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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Skizzen ans unserm heutigen Volksleben

seine Zeit in den Lesesälen der Hotels, und seine Frau suchte einen schönen Aus¬
sichtspunkt auf, verkroch sich uuter ihren Schirm und war unglücklich.

Wie geht es denn Ihren lieben Kindern? fragte einmal eine ältere Dame, die
ihrer sieben hatte, den Professor beim Diner.

Kinder? erwiderte der Professor, Sie meinen eigne E-- Kinder? Kinder habe
ich e-- nicht. Und dabei fühlte der Herr Professor, was bei ihm bisher unter der
Schwelle des Bewußtseins geblieben und also auch nicht in die psychologische Rechnung
eingestellt worden war, daß er selbst unglücklich war. Freilich sank diese Erkenntnis,
was ihn selbst betraf, bald wieder unter die Schwelle des Bewußtseins zurück, doch
bleibt der Begriff "Kinder--elosigkeit" eine Erkenntnis, die er in Beziehung auf seine
unglückliche Frau verwertete. Eine Frau, reflektierte er, muuß E-- Kinder haben.
Hat sie keine E-- Kinder, so wird der glatte Abfluß der Vor--estellungsreihen ge¬
stört, und aus der Pressung der gegeneinander gerichteten Seelen--ekräfte muuß
sich das Gefühl des Ann--ebefriedigtseins ergeben. Wenn man Kinder hätte im
Laden kaufen können, er wäre hingegangen und hätte eins gekauft. Da dies nun
nicht möglich war, ging er hin und kaufte einen Hund, was seine Frau doppelt
unglücklich machte.

Da ereignete sich folgendes. Zur Herbstmesse war ein Zirkus aufgebaut, und
eines Abends brach der Balken, in den die Haken des Schweberecks eingeschraubt
waren, und die beiden Künstler, Mann und Frau, die daran gerade arbeiteten,
stürzten aus der Höhe herab und brachen den Hals. Die Verunglückten hinterließen
ein Kind von fünf Jahren, ein Mädchen, Erna mit Namen. Da nun Verwandte
nicht bekannt waren, nahm sich ein Weib aus der Künstlergesellschaft, das selbst
schon Kinder genug zu versorgen hatte, des verwaisten Kindes an. Dies machte
großes Aufsehn in der Stadt. Man erwog, ob man sich an den vielbewährten
Wohltätigkeitssinn der Bürgerschaft wegen einer Kollekte für das Kind wenden sollte,
aber es kam nicht dazu, denn der Herr Professor Spitzbart hatte sich in den Zirkus
begeben und das Kind der besagten Frau für hundert Mark abgekauft. Der Besitz¬
titel dieser Frau war ja sehr zweifelhaft, die hundert Mark nahm sie aber doch.
Der Herr Professor, der, was er unternahm, mit anerkennenswerter Energie durch¬
zuführen pflegte, nahm die kleine Erna an die Hand, ging mit ihr in ein Waren¬
haus und ließ sie vom Kopf bis zum Fuß neu einkleiden. Darauf brachte er das
Kind nicht ohne einige Verlegenheit seiner Frau.

Emilie, sagte er, ich e-- bringe dir ein Objekt für deine mutter--cunde
Für--esorge. Eine E-- Frau muuß Kinder haben. Da hast du eins.

Emilie brauchte lange Zeit, bis sie begriff, daß dieses Kind ihr Kind sein sollte,
dann aber ging die Sonne auf, und der Herr Professor notierte ans seiner Habet-
seite, daß eine auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Psychologie berufen und
befähigt sei, in die Wirrnisse des Lebens Ordnung zu e--bringen.

Frau Emilie war glücklich. Ja, das wars gewesen, ein Gegenstand für ihre
mütterliche Liebe und Fürsorge hatte ihr gefehlt. Jetzt hatte sie, wonach sie sich
unbewußt alle die Jahre hindurch gesehnt hatte, ein Kind! Ein Kind von tadelloser
Schönheit, wie es in gewöhnlichen bürgerlichen Verhältnissen gar nicht vorkam, rund,
kräftig und geschmeidig, mit großen dunkeln Augen, ein wirklicher "Wonnekloß".
Wenn sie ihr schönes Kind im Bade hatte, war sie geneigt, es anzubeten. Nur
machte das Kind wunderliche Bewegungen. Es setzte sich auf die Erde, indem es
die Beine in gerader Linie nach rechts und links ausstreckte, es kratzte sich mit dem
Fuße hinterm Ohre, es war so, als wenn es doppelte Gelenke hätte. Wird sich
schon geben, tröstete sich die Frau Professor, so wie sich ja auch die englische
Krankheit verwächst. Und es gab sich auch.


