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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Der Marquis von Larabas

Kalt wurde besonders wohl empfangen und nahm Anlaß, die Exzellenz im stillen
vielemale für frühere unehrerbietige Reden um Entschuldigung zu bitten. Ein ge-
borner Lehnsgrnf, der Exzellenz und Leiter der auswärtigen Politik geworden ist, bildet
nicht zum wenigsten einen schmeichelhaften Hintergrund für einen jungen, vorwärts¬
strebender Mann, wenn man sich auf dicht besetztem Schiffsverdeck befindet.

Dies empfand Kalt sehr wohl, bloß daß er nicht begreifen konnte, warum er
eigentlich so wohlwollend aufgenommen wurde. Er sollte es aber bald erfahren.

Die Sonne schien, und sie segelten. Die Exzellenz war gesprächig und wohl¬
wollend, und im Laufe der Unterhaltung kam es.

Wie Sie wissen, sagte der Lehnsgraf, besitze ich Stubberup, das dem Steen-
feldschen Hofe benachbart ist. Ich habe nun im Sinne, zum Sommer dort meinen
Aufenthalt zu nehmen. Das werden Sie auch noch durch die Zeitungen erfahren.
Im nächsten Frühjahr nämlich will ich mich dort im Kreise zur Wahl stellen, denn
einen Wahlkreis muß man doch haben. In meinem eignen auf Trudstrup sitzt schon
ein Parteimann seit sechzehn Jahren fest. Den kann ich natürlich nicht gut ver¬
drängen, besonders da ich vor ein paar Jahren -- als man, hin, die Dinge noch
mit andern Augen ansah, die Exzellenz lächelte amtsmäßig -- bei zwei Wahlgängen
sein Gegenkandidat gewesen bin. Nun ja, ich wurde damals nicht gewählt, jetzt
dagegen mein ich, äh, Sie als Gutsverwalter haben doch häufig mit den Leuten
in jener Gegend zu tun und sind als junger Mann wohl einer der unsrigen?

In diesem Augenblick war Kalt ohne jeden Zweifel ein Anhänger der Ex¬
zellenz, selbst wenn diese Anarchist gewesen wäre. Er erwiderte, seine politische Über¬
zeugung befände sich erst im Wachsen. Die Exzellenz lächelte. Ja, Sie sind noch jung;
Wohl noch nicht voll dreißig, aber immerhin, der Jugend gehört die Zukunft.

Es blitzte in Kalks Augen. Die Vergangenheit hatte unstreitig der Exzellenz
gehört -- damals, als man noch -- hin -- die Dinge mit andern Angen ansah;
das war der wunde Punkt. Ihre Gnaden griff jetzt in das Gespräch mit ein;
sie eignete sich vortrefflich dazu, zwischen Vergangenheit und Gegenwart eine Brücke
zu bauen; sie war wie geschaffen, das Volksmäßige mit dem Hochgeborner zu ver¬
söhnen. Und das hielt sie für ihre Lebensaufgabe -- wenigstens jetzt.

Wie geht es denn dem kleinen Jörgen Steenfeld? fragte sie, und Kalt wurde
in ein Gespräch gezogen, das ihn vermuten ließ, daß Ihre Gnaden öfters an den
kleinen Jörgen dachte.

Man glitt nun längs der Küste von Tuns dahin, und der leere Raum um
die Exzellenzenfamilie füllte sich nach und nach aus. Der "große" Mann wurde
sogar von einem jütländischen Volksvertreter mit kurzer Pfeife gekapert, der sozial
gesinnt war und mit geläufiger Zunge drohende Wurfgeschosse gegen das herrschaft¬
liche Besitzwesen schleuderte. Der steife Diener bekam darüber manchen Schreck
aber der Mann gehörte nun einmal zu jener Partei und sagte zur Exzellenz ein¬
fach: "Sie".

Komtesse Rose stand immer noch an die Reeling gelehnt. Kalt trat zu ihr
hiu und grüßte ehrfurchtsvoll. Sie erkannte ihn wieder und reichte ihm die Hand,
in englischer Weise, mit gehobnem Ellbogen. Ihr Haar war unter dem kleinen
braunen Reisehut zurückgestrichen, aber einige kleine widerspenstige Härchen über
der Stirn hatten sich freigemacht und glänzten in der Sonne.

Hier ist es herrlich! sagte sie, und ihre Augen wurden groß und feucht.

Kalt sah sie an.

