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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Altjapanische Lyrik

gelage in den Frauengemächern des Palastes ein und tat seine Absicht in
folgendem Liede kund:

[Beginn Spaltensatz] [Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]

Eine Japan ganz eigentümliche Art von Liedern sind die Landschau¬
gedichte seiner Kaiser, in denen schon früh der Sinn für das Einzelobjekt zu
dem für die Gesmntumgebnng gesteigert wird. So heißt es schon in dem Land-
schaugedichte des eben erwähnten Kaisers Ojin:

Oder noch anschaulicher bei einem seiner Nachfolger:

[Beginn Spaltensatz] Ich halte Laudschau!
Sieh, wie auf der weiten Fläche des Landes
Rauch immerfort aufsteigt, [Spaltenumbruch] Und auf der weiten Fläche der See
Die Möwen immerfort schweben.
O du liebliches Land usw. [Ende Spaltensatz]

Kein Wunder, wenn nun auch in andern Gedichten um das Jahr 800 die Natur
eingehender geschildert wird, zum Beispiel am Beginn einer Elegie:

Um diese Zeit kennt man auch das sich am Klingklang erfreuende Wortspiel
und verwendet es in Liebesstrophen wie:

oder mit witziger Pointierung mit Hilfe zweier gleich oder ähnlich klingender
Wörter von verschiedner Bedeutung. Ein Spottlied aus jener spätern oder
Übergangszeit läßt sich übersetzen:


Altjapanische Lyrik

gelage in den Frauengemächern des Palastes ein und tat seine Absicht in
folgendem Liede kund:

[Beginn Spaltensatz] [Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]

Eine Japan ganz eigentümliche Art von Liedern sind die Landschau¬
gedichte seiner Kaiser, in denen schon früh der Sinn für das Einzelobjekt zu
dem für die Gesmntumgebnng gesteigert wird. So heißt es schon in dem Land-
schaugedichte des eben erwähnten Kaisers Ojin:

Oder noch anschaulicher bei einem seiner Nachfolger:

[Beginn Spaltensatz] Ich halte Laudschau!
Sieh, wie auf der weiten Fläche des Landes
Rauch immerfort aufsteigt, [Spaltenumbruch] Und auf der weiten Fläche der See
Die Möwen immerfort schweben.
O du liebliches Land usw. [Ende Spaltensatz]

Kein Wunder, wenn nun auch in andern Gedichten um das Jahr 800 die Natur
eingehender geschildert wird, zum Beispiel am Beginn einer Elegie:

Um diese Zeit kennt man auch das sich am Klingklang erfreuende Wortspiel
und verwendet es in Liebesstrophen wie:

oder mit witziger Pointierung mit Hilfe zweier gleich oder ähnlich klingender
Wörter von verschiedner Bedeutung. Ein Spottlied aus jener spätern oder
Übergangszeit läßt sich übersetzen:


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[0237] Altjapanische Lyrik gelage in den Frauengemächern des Palastes ein und tat seine Absicht in folgendem Liede kund: Eine Japan ganz eigentümliche Art von Liedern sind die Landschau¬ gedichte seiner Kaiser, in denen schon früh der Sinn für das Einzelobjekt zu dem für die Gesmntumgebnng gesteigert wird. So heißt es schon in dem Land- schaugedichte des eben erwähnten Kaisers Ojin: Oder noch anschaulicher bei einem seiner Nachfolger: Ich halte Laudschau! Sieh, wie auf der weiten Fläche des Landes Rauch immerfort aufsteigt, Und auf der weiten Fläche der See Die Möwen immerfort schweben. O du liebliches Land usw. Kein Wunder, wenn nun auch in andern Gedichten um das Jahr 800 die Natur eingehender geschildert wird, zum Beispiel am Beginn einer Elegie: Um diese Zeit kennt man auch das sich am Klingklang erfreuende Wortspiel und verwendet es in Liebesstrophen wie: oder mit witziger Pointierung mit Hilfe zweier gleich oder ähnlich klingender Wörter von verschiedner Bedeutung. Ein Spottlied aus jener spätern oder Übergangszeit läßt sich übersetzen:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/237>, abgerufen am 16.06.2024.