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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Umnaßgellichcs

deutsch-nationaler Gesinnung, denn man hat kein Recht, an seiner Ehrlichkeit zu
zweifeln (obwohl taktische Rücksichten dabei mitgespielt haben mögen), man müßte
denn liberal und deutsch-national für identisch halten.

Wie mächtig sind doch die grundsätzlichen Gegensätze im deutschen Leben, die
in diesen Wochen wieder zutage getreten sind: Sozialdemokratie und Katholizismus,
Deutsche und Polen, von den eigentlich politischen Parteien noch ganz zu schweigen.
Kein großes Kulturvolk ist nur entfernt in einer ähnlichen Lage. Und das alles
muß zusammengehalten werden, wenn die Nation bestehn soll. Um so wichtiger ist
es, wenn ihr lebendiges Zentrum, ihr Oberhaupt, der Kaiser, von Zeit zu Zeit
besonders stark hervortritt, wie es in diesen Tagen zuerst in Hannover, dann in
Münster geschehn ist, dort in einer neu erworbnen Provinz, wo immer noch das
schwindende iutransigente Welfcntum einer kleinen Gruppe, von der die große Mehr¬
heit der Bevölkerung längst nichts mehr wissen will, ihre vorsintflutlichen An¬
schauungen zu Markte trägt, hier auf einem altgeistlichen Boden, in einer streng
katholischen Bevölkerung, die lange dem preußischen Staate abgeneigt gegenüber¬
stand, weil sie keinen Staat, sondern nur eine Mutter Kirche kannte. Seitdem
haben diese tapfern, zähen Niedersachsen, der Stamm, der im zehnten Jahrhundert
unter den Ottonen die stärkste Stütze der Reichsgewalt war, im elften Jahrhundert
nnter Heinrich dem Vierten ihr schlimmster und hartnäckigster Feind wurde, die
deutsche Reichseinheit unter Preußischer Fahne mit erstreiten helfen.

In der Debatte über die sächsische Wahlrechtsfrage ist die Regierung jetzt aus
ihrer Neutralität insofern herausgetreten, als ihr offiziöses Organ, die Leipziger
Zeitung, zuerst erklärt hat, sie halte an den Grundlagen des Entwurfs "unent¬
wegt" fest, ohne eine Erörterung von Einzelheiten abzulehnen. Seitdem hat das
Blatt auch einige charakteristische Kundgebungen konservativer Blätter abgedruckt,
die allerdings zeigen, daß die ablehnende Haltung der bisherigen konservativen
Führer keineswegs von der ganzen Partei geteilt wird. Das alles kommt natür¬
lich bei den bevorstehenden Landtagswahlen einigermaßen den Liberalen zugute, die
bis jetzt in der zweiten Kammer zu einer ohnmächtigen Minderheit verurteilt waren.
Auch die Mittelstandsvereinigung und der große Verband der sächsischen Indu¬
striellen haben sich jüngst grundsätzlich für die Wahlrechtsvorlage ausgesprochen,
von der sie eine gerechtere Berücksichtigung ihrer Interessen erhoffen. So wird die
Landesversammlung der konservativen Partei, die Mitte September stattfinden soll,
vor einer schon wesentlich geklärtem Situation stehn. Soviel steht wohl schon jetzt
fest: nur irgendwelcher Partei zuliebe werden sich die sächsischen Wähler nicht
in Bewegung setzen, sondern zum Besten des Landes. -- In dem Streit um die
Demokratisierung des Preußischen Landtagswahlrechts erheben sich jetzt auch im
Freisinn beachtenswerte Stimmen, die die radikale Forderung des Reichstagsstimm¬
rechts verwerfen und für einen Kompromiß eintreten, weil die Fortsetzung jener
Agitation den konservativ-liberalen Block im Reichstage zu sprengen drohe, der
doch aus nationalen Gründen unentbehrlich sei, damit nur die Geschäfte der
Sozialdemokratie und des Zentrums besorge und den Liberalismus zur Unfrucht¬
barkeit und Erstarrung verurteile, aus der er eben nach langem Schlafe glücklich
erwacht sei. Gewiß, je maßvoller der Liberalismus auftritt, je weniger er die
historischen Bedingungen unsers vielgestaltigen, von den mannigfaltigsten Kräften
bewegten und erhaltnen Staatslebens verkennt, desto mehr hat er Aussicht, die
liberalen Ideale zu verwirklichen, deren es bedarf, um einer neuen Zeit zu genügen.

In Marokko hat sich die Lage uur insofern verändert, als der neu cmsgerufne
Sultan Muley Hafid in immer weitern Kreisen des Landes Anhang und Anerkennung
findet. Ist er wirklich geneigt, mit den Fremden über eine Entschädigung zu ver¬
handeln, und kann er diese Absicht gegenüber der Stimmung seiner Untertanen


Maßgebliches und Umnaßgellichcs

deutsch-nationaler Gesinnung, denn man hat kein Recht, an seiner Ehrlichkeit zu
zweifeln (obwohl taktische Rücksichten dabei mitgespielt haben mögen), man müßte
denn liberal und deutsch-national für identisch halten.

