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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Der Antiquar

olympischen Göttern untrennbar die Erinnerung an Tricots, Perücken, falsche Bärte,
Puder und Schminke,

Für Herrn Polykarp Seyler eröffnete sich hier also ein Feld, auf dem zunächst
gründlich gerötet und dann erst gesät werden mußte. Denn seine Hoffnung, die
Witwe möchte ihn völlig kalt lassen, hatte sich nicht erfüllt, im Gegenteil, es gab
Augenblicke, wo ihre naive Fröhlichkeit den väterlichen Kronenorden, den gro߬
mütterlichen Adel und die Herbartsche Tugend Fräulein Rosaliens in den Schatten
stellte. Ganz allerliebst fand er zum Beispiel, daß Frau Minna nach einem Blick
auf die Uhr erklärte, um diese Zeit pflege sie sonst zu Vespern, ob der Herr Vetter
dritten Grades nicht irgendetwas trinkbares zur Hand habe? Als Seyler daraufhin
seine Nichte bat, drüben in der Kulmbacher Bierstube vier Seidel des braunen
bajuvarischeu Gebräus zu holen, meinte die junge Witwe, ihretwegen möge sich das
Fräulein nicht bemühen, denn das Kulmbacher Bier gefährde ihre Schlankheit, und
wenn man zufällig ein paar Gläser und einen Pfropfenzieher da habe, werde sie
lieber selbst einen Tropfen zum besten geben. Sie habe gerade für ihre Hausapotheke
bei Bruckner und Lampe eine Flasche Maraschino geholt, und da man so jung nicht
wieder zusammenkomme, wolle sie das edle Naß dem Gemeinwohle opfern. Seylers
Einwände ließ sie nicht gelten, suchte vier Trinkgefäße zusammen -- die Meißner
Rokokotasse war auch darunter! --, enthüllte die mitgebrachte Flasche und forderte
so gebieterisch einen Pfropfenzieher, daß der Antiquar, der ein solches Instrument
noch von seiner Kocherei her auf dem Pulte liegen hatte, die Waffen streckte. Bald
füllte ein seiner Duft, der an Orangenblüten und bittre Mandeln erinnerte, das
ganze Lädchen, und die Kunden, die von Zeit zu Zeit erschienen, Bücher holten
oder wiederbrachten und den Hinweis auf das "flottgehende Geschäft" glänzend
rechtfertigten, schnoperten umher und warfen erstaunte Blicke in den dd'mmrigen
Winkel, aus dem verhaltues Lachen und das Getuschel weiblicher Stimmen erklangen.

Als das kleine Gelage zu Ende war, schloß Herr Seyler, voll von den Ein¬
drücken des Nachmittags, den Laden, während seine Gäste, noch immer lachend, im
dunkeln Durchgang verschwanden, und Käthchen ein Paar Flundern zum Abendbrot
holte. Trotz alles Nachdenkens konnte er nicht mit sich darüber ins reine kommen,
welche der beiden Damen ihm am besten gefiel. Da gewährte es ihm denn einigen
Trost, daß beide sehr bereitwillig eine Wiederholung ihres Besuchs für den über¬
nächsten Tag in Aussicht gestellt hatten. Vielleicht entschied sich dann, ob ihm vom
Schicksal Fräulein Rosalie oder Frau Minna bestimmt war. Inzwischen wollte er
die Zeit nicht unbenutzt verstreichen lassen und eine Art von Lehrplan ausarbeiten,
mit dessen Hilfe er die beiden Damen zunächst in die Geschichte der römischen
Literatur einzuführen gedachte. Denn auf diesem Gebiete des Wissens -- darüber
gab er sich keinen Illusionen hin -- waren beide, so verschieden sie sonst auch sein
mochten, gleich schlecht beschlagen, und wenn er schließlich auch nur eine von ihnen
heiraten konnte, so sollte die andre aus der kleinen Episode doch einen Gewinn für
das ganze Leben davontragen.

Wider Erwarten kam die junge Witwe schon am nächsten Tage wieder und
fragte nach, ob sie etwa gestern ihre Handschuhe -- hellgraue Glacehandschuhe,
Nummer 5^ -- habe liegen lassen. Das war zwar nicht der Fall, aber Seyler
benutzte doch die Gelegenheit, ihr in knappen Zügen ein Bild der römischen Literatur¬
entwicklung im engen Anschluß an die politische Geschichte zu entwerfen und die
fünf Hauptperiodcn kurz zu charakterisieren. Zwischen der zweiten, der Blütezeit der
klassischen Prosarede, und der dritten, durch die Bezeichnung "Augusteische Ära"
genugsam gekennzeichnet, mußte Käthchen Kaffee kochen, ein Getränk, das unser Freund
zur Anregung der Aufmerksamkeit für zweckdienlicher hielt als den bitter-süßen


