Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Der rote Hahn

nicht recht zum Kavalleristen geeignet. Nein, Lise, seine braune Stute, paßte viel
besser zum Kutschpferd. Es war ein liebenswürdiges Tier, rundlich und wohl¬
gebaut, hatte die vortreffliche Eigenschaft, daß es halb durchging, sobald es aus der
Stadt herauskam, und dann kam es bloß darauf an, ob das Zeug halten konnte.
Justesen saß mit einem Zügel in jeder Hand und die Füße gegen das Vorderbrett
gestemmt. Dann konnte es losgehn. Life raste drauf los bis zum nächsten Wirts¬
haus. Dort lenkte sie ein, ob sie sollte oder nicht. Sie kannte sie alle und wußte,
daß Justesen auch auf seinen Patrouillenfahrten dort zu tun hatte.

Hin und wieder war es peinlich für Justesen, daß Lise in die Kneipen ging,
besonders wenn er den Bürgermeister fuhr, und das kam oft vor. Der Bürger¬
meister war kein guter Haushälter, es wurde ihm schwer, mit seinen Einnahmen
auszukommen. Deshalb mußte er rechnen, und eines seiner Nechenkunststücke bestand
darin, daß er den Gendarmen kutschieren ließ für fünfzig Öre pro Meile. Das
war ein gutes Geschäft, wenn er sich für Dienstreisen zwei bis vier Kronen pro
Meile berechnen konnte, und es war billig, wenn er in Gesellschaft sollte und sonst
dem Fuhrherrn hätte zehn Kronen für den Wagen geben müssen. Deshalb befahl
er sich stets Gott und benutzte Justeseu und Lise. Das war nicht herrschaftlich,
aber es war famos billig, und Justesen mußte froh sein, daß er überhaupt etwas
dabei verdiente. Na, die Fahrten figurierten trotzdem stets in seinem Patrouillen¬
buch als Patrouillentoureu, sodaß er die Abnutzung des Materials bezahlt bekam.

Also rollte Justesen mit Lise in der Südstraße vor und nach Deichhof hinaus,
wo zu Ehren von Klein-Jngers achtzehnten Jahre ein Mittagessen stattfinden sollte.
Justesen saß allein auf dem Vordersitz, während sich der Bürgermeister und Seyde-
witz, so gut es ging, in den Rücksitz teilten. Es ging, nachdem sie erst ein bißchen
zusammengeschüttete worden waren. Der Bürgermeister war sehr schlechter Laune.
Er sprach flüsternd mit Seydewitz, und das Thema war das alte: Richters Ent¬
schluß, eine Untersuchung gegen Gutsbesitzer Hilmer zu eröffnen.

Er hatte die Frechheit, mir abzuraten, heute nachmittag nach Deichhof zu
fahren. Er sagte, er hätte jetzt so ausgiebiges Material gegen Hilmer, daß er ihn in
jedem beliebigen Augenblick verhaften könne, und daß er deshalb den dringenden
Wunsch hatte, daß ich heute nicht Hilmers Gast sei. Was sagen Sie -- haben
Sie schon so etwas gehört? Ich, der ich in den siebzehn Jahren, in denen
Klein-Jnger, mein Patchen, Geburtstag gehabt hat, jedes Jahr an diesem Tage
auf Deichhof zu Gast gewesen bin! Aber das können Sie glauben, ich habe ihm
geantwortet!

Der Herr Bürgermeister sind böse geworden? fragte Seydewitz.

Ja, darauf können Sie sich verlassen, ich wurde zornig. Und Sie wissen,
Freundchen, daß ich zornig werden kann. Ich sagte ihm, daß ich jeden Schritt,
den ich unternehmen könnte, um ihm und allen andern zu zeigen, daß Hilmer über
jeden Verdacht erhaben sei, unternehmen würde. Daß ich seinen Verdacht gegen
Hilmer als eine Beleidigung meiner Person betrachten würde, und daß ich jeden
Schritt, den er gegen Hilmer richtete, als direkt gegen mich gerichtet ansehen müßte.