Wie mächtig sind doch die grundsätzlichen Gegensätze im deutschen Leben, die
in diesen Wochen wieder zutage getreten sind: Sozialdemokratie und Katholizismus,
Deutsche und Polen, von den eigentlich politischen Parteien noch ganz zu schweigen.
Kein großes Kulturvolk ist nur entfernt in einer ähnlichen Lage. Und das alles
muß zusammengehalten werden, wenn die Nation bestehn soll. Um so wichtiger ist
es, wenn ihr lebendiges Zentrum, ihr Oberhaupt, der Kaiser, von Zeit zu Zeit
besonders stark hervortritt, wie es in diesen Tagen zuerst in Hannover, dann in
Münster geschehn ist, dort in einer neu erworbnen Provinz, wo immer noch das
schwindende iutransigente Welfcntum einer kleinen Gruppe, von der die große Mehr¬
heit der Bevölkerung längst nichts mehr wissen will, ihre vorsintflutlichen An¬
schauungen zu Markte trägt, hier auf einem altgeistlichen Boden, in einer streng
katholischen Bevölkerung, die lange dem preußischen Staate abgeneigt gegenüber¬
stand, weil sie keinen Staat, sondern nur eine Mutter Kirche kannte. Seitdem
haben diese tapfern, zähen Niedersachsen, der Stamm, der im zehnten Jahrhundert
unter den Ottonen die stärkste Stütze der Reichsgewalt war, im elften Jahrhundert
nnter Heinrich dem Vierten ihr schlimmster und hartnäckigster Feind wurde, die
deutsche Reichseinheit unter Preußischer Fahne mit erstreiten helfen.

In der Debatte über die sächsische Wahlrechtsfrage ist die Regierung jetzt aus
ihrer Neutralität insofern herausgetreten, als ihr offiziöses Organ, die Leipziger
Zeitung, zuerst erklärt hat, sie halte an den Grundlagen des Entwurfs „unent¬
wegt" fest, ohne eine Erörterung von Einzelheiten abzulehnen. Seitdem hat das
Blatt auch einige charakteristische Kundgebungen konservativer Blätter abgedruckt,
die allerdings zeigen, daß die ablehnende Haltung der bisherigen konservativen
Führer keineswegs von der ganzen Partei geteilt wird. Das alles kommt natür¬
lich bei den bevorstehenden Landtagswahlen einigermaßen den Liberalen zugute, die
bis jetzt in der zweiten Kammer zu einer ohnmächtigen Minderheit verurteilt waren.
Auch die Mittelstandsvereinigung und der große Verband der sächsischen Indu¬
striellen haben sich jüngst grundsätzlich für die Wahlrechtsvorlage ausgesprochen,
von der sie eine gerechtere Berücksichtigung ihrer Interessen erhoffen. So wird die
Landesversammlung der konservativen Partei, die Mitte September stattfinden soll,
vor einer schon wesentlich geklärtem Situation stehn. Soviel steht wohl schon jetzt
fest: nur irgendwelcher Partei zuliebe werden sich die sächsischen Wähler nicht
in Bewegung setzen, sondern zum Besten des Landes. — In dem Streit um die
Demokratisierung des Preußischen Landtagswahlrechts erheben sich jetzt auch im
Freisinn beachtenswerte Stimmen, die die radikale Forderung des Reichstagsstimm¬
rechts verwerfen und für einen Kompromiß eintreten, weil die Fortsetzung jener
Agitation den konservativ-liberalen Block im Reichstage zu sprengen drohe, der
doch aus nationalen Gründen unentbehrlich sei, damit nur die Geschäfte der
Sozialdemokratie und des Zentrums besorge und den Liberalismus zur Unfrucht¬
barkeit und Erstarrung verurteile, aus der er eben nach langem Schlafe glücklich
erwacht sei. Gewiß, je maßvoller der Liberalismus auftritt, je weniger er die
historischen Bedingungen unsers vielgestaltigen, von den mannigfaltigsten Kräften
bewegten und erhaltnen Staatslebens verkennt, desto mehr hat er Aussicht, die
liberalen Ideale zu verwirklichen, deren es bedarf, um einer neuen Zeit zu genügen.

