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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

heit bilden, die Mehrheit wird christlich-sozial oder einfach klerikal und sozialdemo¬
kratisch sein, ein Ergebnis, an dem die Stichwahlen schwerlich mehr viel ändern
werden. Unzweifelhaft kommt darin die herrschende Stimmung und Gesinnung der
österreichischen Völker zum klaren Ausdruck, und insofern wird das neue Abgeordneten¬
haus in dem edeln hellenischen Prachtbau Hansens eine wichtige Aufgabe jeder
Volksvertretung, ein treues Spiegelbild der Volksmeinung zu sein, erfüllen. Ob
auch die zweite, nicht minder wichtige, eine Vereinigung politischer Intelligenz zu
sein? Die Demokratie und also auch das allgemeine Wahlrecht ist der Herrschaft
der Intelligenz nirgends günstig, und mit welcher Mehrheit soll in Österreich die
Regierung regieren? Klerikale und Sozialdemokraten geben nur eine ziffermäßige
Mehrheit, aber keine regierungsfähige; eine solche kann das Ministerium Beck nur
aus den Klerikalen der verschiednen Färbung und den bürgerlichen Liberalen der
verschiednen Nationalitäten bilden, und sie wird sich von Fall zu Fall ändern, nur
durch fortgesetzte Kompromisse zu gewinnen sein; auch ist es keineswegs undenkbar,
daß die Sozialdemokraten, die weniger radikal verrannt und antinational zu sein
scheinen als bei uns, gelegentlich für eine solche Mehrheit zu haben sind. Jeden¬
falls werden im neuen Abgeordnetenhause die nationalen Gegensätze, über die seit
vierzig Jahren so unendlich viel Zeit und Kraft zwecklos vergeudet worden ist,
nicht mehr im Vordergrunde stehn, und die Überwindung dieser Gegensätze bedeutet
eine höchst nötige Kräftigung des so schwachen österreichischen Staatsgedankens. Ent¬
scheidend ist sie deshalb auch für das Verhältnis zu Ungarn, das bet jeder Er¬
neuerung des Ausgleichs Konzessionen auf Kosten Österreichs und des Gesamtstaats
einzuhandeln pflegte. Für solche wird der jetzige Reichsrat schwerlich zu haben
sein -- die Christlich-Sozialen waren immer dagegen --, eher wird er der Re¬
gierung den Nacken steifen gegen das übermütige, verwöhnte und verhätschelte, nie¬
mals zu befriedigende Magyareutum, das es nun obendrein kaum wird vermeiden
können, auch für das eigne Parlament in Budapest, wo unter liberalen Formen
der magyarische Adel herrscht, das allgemeine Wahlrecht einzuführen und damit
den ungarlandischen Nationalitäten trotz aller Wahlkreisgeometrie endlich die Mög¬
lichkeit zu geben, sich Gehör zu verschaffen.




Staatsgesinuung.

Mitte des nächsten Monats wird die Haager Konferenz
zusammentreten. Die beteiligten Diplomaten und Juristen sind Wohl eben dabei,
sich auf die Aufgabe, die sie erwartet, vorzubereiten. Der Haag jedoch ist nicht
der einzige Schauplatz des bevorstehenden Kampfes, und Diplomaten und Juristen
sind nicht die einzigen Kämpfer.

So weit es sich im Haag um politische Frage", nicht nur um eine Fort¬
bildung des Völkerrechts nach Art einer erweiterten Genfer Konventton handelt,
ist ihr Kernpunkt der Kampf um die Sympathien der öffentlichen Meinung. Es
scheint, als wäre der Kampfpreis der Ruhm der größten Friedensliebe, als wolle
der eine dem andern die Verantwortung dafür, daß unmögliches unmöglich bleibt,
aufbürden. In den jüngsten Reden der führenden Staatsmänner Europas ist ja
schon so etwas wie ein Aufmarsch zu dem bevorstehenden Gefecht zu erkennen.
Während man von der einen Seite durch die Sentimentalität der Friedensfreunde
und durch gewisse Abneigungen realer Gedanken nicht fähiger Steuerzahler zu wirken
trachtet, stützt man sich auf der andern auf den guten Eindruck, den Ehrlichkeit
und Vermeidung von Heuchelei auf die Vernunft und reales Denken ausüben müssen.
In der internationalen Politik unsrer Zeit ist -- durch eine Reihe ziemlich ein¬
facher historischer Entwicklungen -- die öffentliche Meinung ein wichtiger Faktor
geworden. Die Presse liebt es ja, die Wichtigkeit dieser Rolle mit besondern, Nach¬
druck zu betonen. Aber man sollte von Zeit zu Zeit bedenken, daß eine so wichtige
Rolle nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten in sich einschließt. Es gibt eben


