einbilden, sie
wären ebensoviel wert wie wir." Da werde sein Sohn doch einmal ein ganz
andrer Mann werden. Der werde Newton, Leibniz und den subtilen Male¬
branche sicher einst in den Schatten stellen. Er wird in seinem Selbstgespräch
durch Martin unterbrochen, der in Neisekleidern eintritt und seinen Herrn meldet,
der soeben eingetroffen sei und um die Erlaubnis bitte, seinem Vater seine Auf¬
wartung machen zu dürfen. "Was für Komplimente, ruft Bardus ärgerlich,
herein mit ihm!" Aber er beruhigt sich sofort selbst. "Er ist eben ein guterzogner
Sohn und voll Aufmerksamkeit gegen seinen Vater." Nun tritt Bilvesee selbst
ein, scheinbar ganz Respekt und Ehrerbietung. Nach der ersten hastigen Um¬
armung fragt ihn der Vater: "Nun, was machen die Monaden?" Bilvesee wird
verlegen. Aber Martin, der die Monaden wohl für eine Art weiblicher Wesen
hält, antwortet mit tiefer Verbeugung: "Sie lassen sich Herrn Bardus aufs beste
empfehlen." Etwas mehr als sein Diener weiß Bilvesee aber doch von den
Monaden. Er stottert: "Sie sind immer noch sehr hochgeschätzt." "Hast dn sie auch
zur Grundlage bei deinem ganzen Studium gemacht?" fragt der Vater. Martin,
dem sein Irrtum klar geworden ist, seufzt: "Die Monaden sind schrecklich teuer ge¬
worden." "Der Herr Professor verkauft sie jetzt sehr teuer," stammelt Bilvesee.
"Wir konnten unmöglich etwas davon kaufen," fährt Martin fort. Bardus ver¬
bittet sich solche Späße: "Der Doktor Difucius, mein Freund, hat mir fest ver¬
sprochen, dich zu unterrichten und in unsre metaphysischen Mysterien einzuführen."

Daß dieser Apostel der Monadenlehre kein andrer ist als Christian
Wolff, darauf deutet schon der Spottname, den Friedrich ihm gibt, und der,
wenn ich nicht irre, eine Art Gegenstück zu Confucius, dem Stifter der ortho¬
doxen chinesischen Moralphilosophie, sein soll. Aber die Identität wird sofort


Grenzboten IV 1906 ^
Die Schule der Welt

Kinderkriegen?" fragt dieser unmutig. „Man braucht sie zu allem!" erwidert
Bardus überlegen. 'Im Geiste sieht er schon entzückt die Brut von kleinen
Philosophen, die aus einer solchen Verbindung hervorgehn müsse. Argau meint
allerdings, soweit wären sie noch nicht. Erst müsse Julie doch ihre Einwilligung
geben. „Was? ruft Bardus entrüstet — und man spürt hier leise die Bitterkeit
durch, die Friedrich empfand, als er diese Worte schrieb —, Sie sind der Vater
und wollen Ihre Tochter nach ihrer Meinung fragen, wenn Sie sie verheiraten?
Sind Sie nicht Herr in Ihrem Hause? Mein Sohn wird die heiraten, die ich
ihm aussuchen werde." „Nein, erwidert Argau, wir sind die ersten Freunde unsrer
Kinder und nicht ihre Tyrannen." Von einer Philosophie, die zu solchen
Grundsätzen führe, will Argau nichts wissen. Wenn er eine Philosophie schätze,
so sei es nicht eine solche, die sich mit leeren Spekulationen beschäftige, sondern
eine, die zu einer gesunden und reinen Moral führe. Vergebens führt nun
Bardus auch die materiellen Vorteile, die eine Ehe mit seinem Sohn biete, ins
Feld. Bilvesee sei die erste Partie weit und breit; er werde einmal 6000 Taler
Rente haben. Als auch jetzt Argau nicht wärmer wird, sprudelt Bardus seinen
Verdacht heraus, daß Argau Mondor, den Lehrer seiner Tochter, den Hohlkopf,
der ihr mit seinen schönen Redensarten von Seele, Herz, Gefühl den Kopf
verdrehe, seinem Sohne vorziehn wolle. Argau verteidigt sich gegen diesen
Argwohn. Er wolle nur auf seine Tochter keinen Druck ausüben, weil er wisse,
wie verderblich eine erzwungne Ehe auf die Moral junger Leute einwirke, die
von Haus aus tugendhaft gewesen seien. Er geht, um mit Julie noch einmal
über die Wünsche der beiden Vnder Rücksprache zu nehmen.

