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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Regierung werde jemals dafür Zustimmung im Lande finden, kein Prinz des Hauses
Savoyen werde ein so unglückliches Unternehmen (wlÄusta iinxrssa,) unterstützen; Italien
erstrebe auch dort weiter nichts, als im Einklang mit den andern Mächten vorzugehn,
vor allem mit der ihm benachbarten und Verbündeten Großmacht, mit Österreich.

Auf eine härtere Probe könnte das europäische Einvernehmen in Marokko ge¬
stellt werden, wenn nicht die Algecirasakte existierte. Freilich gefallen sich einige
deutsche Blätter immer noch darin, zum Ruhm ihres Vaterlandes, in der Algeciras¬
akte eine Niederlage Deutschlands zu sehen, eine grundlose, geradezu lächerliche
Behauptung, die dadurch nicht richtiger wird, daß sie immer wiederholt wird. Bei¬
läufig bemerkt: wenn zuweilen bitter geklagt wird, daß die deutsche Presse bei unsern
Regierenden zu wenig Achtung fände, so mag sie doch erst dafür sorgen, daß
wenigstens alle ihre größern Organe soviel Sachkenntnis, Nationalstolz und poli¬
tischen Takt zeigen, wie sie der englischen und französischen Presse längst eigen sind,
die solche Achtung genießt. Doch das nebenbei. Jetzt kann in Marokko keine
europäische Macht auf eigne Hand vorgehn, sie muß sich bei jedem Schritt des
Einverständnisses mit den übrigen beteiligten Mächten versichern. So hat Frank¬
reich gehandelt, als es wegen der Ermordung von zehn französischen und italie¬
nischen Technikern und Arbeitern die Hafenstadt Casabianca zusammenschoß und
besetzte. Allerdings, die Art des Vorgehns war, wie sich aus den neuesten Berichten
ergibt, so unüberlegt und brutal, daß sie den Fanatismus der benachbarten Stämme
erweckte, und daß sich die kleine französische Abteilung, die jetzt die Stadt hält,
beständig heftigen Angriffen ausgesetzt sieht; ja schon ist ein neuer Sultan, Muley
Hafid, proklamiert, der vielleicht den "heiligen Krieg" gegen die Ungläubigen
predigt, die Ausländer wollen Fez verlassen und fühlen sich auch in den Küsten¬
städten nicht mehr sicher, der Handel aber ist dort auf lange Zeit hinaus ruiniert,
zum schweren Schaden auch der deutschen Kaufleute. Doch was dort auch sonst
noch geschehn mag, Frankreich hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß es nichts
weiter will, als mit Spanien zusammen nach der Algecirasakte in den Hafenstädten
die Ordnung sichern, aber an Eroberung nicht denkt, kein zweites Algier aus
Marokko zu machen beabsichtigt, was ja bei der Tapferkeit dieser stolzen, niemals
unterworfnen Stämme ein ganz unabsehbares Unternehmen wäre, und das übrige
Europa denkt ebensowenig daran, die Franzosen an der Erfüllung einer freiwillig
übernommnen Aufgabe zu hindern; es läßt ihnen den Vortritt, und keine andre
Macht hat bis jetzt auch nur Kriegsschiffe zum direkten Schutze ihrer Untertanen
dorthin geschickt, selbst England nicht, das es doch von Gibraltar aus so nahe hätte.
Das ist die Frucht der vielverspotteten Algecirasakte; ohne sie würde heute die
Rivalität der beteiligten Mächte sofort hervorbrechen und wahrscheinlich den euro¬
päischen Frieden gefährden. Und doch ist es gerade aus diesem heißen Boden höchst
bedeutsam, daß Europa dem islamitischen Fanatismus geschlossen gegenübertritt.

Was ein Kolonialkrieg zu bedeuten hat, das haben wir selbst in Südwestafrika
erfahren. Leider ist es nicht ausgeschlossen, daß das Kriegsfeuer im Süden der
Kolonie wieder aufflackert, da am 13. August Morenga, der schlaueste und gefährlichste
Bandenführer der Hottentotten, dem die Kapregierung ein Asyl gewährt hatte, statt
ihn an Deutschland auszuliefern, und ohne ihn auch nur gehörig zu überwachen,
die deutsche Grenze mit einigen hundert Mann überschritten hat. Zum Glück
stehen diesmal die Dinge für uns weit günstiger als 1904. Zunächst verfügen
wir jetzt über etwa 6000 Mann schlagfertiger und landeskundiger Truppen, die
sich allmählich gegen Morenga zusammenziehen, und wenigstens über einen großen
Teil der Eisenbahnlinie Lüderitzbucht-Keetmanshoop als unentbehrliche Zufnhr-
straße; sodann ist uns die Haltung der lapländischen wie der englischen Regierung
jetzt freundlich, während vorher das Gegenteil der Fall war; sie sind bereit, mit


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Regierung werde jemals dafür Zustimmung im Lande finden, kein Prinz des Hauses
Savoyen werde ein so unglückliches Unternehmen (wlÄusta iinxrssa,) unterstützen; Italien
erstrebe auch dort weiter nichts, als im Einklang mit den andern Mächten vorzugehn,
vor allem mit der ihm benachbarten und Verbündeten Großmacht, mit Österreich.

