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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Die großen Flotten der Welt im Jahre ^Y03

Rede; weist es doch eine Steigerung von 31419000 Pfund Sterling auf
32319500 Pfund auf. Verhältnismäßig klein ist allerdings die Zahl der
Schiffe, die im neuen Rechnungsjahr auf Stapel gelegt werden sollen; nämlich
an großen Schiffen nur zwei (ein Schlachtschiff vom verbesserten Dreadnought-
typ und ein Panzerkreuzer). Diese geringe Zahl hat aber sehr wohl ihre Be¬
gründung, da die Werften noch reichlich von den vorigen Jahren her mit Bau¬
aufträgen versehen sind, und die fortgesetzten Streiks der Arbeiter auf den
Werften die Fertigstellung dieser Schiffe nicht gerade begünstigen. Außerdem ist
von amtlicher englischer Seite schon erklärt worden, daß im Etatsjahr 1909/10
wieder verstärkte Flottenneubauaufträge in Frage stehn. Angeblich sollen allein
sechs Linienschiffe gefordert werden. Auch wird man in der Annahme nicht
fehlgehn, daß weitere Konstruktionsneuerungen bei den Schiffen, über die
gegenwärtig noch nicht endgiltig entschieden ist, mit ein Grund für die dies¬
maligen verhältnismäßig bescheidnen Forderungen waren. ,

Groß dagegen ist die Zahl der neugeforderten schnellen und geschützten
kleinen Kreuzer, nämlich sechs. Die englische Flottenleitung holt jetzt in dieser
Frage nach, was sie in den letzten Jahren zugunsten des Baues der großen
Schiffe verabsäumt hat. Interessant ist es. daß man die kleinen Kreuzer heute
wieder mehr zur Geltung kommen läßt, die für den Aufklärungsdienst so un¬
erläßlich sind, und die immerhin ein wichtiges Glied in der gesamten Schlacht-
flotte bilden. Auf deu weitern Ausbau der Torpedobootsflottillen wird nach
wie vor das größte Gewicht gelegt; es sollen nicht weniger als sechzehn Zer¬
störer auf Stapel gelegt werden, obgleich die englischen Flottenlisten gerade
von diesen Schiffen eine recht bedeutende Menge aufweisen. Wie sehr man
in der englischen Flottenleitung gerade dem Unterseebootswesen das größte
Interesse widmet, beweist die Bereitstellung von einer halben Million Pfund
für diese Zwecke.

Die wesentlichste Neuerung, die die englische Flotte neuerdings durch¬
geführt hat, ist die Neuverteilung der Geschwader. Ihre Zweckmäßigkeit wird
sich in vollem Umfang erst im Laufe dieses Jahres zeigen können, da im
vorigen Jahre an den ersten Bestimmungen häufig Änderungen vorgenommen
werden mußten, die teils durch die Einstellung inzwischen fertig gewordner
Schiffe, teils durch die im Verlaufe von Übungen gesammelten Erfahrungen
veranlaßt worden sind. Gegenwärtig werden unterschieden: die Kanalflotte,
die sich aus vierzehn Linienschiffen und dem ersten Kreuzergeschwader, mit vier
Panzerkreuzern zusammensetzt, dann die Atlantische Flotte mit sechs Linien¬
schiffen und dem zweiten Kreuzergeschwader mit vier Panzerkreuzern , ferner
die Mittelmeerflotte mit sechs Linienschiffen und dem dritten und vierten
Kreuzergeschwäder mit vier und drei Pattzerkreuzern und drei geschützten
Kreuzern ab endlich die Heimatflotte. Sie bildet den wesentlichsten Teil der
Mnzen Neuorganisation und setzt sich zusammen aus drei Divisionen (die Norx-i
-portsmouth- und Devonportdivision) von Linienschiffen mit zusammen achtzehn


Die großen Flotten der Welt im Jahre ^Y03

Rede; weist es doch eine Steigerung von 31419000 Pfund Sterling auf
32319500 Pfund auf. Verhältnismäßig klein ist allerdings die Zahl der
Schiffe, die im neuen Rechnungsjahr auf Stapel gelegt werden sollen; nämlich
an großen Schiffen nur zwei (ein Schlachtschiff vom verbesserten Dreadnought-
typ und ein Panzerkreuzer). Diese geringe Zahl hat aber sehr wohl ihre Be¬
gründung, da die Werften noch reichlich von den vorigen Jahren her mit Bau¬
aufträgen versehen sind, und die fortgesetzten Streiks der Arbeiter auf den
Werften die Fertigstellung dieser Schiffe nicht gerade begünstigen. Außerdem ist
von amtlicher englischer Seite schon erklärt worden, daß im Etatsjahr 1909/10
wieder verstärkte Flottenneubauaufträge in Frage stehn. Angeblich sollen allein
sechs Linienschiffe gefordert werden. Auch wird man in der Annahme nicht
fehlgehn, daß weitere Konstruktionsneuerungen bei den Schiffen, über die
gegenwärtig noch nicht endgiltig entschieden ist, mit ein Grund für die dies¬
maligen verhältnismäßig bescheidnen Forderungen waren. ,

Groß dagegen ist die Zahl der neugeforderten schnellen und geschützten
kleinen Kreuzer, nämlich sechs. Die englische Flottenleitung holt jetzt in dieser
Frage nach, was sie in den letzten Jahren zugunsten des Baues der großen
Schiffe verabsäumt hat. Interessant ist es. daß man die kleinen Kreuzer heute
wieder mehr zur Geltung kommen läßt, die für den Aufklärungsdienst so un¬
erläßlich sind, und die immerhin ein wichtiges Glied in der gesamten Schlacht-
flotte bilden. Auf deu weitern Ausbau der Torpedobootsflottillen wird nach
wie vor das größte Gewicht gelegt; es sollen nicht weniger als sechzehn Zer¬
störer auf Stapel gelegt werden, obgleich die englischen Flottenlisten gerade
von diesen Schiffen eine recht bedeutende Menge aufweisen. Wie sehr man
in der englischen Flottenleitung gerade dem Unterseebootswesen das größte
Interesse widmet, beweist die Bereitstellung von einer halben Million Pfund
für diese Zwecke.

Die wesentlichste Neuerung, die die englische Flotte neuerdings durch¬
geführt hat, ist die Neuverteilung der Geschwader. Ihre Zweckmäßigkeit wird
sich in vollem Umfang erst im Laufe dieses Jahres zeigen können, da im
vorigen Jahre an den ersten Bestimmungen häufig Änderungen vorgenommen
werden mußten, die teils durch die Einstellung inzwischen fertig gewordner
Schiffe, teils durch die im Verlaufe von Übungen gesammelten Erfahrungen
veranlaßt worden sind. Gegenwärtig werden unterschieden: die Kanalflotte,
die sich aus vierzehn Linienschiffen und dem ersten Kreuzergeschwader, mit vier
Panzerkreuzern zusammensetzt, dann die Atlantische Flotte mit sechs Linien¬
schiffen und dem zweiten Kreuzergeschwader mit vier Panzerkreuzern , ferner
die Mittelmeerflotte mit sechs Linienschiffen und dem dritten und vierten
Kreuzergeschwäder mit vier und drei Pattzerkreuzern und drei geschützten
Kreuzern ab endlich die Heimatflotte. Sie bildet den wesentlichsten Teil der
Mnzen Neuorganisation und setzt sich zusammen aus drei Divisionen (die Norx-i
-portsmouth- und Devonportdivision) von Linienschiffen mit zusammen achtzehn


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/13>, abgerufen am 22.05.2024.