Skizzen ans unserm heutigen Volksleben

seine Zeit in den Lesesälen der Hotels, und seine Frau suchte einen schönen Aus¬
sichtspunkt auf, verkroch sich uuter ihren Schirm und war unglücklich.

Wie geht es denn Ihren lieben Kindern? fragte einmal eine ältere Dame, die
ihrer sieben hatte, den Professor beim Diner.

Kinder? erwiderte der Professor, Sie meinen eigne E— Kinder? Kinder habe
ich e— nicht. Und dabei fühlte der Herr Professor, was bei ihm bisher unter der
Schwelle des Bewußtseins geblieben und also auch nicht in die psychologische Rechnung
eingestellt worden war, daß er selbst unglücklich war. Freilich sank diese Erkenntnis,
was ihn selbst betraf, bald wieder unter die Schwelle des Bewußtseins zurück, doch
bleibt der Begriff „Kinder—elosigkeit" eine Erkenntnis, die er in Beziehung auf seine
unglückliche Frau verwertete. Eine Frau, reflektierte er, muuß E— Kinder haben.
Hat sie keine E— Kinder, so wird der glatte Abfluß der Vor—estellungsreihen ge¬
stört, und aus der Pressung der gegeneinander gerichteten Seelen—ekräfte muuß
sich das Gefühl des Ann—ebefriedigtseins ergeben. Wenn man Kinder hätte im
Laden kaufen können, er wäre hingegangen und hätte eins gekauft. Da dies nun
nicht möglich war, ging er hin und kaufte einen Hund, was seine Frau doppelt
unglücklich machte.

Da ereignete sich folgendes. Zur Herbstmesse war ein Zirkus aufgebaut, und
eines Abends brach der Balken, in den die Haken des Schweberecks eingeschraubt
waren, und die beiden Künstler, Mann und Frau, die daran gerade arbeiteten,
stürzten aus der Höhe herab und brachen den Hals. Die Verunglückten hinterließen
ein Kind von fünf Jahren, ein Mädchen, Erna mit Namen. Da nun Verwandte
nicht bekannt waren, nahm sich ein Weib aus der Künstlergesellschaft, das selbst
schon Kinder genug zu versorgen hatte, des verwaisten Kindes an. Dies machte
großes Aufsehn in der Stadt. Man erwog, ob man sich an den vielbewährten
Wohltätigkeitssinn der Bürgerschaft wegen einer Kollekte für das Kind wenden sollte,
aber es kam nicht dazu, denn der Herr Professor Spitzbart hatte sich in den Zirkus
begeben und das Kind der besagten Frau für hundert Mark abgekauft. Der Besitz¬
titel dieser Frau war ja sehr zweifelhaft, die hundert Mark nahm sie aber doch.
Der Herr Professor, der, was er unternahm, mit anerkennenswerter Energie durch¬
zuführen pflegte, nahm die kleine Erna an die Hand, ging mit ihr in ein Waren¬
haus und ließ sie vom Kopf bis zum Fuß neu einkleiden. Darauf brachte er das
Kind nicht ohne einige Verlegenheit seiner Frau.

Emilie, sagte er, ich e— bringe dir ein Objekt für deine mutter—cunde
Für—esorge. Eine E— Frau muuß Kinder haben. Da hast du eins.

Emilie brauchte lange Zeit, bis sie begriff, daß dieses Kind ihr Kind sein sollte,
dann aber ging die Sonne auf, und der Herr Professor notierte ans seiner Habet-
seite, daß eine auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Psychologie berufen und
befähigt sei, in die Wirrnisse des Lebens Ordnung zu e—bringen.

Frau Emilie war glücklich. Ja, das wars gewesen, ein Gegenstand für ihre
mütterliche Liebe und Fürsorge hatte ihr gefehlt. Jetzt hatte sie, wonach sie sich
unbewußt alle die Jahre hindurch gesehnt hatte, ein Kind! Ein Kind von tadelloser
Schönheit, wie es in gewöhnlichen bürgerlichen Verhältnissen gar nicht vorkam, rund,
kräftig und geschmeidig, mit großen dunkeln Augen, ein wirklicher „Wonnekloß".
Wenn sie ihr schönes Kind im Bade hatte, war sie geneigt, es anzubeten. Nur
machte das Kind wunderliche Bewegungen. Es setzte sich auf die Erde, indem es
die Beine in gerader Linie nach rechts und links ausstreckte, es kratzte sich mit dem
Fuße hinterm Ohre, es war so, als wenn es doppelte Gelenke hätte. Wird sich
schon geben, tröstete sich die Frau Professor, so wie sich ja auch die englische
Krankheit verwächst. Und es gab sich auch.