Verächtlich blickt ihm Bardus nach. „Ein Schwachkopf, sagt er, aber so sind
sie alle, die Leute, die nur auf der Oberfläche der Dinge umherkriechen und
sich dabei in ihrer schwachen Vernunft und unfruchtbaren' Moral einbilden, sie
wären ebensoviel wert wie wir." Da werde sein Sohn doch einmal ein ganz
andrer Mann werden. Der werde Newton, Leibniz und den subtilen Male¬
branche sicher einst in den Schatten stellen. Er wird in seinem Selbstgespräch
durch Martin unterbrochen, der in Neisekleidern eintritt und seinen Herrn meldet,
der soeben eingetroffen sei und um die Erlaubnis bitte, seinem Vater seine Auf¬
wartung machen zu dürfen. „Was für Komplimente, ruft Bardus ärgerlich,
herein mit ihm!" Aber er beruhigt sich sofort selbst. „Er ist eben ein guterzogner
Sohn und voll Aufmerksamkeit gegen seinen Vater." Nun tritt Bilvesee selbst
ein, scheinbar ganz Respekt und Ehrerbietung. Nach der ersten hastigen Um¬
armung fragt ihn der Vater: „Nun, was machen die Monaden?" Bilvesee wird
verlegen. Aber Martin, der die Monaden wohl für eine Art weiblicher Wesen
hält, antwortet mit tiefer Verbeugung: „Sie lassen sich Herrn Bardus aufs beste
empfehlen." Etwas mehr als sein Diener weiß Bilvesee aber doch von den
Monaden. Er stottert: „Sie sind immer noch sehr hochgeschätzt." „Hast dn sie auch
zur Grundlage bei deinem ganzen Studium gemacht?" fragt der Vater. Martin,
dem sein Irrtum klar geworden ist, seufzt: „Die Monaden sind schrecklich teuer ge¬
worden." „Der Herr Professor verkauft sie jetzt sehr teuer," stammelt Bilvesee.
»Wir konnten unmöglich etwas davon kaufen," fährt Martin fort. Bardus ver¬
bittet sich solche Späße: „Der Doktor Difucius, mein Freund, hat mir fest ver¬
sprochen, dich zu unterrichten und in unsre metaphysischen Mysterien einzuführen."

Daß dieser Apostel der Monadenlehre kein andrer ist als Christian
Wolff, darauf deutet schon der Spottname, den Friedrich ihm gibt, und der,
wenn ich nicht irre, eine Art Gegenstück zu Confucius, dem Stifter der ortho¬
doxen chinesischen Moralphilosophie, sein soll. Aber die Identität wird sofort


