Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches zu jedem Monat eine Reihe Kernsprüche aus Luthers Schriften, ferner Artikel über Von Otto Julius Bierbaums Goethe latenter ist soeben der vierte Jahr¬ Sehr schön und reich ist wieder der von Karl Theodor Gaedertz herausge¬ Von den Kalendern der zweiten Kategorie nennen wir zunächst den "Schütting. Der schon wiederholt hier angezeigte Leipziger Kalender, Illustriertes Jahr¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches zu jedem Monat eine Reihe Kernsprüche aus Luthers Schriften, ferner Artikel über Von Otto Julius Bierbaums Goethe latenter ist soeben der vierte Jahr¬ Sehr schön und reich ist wieder der von Karl Theodor Gaedertz herausge¬ Von den Kalendern der zweiten Kategorie nennen wir zunächst den „Schütting. Der schon wiederholt hier angezeigte Leipziger Kalender, Illustriertes Jahr¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0663" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/311074"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_3445" prev="#ID_3444"> zu jedem Monat eine Reihe Kernsprüche aus Luthers Schriften, ferner Artikel über<lb/> biographische Einzelheiten und über die literarische Wirksamkeit des Reformators,<lb/> über sein Wappen, seine Gartenfreude, Luthergedichte von Herder, Conrad Ferdinand<lb/> Meyer, Gcrok und Tim Klein, endlich Luthers Sprichwörter und Perlen ans dem<lb/> Großen Katechismus und den übrigen Schriften. Eine Fülle von bildlichen Beigaben:<lb/> Porträts, alten Illustrationen, Darstellungen von Lutherstätten, Szenen aus Luthers<lb/> Leben und Faksimiles von Handschriften, ergänzt den Text in der glücklichsten Weise.</p><lb/> <p xml:id="ID_3446"> Von Otto Julius Bierbaums Goethe latenter ist soeben der vierte Jahr¬<lb/> gang erschienen (Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, Theodor Welcher, Leipzig).<lb/> Er enthält neben dem Kalendarium diesmal Zitate aus des Dichters poetischen<lb/> Werken. Der eigentliche Textteil bietet einen Abriß von Goethes Weltanschauung<lb/> in Form einer Zusammenstellung merkwürdiger und bezeichnender Stellen aus<lb/> seinen Gesprächen — eine Leistung, die von der Belesenheit des Herausgebers das<lb/> glänzendste Zeugnis ablegt. Der Münchner Künstler Karl Bauer gibt zu diesem<lb/> Entwicklungsgang des Goethischen Innern eine Serie von zwölf Gvethebildnisfen<lb/> vom zwölfjährigen Knaben bis zum achtzigjähriger Greise, durchweg stark durch¬<lb/> geistigte Köpfe, die als geniale Nachschöpfungeu zeitgenössischer Porträts sicher Be¬<lb/> achtung finden werden. Carl Retsiem (warum das sehr durchsichtige Pseudonym?)<lb/> hat das Kunststück fertiggebracht, in seinem Buche „Mit Schiller durch das<lb/> Jahr" (Concordia Deutsche Verlagsanstalt, Berlin) für jeden der 365 Tage des<lb/> Jahres einen Schillerschen Spruch zu finden, und gedenkt mit dieser Zusammen¬<lb/> stellung für das Publikum, das bei dem heutigen Mangel an Zeit den deutschen<lb/> Lieblingsdichter nur durch die Scheibe» des Bücherschranks ansieht, Schillers Werke<lb/> nen zu beleben und sie ihm als starke Lebensregel und reine Freude mit auf den<lb/> Weg zur Arbeit zu geben.