Was sagte er dazu? fragte Seydewitz.

Ja, die Kanaille ist ja geschliffen -- formell höflich. Er sagte, daß er diese
Unstimmigkeit bedaure, aber daß er an seinem Standpunkt festhalten und demgemäß
handeln müsse, wie leid es ihm auch täte, daß ich die Sache in dieser Weise be¬
trachtete. Er bat mich dann um Entschuldigung, daß er mir davon abgeraten
hätte, hier herauszufahren, die Sache ginge ihn ja nichts an. Dann schob er ab.
Ich forderte ihn selbstverständlich nicht zum Bleiben auf, ich kann den Kerl nicht
vertragen, er macht mich armen alten Mann beinahe antiministeriell.

Seydewitz schwieg.


Der rote Hahn

nicht recht zum Kavalleristen geeignet. Nein, Lise, seine braune Stute, paßte viel
besser zum Kutschpferd. Es war ein liebenswürdiges Tier, rundlich und wohl¬
gebaut, hatte die vortreffliche Eigenschaft, daß es halb durchging, sobald es aus der
Stadt herauskam, und dann kam es bloß darauf an, ob das Zeug halten konnte.
Justesen saß mit einem Zügel in jeder Hand und die Füße gegen das Vorderbrett
gestemmt. Dann konnte es losgehn. Life raste drauf los bis zum nächsten Wirts¬
haus. Dort lenkte sie ein, ob sie sollte oder nicht. Sie kannte sie alle und wußte,
daß Justesen auch auf seinen Patrouillenfahrten dort zu tun hatte.

Hin und wieder war es peinlich für Justesen, daß Lise in die Kneipen ging,
besonders wenn er den Bürgermeister fuhr, und das kam oft vor. Der Bürger¬
meister war kein guter Haushälter, es wurde ihm schwer, mit seinen Einnahmen
auszukommen. Deshalb mußte er rechnen, und eines seiner Nechenkunststücke bestand
darin, daß er den Gendarmen kutschieren ließ für fünfzig Öre pro Meile. Das
war ein gutes Geschäft, wenn er sich für Dienstreisen zwei bis vier Kronen pro
Meile berechnen konnte, und es war billig, wenn er in Gesellschaft sollte und sonst
dem Fuhrherrn hätte zehn Kronen für den Wagen geben müssen. Deshalb befahl
er sich stets Gott und benutzte Justeseu und Lise. Das war nicht herrschaftlich,
aber es war famos billig, und Justesen mußte froh sein, daß er überhaupt etwas
dabei verdiente. Na, die Fahrten figurierten trotzdem stets in seinem Patrouillen¬
buch als Patrouillentoureu, sodaß er die Abnutzung des Materials bezahlt bekam.

Also rollte Justesen mit Lise in der Südstraße vor und nach Deichhof hinaus,
wo zu Ehren von Klein-Jngers achtzehnten Jahre ein Mittagessen stattfinden sollte.
Justesen saß allein auf dem Vordersitz, während sich der Bürgermeister und Seyde-
witz, so gut es ging, in den Rücksitz teilten. Es ging, nachdem sie erst ein bißchen
zusammengeschüttete worden waren. Der Bürgermeister war sehr schlechter Laune.
Er sprach flüsternd mit Seydewitz, und das Thema war das alte: Richters Ent¬
schluß, eine Untersuchung gegen Gutsbesitzer Hilmer zu eröffnen.

Er hatte die Frechheit, mir abzuraten, heute nachmittag nach Deichhof zu
fahren. Er sagte, er hätte jetzt so ausgiebiges Material gegen Hilmer, daß er ihn in
jedem beliebigen Augenblick verhaften könne, und daß er deshalb den dringenden
Wunsch hatte, daß ich heute nicht Hilmers Gast sei. Was sagen Sie — haben
Sie schon so etwas gehört? Ich, der ich in den siebzehn Jahren, in denen
Klein-Jnger, mein Patchen, Geburtstag gehabt hat, jedes Jahr an diesem Tage
auf Deichhof zu Gast gewesen bin! Aber das können Sie glauben, ich habe ihm
geantwortet!

