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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Paul Gerhardt und der Große Aurfürst

Gerhardt mußte sich also sagen, falls er in der Mark ein geistliches Amt be¬
kleiden wolle, werde er auch einem reformierten Theologen unterstellt sein. Unter
der Regierung des Großen Kurfürsten wurde die Unionspolitik Johann Sigis-
munds wieder aufgenommen und in großem Stile fortgeführt. Sein Blick ging
weit über die Grenzen des eignen Landes, ja des Deutschen Reichs hinaus.
Er sah, wie sich die katholischen Staaten Europas zusammenschlossen. Der
Protestantismus schien ihm bedroht, und er versuchte alle evangelischen Staaten
Europas zum festen Bündnis zu vereinigen und so der drohenden Gefahr zu
begegnen. Diesem Zwecke konnten auch Religionsgespräche förderlich werden;
und so hat der Kurfürst 1645 der Einladung des irenischen Polenkönigs
Wladislaus des Vierten zur Teilnahme am Thorner Religionsgespräch Folge
geleistet und Vertreter dorthin gesandt.

Bleiben wir hier einen Augenblick stehn und fragen uns, in welche Stimmung
wird Gerhardt versetzt worden sein, als er von diesen Bestrebungen des Kur¬
fürsten vernahm; wird er an ihnen einen ernsten Anstoß genommen haben, oder
ist doch vielleicht der Geist, worin der Große Kurfürst handelte, nicht ohne
Einfluß auf ihn gewesen? Gewiß ist diese Frage schwer zu beantworten. Ver¬
gegenwärtigen wir uns aber, daß er im Hause eines sehr angesehenen kurfürst¬
lichen Beamten lebte, der schwerlich die Verfügungen des Herrschers mißbilligte,
so werden wir vielleicht voraussetzen dürfen, daß Gerhardt damals keinen starken
Anstoß an diesen Bestrebungen genommen hat. Bedeutungsvoll scheint mir zu
sein, daß er doch, soweit wir wissen, keinen Einspruch dagegen erhoben hat, daß
in das im Jahr 1658/59 vom Buchdrucker Runge hergestellte Unionsgesangbuch
von ihm verfaßte Lieder mit aufgenommen wurden, daß seine Lieder mit den
Liedern reformierter Sänger zugleich den reformierten Gemeinden zur Erbauung
dargeboten wurden. Hatte doch auch sein Freund Johann Crüger an der Her¬
stellung dieses Gesangbuchs mitgewirkt. Es ist auch nicht anzunehmen, daß der
Kurfürst die Aufnahme Gerhardtscher Lieder in dieses Gesangbuch geduldet hätte,
wenn sich Gerhardt als entschiedner Gegner der Reformierten gezeigt hätte.
Daher sich denn auch der Berliner Magistrat in der Fürbitte für den Dichter
an den Kurfürsten darauf beruft, daß der Kurfürst kein Bedenken getragen habe,
in dieses Gesangbuch eine größere Zahl Gerhardtscher Lieder aufnehmen
zu lassen.*) Wir möchten glauben, daß wenigstens zeitweise die Stimmung
Gerhardts den Reformierten gegenüber freundlich gewesen ist. lind nun
nehmen wir noch die eine Tatsache hinzu, daß dem Dichter bezeugt wird, er
habe sich der Polemik auf der Kanzel gegenüber den Reformierten enthalten,
habe also, ohne durch Unterschrift eines Reverses verpflichtet zu sein, so gehandelt,
wie der Kurfürst es verlangte. Würde sich Gerhardt so verhalten haben, wenn er da¬
mals die gleiche Gesinnung gegenüber den Reformierten gehegt hätte wie später;
würde er sich nicht in diesem Falle in seinem Gewissen gebunden erachtet haben,
gegen die Reformierten zu Felde zu ziehen, wenn auch immer in maßvoller
Weise? Nur so erklärt es sich, daß unser Dichter nicht durch eine einschneidende



Langbecker, Leben und Lieder von Paul Gerhardt. Berlin, 1841. S. 160. 161. Dieses
Gesangbuch enthält überwiegend lutherische Lieder, namhafte deutsche reformierte Dichter gab es
noch nicht, die reformierte Lehre kommt neben der lutherischen nur für die Sakramente in Be¬
tracht. Das Gesangbuch ist Unionsgesangbuch, "synkretistisch". Es ist das Gesangbuch, worin
zuerst die der Kurfürstin Luise Henriette zugeschriebnen Lieder anonym erschienen. 1657 wurde
der erste Teil veröffentlicht, 1658 der zweite Teil, der die Psalmen in Lobwassers Übersetzung
enthält. Hier wird nun die Arbeit von 1657 als eine Art Anhang bezeichnet. Das ganze
Werk führt den Titel 1>8slmoäis. s^oiÄ. Ich erwähne dies, weil dieses Wort das Stichwort für
die Bibliotheken ist. die dieses Werk besitzen.
Paul Gerhardt und der Große Aurfürst