</p><lb/> <p xml:id="ID_3447"> Sehr schön und reich ist wieder der von Karl Theodor Gaedertz herausge¬<lb/> gebne Reuterkalender (Dieterichsche Verlagshandlung. Theodor Welcher, Leipzig).<lb/> Er bringt zum erstenmale Reuters Briefe an seinen besten Freund, den Ökonomie¬<lb/> rat Fritz Peters, mit vielen köstlichen Episoden aus des Dichters Lebe» — so, die<lb/> Beschreibung seiner Kur in der „Wasserkunst", die uns in veränderter Gestalt in<lb/> der „Stromtid" wieder begegnet —, ferner die Briefe von „Luising" als Braut<lb/> und Gattin, Erinnerungen an Reuters Jenaer Studentenzeit, Kriegslieder aus den<lb/> Tagen des Dänischen Kriegs, die Nachlaßskizze „Wie Spatz und Lotting in ein<lb/> Grafenschloß gucken", endlich eine Anzahl bisher noch unveröffentlichter Gelegenheits¬<lb/> poesien. Den Bilderschmuck, worunter sich viele Originale von Reuters eigner<lb/> Hand befinden, ist wieder besonders reich.</p><lb/> <p xml:id="ID_3448"> Von den Kalendern der zweiten Kategorie nennen wir zunächst den „Schütting.<lb/> Ein heimatliches Kalenderbnch für das Jahr 1909" (Adolf Sponholtz<lb/> Verlag, G. in. b. H., Hannover) als ein Beispiel dafür, was für den gewiß ge¬<lb/> ringen Preis von 60 Pfennig alles geboten werden kann. Der Kalender, der<lb/> unter Mitwirkung des Schütting-Bundes herausgegeben wird, stellt sich in den<lb/> Dienst der niedersächsischen Heimatkunde und Poesie. Schon die Bezeichnung<lb/> „Schütting" weist ans das Land der Heide und der alten behäbigen Städte hin:<lb/> der Schütting heißt eines der prächtigen Renaissance-Giebelhäuser „am Sande"<lb/> zu Lüneburg. Aus der langen Reihe der Mitarbeiter an diesem Kalender nennen<lb/> wir nnr einige wenige: Detlev Freiherrn von Liliencron, Hera. Löns, Börrics Frei¬<lb/> herrn von Münchhausen-Sahlis und Heinr. Sohnrey. Unter den bildenden Künstlern,<lb/> die Arbeiten beigesteuert haben, verdient Wilhelm Kricheldorff in Celle mit seinem<lb/> Bildnis des oldenburgische» Heimatdichters Franz Poppe, einem Meisterwerk der<lb/> Porträtknnst. besonders hervorgehoben zu werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_3449" next="#ID_3450"> Der schon wiederholt hier angezeigte Leipziger Kalender, Illustriertes Jahr¬<lb/> buch und Chronik, herausgegeben von Georg Merseburger (Georg Merseburger,<lb/> Leipzig), gestaltet sich immer nichr zu einem Prachtwerk aus. Der neue, sechste</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0663]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
zu jedem Monat eine Reihe Kernsprüche aus Luthers Schriften, ferner Artikel über
biographische Einzelheiten und über die literarische Wirksamkeit des Reformators,
über sein Wappen, seine Gartenfreude, Luthergedichte von Herder, Conrad Ferdinand
Meyer, Gcrok und Tim Klein, endlich Luthers Sprichwörter und Perlen ans dem
Großen Katechismus und den übrigen Schriften. Eine Fülle von bildlichen Beigaben:
Porträts, alten Illustrationen, Darstellungen von Lutherstätten, Szenen aus Luthers
Leben und Faksimiles von Handschriften, ergänzt den Text in der glücklichsten Weise.
Von Otto Julius Bierbaums Goethe latenter ist soeben der vierte Jahr¬
gang erschienen (Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, Theodor Welcher, Leipzig).
