Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.Das deutsche Uriegervereinswesen in seiner gegenwärtigen Gestalt Andre und reichlicher fließende Einnahmen gewähren die Bundeszeitung Parole, Eine andre soziale Tätigkeit des Bundes ist die Sterbekafse, die, auf Gegen¬ Diese Kasse verfügt über ein Vermögen von etwa einer Million Mark, das Humanitären Zwecken dienen auch die im Schoß der Kriegervereine ge¬ ^. Daß bei der Organisation der freiwilligen Sanitätskolonne hauptsächlich die Das deutsche Uriegervereinswesen in seiner gegenwärtigen Gestalt Andre und reichlicher fließende Einnahmen gewähren die Bundeszeitung Parole, Eine andre soziale Tätigkeit des Bundes ist die Sterbekafse, die, auf Gegen¬ Diese Kasse verfügt über ein Vermögen von etwa einer Million Mark, das Humanitären Zwecken dienen auch die im Schoß der Kriegervereine ge¬ ^. Daß bei der Organisation der freiwilligen Sanitätskolonne hauptsächlich die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0403" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/300902"/> <fw type="header" place="top"> Das deutsche Uriegervereinswesen in seiner gegenwärtigen Gestalt</fw><lb/> <p xml:id="ID_1680" prev="#ID_1679"> Andre und reichlicher fließende Einnahmen gewähren die Bundeszeitung Parole,<lb/> das Jahrbuch des Deutschen Kriegerbundes, die zum Einsammeln freiwilliger<lb/> Gaben bestimmte Kriegerfechtanstalt und eine Jahreslotterie. Aus diesen Quellen<lb/> stießt der Verwaltung alljährlich durchschnittlich ungefähr eine Summe bon<lb/> 100000 bis 130 000 Mark zu. Mit diesem Kapital werden zunächst drei Waisen¬<lb/> häuser unterhalten, ein evangelisches in Römhild in Sachsen-Meiningen für<lb/> 110 Kinder, eins desgleichen in Osnabrück und ein.katholisches iii Kanth in<lb/> Schlesien für 65 Zöglinge. Der Bau weiterer Waisenhäuser soll nach Maßgabe<lb/> der dafür verfügbaren Mittel erfolgen. Das Waisenhaus hat die Bestimmung das<lb/> Elternhaus zu ersetzen und den Kindern eine gute Erziehung zu geben. Bis zu<lb/> chrer Einsegnung bleiben die Knaben im Hause, dann kommen sie in die Lehre,<lb/> um ein Handwerk zu erlernen, oder sie treten in eine Unteroffiziervorschule ein.<lb/> Die Mädchen bleiben nach der Konfirmation noch einige Jahre im Hause, um<lb/> die Wirtschaft zu erlernen, und werden dann in Hausstellungen untergebracht.<lb/> Mit der Errichtung und dem Betrieb der Waisenhäuser hat sich der Kriegerbuud<lb/> em großes Verdienst erworben; indem er den Zöglingen Vater und Mutter<lb/> ersetzt, betätigt er seine Kameradenliebe in segensreicher Weise und gewährt den<lb/> Heranwachsenden die Gelegenheit, sich für einen Lebensberuf vorzubereiten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1681"> Eine andre soziale Tätigkeit des Bundes ist die Sterbekafse, die, auf Gegen¬<lb/> seitigkeit gegründet, Sterbegelderversicherungen bis zu 1000 Mark annimmt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1682"> Diese Kasse verfügt über ein Vermögen von etwa einer Million Mark, das<lb/> Versicherungskapital beträgt neun Millionen Mark. Ähnliche Einrichtungen be-<lb/> fiehlt in den nichtpreußischen Landesverbänden. Im königlich sächsischen Militär-<lb/> vereinsbund liegt die soziale Tätigkeit hauptsächlich in den Vereinen selbst, die<lb/> MrUch mehr als 300000 Mark an Unterstützungen, Kranken- und Sterbegeldern<lb/> aufbringen. / /</p><lb/> <p xml:id="ID_1683"> Humanitären Zwecken dienen auch die im Schoß der Kriegervereine ge¬<lb/> bildeten Sanitütskolonnen, die dazu bestimmt sind, im Kriege die Militärsanitäts-<lb/> etachements zu unterstützen und im Frieden den Dienst als Krankenträger und<lb/> ^'rankentransporteure zu versehen. Die Kriegersanitätskolonneu werden theoretisch<lb/> und praktisch ausgebildet und in allen Handreichungen und Hilfeleistungen unter¬<lb/> liefen, die dem erkrankten oder verwundeten Soldaten bis zur Ankunft des<lb/> ^ztes zuteil werden müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1684" next="#ID_1685"> ^. Daß bei der