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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

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maßgebliches und Unmaßgebliches

nach einigen Tagen der Ruhe zur politischen Arbeit zurück, dann neigt er mehr
zur sachlichen Betätigung als zu persönlichem Kampf, und wenn er von der Sache
ausgehend den unvermeidlichen persönlichen Kampf wieder aufnimmt, werden
sachliche Gründe mehr in den Vordergrund rücken, als wie es in den letzten
Wochen der Fall war. Es ist der Segen des Weihnachtsfestes, der sich
über Stadt und Land breitet und dessen lindernder Hauch sich auch wohltuend
und ausgleichend auf das Gemüt des härtesten Realpolitikers legt.

Der Herr Reichskanzler hat durch seine beiden Etatsreden erheblich dazu
beigetragen, die Weihnachtsstimmung bei den Politikern zu erhöhen. Das beweist
nicht nur die vergnügte Stimmung auf dem Bierabend der nationalliberalen
Partei, dem alle Staatssekretäre beiwohnten, sondern auch die Aufnahme, die die
Rede bei der Mehrheit der Gebildeten und in der nationalen Presse im Reich
gefunden hat. Des Kanzlers Rede hat sich als das rechte Wort zur rechten
Stunde erwiesen. Sie hat gerade die nationalen Kreise vom Freisinn bis tief in
die Reihen der konservativen Parteien hinein beruhigt und ihnen die Wege gezeigt,
auf denen sie unbeschadet abweichender Parteistandpunkte zusammen und gemeinsam
mit der Regierung positive Arbeit leisten können. Die erste Frucht dieser Rede
ist das Zustandekommen eines allgemeinen Wahlabkommens zwischen den
Nationalliberalen und den Parteien des Freisinns. Es war schon
lange vorbereitet. Doch konnte es nicht eher durchgeführt werden, weil das
Schweigen der Regierung im Zusammenhang mit dem herausfordernden Auftreten
der Landbündler die Gefahr einer einseitigen Orientierung der Regierungspolitik
nach rechts möglich erscheinen ließ. Den Freisinn hätte solche Entscheidung
gezwungen, sich wegen der Wahlen zu den Sozialdemokraten zu schlagen. Die
Nationalliberalen wären zur Isolierung verdammt gewesen. Die Gefahr scheint
einstweilen beseitigt, nachdem Herr von Bethmann zu erkennen gegeben hat, daß
er gewillt sei, auch liberale Gesichtspunkte gelten zu lassen. Freilich werden die
lose geeinten liberalen Parteien nach dem Weihnachtsfest zu zeigen haben, daß der
Reichskanzler mit ihnen zusammen auch wird sachliche Arbeit verrichten können.
Denn dessen müssen wir uns bewußt bleiben: die neue Kombination hat sowohl
in den Demokraten, wie in dem feudalen Häuflein hinter Heydebrand erbitterte
und nicht machtlose Gegner. Beide werden kein Mittel unversucht lassen, um die
Liberalen im Lande bei den Wühlern zu diskreditieren, wie es schon jetzt die
"Kreuzzeitung" tut. Aber die Landbündler werden außerdem nicht mit dem Versuch
zaudern, den Kanzler um das Vertrauen des Kaisers zu bringen, wenn es ihm
einfallen sollte, etwa die Wege seines Vorgängers zu wandeln. Einstweilen gilt
es freilich nur die Gesellschaft zu verdächtigen, mit der der Kanzler seine Reichs¬
politik treiben will. So rückt denn die "Kreuzzeitung" nachdrücklich von den
"ehrgeizigen liberalen Juden" und vom Liberalismus ab, "mit dem an irgendein
Paktieren nicht mehr zu denken ist". Unter "Liberalismus" versteht die "Kreuz¬
zeitung" anscheinend alles, was nicht zur extremen Rechten gehört, denn sie schreibt:

"Der Abschluß der Etatsberatnng in erster Lesung mit seinen Skandalszenen war von
der Linken geradezu darauf berechnet, Agitationsstoff für die Ferien zu beschaffen, und die
Rede des Abgeordneten Dr. Everling bewies, daß eine Sammlungspolitik nicht mehr möglich
ist, daß für die Konservativen auf ein Zusammenarbeiten mit den Nationalliberalen nicht
mehr zu rechnen ist, abgesehen von solchen Fragen wie ReichsversichernngSordnung, Straf¬
prozeßreform usw., in denen bestimmte Interessen die Nationalliberalen zwingen, mit den
Konservativen zusammenzugehen. Die Rede des Abgeordneten Dr. Everling ist Wohl das
beschämendste Zeugnis für den Politischen Niedergang des Liberalismus, Die Sozialdemokratie
konnte sich ob dieser Zerwürfnisse der bürgerlichen Parteien nicht genug tun in übermütigen
Erzessen. , . . Das Verhalten der Sozialdemokraten bei der Etatsberatnng ist ein neuer


maßgebliches und Unmaßgebliches

nach einigen Tagen der Ruhe zur politischen Arbeit zurück, dann neigt er mehr
zur sachlichen Betätigung als zu persönlichem Kampf, und wenn er von der Sache
ausgehend den unvermeidlichen persönlichen Kampf wieder aufnimmt, werden
sachliche Gründe mehr in den Vordergrund rücken, als wie es in den letzten
Wochen der Fall war. Es ist der Segen des Weihnachtsfestes, der sich
über Stadt und Land breitet und dessen lindernder Hauch sich auch wohltuend
und ausgleichend auf das Gemüt des härtesten Realpolitikers legt.