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[0202] Skizzen ans unserm heutigen Volksleben seine Zeit in den Lesesälen der Hotels, und seine Frau suchte einen schönen Aus¬ sichtspunkt auf, verkroch sich uuter ihren Schirm und war unglücklich. Wie geht es denn Ihren lieben Kindern? fragte einmal eine ältere Dame, die ihrer sieben hatte, den Professor beim Diner. Kinder? erwiderte der Professor, Sie meinen eigne E— Kinder? Kinder habe ich e— nicht. Und dabei fühlte der Herr Professor, was bei ihm bisher unter der Schwelle des Bewußtseins geblieben und also auch nicht in die psychologische Rechnung eingestellt worden war, daß er selbst unglücklich war. Freilich sank diese Erkenntnis, was ihn selbst betraf, bald wieder unter die Schwelle des Bewußtseins zurück, doch bleibt der Begriff „Kinder—elosigkeit" eine Erkenntnis, die er in Beziehung auf seine unglückliche Frau verwertete. Eine Frau, reflektierte er, muuß E— Kinder haben. Hat sie keine E— Kinder, so wird der glatte Abfluß der Vor—estellungsreihen ge¬ stört, und aus der Pressung der gegeneinander gerichteten Seelen—ekräfte muuß sich das Gefühl des Ann—ebefriedigtseins ergeben. Wenn man Kinder hätte im Laden kaufen können, er wäre hingegangen und hätte eins gekauft. Da dies nun nicht möglich war, ging er hin und kaufte einen Hund, was seine Frau doppelt unglücklich machte. Da ereignete sich folgendes. Zur Herbstmesse war ein Zirkus aufgebaut, und eines Abends brach der Balken, in den die Haken des Schweberecks eingeschraubt waren, und die beiden Künstler, Mann und Frau, die daran gerade arbeiteten, stürzten aus der Höhe herab und brachen den Hals. Die Verunglückten hinterließen ein Kind von fünf Jahren, ein Mädchen, Erna mit Namen. Da nun Verwandte nicht bekannt waren, nahm sich ein Weib aus der Künstlergesellschaft, das selbst schon Kinder genug zu versorgen hatte, des verwaisten Kindes an. Dies machte großes Aufsehn in der Stadt. Man erwog, ob man sich an den vielbewährten Wohltätigkeitssinn der Bürgerschaft wegen einer Kollekte für das Kind wenden sollte, aber es kam nicht dazu, denn der Herr Professor Spitzbart hatte sich in den Zirkus begeben und das Kind der besagten Frau für hundert Mark abgekauft. Der Besitz¬ titel dieser Frau war ja sehr zweifelhaft, die hundert Mark nahm sie aber doch. Der Herr Professor, der, was er unternahm, mit anerkennenswerter Energie durch¬ zuführen pflegte, nahm die kleine Erna an die Hand, ging mit ihr in ein Waren¬ haus und ließ sie vom Kopf bis zum Fuß neu einkleiden. Darauf brachte er das Kind nicht ohne einige Verlegenheit seiner Frau. Emilie, sagte er, ich e— bringe dir ein Objekt für deine mutter—cunde Für—esorge. Eine E— Frau muuß Kinder haben. Da hast du eins. Emilie brauchte lange Zeit, bis sie begriff, daß dieses Kind ihr Kind sein sollte, dann aber ging die Sonne auf, und der Herr Professor notierte ans seiner Habet- seite, daß eine auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Psychologie berufen und befähigt sei, in die Wirrnisse des Lebens Ordnung zu e—bringen. Frau Emilie war glücklich. Ja, das wars gewesen, ein Gegenstand für ihre mütterliche Liebe und Fürsorge hatte ihr gefehlt. Jetzt hatte sie, wonach sie sich unbewußt alle die Jahre hindurch gesehnt hatte, ein Kind! Ein Kind von tadelloser Schönheit, wie es in gewöhnlichen bürgerlichen Verhältnissen gar nicht vorkam, rund, kräftig und geschmeidig, mit großen dunkeln Augen, ein wirklicher „Wonnekloß". Wenn sie ihr schönes Kind im Bade hatte, war sie geneigt, es anzubeten. Nur machte das Kind wunderliche Bewegungen. Es setzte sich auf die Erde, indem es die Beine in gerader Linie nach rechts und links ausstreckte, es kratzte sich mit dem Fuße hinterm Ohre, es war so, als wenn es doppelte Gelenke hätte. Wird sich schon geben, tröstete sich die Frau Professor, so wie sich ja auch die englische Krankheit verwächst. Und es gab sich auch.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/202>, abgerufen am 22.05.2024.