Grenzboten IV 1906 ^
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0113" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/300612"/>
          <fw type="header" place="top"> Die Schule der Welt</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_356" prev="#ID_355"> Kinderkriegen?" fragt dieser unmutig. &#x201E;Man braucht sie zu allem!" erwidert<lb/>
Bardus überlegen. 'Im Geiste sieht er schon entzückt die Brut von kleinen<lb/>
Philosophen, die aus einer solchen Verbindung hervorgehn müsse. Argau meint<lb/>
allerdings, soweit wären sie noch nicht. Erst müsse Julie doch ihre Einwilligung<lb/>
geben. &#x201E;Was? ruft Bardus entrüstet &#x2014; und man spürt hier leise die Bitterkeit<lb/>
durch, die Friedrich empfand, als er diese Worte schrieb &#x2014;, Sie sind der Vater<lb/>
und wollen Ihre Tochter nach ihrer Meinung fragen, wenn Sie sie verheiraten?<lb/>
Sind Sie nicht Herr in Ihrem Hause? Mein Sohn wird die heiraten, die ich<lb/>
ihm aussuchen werde." &#x201E;Nein, erwidert Argau, wir sind die ersten Freunde unsrer<lb/>
Kinder und nicht ihre Tyrannen." Von einer Philosophie, die zu solchen<lb/>
Grundsätzen führe, will Argau nichts wissen. Wenn er eine Philosophie schätze,<lb/>
so sei es nicht eine solche, die sich mit leeren Spekulationen beschäftige, sondern<lb/>
eine, die zu einer gesunden und reinen Moral führe. Vergebens führt nun<lb/>
Bardus auch die materiellen Vorteile, die eine Ehe mit seinem Sohn biete, ins<lb/>
Feld. Bilvesee sei die erste Partie weit und breit; er werde einmal 6000 Taler<lb/>
Rente haben. Als auch jetzt Argau nicht wärmer wird, sprudelt Bardus seinen<lb/>
Verdacht heraus, daß Argau Mondor, den Lehrer seiner Tochter, den Hohlkopf,<lb/>
der ihr mit seinen schönen Redensarten von Seele, Herz, Gefühl den Kopf<lb/>
verdrehe, seinem Sohne vorziehn wolle. Argau verteidigt sich gegen diesen<lb/>
Argwohn. Er wolle nur auf seine Tochter keinen Druck ausüben, weil er wisse,<lb/>
wie verderblich eine erzwungne Ehe auf die Moral junger Leute einwirke, die<lb/>
von Haus aus tugendhaft gewesen seien. Er geht, um mit Julie noch einmal<lb/>
über die Wünsche der beiden Vnder Rücksprache zu nehmen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_357"> Verächtlich blickt ihm Bardus nach. &#x201E;Ein Schwachkopf, sagt er, aber so sind<lb/>
sie alle, die Leute, die nur auf der Oberfläche der Dinge umherkriechen und<lb/>
sich dabei in ihrer schwachen Vernunft und unfruchtbaren' Moral einbilden, sie<lb/>
wären ebensoviel wert wie wir." Da werde sein Sohn doch einmal ein ganz<lb/>
andrer Mann werden. Der werde Newton, Leibniz und den subtilen Male¬<lb/>
branche sicher einst in den Schatten stellen. Er wird in seinem Selbstgespräch<lb/>
durch Martin unterbrochen, der in Neisekleidern eintritt und seinen Herrn meldet,<lb/>
der soeben eingetroffen sei und um die Erlaubnis bitte, seinem Vater seine Auf¬<lb/>
wartung machen zu dürfen. &#x201E;Was für Komplimente, ruft Bardus ärgerlich,<lb/>
herein mit ihm!" Aber er beruhigt sich sofort selbst. &#x201E;Er ist eben ein guterzogner<lb/>
Sohn und voll Aufmerksamkeit gegen seinen Vater." Nun tritt Bilvesee selbst<lb/>
ein, scheinbar ganz Respekt und Ehrerbietung. Nach der ersten hastigen Um¬<lb/>
armung fragt ihn der Vater: &#x201E;Nun, was machen die Monaden?" Bilvesee wird<lb/>
verlegen. Aber Martin, der die Monaden wohl für eine Art weiblicher Wesen<lb/>
hält, antwortet mit tiefer Verbeugung: &#x201E;Sie lassen sich Herrn Bardus aufs beste<lb/>
empfehlen." Etwas mehr als sein Diener weiß Bilvesee aber doch von den<lb/>
Monaden. Er stottert: &#x201E;Sie sind immer noch sehr hochgeschätzt." &#x201E;Hast dn sie auch<lb/>
zur Grundlage bei deinem ganzen Studium gemacht?" fragt der Vater. Martin,<lb/>
dem sein Irrtum klar geworden ist, seufzt: &#x201E;Die Monaden sind schrecklich teuer ge¬<lb/>
worden." &#x201E;Der Herr Professor verkauft sie jetzt sehr teuer," stammelt Bilvesee.<lb/>
»Wir konnten unmöglich etwas davon kaufen," fährt Martin fort. Bardus ver¬<lb/>
bittet sich solche Späße: &#x201E;Der Doktor Difucius, mein Freund, hat mir fest ver¬<lb/>
sprochen, dich zu unterrichten und in unsre metaphysischen Mysterien einzuführen."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_358" next="#ID_359"> Daß dieser Apostel der Monadenlehre kein andrer ist als Christian<lb/>