Der Herr Bürgermeister sind böse geworden? fragte Seydewitz.

Ja, darauf können Sie sich verlassen, ich wurde zornig. Und Sie wissen,
Freundchen, daß ich zornig werden kann. Ich sagte ihm, daß ich jeden Schritt,
den ich unternehmen könnte, um ihm und allen andern zu zeigen, daß Hilmer über
jeden Verdacht erhaben sei, unternehmen würde. Daß ich seinen Verdacht gegen
Hilmer als eine Beleidigung meiner Person betrachten würde, und daß ich jeden
Schritt, den er gegen Hilmer richtete, als direkt gegen mich gerichtet ansehen müßte.

Was sagte er dazu? fragte Seydewitz.

Ja, die Kanaille ist ja geschliffen — formell höflich. Er sagte, daß er diese
Unstimmigkeit bedaure, aber daß er an seinem Standpunkt festhalten und demgemäß
handeln müsse, wie leid es ihm auch täte, daß ich die Sache in dieser Weise be¬
trachtete. Er bat mich dann um Entschuldigung, daß er mir davon abgeraten
hätte, hier herauszufahren, die Sache ginge ihn ja nichts an. Dann schob er ab.
Ich forderte ihn selbstverständlich nicht zum Bleiben auf, ich kann den Kerl nicht
vertragen, er macht mich armen alten Mann beinahe antiministeriell.

