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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Heimatsehnsucht

Sebaldus nicht geschehen können, als daß Maria ihm das Harmonium geschenkt hatte;
Stunden um Stunden verbrachte er an dem herrlichen Instrument. Anfangs freute
es Maria -- dann hätte sie gern wenigstens ab und zu eine weltliche Melodie
gehört, zuletzt wurden ihr die ernsten feierlichen Akkorde Gregorianischer Kirchen¬
musik förmlich leid. Sie drückten ihre Seele nieder, schwer, wie der ewig graue
nordische Winterhimmel.

Seit er erst wieder sicherer ans dem Harmonium war, spielte Heinrich auch
zuweilen in der Kirche die Orgel, und Maria schien es, als würde sein für kurze
Zeit etwas aufgeheitertes Gemüt wieder mehr denn zuvor, von Schatten der Schwer¬
mut bedrängt, einer geradezu leidenschaftlichen Religiosität in die Arme getrieben.
Habe ich Recht getan? fragte sie sich oft. Hab ich, indem ich seinen Lieblings¬
wunsch erfüllte, ihn nicht vielleicht auf dem für ihn gefährlichen Wege vorwärts
getrieben? Habe ich mir den Kampf um die Kindererziehung nicht doppelt er¬
schwert? Denn das böse Vierteljahr begann, das letzte, das die Kinder nach dem
festen Willen der Mutter in der Volksschule zubringen sollten. Maria war sich
dessen klar bewußt: eine schwere Zeit stand ihr bevor. Der alte Kampf entbrannte
aufs neue, desto heißer, je näher die Stunde der Entscheidung rückte.

Mehr als einmal hatte sich der Pfarrer redlich Mühe gegeben, Heinrich
Sebaldus den Wünschen und Plänen seiner Frau geneigt zu machen. Aber auch
dieser mächtige Verbündete mußte die Waffen vor dem Eigensinn und der fast
krankhaften Gereiztheit des Regierungsrath strecken. Er, der Sohn eines wohl¬
habenden westfälischen Bauerngutsbesitzers, hatte selber bis zu seinem vierzehnten
Jahre die Dorfschule besucht und konnte und wollte es nicht einsehen, daß er Unrecht
täte, törichter Vorurteile wegen seinen Kindern die ihrem Stande angemessene Er¬
ziehung zu verweigern, zu der die große Stadt doch reichlich Gelegenheit bot. Ist
nicht trotz Dorfschule etwas Ordentliches aus mir geworden? Warum sollen meine
Jungen es besser haben als ich? Hauptsache, daß ein guter Grund gelegt
wird -- und dafür sorgt die preußische Volksschule.

Aber daß sie die Kinder mit manchen Elementen zusammenbringt, die ihnen
besser fernbleiben, läßt sich leider nicht leugnen. Und daß die Großstadt gerade
unter den Kindern dieser aus aller Herren Ländern stammenden Leute mehr früh-
verdorbne Charaktere zeitigt als das Land rin seiner einfachen ansässigen Be¬
völkerung, ist ebenfalls eine traurige Tatsache, mußte der Pfarrer seufzend, aber
als ehrlicher Mann zugestehn.

Und Sebaldus Autwort lautete:

Mag sein, aber sie wachsen wenigstens unter ihresgleichen auf. und es geht
ihnen in Fleisch und Blut über, daß sie katholisch sind. Alles übrige holt sich
leicht nach. Fragen Sie doch meine Frau, wie sie als Kind in der evangelischen
Schule gelitten, ihre Eltern unter Tränen gebeten hat, sie so werden zu lassen wie
die andern, das heißt lutherisch. Soll ich dasselbe an meinen Kindern erleben?

Maria widersprach heftig.

Aber so sieh es doch ein, Heinrich! Gerade weil ich selbst durch Intoleranz
soviel gelitten habe, will ich nicht, daß unsre Kinder zu einseitigen Menschen erzogen
werden, die sich für besser halten und turmhoch über Andersgläubige erhaben
dünken. Glauben wir denn nicht alle an einen Gott? Können wir nicht friedlich
wie Brüder nebeneinander herleben? Mag doch jeder seinen Glauben, in dem er
geboren und erzogen ist, im Herzen für den einzig wahren und richtigen halten,
ihm treu bleiben so lang er lebt, aber auch Toleranz an Andersgläubigen über.
Das müßten die Lehrer schon den Kindern in der Schule einprägen: So gut wie
dein Vater Tischler und deiner Schuster und jener Maler oder Schlosser ist, und
jeder seinen Beruf für den besten hält und der Gesamtheit nützlich und nötig
ist -- so gut bist du jüdisch, und du katholisch, und du evangelisch, und ihr alle


Heimatsehnsucht

Sebaldus nicht geschehen können, als daß Maria ihm das Harmonium geschenkt hatte;
Stunden um Stunden verbrachte er an dem herrlichen Instrument. Anfangs freute
es Maria — dann hätte sie gern wenigstens ab und zu eine weltliche Melodie
gehört, zuletzt wurden ihr die ernsten feierlichen Akkorde Gregorianischer Kirchen¬
musik förmlich leid. Sie drückten ihre Seele nieder, schwer, wie der ewig graue
nordische Winterhimmel.