Auf eine härtere Probe könnte das europäische Einvernehmen in Marokko ge¬
stellt werden, wenn nicht die Algecirasakte existierte. Freilich gefallen sich einige
deutsche Blätter immer noch darin, zum Ruhm ihres Vaterlandes, in der Algeciras¬
akte eine Niederlage Deutschlands zu sehen, eine grundlose, geradezu lächerliche
Behauptung, die dadurch nicht richtiger wird, daß sie immer wiederholt wird. Bei¬
läufig bemerkt: wenn zuweilen bitter geklagt wird, daß die deutsche Presse bei unsern
Regierenden zu wenig Achtung fände, so mag sie doch erst dafür sorgen, daß
wenigstens alle ihre größern Organe soviel Sachkenntnis, Nationalstolz und poli¬
tischen Takt zeigen, wie sie der englischen und französischen Presse längst eigen sind,
die solche Achtung genießt. Doch das nebenbei. Jetzt kann in Marokko keine
europäische Macht auf eigne Hand vorgehn, sie muß sich bei jedem Schritt des
Einverständnisses mit den übrigen beteiligten Mächten versichern. So hat Frank¬
reich gehandelt, als es wegen der Ermordung von zehn französischen und italie¬
nischen Technikern und Arbeitern die Hafenstadt Casabianca zusammenschoß und
besetzte. Allerdings, die Art des Vorgehns war, wie sich aus den neuesten Berichten
ergibt, so unüberlegt und brutal, daß sie den Fanatismus der benachbarten Stämme
erweckte, und daß sich die kleine französische Abteilung, die jetzt die Stadt hält,
beständig heftigen Angriffen ausgesetzt sieht; ja schon ist ein neuer Sultan, Muley
Hafid, proklamiert, der vielleicht den „heiligen Krieg" gegen die Ungläubigen
predigt, die Ausländer wollen Fez verlassen und fühlen sich auch in den Küsten¬
städten nicht mehr sicher, der Handel aber ist dort auf lange Zeit hinaus ruiniert,
zum schweren Schaden auch der deutschen Kaufleute. Doch was dort auch sonst
noch geschehn mag, Frankreich hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß es nichts
weiter will, als mit Spanien zusammen nach der Algecirasakte in den Hafenstädten
die Ordnung sichern, aber an Eroberung nicht denkt, kein zweites Algier aus
Marokko zu machen beabsichtigt, was ja bei der Tapferkeit dieser stolzen, niemals
unterworfnen Stämme ein ganz unabsehbares Unternehmen wäre, und das übrige
Europa denkt ebensowenig daran, die Franzosen an der Erfüllung einer freiwillig
übernommnen Aufgabe zu hindern; es läßt ihnen den Vortritt, und keine andre
Macht hat bis jetzt auch nur Kriegsschiffe zum direkten Schutze ihrer Untertanen
dorthin geschickt, selbst England nicht, das es doch von Gibraltar aus so nahe hätte.
Das ist die Frucht der vielverspotteten Algecirasakte; ohne sie würde heute die
Rivalität der beteiligten Mächte sofort hervorbrechen und wahrscheinlich den euro¬
päischen Frieden gefährden. Und doch ist es gerade aus diesem heißen Boden höchst
bedeutsam, daß Europa dem islamitischen Fanatismus geschlossen gegenübertritt.

Was ein Kolonialkrieg zu bedeuten hat, das haben wir selbst in Südwestafrika
erfahren. Leider ist es nicht ausgeschlossen, daß das Kriegsfeuer im Süden der
Kolonie wieder aufflackert, da am 13. August Morenga, der schlaueste und gefährlichste
Bandenführer der Hottentotten, dem die Kapregierung ein Asyl gewährt hatte, statt
ihn an Deutschland auszuliefern, und ohne ihn auch nur gehörig zu überwachen,
die deutsche Grenze mit einigen hundert Mann überschritten hat. Zum Glück
stehen diesmal die Dinge für uns weit günstiger als 1904. Zunächst verfügen
wir jetzt über etwa 6000 Mann schlagfertiger und landeskundiger Truppen, die
sich allmählich gegen Morenga zusammenziehen, und wenigstens über einen großen
Teil der Eisenbahnlinie Lüderitzbucht-Keetmanshoop als unentbehrliche Zufnhr-
straße; sodann ist uns die Haltung der lapländischen wie der englischen Regierung
jetzt freundlich, während vorher das Gegenteil der Fall war; sie sind bereit, mit