Organisation der freiwilligen Sanitätskolonne hauptsächlich die<lb/> ^riegervereine berücksichtigt wurden, lag erstens deshalb nahe, weil sich diese<lb/> ^ auch der Deutsche Kriegerbund durch ihre Satzungen ausdrücklich dazu<lb/> ^rpflichtet haben, sich im Falle eines Krieges im Sinne der Genfer Konvention<lb/> °e>n Heere zur Verfügung zu stellen. Ein zweiter Grund , lag in der militärischen<lb/> ^orbildung der Vereinsmitglieder. In ihnen steht ein Personal zur Verfügung,<lb/> an militärische Formen gewöhnt sowie mit den Umgangsformen und deu<lb/> ^ebensgewohnheiten der jttngern Soldaten, denen ihre Hilfe gelten soll, vertraut<lb/> lst, das ferner durch Friedcnsübungen oder zum Teil durch Kriegserfahrung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0403]
Das deutsche Uriegervereinswesen in seiner gegenwärtigen Gestalt
Andre und reichlicher fließende Einnahmen gewähren die Bundeszeitung Parole,
das Jahrbuch des Deutschen Kriegerbundes, die zum Einsammeln freiwilliger
Gaben bestimmte Kriegerfechtanstalt und eine Jahreslotterie. Aus diesen Quellen
stießt der Verwaltung alljährlich durchschnittlich ungefähr eine Summe bon
100000 bis 130 000 Mark zu. Mit diesem Kapital werden zunächst drei Waisen¬
häuser unterhalten, ein evangelisches in Römhild in Sachsen-Meiningen für
110 Kinder, eins desgleichen in Osnabrück und ein.katholisches iii Kanth in
Schlesien für 65 Zöglinge. Der Bau weiterer Waisenhäuser soll nach Maßgabe
der dafür verfügbaren Mittel erfolgen. Das Waisenhaus hat die Bestimmung das
Elternhaus zu ersetzen und den Kindern eine gute Erziehung zu geben. Bis zu
chrer Einsegnung bleiben die Knaben im Hause, dann kommen sie in die Lehre,
um ein Handwerk zu erlernen, oder sie treten in eine Unteroffiziervorschule ein.
Die Mädchen bleiben nach der Konfirmation noch einige Jahre im Hause, um
die Wirtschaft zu erlernen, und werden dann in Hausstellungen untergebracht.
Mit der Errichtung und dem Betrieb der Waisenhäuser hat sich der Kriegerbuud
em großes Verdienst erworben; indem er den Zöglingen Vater und Mutter
ersetzt, betätigt er seine Kameradenliebe in segensreicher Weise und gewährt den
Heranwachsenden die Gelegenheit, sich für einen Lebensberuf vorzubereiten.
Eine andre soziale Tätigkeit des Bundes ist die Sterbekafse, die, auf Gegen¬
seitigkeit gegründet, Sterbegelderversicherungen bis zu 1000 Mark annimmt.
Diese Kasse verfügt über ein Vermögen von etwa einer Million Mark, das
Versicherungskapital beträgt neun Millionen Mark. Ähnliche Einrichtungen be-
fiehlt in den nichtpreußischen Landesverbänden. Im königlich sächsischen Militär-
vereinsbund liegt die soziale Tätigkeit hauptsächlich in den Vereinen selbst, die
MrUch mehr als 300000 Mark an Unterstützungen, Kranken- und Sterbegeldern
aufbringen. / /
Humanitären Zwecken dienen auch die im Schoß der Kriegervereine ge¬
bildeten Sanitütskolonnen, die dazu bestimmt sind, im Kriege die Militärsanitäts-
etachements zu unterstützen und im Frieden den Dienst als Krankenträger und
^'rankentransporteure zu versehen. Die Kriegersanitätskolonneu werden theoretisch
und praktisch ausgebildet und in allen Handreichungen und Hilfeleistungen unter¬
liefen, die dem erkrankten oder verwundeten Soldaten bis zur Ankunft des
^ztes zuteil werden müssen.
^. Daß bei der Organisation der freiwilligen Sanitätskolonne hauptsächlich die
^riegervereine berücksichtigt wurden, lag erstens deshalb nahe, weil sich diese
^ auch der Deutsche Kriegerbund durch ihre Satzungen ausdrücklich dazu
^rpflichtet haben, sich im Falle eines Krieges im Sinne der Genfer Konvention
°e>n Heere zur Verfügung zu stellen. Ein zweiter Grund , lag in der militärischen
^orbildung der Vereinsmitglieder. In ihnen steht ein Personal zur Verfügung,
an militärische Formen gewöhnt sowie mit den Umgangsformen und deu
^ebensgewohnheiten der jttngern Soldaten, denen ihre Hilfe gelten soll, vertraut
lst, das ferner durch Friedcnsübungen oder zum Teil durch Kriegserfahrung
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