Gerhardt mußte sich also sagen, falls er in der Mark ein geistliches Amt be¬
kleiden wolle, werde er auch einem reformierten Theologen unterstellt sein. Unter
der Regierung des Großen Kurfürsten wurde die Unionspolitik Johann Sigis-
munds wieder aufgenommen und in großem Stile fortgeführt. Sein Blick ging
weit über die Grenzen des eignen Landes, ja des Deutschen Reichs hinaus.
Er sah, wie sich die katholischen Staaten Europas zusammenschlossen. Der
Protestantismus schien ihm bedroht, und er versuchte alle evangelischen Staaten
Europas zum festen Bündnis zu vereinigen und so der drohenden Gefahr zu
begegnen. Diesem Zwecke konnten auch Religionsgespräche förderlich werden;
und so hat der Kurfürst 1645 der Einladung des irenischen Polenkönigs
Wladislaus des Vierten zur Teilnahme am Thorner Religionsgespräch Folge
geleistet und Vertreter dorthin gesandt.

Bleiben wir hier einen Augenblick stehn und fragen uns, in welche Stimmung
wird Gerhardt versetzt worden sein, als er von diesen Bestrebungen des Kur¬
fürsten vernahm; wird er an ihnen einen ernsten Anstoß genommen haben, oder
ist doch vielleicht der Geist, worin der Große Kurfürst handelte, nicht ohne
Einfluß auf ihn gewesen? Gewiß ist diese Frage schwer zu beantworten. Ver¬
gegenwärtigen wir uns aber, daß er im Hause eines sehr angesehenen kurfürst¬
lichen Beamten lebte, der schwerlich die Verfügungen des Herrschers mißbilligte,
so werden wir vielleicht voraussetzen dürfen, daß Gerhardt damals keinen starken
Anstoß an diesen Bestrebungen genommen hat. Bedeutungsvoll scheint mir zu
sein, daß er doch, soweit wir wissen, keinen Einspruch dagegen erhoben hat, daß
in das im Jahr 1658/59 vom Buchdrucker Runge hergestellte Unionsgesangbuch
von ihm verfaßte Lieder mit aufgenommen wurden, daß seine Lieder mit den
Liedern reformierter Sänger zugleich den reformierten Gemeinden zur Erbauung
dargeboten wurden. Hatte doch auch sein Freund Johann Crüger an der Her¬
stellung dieses Gesangbuchs mitgewirkt. Es ist auch nicht anzunehmen, daß der
Kurfürst die Aufnahme Gerhardtscher Lieder in dieses Gesangbuch geduldet hätte,
wenn sich Gerhardt als entschiedner Gegner der Reformierten gezeigt hätte.
Daher sich denn auch der Berliner Magistrat in der Fürbitte für den Dichter
an den Kurfürsten darauf beruft, daß der Kurfürst kein Bedenken getragen habe,
in dieses Gesangbuch eine größere Zahl Gerhardtscher Lieder aufnehmen
zu lassen.*) Wir möchten glauben, daß wenigstens zeitweise die Stimmung
Gerhardts den Reformierten gegenüber freundlich gewesen ist. lind nun
nehmen wir noch die eine Tatsache hinzu, daß dem Dichter bezeugt wird, er
habe sich der Polemik auf der Kanzel gegenüber den Reformierten enthalten,
habe also, ohne durch Unterschrift eines Reverses verpflichtet zu sein, so gehandelt,
wie der Kurfürst es verlangte. Würde sich Gerhardt so verhalten haben, wenn er da¬
mals die gleiche Gesinnung gegenüber den Reformierten gehegt hätte wie später;
würde er sich nicht in diesem Falle in seinem Gewissen gebunden erachtet haben,
gegen die Reformierten zu Felde zu ziehen, wenn auch immer in maßvoller
Weise? Nur so erklärt es sich, daß unser Dichter nicht durch eine einschneidende