Maßgebliches und Unmaßgebliches

heit bilden, die Mehrheit wird christlich-sozial oder einfach klerikal und sozialdemo¬
kratisch sein, ein Ergebnis, an dem die Stichwahlen schwerlich mehr viel ändern
werden. Unzweifelhaft kommt darin die herrschende Stimmung und Gesinnung der
österreichischen Völker zum klaren Ausdruck, und insofern wird das neue Abgeordneten¬
haus in dem edeln hellenischen Prachtbau Hansens eine wichtige Aufgabe jeder
Volksvertretung, ein treues Spiegelbild der Volksmeinung zu sein, erfüllen. Ob
auch die zweite, nicht minder wichtige, eine Vereinigung politischer Intelligenz zu
sein? Die Demokratie und also auch das allgemeine Wahlrecht ist der Herrschaft
der Intelligenz nirgends günstig, und mit welcher Mehrheit soll in Österreich die
Regierung regieren? Klerikale und Sozialdemokraten geben nur eine ziffermäßige
Mehrheit, aber keine regierungsfähige; eine solche kann das Ministerium Beck nur
aus den Klerikalen der verschiednen Färbung und den bürgerlichen Liberalen der
verschiednen Nationalitäten bilden, und sie wird sich von Fall zu Fall ändern, nur
durch fortgesetzte Kompromisse zu gewinnen sein; auch ist es keineswegs undenkbar,
daß die Sozialdemokraten, die weniger radikal verrannt und antinational zu sein
scheinen als bei uns, gelegentlich für eine solche Mehrheit zu haben sind. Jeden¬
falls werden im neuen Abgeordnetenhause die nationalen Gegensätze, über die seit
vierzig Jahren so unendlich viel Zeit und Kraft zwecklos vergeudet worden ist,
nicht mehr im Vordergrunde stehn, und die Überwindung dieser Gegensätze bedeutet
eine höchst nötige Kräftigung des so schwachen österreichischen Staatsgedankens. Ent¬
scheidend ist sie deshalb auch für das Verhältnis zu Ungarn, das bet jeder Er¬
neuerung des Ausgleichs Konzessionen auf Kosten Österreichs und des Gesamtstaats
einzuhandeln pflegte. Für solche wird der jetzige Reichsrat schwerlich zu haben
sein — die Christlich-Sozialen waren immer dagegen —, eher wird er der Re¬
gierung den Nacken steifen gegen das übermütige, verwöhnte und verhätschelte, nie¬
mals zu befriedigende Magyareutum, das es nun obendrein kaum wird vermeiden
können, auch für das eigne Parlament in Budapest, wo unter liberalen Formen
der magyarische Adel herrscht, das allgemeine Wahlrecht einzuführen und damit
den ungarlandischen Nationalitäten trotz aller Wahlkreisgeometrie endlich die Mög¬
lichkeit zu geben, sich Gehör zu verschaffen.




Staatsgesinuung.

Mitte des nächsten Monats wird die Haager Konferenz
zusammentreten. Die beteiligten Diplomaten und Juristen sind Wohl eben dabei,
sich auf die Aufgabe, die sie erwartet, vorzubereiten. Der Haag jedoch ist nicht
der einzige Schauplatz des bevorstehenden Kampfes, und Diplomaten und Juristen
sind nicht die einzigen Kämpfer.

So weit es sich im Haag um politische Frage«, nicht nur um eine Fort¬
bildung des Völkerrechts nach Art einer erweiterten Genfer Konventton handelt,
ist ihr Kernpunkt der Kampf um die Sympathien der öffentlichen Meinung. Es
scheint, als wäre der Kampfpreis der Ruhm der größten Friedensliebe, als wolle
der eine dem andern die Verantwortung dafür, daß unmögliches unmöglich bleibt,
aufbürden. In den jüngsten Reden der führenden Staatsmänner Europas ist ja
schon so etwas wie ein Aufmarsch zu dem bevorstehenden Gefecht zu erkennen.
Während man von der einen Seite durch die Sentimentalität der Friedensfreunde
und durch gewisse Abneigungen realer Gedanken nicht fähiger Steuerzahler zu wirken
trachtet, stützt man sich auf der andern auf den guten Eindruck, den Ehrlichkeit
und Vermeidung von Heuchelei auf die Vernunft und reales Denken ausüben müssen.
In der internationalen Politik unsrer Zeit ist — durch eine Reihe ziemlich ein¬
facher historischer Entwicklungen — die öffentliche Meinung ein wichtiger Faktor
geworden. Die Presse liebt es ja, die Wichtigkeit dieser Rolle mit besondern, Nach¬
druck zu betonen. Aber man sollte von Zeit zu Zeit bedenken, daß eine so wichtige
Rolle nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten in sich einschließt. Es gibt eben