Die Exzellenz und Ihre Gnaden, alle Volksvertreter, Großmächte und Parteien,
alles, alles wurde zu blauem Dunst für ihn, fortgehoben wie der Morgentau auf
den Wiesen von der ersten Frühlingssonne: so, wie sie dastand, hatte nur sie


Der Marquis von Larabas

Kalt wurde besonders wohl empfangen und nahm Anlaß, die Exzellenz im stillen
vielemale für frühere unehrerbietige Reden um Entschuldigung zu bitten. Ein ge-
borner Lehnsgrnf, der Exzellenz und Leiter der auswärtigen Politik geworden ist, bildet
nicht zum wenigsten einen schmeichelhaften Hintergrund für einen jungen, vorwärts¬
strebender Mann, wenn man sich auf dicht besetztem Schiffsverdeck befindet.

Dies empfand Kalt sehr wohl, bloß daß er nicht begreifen konnte, warum er
eigentlich so wohlwollend aufgenommen wurde. Er sollte es aber bald erfahren.

Die Sonne schien, und sie segelten. Die Exzellenz war gesprächig und wohl¬
wollend, und im Laufe der Unterhaltung kam es.

Wie Sie wissen, sagte der Lehnsgraf, besitze ich Stubberup, das dem Steen-
feldschen Hofe benachbart ist. Ich habe nun im Sinne, zum Sommer dort meinen
Aufenthalt zu nehmen. Das werden Sie auch noch durch die Zeitungen erfahren.
Im nächsten Frühjahr nämlich will ich mich dort im Kreise zur Wahl stellen, denn
einen Wahlkreis muß man doch haben. In meinem eignen auf Trudstrup sitzt schon
ein Parteimann seit sechzehn Jahren fest. Den kann ich natürlich nicht gut ver¬
drängen, besonders da ich vor ein paar Jahren — als man, hin, die Dinge noch
mit andern Augen ansah, die Exzellenz lächelte amtsmäßig — bei zwei Wahlgängen
sein Gegenkandidat gewesen bin. Nun ja, ich wurde damals nicht gewählt, jetzt
dagegen mein ich, äh, Sie als Gutsverwalter haben doch häufig mit den Leuten
in jener Gegend zu tun und sind als junger Mann wohl einer der unsrigen?

In diesem Augenblick war Kalt ohne jeden Zweifel ein Anhänger der Ex¬
zellenz, selbst wenn diese Anarchist gewesen wäre. Er erwiderte, seine politische Über¬
zeugung befände sich erst im Wachsen. Die Exzellenz lächelte. Ja, Sie sind noch jung;
Wohl noch nicht voll dreißig, aber immerhin, der Jugend gehört die Zukunft.

Es blitzte in Kalks Augen. Die Vergangenheit hatte unstreitig der Exzellenz
gehört — damals, als man noch — hin — die Dinge mit andern Angen ansah;
das war der wunde Punkt. Ihre Gnaden griff jetzt in das Gespräch mit ein;
sie eignete sich vortrefflich dazu, zwischen Vergangenheit und Gegenwart eine Brücke
zu bauen; sie war wie geschaffen, das Volksmäßige mit dem Hochgeborner zu ver¬
söhnen. Und das hielt sie für ihre Lebensaufgabe — wenigstens jetzt.

Wie geht es denn dem kleinen Jörgen Steenfeld? fragte sie, und Kalt wurde
in ein Gespräch gezogen, das ihn vermuten ließ, daß Ihre Gnaden öfters an den
kleinen Jörgen dachte.

Man glitt nun längs der Küste von Tuns dahin, und der leere Raum um
die Exzellenzenfamilie füllte sich nach und nach aus. Der „große" Mann wurde
sogar von einem jütländischen Volksvertreter mit kurzer Pfeife gekapert, der sozial
gesinnt war und mit geläufiger Zunge drohende Wurfgeschosse gegen das herrschaft¬
liche Besitzwesen schleuderte. Der steife Diener bekam darüber manchen Schreck
aber der Mann gehörte nun einmal zu jener Partei und sagte zur Exzellenz ein¬
fach: „Sie".

Komtesse Rose stand immer noch an die Reeling gelehnt. Kalt trat zu ihr
hiu und grüßte ehrfurchtsvoll. Sie erkannte ihn wieder und reichte ihm die Hand,
in englischer Weise, mit gehobnem Ellbogen. Ihr Haar war unter dem kleinen
braunen Reisehut zurückgestrichen, aber einige kleine widerspenstige Härchen über
der Stirn hatten sich freigemacht und glänzten in der Sonne.

Hier ist es herrlich! sagte sie, und ihre Augen wurden groß und feucht.

Kalt sah sie an.