Seit er erst wieder sicherer ans dem Harmonium war, spielte Heinrich auch
zuweilen in der Kirche die Orgel, und Maria schien es, als würde sein für kurze
Zeit etwas aufgeheitertes Gemüt wieder mehr denn zuvor, von Schatten der Schwer¬
mut bedrängt, einer geradezu leidenschaftlichen Religiosität in die Arme getrieben.
Habe ich Recht getan? fragte sie sich oft. Hab ich, indem ich seinen Lieblings¬
wunsch erfüllte, ihn nicht vielleicht auf dem für ihn gefährlichen Wege vorwärts
getrieben? Habe ich mir den Kampf um die Kindererziehung nicht doppelt er¬
schwert? Denn das böse Vierteljahr begann, das letzte, das die Kinder nach dem
festen Willen der Mutter in der Volksschule zubringen sollten. Maria war sich
dessen klar bewußt: eine schwere Zeit stand ihr bevor. Der alte Kampf entbrannte
aufs neue, desto heißer, je näher die Stunde der Entscheidung rückte.

Mehr als einmal hatte sich der Pfarrer redlich Mühe gegeben, Heinrich
Sebaldus den Wünschen und Plänen seiner Frau geneigt zu machen. Aber auch
dieser mächtige Verbündete mußte die Waffen vor dem Eigensinn und der fast
krankhaften Gereiztheit des Regierungsrath strecken. Er, der Sohn eines wohl¬
habenden westfälischen Bauerngutsbesitzers, hatte selber bis zu seinem vierzehnten
Jahre die Dorfschule besucht und konnte und wollte es nicht einsehen, daß er Unrecht
täte, törichter Vorurteile wegen seinen Kindern die ihrem Stande angemessene Er¬
ziehung zu verweigern, zu der die große Stadt doch reichlich Gelegenheit bot. Ist
nicht trotz Dorfschule etwas Ordentliches aus mir geworden? Warum sollen meine
Jungen es besser haben als ich? Hauptsache, daß ein guter Grund gelegt
wird — und dafür sorgt die preußische Volksschule.

Aber daß sie die Kinder mit manchen Elementen zusammenbringt, die ihnen
besser fernbleiben, läßt sich leider nicht leugnen. Und daß die Großstadt gerade
unter den Kindern dieser aus aller Herren Ländern stammenden Leute mehr früh-
verdorbne Charaktere zeitigt als das Land rin seiner einfachen ansässigen Be¬
völkerung, ist ebenfalls eine traurige Tatsache, mußte der Pfarrer seufzend, aber
als ehrlicher Mann zugestehn.

Und Sebaldus Autwort lautete:

Mag sein, aber sie wachsen wenigstens unter ihresgleichen auf. und es geht
ihnen in Fleisch und Blut über, daß sie katholisch sind. Alles übrige holt sich
leicht nach. Fragen Sie doch meine Frau, wie sie als Kind in der evangelischen
Schule gelitten, ihre Eltern unter Tränen gebeten hat, sie so werden zu lassen wie
die andern, das heißt lutherisch. Soll ich dasselbe an meinen Kindern erleben?

Maria widersprach heftig.

Aber so sieh es doch ein, Heinrich! Gerade weil ich selbst durch Intoleranz
soviel gelitten habe, will ich nicht, daß unsre Kinder zu einseitigen Menschen erzogen
werden, die sich für besser halten und turmhoch über Andersgläubige erhaben
dünken. Glauben wir denn nicht alle an einen Gott? Können wir nicht friedlich
wie Brüder nebeneinander herleben? Mag doch jeder seinen Glauben, in dem er
geboren und erzogen ist, im Herzen für den einzig wahren und richtigen halten,
ihm treu bleiben so lang er lebt, aber auch Toleranz an Andersgläubigen über.
Das müßten die Lehrer schon den Kindern in der Schule einprägen: So gut wie
dein Vater Tischler und deiner Schuster und jener Maler oder Schlosser ist, und
jeder seinen Beruf für den besten hält und der Gesamtheit nützlich und nötig
ist — so gut bist du jüdisch, und du katholisch, und du evangelisch, und ihr alle


