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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Kanals steht schon fest mit soll von der Regierung dem preußischen Landtage
vorgelegt werden.

Wir kommen nun noch zu einer Gruppe von Plänen, die noch nicht voll¬
ständig gereist sind, jedoch fleißig gefordert werden. Dazu gehört im Gebiet
des Oberrheins zunächst die Fortsetzung der Nheiukorrektion von Straßburg bis
Vnsel. Die Wasscrmcisse ist auch hier noch groß genug, doch ist das Strom¬
bett arg verwildert. Er spaltet sich fortwährend in verschiedne Arme, und diese
haben meist nur eine sehr zeitliche Existenz, da das Hochwasser alte Arme dnrch
Vertiefung absperrt und sich neue Bahnen bricht. Straßburg, bis wohin die
Schiffahrt geht, liegt 139 Meter über dem Meere, Basel 243. Das Gefälle
beträgt also 104 Meter. Ob es möglich ist, diesen starken Höhenunterschied
auf nur 120 bis 125 Kilometer Länge durch Schleusen und Wehre zu über¬
winden, mag noch zweifelhaft erscheinen. Die neuzeitliche Wasserbaukunst scheut
"or einer solchen Aufgabe nicht zurück, doch möge" die Kosten nllzuhoch werden.
Natürlich wäre hier die Schweiz der Hauptinteressent. Auch die Schiffahrt
vom Niederrhein bis Straßburg stellt noch wesentlich höhere Ansprüche, als bis
letzt erfüllt sind. Karlsruhe, das vom Rhein nur 6 Kilometer entfernt und in
der Ebene liegt, verlangt einen Stichkanal nach dem großen Strome.

Die Mosel ist wenig schiffbar. Doch glauben die Interessenten, diesen
Nuß nicht nnr bis Trier, sondern bis Metz schiffbar machen zu können, dazu
"le Saar bis Saarbrücken. Auch Luxemburg interessiert sich lebhaft für dieses
Unternehmen. Die Nassauer möchten die Lahn stromauf bis Gießen schiffbar
gemacht haben. Ernstliche Zusagen hat die preußische Regierung schon den
^uteressenteu der Lippekanalisation gemacht. Dieser Fluß wird sicher in das
letz der deutscheu Wasserstraßen einbezogen werden.

Auch j," Wesergebiet rastet man nicht. Wie überall, so erinnert man sich
""es dort, daß einst auch die Nebenflüsse der Schiffahrt zugänglich gewesen
waren, und daß man mit Unrecht diese alten Stümpfe hat verkümmern lassen,
Wo es doch leicht gewesen wäre, sie gedeihlich weiter zu entwickeln. Jetzt läßt
Mai, sie neue Augen treiben, lind siehe da, sie wachsen wieder. Über Aller und
^ü,e hatte mau Brücken gebant, als ob ans durchpassierende Schiffe gar kein
Gewicht mehr zu legen sei. Auch bei Muhlwehreu ignorierte man sie. Nu"
ö^esse man wieder zu und findet, daß es nur geringer Nachhilfe bedarf, um die
6'küsse auch wieder der Schiffahrt dienstbar zu machen. In Celle kommen jetzt
wieder in regem Verkehr Schiffe von Bremen an. Die Kanalisation der Leine
^°u Hannover bis zur Mündung hätte man leicht durchgesetzt, wenn nicht der
^einen zur Weser der Stadt Hannover eine viel bessere Verbindung bringen
^te. Im Vergleich zur Elbe und vollends zum Rhein ist der Verkehr auf
^ er Oberweser immer noch winzig, doch ist er in erfreulichem Zunehmen. Unter
starker Beteiligung des Norddeutschen Lloyd ist in Münden mit den Hilfsmitteln
er neuzeitlichen Technik ein Umschlag eingerichtet worden, der die hoch am Berge
uegcnde Eisenbahn mit der Strvmschiffahrt verbindet. Er verspricht guten Erfolg.