Der Antiquar

olympischen Göttern untrennbar die Erinnerung an Tricots, Perücken, falsche Bärte,
Puder und Schminke,

Für Herrn Polykarp Seyler eröffnete sich hier also ein Feld, auf dem zunächst
gründlich gerötet und dann erst gesät werden mußte. Denn seine Hoffnung, die
Witwe möchte ihn völlig kalt lassen, hatte sich nicht erfüllt, im Gegenteil, es gab
Augenblicke, wo ihre naive Fröhlichkeit den väterlichen Kronenorden, den gro߬
mütterlichen Adel und die Herbartsche Tugend Fräulein Rosaliens in den Schatten
stellte. Ganz allerliebst fand er zum Beispiel, daß Frau Minna nach einem Blick
auf die Uhr erklärte, um diese Zeit pflege sie sonst zu Vespern, ob der Herr Vetter
dritten Grades nicht irgendetwas trinkbares zur Hand habe? Als Seyler daraufhin
seine Nichte bat, drüben in der Kulmbacher Bierstube vier Seidel des braunen
bajuvarischeu Gebräus zu holen, meinte die junge Witwe, ihretwegen möge sich das
Fräulein nicht bemühen, denn das Kulmbacher Bier gefährde ihre Schlankheit, und
wenn man zufällig ein paar Gläser und einen Pfropfenzieher da habe, werde sie
lieber selbst einen Tropfen zum besten geben. Sie habe gerade für ihre Hausapotheke
bei Bruckner und Lampe eine Flasche Maraschino geholt, und da man so jung nicht
wieder zusammenkomme, wolle sie das edle Naß dem Gemeinwohle opfern. Seylers
Einwände ließ sie nicht gelten, suchte vier Trinkgefäße zusammen — die Meißner
Rokokotasse war auch darunter! —, enthüllte die mitgebrachte Flasche und forderte
so gebieterisch einen Pfropfenzieher, daß der Antiquar, der ein solches Instrument
noch von seiner Kocherei her auf dem Pulte liegen hatte, die Waffen streckte. Bald
füllte ein seiner Duft, der an Orangenblüten und bittre Mandeln erinnerte, das
ganze Lädchen, und die Kunden, die von Zeit zu Zeit erschienen, Bücher holten
oder wiederbrachten und den Hinweis auf das „flottgehende Geschäft" glänzend
rechtfertigten, schnoperten umher und warfen erstaunte Blicke in den dd'mmrigen
Winkel, aus dem verhaltues Lachen und das Getuschel weiblicher Stimmen erklangen.

Als das kleine Gelage zu Ende war, schloß Herr Seyler, voll von den Ein¬
drücken des Nachmittags, den Laden, während seine Gäste, noch immer lachend, im
dunkeln Durchgang verschwanden, und Käthchen ein Paar Flundern zum Abendbrot
holte. Trotz alles Nachdenkens konnte er nicht mit sich darüber ins reine kommen,
welche der beiden Damen ihm am besten gefiel. Da gewährte es ihm denn einigen
Trost, daß beide sehr bereitwillig eine Wiederholung ihres Besuchs für den über¬
nächsten Tag in Aussicht gestellt hatten. Vielleicht entschied sich dann, ob ihm vom
Schicksal Fräulein Rosalie oder Frau Minna bestimmt war. Inzwischen wollte er
die Zeit nicht unbenutzt verstreichen lassen und eine Art von Lehrplan ausarbeiten,
mit dessen Hilfe er die beiden Damen zunächst in die Geschichte der römischen
Literatur einzuführen gedachte. Denn auf diesem Gebiete des Wissens — darüber
gab er sich keinen Illusionen hin — waren beide, so verschieden sie sonst auch sein
mochten, gleich schlecht beschlagen, und wenn er schließlich auch nur eine von ihnen
heiraten konnte, so sollte die andre aus der kleinen Episode doch einen Gewinn für
das ganze Leben davontragen.

Wider Erwarten kam die junge Witwe schon am nächsten Tage wieder und
fragte nach, ob sie etwa gestern ihre Handschuhe — hellgraue Glacehandschuhe,
Nummer 5^ — habe liegen lassen. Das war zwar nicht der Fall, aber Seyler
benutzte doch die Gelegenheit, ihr in knappen Zügen ein Bild der römischen Literatur¬
entwicklung im engen Anschluß an die politische Geschichte zu entwerfen und die
fünf Hauptperiodcn kurz zu charakterisieren. Zwischen der zweiten, der Blütezeit der
klassischen Prosarede, und der dritten, durch die Bezeichnung „Augusteische Ära"
genugsam gekennzeichnet, mußte Käthchen Kaffee kochen, ein Getränk, das unser Freund
zur Anregung der Aufmerksamkeit für zweckdienlicher hielt als den bitter-süßen