Die Exzellenz und Ihre Gnaden, alle Volksvertreter, Großmächte und Parteien,
alles, alles wurde zu blauem Dunst für ihn, fortgehoben wie der Morgentau auf
den Wiesen von der ersten Frühlingssonne: so, wie sie dastand, hatte nur sie


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[0152] Der Marquis von Larabas Kalt wurde besonders wohl empfangen und nahm Anlaß, die Exzellenz im stillen vielemale für frühere unehrerbietige Reden um Entschuldigung zu bitten. Ein ge- borner Lehnsgrnf, der Exzellenz und Leiter der auswärtigen Politik geworden ist, bildet nicht zum wenigsten einen schmeichelhaften Hintergrund für einen jungen, vorwärts¬ strebender Mann, wenn man sich auf dicht besetztem Schiffsverdeck befindet. Dies empfand Kalt sehr wohl, bloß daß er nicht begreifen konnte, warum er eigentlich so wohlwollend aufgenommen wurde. Er sollte es aber bald erfahren. Die Sonne schien, und sie segelten. Die Exzellenz war gesprächig und wohl¬ wollend, und im Laufe der Unterhaltung kam es. Wie Sie wissen, sagte der Lehnsgraf, besitze ich Stubberup, das dem Steen- feldschen Hofe benachbart ist. Ich habe nun im Sinne, zum Sommer dort meinen Aufenthalt zu nehmen. Das werden Sie auch noch durch die Zeitungen erfahren. Im nächsten Frühjahr nämlich will ich mich dort im Kreise zur Wahl stellen, denn einen Wahlkreis muß man doch haben. In meinem eignen auf Trudstrup sitzt schon ein Parteimann seit sechzehn Jahren fest. Den kann ich natürlich nicht gut ver¬ drängen, besonders da ich vor ein paar Jahren — als man, hin, die Dinge noch mit andern Augen ansah, die Exzellenz lächelte amtsmäßig — bei zwei Wahlgängen sein Gegenkandidat gewesen bin. Nun ja, ich wurde damals nicht gewählt, jetzt dagegen mein ich, äh, Sie als Gutsverwalter haben doch häufig mit den Leuten in jener Gegend zu tun und sind als junger Mann wohl einer der unsrigen? In diesem Augenblick war Kalt ohne jeden Zweifel ein Anhänger der Ex¬ zellenz, selbst wenn diese Anarchist gewesen wäre. Er erwiderte, seine politische Über¬ zeugung befände sich erst im Wachsen. Die Exzellenz lächelte. Ja, Sie sind noch jung; Wohl noch nicht voll dreißig, aber immerhin, der Jugend gehört die Zukunft. Es blitzte in Kalks Augen. Die Vergangenheit hatte unstreitig der Exzellenz gehört — damals, als man noch — hin — die Dinge mit andern Angen ansah; das war der wunde Punkt. Ihre Gnaden griff jetzt in das Gespräch mit ein; sie eignete sich vortrefflich dazu, zwischen Vergangenheit und Gegenwart eine Brücke zu bauen; sie war wie geschaffen, das Volksmäßige mit dem Hochgeborner zu ver¬ söhnen. Und das hielt sie für ihre Lebensaufgabe — wenigstens jetzt. Wie geht es denn dem kleinen Jörgen Steenfeld? fragte sie, und Kalt wurde in ein Gespräch gezogen, das ihn vermuten ließ, daß Ihre Gnaden öfters an den kleinen Jörgen dachte. Man glitt nun längs der Küste von Tuns dahin, und der leere Raum um die Exzellenzenfamilie füllte sich nach und nach aus. Der „große" Mann wurde sogar von einem jütländischen Volksvertreter mit kurzer Pfeife gekapert, der sozial gesinnt war und mit geläufiger Zunge drohende Wurfgeschosse gegen das herrschaft¬ liche Besitzwesen schleuderte. Der steife Diener bekam darüber manchen Schreck aber der Mann gehörte nun einmal zu jener Partei und sagte zur Exzellenz ein¬ fach: „Sie". Komtesse Rose stand immer noch an die Reeling gelehnt. Kalt trat zu ihr hiu und grüßte ehrfurchtsvoll. Sie erkannte ihn wieder und reichte ihm die Hand, in englischer Weise, mit gehobnem Ellbogen. Ihr Haar war unter dem kleinen braunen Reisehut zurückgestrichen, aber einige kleine widerspenstige Härchen über der Stirn hatten sich freigemacht und glänzten in der Sonne. Hier ist es herrlich! sagte sie, und ihre Augen wurden groß und feucht. Kalt sah sie an. Die Exzellenz und Ihre Gnaden, alle Volksvertreter, Großmächte und Parteien, alles, alles wurde zu blauem Dunst für ihn, fortgehoben wie der Morgentau auf den Wiesen von der ersten Frühlingssonne: so, wie sie dastand, hatte nur sie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/152>, abgerufen am 16.06.2024.