Er enthält neben dem Kalendarium diesmal Zitate aus des Dichters poetischen
Werken. Der eigentliche Textteil bietet einen Abriß von Goethes Weltanschauung
in Form einer Zusammenstellung merkwürdiger und bezeichnender Stellen aus
seinen Gesprächen — eine Leistung, die von der Belesenheit des Herausgebers das
glänzendste Zeugnis ablegt. Der Münchner Künstler Karl Bauer gibt zu diesem
Entwicklungsgang des Goethischen Innern eine Serie von zwölf Gvethebildnisfen
vom zwölfjährigen Knaben bis zum achtzigjähriger Greise, durchweg stark durch¬
geistigte Köpfe, die als geniale Nachschöpfungeu zeitgenössischer Porträts sicher Be¬
achtung finden werden. Carl Retsiem (warum das sehr durchsichtige Pseudonym?)
hat das Kunststück fertiggebracht, in seinem Buche „Mit Schiller durch das
Jahr" (Concordia Deutsche Verlagsanstalt, Berlin) für jeden der 365 Tage des
Jahres einen Schillerschen Spruch zu finden, und gedenkt mit dieser Zusammen¬
stellung für das Publikum, das bei dem heutigen Mangel an Zeit den deutschen
Lieblingsdichter nur durch die Scheibe» des Bücherschranks ansieht, Schillers Werke
nen zu beleben und sie ihm als starke Lebensregel und reine Freude mit auf den
Weg zur Arbeit zu geben.
Sehr schön und reich ist wieder der von Karl Theodor Gaedertz herausge¬
gebne Reuterkalender (Dieterichsche Verlagshandlung. Theodor Welcher, Leipzig).
Er bringt zum erstenmale Reuters Briefe an seinen besten Freund, den Ökonomie¬
rat Fritz Peters, mit vielen köstlichen Episoden aus des Dichters Lebe» — so, die
Beschreibung seiner Kur in der „Wasserkunst", die uns in veränderter Gestalt in
der „Stromtid" wieder begegnet —, ferner die Briefe von „Luising" als Braut
und Gattin, Erinnerungen an Reuters Jenaer Studentenzeit, Kriegslieder aus den
Tagen des Dänischen Kriegs, die Nachlaßskizze „Wie Spatz und Lotting in ein
Grafenschloß gucken", endlich eine Anzahl bisher noch unveröffentlichter Gelegenheits¬
poesien. Den Bilderschmuck, worunter sich viele Originale von Reuters eigner
Hand befinden, ist wieder besonders reich.
Von den Kalendern der zweiten Kategorie nennen wir zunächst den „Schütting.
Ein heimatliches Kalenderbnch für das Jahr 1909" (Adolf Sponholtz
Verlag, G. in. b. H., Hannover) als ein Beispiel dafür, was für den gewiß ge¬
ringen Preis von 60 Pfennig alles geboten werden kann. Der Kalender, der
unter Mitwirkung des Schütting-Bundes herausgegeben wird, stellt sich in den
Dienst der niedersächsischen Heimatkunde und Poesie. Schon die Bezeichnung
„Schütting" weist ans das Land der Heide und der alten behäbigen Städte hin:
der Schütting heißt eines der prächtigen Renaissance-Giebelhäuser „am Sande"
zu Lüneburg. Aus der langen Reihe der Mitarbeiter an diesem Kalender nennen
wir nnr einige wenige: Detlev Freiherrn von Liliencron, Hera. Löns, Börrics Frei¬
herrn von Münchhausen-Sahlis und Heinr. Sohnrey. Unter den bildenden Künstlern,
die Arbeiten beigesteuert haben, verdient Wilhelm Kricheldorff in Celle mit seinem
Bildnis des oldenburgische» Heimatdichters Franz Poppe, einem Meisterwerk der
Porträtknnst. besonders hervorgehoben zu werden.
Der schon wiederholt hier angezeigte Leipziger Kalender, Illustriertes Jahr¬
buch und Chronik, herausgegeben von Georg Merseburger (Georg Merseburger,
Leipzig), gestaltet sich immer nichr zu einem Prachtwerk aus. Der neue, sechste
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