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[0486] Der Antiquar olympischen Göttern untrennbar die Erinnerung an Tricots, Perücken, falsche Bärte, Puder und Schminke, Für Herrn Polykarp Seyler eröffnete sich hier also ein Feld, auf dem zunächst gründlich gerötet und dann erst gesät werden mußte. Denn seine Hoffnung, die Witwe möchte ihn völlig kalt lassen, hatte sich nicht erfüllt, im Gegenteil, es gab Augenblicke, wo ihre naive Fröhlichkeit den väterlichen Kronenorden, den gro߬ mütterlichen Adel und die Herbartsche Tugend Fräulein Rosaliens in den Schatten stellte. Ganz allerliebst fand er zum Beispiel, daß Frau Minna nach einem Blick auf die Uhr erklärte, um diese Zeit pflege sie sonst zu Vespern, ob der Herr Vetter dritten Grades nicht irgendetwas trinkbares zur Hand habe? Als Seyler daraufhin seine Nichte bat, drüben in der Kulmbacher Bierstube vier Seidel des braunen bajuvarischeu Gebräus zu holen, meinte die junge Witwe, ihretwegen möge sich das Fräulein nicht bemühen, denn das Kulmbacher Bier gefährde ihre Schlankheit, und wenn man zufällig ein paar Gläser und einen Pfropfenzieher da habe, werde sie lieber selbst einen Tropfen zum besten geben. Sie habe gerade für ihre Hausapotheke bei Bruckner und Lampe eine Flasche Maraschino geholt, und da man so jung nicht wieder zusammenkomme, wolle sie das edle Naß dem Gemeinwohle opfern. Seylers Einwände ließ sie nicht gelten, suchte vier Trinkgefäße zusammen — die Meißner Rokokotasse war auch darunter! —, enthüllte die mitgebrachte Flasche und forderte so gebieterisch einen Pfropfenzieher, daß der Antiquar, der ein solches Instrument noch von seiner Kocherei her auf dem Pulte liegen hatte, die Waffen streckte. Bald füllte ein seiner Duft, der an Orangenblüten und bittre Mandeln erinnerte, das ganze Lädchen, und die Kunden, die von Zeit zu Zeit erschienen, Bücher holten oder wiederbrachten und den Hinweis auf das „flottgehende Geschäft" glänzend rechtfertigten, schnoperten umher und warfen erstaunte Blicke in den dd'mmrigen Winkel, aus dem verhaltues Lachen und das Getuschel weiblicher Stimmen erklangen. Als das kleine Gelage zu Ende war, schloß Herr Seyler, voll von den Ein¬ drücken des Nachmittags, den Laden, während seine Gäste, noch immer lachend, im dunkeln Durchgang verschwanden, und Käthchen ein Paar Flundern zum Abendbrot holte. Trotz alles Nachdenkens konnte er nicht mit sich darüber ins reine kommen, welche der beiden Damen ihm am besten gefiel. Da gewährte es ihm denn einigen Trost, daß beide sehr bereitwillig eine Wiederholung ihres Besuchs für den über¬ nächsten Tag in Aussicht gestellt hatten. Vielleicht entschied sich dann, ob ihm vom Schicksal Fräulein Rosalie oder Frau Minna bestimmt war. Inzwischen wollte er die Zeit nicht unbenutzt verstreichen lassen und eine Art von Lehrplan ausarbeiten, mit dessen Hilfe er die beiden Damen zunächst in die Geschichte der römischen Literatur einzuführen gedachte. Denn auf diesem Gebiete des Wissens — darüber gab er sich keinen Illusionen hin — waren beide, so verschieden sie sonst auch sein mochten, gleich schlecht beschlagen, und wenn er schließlich auch nur eine von ihnen heiraten konnte, so sollte die andre aus der kleinen Episode doch einen Gewinn für das ganze Leben davontragen. Wider Erwarten kam die junge Witwe schon am nächsten Tage wieder und fragte nach, ob sie etwa gestern ihre Handschuhe — hellgraue Glacehandschuhe, Nummer 5^ — habe liegen lassen. Das war zwar nicht der Fall, aber Seyler benutzte doch die Gelegenheit, ihr in knappen Zügen ein Bild der römischen Literatur¬ entwicklung im engen Anschluß an die politische Geschichte zu entwerfen und die fünf Hauptperiodcn kurz zu charakterisieren. Zwischen der zweiten, der Blütezeit der klassischen Prosarede, und der dritten, durch die Bezeichnung „Augusteische Ära" genugsam gekennzeichnet, mußte Käthchen Kaffee kochen, ein Getränk, das unser Freund zur Anregung der Aufmerksamkeit für zweckdienlicher hielt als den bitter-süßen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/486>, abgerufen am 30.05.2024.