Seydewitz schwieg.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0576" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314279"/>
          <fw type="header" place="top"> Der rote Hahn</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2934" prev="#ID_2933"> nicht recht zum Kavalleristen geeignet. Nein, Lise, seine braune Stute, paßte viel<lb/>
besser zum Kutschpferd. Es war ein liebenswürdiges Tier, rundlich und wohl¬<lb/>
gebaut, hatte die vortreffliche Eigenschaft, daß es halb durchging, sobald es aus der<lb/>
Stadt herauskam, und dann kam es bloß darauf an, ob das Zeug halten konnte.<lb/>
Justesen saß mit einem Zügel in jeder Hand und die Füße gegen das Vorderbrett<lb/>
gestemmt. Dann konnte es losgehn. Life raste drauf los bis zum nächsten Wirts¬<lb/>
haus. Dort lenkte sie ein, ob sie sollte oder nicht. Sie kannte sie alle und wußte,<lb/>
daß Justesen auch auf seinen Patrouillenfahrten dort zu tun hatte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2935"> Hin und wieder war es peinlich für Justesen, daß Lise in die Kneipen ging,<lb/>
besonders wenn er den Bürgermeister fuhr, und das kam oft vor. Der Bürger¬<lb/>
meister war kein guter Haushälter, es wurde ihm schwer, mit seinen Einnahmen<lb/>
auszukommen. Deshalb mußte er rechnen, und eines seiner Nechenkunststücke bestand<lb/>
darin, daß er den Gendarmen kutschieren ließ für fünfzig Öre pro Meile. Das<lb/>
war ein gutes Geschäft, wenn er sich für Dienstreisen zwei bis vier Kronen pro<lb/>
Meile berechnen konnte, und es war billig, wenn er in Gesellschaft sollte und sonst<lb/>
dem Fuhrherrn hätte zehn Kronen für den Wagen geben müssen. Deshalb befahl<lb/>
er sich stets Gott und benutzte Justeseu und Lise. Das war nicht herrschaftlich,<lb/>
aber es war famos billig, und Justesen mußte froh sein, daß er überhaupt etwas<lb/>
dabei verdiente. Na, die Fahrten figurierten trotzdem stets in seinem Patrouillen¬<lb/>
buch als Patrouillentoureu, sodaß er die Abnutzung des Materials bezahlt bekam.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2936"> Also rollte Justesen mit Lise in der Südstraße vor und nach Deichhof hinaus,<lb/>
wo zu Ehren von Klein-Jngers achtzehnten Jahre ein Mittagessen stattfinden sollte.<lb/>
Justesen saß allein auf dem Vordersitz, während sich der Bürgermeister und Seyde-<lb/>
witz, so gut es ging, in den Rücksitz teilten. Es ging, nachdem sie erst ein bißchen<lb/>
zusammengeschüttete worden waren. Der Bürgermeister war sehr schlechter Laune.<lb/>
Er sprach flüsternd mit Seydewitz, und das Thema war das alte: Richters Ent¬<lb/>
schluß, eine Untersuchung gegen Gutsbesitzer Hilmer zu eröffnen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2937"> Er hatte die Frechheit, mir abzuraten, heute nachmittag nach Deichhof zu<lb/>
fahren. Er sagte, er hätte jetzt so ausgiebiges Material gegen Hilmer, daß er ihn in<lb/>
jedem beliebigen Augenblick verhaften könne, und daß er deshalb den dringenden<lb/>
Wunsch hatte, daß ich heute nicht Hilmers Gast sei. Was sagen Sie &#x2014; haben<lb/>
Sie schon so etwas gehört? Ich, der ich in den siebzehn Jahren, in denen<lb/>
Klein-Jnger, mein Patchen, Geburtstag gehabt hat, jedes Jahr an diesem Tage<lb/>
auf Deichhof zu Gast gewesen bin! Aber das können Sie glauben, ich habe ihm<lb/>
geantwortet!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2938"> Der Herr Bürgermeister sind böse geworden? fragte Seydewitz.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2939"> Ja, darauf können Sie sich verlassen, ich wurde zornig. Und Sie wissen,<lb/>
Freundchen, daß ich zornig werden kann. Ich sagte ihm, daß ich jeden Schritt,<lb/>
den ich unternehmen könnte, um ihm und allen andern zu zeigen, daß Hilmer über<lb/>
jeden Verdacht erhaben sei, unternehmen würde. Daß ich seinen Verdacht gegen<lb/>
Hilmer als eine Beleidigung meiner Person betrachten würde, und daß ich jeden<lb/>
Schritt, den er gegen Hilmer richtete, als direkt gegen mich gerichtet ansehen müßte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2940"> Was sagte er dazu? fragte Seydewitz.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2941"> Ja, die Kanaille ist ja geschliffen &#x2014; formell höflich. Er sagte, daß er diese<lb/>
Unstimmigkeit bedaure, aber daß er an seinem Standpunkt festhalten und demgemäß<lb/>
handeln müsse, wie leid es ihm auch täte, daß ich die Sache in dieser Weise be¬<lb/>