Langbecker, Leben und Lieder von Paul Gerhardt. Berlin, 1841. S. 160. 161. Dieses
Gesangbuch enthält überwiegend lutherische Lieder, namhafte deutsche reformierte Dichter gab es
noch nicht, die reformierte Lehre kommt neben der lutherischen nur für die Sakramente in Be¬
tracht. Das Gesangbuch ist Unionsgesangbuch, „synkretistisch". Es ist das Gesangbuch, worin
zuerst die der Kurfürstin Luise Henriette zugeschriebnen Lieder anonym erschienen. 1657 wurde
der erste Teil veröffentlicht, 1658 der zweite Teil, der die Psalmen in Lobwassers Übersetzung
enthält. Hier wird nun die Arbeit von 1657 als eine Art Anhang bezeichnet. Das ganze
Werk führt den Titel 1>8slmoäis. s^oiÄ. Ich erwähne dies, weil dieses Wort das Stichwort für
die Bibliotheken ist. die dieses Werk besitzen.
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[0200] Paul Gerhardt und der Große Aurfürst Gerhardt mußte sich also sagen, falls er in der Mark ein geistliches Amt be¬ kleiden wolle, werde er auch einem reformierten Theologen unterstellt sein. Unter der Regierung des Großen Kurfürsten wurde die Unionspolitik Johann Sigis- munds wieder aufgenommen und in großem Stile fortgeführt. Sein Blick ging weit über die Grenzen des eignen Landes, ja des Deutschen Reichs hinaus. Er sah, wie sich die katholischen Staaten Europas zusammenschlossen. Der Protestantismus schien ihm bedroht, und er versuchte alle evangelischen Staaten Europas zum festen Bündnis zu vereinigen und so der drohenden Gefahr zu begegnen. Diesem Zwecke konnten auch Religionsgespräche förderlich werden; und so hat der Kurfürst 1645 der Einladung des irenischen Polenkönigs Wladislaus des Vierten zur Teilnahme am Thorner Religionsgespräch Folge geleistet und Vertreter dorthin gesandt. Bleiben wir hier einen Augenblick stehn und fragen uns, in welche Stimmung wird Gerhardt versetzt worden sein, als er von diesen Bestrebungen des Kur¬ fürsten vernahm; wird er an ihnen einen ernsten Anstoß genommen haben, oder ist doch vielleicht der Geist, worin der Große Kurfürst handelte, nicht ohne Einfluß auf ihn gewesen? Gewiß ist diese Frage schwer zu beantworten. Ver¬ gegenwärtigen wir uns aber, daß er im Hause eines sehr angesehenen kurfürst¬ lichen Beamten lebte, der schwerlich die Verfügungen des Herrschers mißbilligte, so werden wir vielleicht voraussetzen dürfen, daß Gerhardt damals keinen starken Anstoß an diesen Bestrebungen genommen hat. Bedeutungsvoll scheint mir zu sein, daß er doch, soweit wir wissen, keinen Einspruch dagegen erhoben hat, daß in das im Jahr 1658/59 vom Buchdrucker Runge hergestellte Unionsgesangbuch von ihm verfaßte Lieder mit aufgenommen wurden, daß seine Lieder mit den Liedern reformierter Sänger zugleich den reformierten Gemeinden zur Erbauung dargeboten wurden. Hatte doch auch sein Freund Johann Crüger an der Her¬ stellung dieses Gesangbuchs mitgewirkt. Es ist auch nicht anzunehmen, daß der Kurfürst die Aufnahme Gerhardtscher Lieder in dieses Gesangbuch geduldet hätte, wenn sich Gerhardt als entschiedner Gegner der Reformierten gezeigt hätte. Daher sich denn auch der Berliner Magistrat in der Fürbitte für den Dichter an den Kurfürsten darauf beruft, daß der Kurfürst kein Bedenken getragen habe, in dieses Gesangbuch eine größere Zahl Gerhardtscher Lieder aufnehmen zu lassen.*) Wir möchten glauben, daß wenigstens zeitweise die Stimmung Gerhardts den Reformierten gegenüber freundlich gewesen ist. lind nun nehmen wir noch die eine Tatsache hinzu, daß dem Dichter bezeugt wird, er habe sich der Polemik auf der Kanzel gegenüber den Reformierten enthalten, habe also, ohne durch Unterschrift eines Reverses verpflichtet zu sein, so gehandelt, wie der Kurfürst es verlangte. Würde sich Gerhardt so verhalten haben, wenn er da¬ mals die gleiche Gesinnung gegenüber den Reformierten gehegt hätte wie später; würde er sich nicht in diesem Falle in seinem Gewissen gebunden erachtet haben, gegen die Reformierten zu Felde zu ziehen, wenn auch immer in maßvoller Weise? Nur so erklärt es sich, daß unser Dichter nicht durch eine einschneidende Langbecker, Leben und Lieder von Paul Gerhardt. Berlin, 1841. S. 160. 161. Dieses Gesangbuch enthält überwiegend lutherische Lieder, namhafte deutsche reformierte Dichter gab es noch nicht, die reformierte Lehre kommt neben der lutherischen nur für die Sakramente in Be¬ tracht. Das Gesangbuch ist Unionsgesangbuch, „synkretistisch". Es ist das Gesangbuch, worin zuerst die der Kurfürstin Luise Henriette zugeschriebnen Lieder anonym erschienen. 1657 wurde der erste Teil veröffentlicht, 1658 der zweite Teil, der die Psalmen in Lobwassers Übersetzung enthält. Hier wird nun die Arbeit von 1657 als eine Art Anhang bezeichnet. Das ganze Werk führt den Titel 1>8slmoäis. s^oiÄ. Ich erwähne dies, weil dieses Wort das Stichwort für die Bibliotheken ist. die dieses Werk besitzen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/200>, abgerufen am 22.05.2024.