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[0494] Maßgebliches und Unmaßgebliches Regierung werde jemals dafür Zustimmung im Lande finden, kein Prinz des Hauses Savoyen werde ein so unglückliches Unternehmen (wlÄusta iinxrssa,) unterstützen; Italien erstrebe auch dort weiter nichts, als im Einklang mit den andern Mächten vorzugehn, vor allem mit der ihm benachbarten und Verbündeten Großmacht, mit Österreich. Auf eine härtere Probe könnte das europäische Einvernehmen in Marokko ge¬ stellt werden, wenn nicht die Algecirasakte existierte. Freilich gefallen sich einige deutsche Blätter immer noch darin, zum Ruhm ihres Vaterlandes, in der Algeciras¬ akte eine Niederlage Deutschlands zu sehen, eine grundlose, geradezu lächerliche Behauptung, die dadurch nicht richtiger wird, daß sie immer wiederholt wird. Bei¬ läufig bemerkt: wenn zuweilen bitter geklagt wird, daß die deutsche Presse bei unsern Regierenden zu wenig Achtung fände, so mag sie doch erst dafür sorgen, daß wenigstens alle ihre größern Organe soviel Sachkenntnis, Nationalstolz und poli¬ tischen Takt zeigen, wie sie der englischen und französischen Presse längst eigen sind, die solche Achtung genießt. Doch das nebenbei. Jetzt kann in Marokko keine europäische Macht auf eigne Hand vorgehn, sie muß sich bei jedem Schritt des Einverständnisses mit den übrigen beteiligten Mächten versichern. So hat Frank¬ reich gehandelt, als es wegen der Ermordung von zehn französischen und italie¬ nischen Technikern und Arbeitern die Hafenstadt Casabianca zusammenschoß und besetzte. Allerdings, die Art des Vorgehns war, wie sich aus den neuesten Berichten ergibt, so unüberlegt und brutal, daß sie den Fanatismus der benachbarten Stämme erweckte, und daß sich die kleine französische Abteilung, die jetzt die Stadt hält, beständig heftigen Angriffen ausgesetzt sieht; ja schon ist ein neuer Sultan, Muley Hafid, proklamiert, der vielleicht den „heiligen Krieg" gegen die Ungläubigen predigt, die Ausländer wollen Fez verlassen und fühlen sich auch in den Küsten¬ städten nicht mehr sicher, der Handel aber ist dort auf lange Zeit hinaus ruiniert, zum schweren Schaden auch der deutschen Kaufleute. Doch was dort auch sonst noch geschehn mag, Frankreich hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß es nichts weiter will, als mit Spanien zusammen nach der Algecirasakte in den Hafenstädten die Ordnung sichern, aber an Eroberung nicht denkt, kein zweites Algier aus Marokko zu machen beabsichtigt, was ja bei der Tapferkeit dieser stolzen, niemals unterworfnen Stämme ein ganz unabsehbares Unternehmen wäre, und das übrige Europa denkt ebensowenig daran, die Franzosen an der Erfüllung einer freiwillig übernommnen Aufgabe zu hindern; es läßt ihnen den Vortritt, und keine andre Macht hat bis jetzt auch nur Kriegsschiffe zum direkten Schutze ihrer Untertanen dorthin geschickt, selbst England nicht, das es doch von Gibraltar aus so nahe hätte. Das ist die Frucht der vielverspotteten Algecirasakte; ohne sie würde heute die Rivalität der beteiligten Mächte sofort hervorbrechen und wahrscheinlich den euro¬ päischen Frieden gefährden. Und doch ist es gerade aus diesem heißen Boden höchst bedeutsam, daß Europa dem islamitischen Fanatismus geschlossen gegenübertritt. Was ein Kolonialkrieg zu bedeuten hat, das haben wir selbst in Südwestafrika erfahren. Leider ist es nicht ausgeschlossen, daß das Kriegsfeuer im Süden der Kolonie wieder aufflackert, da am 13. August Morenga, der schlaueste und gefährlichste Bandenführer der Hottentotten, dem die Kapregierung ein Asyl gewährt hatte, statt ihn an Deutschland auszuliefern, und ohne ihn auch nur gehörig zu überwachen, die deutsche Grenze mit einigen hundert Mann überschritten hat. Zum Glück stehen diesmal die Dinge für uns weit günstiger als 1904. Zunächst verfügen wir jetzt über etwa 6000 Mann schlagfertiger und landeskundiger Truppen, die sich allmählich gegen Morenga zusammenziehen, und wenigstens über einen großen Teil der Eisenbahnlinie Lüderitzbucht-Keetmanshoop als unentbehrliche Zufnhr- straße; sodann ist uns die Haltung der lapländischen wie der englischen Regierung jetzt freundlich, während vorher das Gegenteil der Fall war; sie sind bereit, mit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/494>, abgerufen am 14.05.2024.