trachtete. Er bat mich dann um Entschuldigung, daß er mir davon abgeraten<lb/>
hätte, hier herauszufahren, die Sache ginge ihn ja nichts an. Dann schob er ab.<lb/>
Ich forderte ihn selbstverständlich nicht zum Bleiben auf, ich kann den Kerl nicht<lb/>
vertragen, er macht mich armen alten Mann beinahe antiministeriell.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2942"> Seydewitz schwieg.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0576] Der rote Hahn nicht recht zum Kavalleristen geeignet. Nein, Lise, seine braune Stute, paßte viel besser zum Kutschpferd. Es war ein liebenswürdiges Tier, rundlich und wohl¬ gebaut, hatte die vortreffliche Eigenschaft, daß es halb durchging, sobald es aus der Stadt herauskam, und dann kam es bloß darauf an, ob das Zeug halten konnte. Justesen saß mit einem Zügel in jeder Hand und die Füße gegen das Vorderbrett gestemmt. Dann konnte es losgehn. Life raste drauf los bis zum nächsten Wirts¬ haus. Dort lenkte sie ein, ob sie sollte oder nicht. Sie kannte sie alle und wußte, daß Justesen auch auf seinen Patrouillenfahrten dort zu tun hatte. Hin und wieder war es peinlich für Justesen, daß Lise in die Kneipen ging, besonders wenn er den Bürgermeister fuhr, und das kam oft vor. Der Bürger¬ meister war kein guter Haushälter, es wurde ihm schwer, mit seinen Einnahmen auszukommen. Deshalb mußte er rechnen, und eines seiner Nechenkunststücke bestand darin, daß er den Gendarmen kutschieren ließ für fünfzig Öre pro Meile. Das war ein gutes Geschäft, wenn er sich für Dienstreisen zwei bis vier Kronen pro Meile berechnen konnte, und es war billig, wenn er in Gesellschaft sollte und sonst dem Fuhrherrn hätte zehn Kronen für den Wagen geben müssen. Deshalb befahl er sich stets Gott und benutzte Justeseu und Lise. Das war nicht herrschaftlich, aber es war famos billig, und Justesen mußte froh sein, daß er überhaupt etwas dabei verdiente. Na, die Fahrten figurierten trotzdem stets in seinem Patrouillen¬ buch als Patrouillentoureu, sodaß er die Abnutzung des Materials bezahlt bekam. Also rollte Justesen mit Lise in der Südstraße vor und nach Deichhof hinaus, wo zu Ehren von Klein-Jngers achtzehnten Jahre ein Mittagessen stattfinden sollte. Justesen saß allein auf dem Vordersitz, während sich der Bürgermeister und Seyde- witz, so gut es ging, in den Rücksitz teilten. Es ging, nachdem sie erst ein bißchen zusammengeschüttete worden waren. Der Bürgermeister war sehr schlechter Laune. Er sprach flüsternd mit Seydewitz, und das Thema war das alte: Richters Ent¬ schluß, eine Untersuchung gegen Gutsbesitzer Hilmer zu eröffnen. Er hatte die Frechheit, mir abzuraten, heute nachmittag nach Deichhof zu fahren. Er sagte, er hätte jetzt so ausgiebiges Material gegen Hilmer, daß er ihn in jedem beliebigen Augenblick verhaften könne, und daß er deshalb den dringenden Wunsch hatte, daß ich heute nicht Hilmers Gast sei. Was sagen Sie — haben Sie schon so etwas gehört? Ich, der ich in den siebzehn Jahren, in denen Klein-Jnger, mein Patchen, Geburtstag gehabt hat, jedes Jahr an diesem Tage auf Deichhof zu Gast gewesen bin! Aber das können Sie glauben, ich habe ihm geantwortet! Der Herr Bürgermeister sind böse geworden? fragte Seydewitz. Ja, darauf können Sie sich verlassen, ich wurde zornig. Und Sie wissen, Freundchen, daß ich zornig werden kann. Ich sagte ihm, daß ich jeden Schritt, den ich unternehmen könnte, um ihm und allen andern zu zeigen, daß Hilmer über jeden Verdacht erhaben sei, unternehmen würde. Daß ich seinen Verdacht gegen Hilmer als eine Beleidigung meiner Person betrachten würde, und daß ich jeden Schritt, den er gegen Hilmer richtete, als direkt gegen mich gerichtet ansehen müßte. Was sagte er dazu? fragte Seydewitz. Ja, die Kanaille ist ja geschliffen — formell höflich. Er sagte, daß er diese Unstimmigkeit bedaure, aber daß er an seinem Standpunkt festhalten und demgemäß handeln müsse, wie leid es ihm auch täte, daß ich die Sache in dieser Weise be¬ trachtete. Er bat mich dann um Entschuldigung, daß er mir davon abgeraten hätte, hier herauszufahren, die Sache ginge ihn ja nichts an. Dann schob er ab. Ich forderte ihn selbstverständlich nicht zum Bleiben auf, ich kann den Kerl nicht vertragen, er macht mich armen alten Mann beinahe antiministeriell. Seydewitz schwieg.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/576
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/576>, abgerufen am 11.05.2024.