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[0393] Heimatsehnsucht Sebaldus nicht geschehen können, als daß Maria ihm das Harmonium geschenkt hatte; Stunden um Stunden verbrachte er an dem herrlichen Instrument. Anfangs freute es Maria — dann hätte sie gern wenigstens ab und zu eine weltliche Melodie gehört, zuletzt wurden ihr die ernsten feierlichen Akkorde Gregorianischer Kirchen¬ musik förmlich leid. Sie drückten ihre Seele nieder, schwer, wie der ewig graue nordische Winterhimmel. Seit er erst wieder sicherer ans dem Harmonium war, spielte Heinrich auch zuweilen in der Kirche die Orgel, und Maria schien es, als würde sein für kurze Zeit etwas aufgeheitertes Gemüt wieder mehr denn zuvor, von Schatten der Schwer¬ mut bedrängt, einer geradezu leidenschaftlichen Religiosität in die Arme getrieben. Habe ich Recht getan? fragte sie sich oft. Hab ich, indem ich seinen Lieblings¬ wunsch erfüllte, ihn nicht vielleicht auf dem für ihn gefährlichen Wege vorwärts getrieben? Habe ich mir den Kampf um die Kindererziehung nicht doppelt er¬ schwert? Denn das böse Vierteljahr begann, das letzte, das die Kinder nach dem festen Willen der Mutter in der Volksschule zubringen sollten. Maria war sich dessen klar bewußt: eine schwere Zeit stand ihr bevor. Der alte Kampf entbrannte aufs neue, desto heißer, je näher die Stunde der Entscheidung rückte. Mehr als einmal hatte sich der Pfarrer redlich Mühe gegeben, Heinrich Sebaldus den Wünschen und Plänen seiner Frau geneigt zu machen. Aber auch dieser mächtige Verbündete mußte die Waffen vor dem Eigensinn und der fast krankhaften Gereiztheit des Regierungsrath strecken. Er, der Sohn eines wohl¬ habenden westfälischen Bauerngutsbesitzers, hatte selber bis zu seinem vierzehnten Jahre die Dorfschule besucht und konnte und wollte es nicht einsehen, daß er Unrecht täte, törichter Vorurteile wegen seinen Kindern die ihrem Stande angemessene Er¬ ziehung zu verweigern, zu der die große Stadt doch reichlich Gelegenheit bot. Ist nicht trotz Dorfschule etwas Ordentliches aus mir geworden? Warum sollen meine Jungen es besser haben als ich? Hauptsache, daß ein guter Grund gelegt wird — und dafür sorgt die preußische Volksschule. Aber daß sie die Kinder mit manchen Elementen zusammenbringt, die ihnen besser fernbleiben, läßt sich leider nicht leugnen. Und daß die Großstadt gerade unter den Kindern dieser aus aller Herren Ländern stammenden Leute mehr früh- verdorbne Charaktere zeitigt als das Land rin seiner einfachen ansässigen Be¬ völkerung, ist ebenfalls eine traurige Tatsache, mußte der Pfarrer seufzend, aber als ehrlicher Mann zugestehn. Und Sebaldus Autwort lautete: Mag sein, aber sie wachsen wenigstens unter ihresgleichen auf. und es geht ihnen in Fleisch und Blut über, daß sie katholisch sind. Alles übrige holt sich leicht nach. Fragen Sie doch meine Frau, wie sie als Kind in der evangelischen Schule gelitten, ihre Eltern unter Tränen gebeten hat, sie so werden zu lassen wie die andern, das heißt lutherisch. Soll ich dasselbe an meinen Kindern erleben? Maria widersprach heftig. Aber so sieh es doch ein, Heinrich! Gerade weil ich selbst durch Intoleranz soviel gelitten habe, will ich nicht, daß unsre Kinder zu einseitigen Menschen erzogen werden, die sich für besser halten und turmhoch über Andersgläubige erhaben dünken. Glauben wir denn nicht alle an einen Gott? Können wir nicht friedlich wie Brüder nebeneinander herleben? Mag doch jeder seinen Glauben, in dem er geboren und erzogen ist, im Herzen für den einzig wahren und richtigen halten, ihm treu bleiben so lang er lebt, aber auch Toleranz an Andersgläubigen über. Das müßten die Lehrer schon den Kindern in der Schule einprägen: So gut wie dein Vater Tischler und deiner Schuster und jener Maler oder Schlosser ist, und jeder seinen Beruf für den besten hält und der Gesamtheit nützlich und nötig ist — so gut bist du jüdisch, und du katholisch, und du evangelisch, und ihr alle

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/393>, abgerufen am 15.05.2024.