Kanals steht schon fest mit soll von der Regierung dem preußischen Landtage
vorgelegt werden.

Wir kommen nun noch zu einer Gruppe von Plänen, die noch nicht voll¬
ständig gereist sind, jedoch fleißig gefordert werden. Dazu gehört im Gebiet
des Oberrheins zunächst die Fortsetzung der Nheiukorrektion von Straßburg bis
Vnsel. Die Wasscrmcisse ist auch hier noch groß genug, doch ist das Strom¬
bett arg verwildert. Er spaltet sich fortwährend in verschiedne Arme, und diese
haben meist nur eine sehr zeitliche Existenz, da das Hochwasser alte Arme dnrch
Vertiefung absperrt und sich neue Bahnen bricht. Straßburg, bis wohin die
Schiffahrt geht, liegt 139 Meter über dem Meere, Basel 243. Das Gefälle
beträgt also 104 Meter. Ob es möglich ist, diesen starken Höhenunterschied
auf nur 120 bis 125 Kilometer Länge durch Schleusen und Wehre zu über¬
winden, mag noch zweifelhaft erscheinen. Die neuzeitliche Wasserbaukunst scheut
"or einer solchen Aufgabe nicht zurück, doch möge« die Kosten nllzuhoch werden.
Natürlich wäre hier die Schweiz der Hauptinteressent. Auch die Schiffahrt
vom Niederrhein bis Straßburg stellt noch wesentlich höhere Ansprüche, als bis
letzt erfüllt sind. Karlsruhe, das vom Rhein nur 6 Kilometer entfernt und in
der Ebene liegt, verlangt einen Stichkanal nach dem großen Strome.

Die Mosel ist wenig schiffbar. Doch glauben die Interessenten, diesen
Nuß nicht nnr bis Trier, sondern bis Metz schiffbar machen zu können, dazu
"le Saar bis Saarbrücken. Auch Luxemburg interessiert sich lebhaft für dieses
Unternehmen. Die Nassauer möchten die Lahn stromauf bis Gießen schiffbar
gemacht haben. Ernstliche Zusagen hat die preußische Regierung schon den
^uteressenteu der Lippekanalisation gemacht. Dieser Fluß wird sicher in das
letz der deutscheu Wasserstraßen einbezogen werden.

Auch j,„ Wesergebiet rastet man nicht. Wie überall, so erinnert man sich
""es dort, daß einst auch die Nebenflüsse der Schiffahrt zugänglich gewesen
waren, und daß man mit Unrecht diese alten Stümpfe hat verkümmern lassen,
Wo es doch leicht gewesen wäre, sie gedeihlich weiter zu entwickeln. Jetzt läßt
Mai, sie neue Augen treiben, lind siehe da, sie wachsen wieder. Über Aller und
^ü,e hatte mau Brücken gebant, als ob ans durchpassierende Schiffe gar kein
Gewicht mehr zu legen sei. Auch bei Muhlwehreu ignorierte man sie. Nu»
ö^esse man wieder zu und findet, daß es nur geringer Nachhilfe bedarf, um die
6'küsse auch wieder der Schiffahrt dienstbar zu machen. In Celle kommen jetzt
wieder in regem Verkehr Schiffe von Bremen an. Die Kanalisation der Leine
^°u Hannover bis zur Mündung hätte man leicht durchgesetzt, wenn nicht der
^einen zur Weser der Stadt Hannover eine viel bessere Verbindung bringen
^te. Im Vergleich zur Elbe und vollends zum Rhein ist der Verkehr auf
^ er Oberweser immer noch winzig, doch ist er in erfreulichem Zunehmen. Unter
starker Beteiligung des Norddeutschen Lloyd ist in Münden mit den Hilfsmitteln
er neuzeitlichen Technik ein Umschlag eingerichtet worden, der die hoch am Berge
uegcnde Eisenbahn mit der Strvmschiffahrt verbindet. Er verspricht guten Erfolg.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/461>, abgerufen am 29.05.2024.