In Marokko hat sich die Lage uur insofern verändert, als der neu cmsgerufne
Sultan Muley Hafid in immer weitern Kreisen des Landes Anhang und Anerkennung
findet. Ist er wirklich geneigt, mit den Fremden über eine Entschädigung zu ver¬
handeln, und kann er diese Absicht gegenüber der Stimmung seiner Untertanen


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[0544] Maßgebliches und Umnaßgellichcs deutsch-nationaler Gesinnung, denn man hat kein Recht, an seiner Ehrlichkeit zu zweifeln (obwohl taktische Rücksichten dabei mitgespielt haben mögen), man müßte denn liberal und deutsch-national für identisch halten. Wie mächtig sind doch die grundsätzlichen Gegensätze im deutschen Leben, die in diesen Wochen wieder zutage getreten sind: Sozialdemokratie und Katholizismus, Deutsche und Polen, von den eigentlich politischen Parteien noch ganz zu schweigen. Kein großes Kulturvolk ist nur entfernt in einer ähnlichen Lage. Und das alles muß zusammengehalten werden, wenn die Nation bestehn soll. Um so wichtiger ist es, wenn ihr lebendiges Zentrum, ihr Oberhaupt, der Kaiser, von Zeit zu Zeit besonders stark hervortritt, wie es in diesen Tagen zuerst in Hannover, dann in Münster geschehn ist, dort in einer neu erworbnen Provinz, wo immer noch das schwindende iutransigente Welfcntum einer kleinen Gruppe, von der die große Mehr¬ heit der Bevölkerung längst nichts mehr wissen will, ihre vorsintflutlichen An¬ schauungen zu Markte trägt, hier auf einem altgeistlichen Boden, in einer streng katholischen Bevölkerung, die lange dem preußischen Staate abgeneigt gegenüber¬ stand, weil sie keinen Staat, sondern nur eine Mutter Kirche kannte. Seitdem haben diese tapfern, zähen Niedersachsen, der Stamm, der im zehnten Jahrhundert unter den Ottonen die stärkste Stütze der Reichsgewalt war, im elften Jahrhundert nnter Heinrich dem Vierten ihr schlimmster und hartnäckigster Feind wurde, die deutsche Reichseinheit unter Preußischer Fahne mit erstreiten helfen. In der Debatte über die sächsische Wahlrechtsfrage ist die Regierung jetzt aus ihrer Neutralität insofern herausgetreten, als ihr offiziöses Organ, die Leipziger Zeitung, zuerst erklärt hat, sie halte an den Grundlagen des Entwurfs „unent¬ wegt" fest, ohne eine Erörterung von Einzelheiten abzulehnen. Seitdem hat das Blatt auch einige charakteristische Kundgebungen konservativer Blätter abgedruckt, die allerdings zeigen, daß die ablehnende Haltung der bisherigen konservativen Führer keineswegs von der ganzen Partei geteilt wird. Das alles kommt natür¬ lich bei den bevorstehenden Landtagswahlen einigermaßen den Liberalen zugute, die bis jetzt in der zweiten Kammer zu einer ohnmächtigen Minderheit verurteilt waren. Auch die Mittelstandsvereinigung und der große Verband der sächsischen Indu¬ striellen haben sich jüngst grundsätzlich für die Wahlrechtsvorlage ausgesprochen, von der sie eine gerechtere Berücksichtigung ihrer Interessen erhoffen. So wird die Landesversammlung der konservativen Partei, die Mitte September stattfinden soll, vor einer schon wesentlich geklärtem Situation stehn. Soviel steht wohl schon jetzt fest: nur irgendwelcher Partei zuliebe werden sich die sächsischen Wähler nicht in Bewegung setzen, sondern zum Besten des Landes. — In dem Streit um die Demokratisierung des Preußischen Landtagswahlrechts erheben sich jetzt auch im Freisinn beachtenswerte Stimmen, die die radikale Forderung des Reichstagsstimm¬ rechts verwerfen und für einen Kompromiß eintreten, weil die Fortsetzung jener Agitation den konservativ-liberalen Block im Reichstage zu sprengen drohe, der doch aus nationalen Gründen unentbehrlich sei, damit nur die Geschäfte der Sozialdemokratie und des Zentrums besorge und den Liberalismus zur Unfrucht¬ barkeit und Erstarrung verurteile, aus der er eben nach langem Schlafe glücklich erwacht sei. Gewiß, je maßvoller der Liberalismus auftritt, je weniger er die historischen Bedingungen unsers vielgestaltigen, von den mannigfaltigsten Kräften bewegten und erhaltnen Staatslebens verkennt, desto mehr hat er Aussicht, die liberalen Ideale zu verwirklichen, deren es bedarf, um einer neuen Zeit zu genügen. In Marokko hat sich die Lage uur insofern verändert, als der neu cmsgerufne Sultan Muley Hafid in immer weitern Kreisen des Landes Anhang und Anerkennung findet. Ist er wirklich geneigt, mit den Fremden über eine Entschädigung zu ver¬ handeln, und kann er diese Absicht gegenüber der Stimmung seiner Untertanen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/544>, abgerufen am 29.05.2024.