Wolff, darauf deutet schon der Spottname, den Friedrich ihm gibt, und der,<lb/>
wenn ich nicht irre, eine Art Gegenstück zu Confucius, dem Stifter der ortho¬<lb/>
doxen chinesischen Moralphilosophie, sein soll.  Aber die Identität wird sofort</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV 1906 ^</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0113] Die Schule der Welt Kinderkriegen?" fragt dieser unmutig. „Man braucht sie zu allem!" erwidert Bardus überlegen. 'Im Geiste sieht er schon entzückt die Brut von kleinen Philosophen, die aus einer solchen Verbindung hervorgehn müsse. Argau meint allerdings, soweit wären sie noch nicht. Erst müsse Julie doch ihre Einwilligung geben. „Was? ruft Bardus entrüstet — und man spürt hier leise die Bitterkeit durch, die Friedrich empfand, als er diese Worte schrieb —, Sie sind der Vater und wollen Ihre Tochter nach ihrer Meinung fragen, wenn Sie sie verheiraten? Sind Sie nicht Herr in Ihrem Hause? Mein Sohn wird die heiraten, die ich ihm aussuchen werde." „Nein, erwidert Argau, wir sind die ersten Freunde unsrer Kinder und nicht ihre Tyrannen." Von einer Philosophie, die zu solchen Grundsätzen führe, will Argau nichts wissen. Wenn er eine Philosophie schätze, so sei es nicht eine solche, die sich mit leeren Spekulationen beschäftige, sondern eine, die zu einer gesunden und reinen Moral führe. Vergebens führt nun Bardus auch die materiellen Vorteile, die eine Ehe mit seinem Sohn biete, ins Feld. Bilvesee sei die erste Partie weit und breit; er werde einmal 6000 Taler Rente haben. Als auch jetzt Argau nicht wärmer wird, sprudelt Bardus seinen Verdacht heraus, daß Argau Mondor, den Lehrer seiner Tochter, den Hohlkopf, der ihr mit seinen schönen Redensarten von Seele, Herz, Gefühl den Kopf verdrehe, seinem Sohne vorziehn wolle. Argau verteidigt sich gegen diesen Argwohn. Er wolle nur auf seine Tochter keinen Druck ausüben, weil er wisse, wie verderblich eine erzwungne Ehe auf die Moral junger Leute einwirke, die von Haus aus tugendhaft gewesen seien. Er geht, um mit Julie noch einmal über die Wünsche der beiden Vnder Rücksprache zu nehmen. Verächtlich blickt ihm Bardus nach. „Ein Schwachkopf, sagt er, aber so sind sie alle, die Leute, die nur auf der Oberfläche der Dinge umherkriechen und sich dabei in ihrer schwachen Vernunft und unfruchtbaren' Moral einbilden, sie wären ebensoviel wert wie wir." Da werde sein Sohn doch einmal ein ganz andrer Mann werden. Der werde Newton, Leibniz und den subtilen Male¬ branche sicher einst in den Schatten stellen. Er wird in seinem Selbstgespräch durch Martin unterbrochen, der in Neisekleidern eintritt und seinen Herrn meldet, der soeben eingetroffen sei und um die Erlaubnis bitte, seinem Vater seine Auf¬ wartung machen zu dürfen. „Was für Komplimente, ruft Bardus ärgerlich, herein mit ihm!" Aber er beruhigt sich sofort selbst. „Er ist eben ein guterzogner Sohn und voll Aufmerksamkeit gegen seinen Vater." Nun tritt Bilvesee selbst ein, scheinbar ganz Respekt und Ehrerbietung. Nach der ersten hastigen Um¬ armung fragt ihn der Vater: „Nun, was machen die Monaden?" Bilvesee wird verlegen. Aber Martin, der die Monaden wohl für eine Art weiblicher Wesen hält, antwortet mit tiefer Verbeugung: „Sie lassen sich Herrn Bardus aufs beste empfehlen." Etwas mehr als sein Diener weiß Bilvesee aber doch von den Monaden. Er stottert: „Sie sind immer noch sehr hochgeschätzt." „Hast dn sie auch zur Grundlage bei deinem ganzen Studium gemacht?" fragt der Vater. Martin, dem sein Irrtum klar geworden ist, seufzt: „Die Monaden sind schrecklich teuer ge¬ worden." „Der Herr Professor verkauft sie jetzt sehr teuer," stammelt Bilvesee. »Wir konnten unmöglich etwas davon kaufen," fährt Martin fort. Bardus ver¬ bittet sich solche Späße: „Der Doktor Difucius, mein Freund, hat mir fest ver¬ sprochen, dich zu unterrichten und in unsre metaphysischen Mysterien einzuführen." Daß dieser Apostel der Monadenlehre kein andrer ist als Christian Wolff, darauf deutet schon der Spottname, den Friedrich ihm gibt, und der, wenn ich nicht irre, eine Art Gegenstück zu Confucius, dem Stifter der ortho¬ doxen chinesischen Moralphilosophie, sein soll. Aber die Identität wird sofort Grenzboten IV 1906 ^

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/113
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/113>, abgerufen am 05.06.2024.