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[0440] Maßgebliches und Unmaßgebliches heit bilden, die Mehrheit wird christlich-sozial oder einfach klerikal und sozialdemo¬ kratisch sein, ein Ergebnis, an dem die Stichwahlen schwerlich mehr viel ändern werden. Unzweifelhaft kommt darin die herrschende Stimmung und Gesinnung der österreichischen Völker zum klaren Ausdruck, und insofern wird das neue Abgeordneten¬ haus in dem edeln hellenischen Prachtbau Hansens eine wichtige Aufgabe jeder Volksvertretung, ein treues Spiegelbild der Volksmeinung zu sein, erfüllen. Ob auch die zweite, nicht minder wichtige, eine Vereinigung politischer Intelligenz zu sein? Die Demokratie und also auch das allgemeine Wahlrecht ist der Herrschaft der Intelligenz nirgends günstig, und mit welcher Mehrheit soll in Österreich die Regierung regieren? Klerikale und Sozialdemokraten geben nur eine ziffermäßige Mehrheit, aber keine regierungsfähige; eine solche kann das Ministerium Beck nur aus den Klerikalen der verschiednen Färbung und den bürgerlichen Liberalen der verschiednen Nationalitäten bilden, und sie wird sich von Fall zu Fall ändern, nur durch fortgesetzte Kompromisse zu gewinnen sein; auch ist es keineswegs undenkbar, daß die Sozialdemokraten, die weniger radikal verrannt und antinational zu sein scheinen als bei uns, gelegentlich für eine solche Mehrheit zu haben sind. Jeden¬ falls werden im neuen Abgeordnetenhause die nationalen Gegensätze, über die seit vierzig Jahren so unendlich viel Zeit und Kraft zwecklos vergeudet worden ist, nicht mehr im Vordergrunde stehn, und die Überwindung dieser Gegensätze bedeutet eine höchst nötige Kräftigung des so schwachen österreichischen Staatsgedankens. Ent¬ scheidend ist sie deshalb auch für das Verhältnis zu Ungarn, das bet jeder Er¬ neuerung des Ausgleichs Konzessionen auf Kosten Österreichs und des Gesamtstaats einzuhandeln pflegte. Für solche wird der jetzige Reichsrat schwerlich zu haben sein — die Christlich-Sozialen waren immer dagegen —, eher wird er der Re¬ gierung den Nacken steifen gegen das übermütige, verwöhnte und verhätschelte, nie¬ mals zu befriedigende Magyareutum, das es nun obendrein kaum wird vermeiden können, auch für das eigne Parlament in Budapest, wo unter liberalen Formen der magyarische Adel herrscht, das allgemeine Wahlrecht einzuführen und damit den ungarlandischen Nationalitäten trotz aller Wahlkreisgeometrie endlich die Mög¬ lichkeit zu geben, sich Gehör zu verschaffen. Staatsgesinuung. Mitte des nächsten Monats wird die Haager Konferenz zusammentreten. Die beteiligten Diplomaten und Juristen sind Wohl eben dabei, sich auf die Aufgabe, die sie erwartet, vorzubereiten. Der Haag jedoch ist nicht der einzige Schauplatz des bevorstehenden Kampfes, und Diplomaten und Juristen sind nicht die einzigen Kämpfer. So weit es sich im Haag um politische Frage«, nicht nur um eine Fort¬ bildung des Völkerrechts nach Art einer erweiterten Genfer Konventton handelt, ist ihr Kernpunkt der Kampf um die Sympathien der öffentlichen Meinung. Es scheint, als wäre der Kampfpreis der Ruhm der größten Friedensliebe, als wolle der eine dem andern die Verantwortung dafür, daß unmögliches unmöglich bleibt, aufbürden. In den jüngsten Reden der führenden Staatsmänner Europas ist ja schon so etwas wie ein Aufmarsch zu dem bevorstehenden Gefecht zu erkennen. Während man von der einen Seite durch die Sentimentalität der Friedensfreunde und durch gewisse Abneigungen realer Gedanken nicht fähiger Steuerzahler zu wirken trachtet, stützt man sich auf der andern auf den guten Eindruck, den Ehrlichkeit und Vermeidung von Heuchelei auf die Vernunft und reales Denken ausüben müssen. In der internationalen Politik unsrer Zeit ist — durch eine Reihe ziemlich ein¬ facher historischer Entwicklungen — die öffentliche Meinung ein wichtiger Faktor geworden. Die Presse liebt es ja, die Wichtigkeit dieser Rolle mit besondern, Nach¬ druck zu betonen. Aber man sollte von Zeit zu Zeit bedenken, daß eine so wichtige Rolle nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten in sich einschließt. Es gibt eben

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301987/440>, abgerufen am 20.05.2024.