Der Herr Reichskanzler hat durch seine beiden Etatsreden erheblich dazu
beigetragen, die Weihnachtsstimmung bei den Politikern zu erhöhen. Das beweist
nicht nur die vergnügte Stimmung auf dem Bierabend der nationalliberalen
Partei, dem alle Staatssekretäre beiwohnten, sondern auch die Aufnahme, die die
Rede bei der Mehrheit der Gebildeten und in der nationalen Presse im Reich
gefunden hat. Des Kanzlers Rede hat sich als das rechte Wort zur rechten
Stunde erwiesen. Sie hat gerade die nationalen Kreise vom Freisinn bis tief in
die Reihen der konservativen Parteien hinein beruhigt und ihnen die Wege gezeigt,
auf denen sie unbeschadet abweichender Parteistandpunkte zusammen und gemeinsam
mit der Regierung positive Arbeit leisten können. Die erste Frucht dieser Rede
ist das Zustandekommen eines allgemeinen Wahlabkommens zwischen den
Nationalliberalen und den Parteien des Freisinns. Es war schon
lange vorbereitet. Doch konnte es nicht eher durchgeführt werden, weil das
Schweigen der Regierung im Zusammenhang mit dem herausfordernden Auftreten
der Landbündler die Gefahr einer einseitigen Orientierung der Regierungspolitik
nach rechts möglich erscheinen ließ. Den Freisinn hätte solche Entscheidung
gezwungen, sich wegen der Wahlen zu den Sozialdemokraten zu schlagen. Die
Nationalliberalen wären zur Isolierung verdammt gewesen. Die Gefahr scheint
einstweilen beseitigt, nachdem Herr von Bethmann zu erkennen gegeben hat, daß
er gewillt sei, auch liberale Gesichtspunkte gelten zu lassen. Freilich werden die
lose geeinten liberalen Parteien nach dem Weihnachtsfest zu zeigen haben, daß der
Reichskanzler mit ihnen zusammen auch wird sachliche Arbeit verrichten können.
Denn dessen müssen wir uns bewußt bleiben: die neue Kombination hat sowohl
in den Demokraten, wie in dem feudalen Häuflein hinter Heydebrand erbitterte
und nicht machtlose Gegner. Beide werden kein Mittel unversucht lassen, um die
Liberalen im Lande bei den Wühlern zu diskreditieren, wie es schon jetzt die
„Kreuzzeitung" tut. Aber die Landbündler werden außerdem nicht mit dem Versuch
zaudern, den Kanzler um das Vertrauen des Kaisers zu bringen, wenn es ihm
einfallen sollte, etwa die Wege seines Vorgängers zu wandeln. Einstweilen gilt
es freilich nur die Gesellschaft zu verdächtigen, mit der der Kanzler seine Reichs¬
politik treiben will. So rückt denn die „Kreuzzeitung" nachdrücklich von den
„ehrgeizigen liberalen Juden" und vom Liberalismus ab, „mit dem an irgendein
Paktieren nicht mehr zu denken ist". Unter „Liberalismus" versteht die „Kreuz¬
zeitung" anscheinend alles, was nicht zur extremen Rechten gehört, denn sie schreibt:

„Der Abschluß der Etatsberatnng in erster Lesung mit seinen Skandalszenen war von
der Linken geradezu darauf berechnet, Agitationsstoff für die Ferien zu beschaffen, und die
Rede des Abgeordneten Dr. Everling bewies, daß eine Sammlungspolitik nicht mehr möglich
ist, daß für die Konservativen auf ein Zusammenarbeiten mit den Nationalliberalen nicht
mehr zu rechnen ist, abgesehen von solchen Fragen wie ReichsversichernngSordnung, Straf¬
prozeßreform usw., in denen bestimmte Interessen die Nationalliberalen zwingen, mit den
Konservativen zusammenzugehen. Die Rede des Abgeordneten Dr. Everling ist Wohl das
beschämendste Zeugnis für den Politischen Niedergang des Liberalismus, Die Sozialdemokratie
konnte sich ob dieser Zerwürfnisse der bürgerlichen Parteien nicht genug tun in übermütigen
Erzessen. , . . Das Verhalten der Sozialdemokraten bei der Etatsberatnng ist ein neuer


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[0592] maßgebliches und Unmaßgebliches nach einigen Tagen der Ruhe zur politischen Arbeit zurück, dann neigt er mehr zur sachlichen Betätigung als zu persönlichem Kampf, und wenn er von der Sache ausgehend den unvermeidlichen persönlichen Kampf wieder aufnimmt, werden sachliche Gründe mehr in den Vordergrund rücken, als wie es in den letzten Wochen der Fall war. Es ist der Segen des Weihnachtsfestes, der sich über Stadt und Land breitet und dessen lindernder Hauch sich auch wohltuend und ausgleichend auf das Gemüt des härtesten Realpolitikers legt. Der Herr Reichskanzler hat durch seine beiden Etatsreden erheblich dazu beigetragen, die Weihnachtsstimmung bei den Politikern zu erhöhen. Das beweist nicht nur die vergnügte Stimmung auf dem Bierabend der nationalliberalen Partei, dem alle Staatssekretäre beiwohnten, sondern auch die Aufnahme, die die Rede bei der Mehrheit der Gebildeten und in der nationalen Presse im Reich gefunden hat. Des Kanzlers Rede hat sich als das rechte Wort zur rechten Stunde erwiesen. Sie hat gerade die nationalen Kreise vom Freisinn bis tief in die Reihen der konservativen Parteien hinein beruhigt und ihnen die Wege gezeigt, auf denen sie unbeschadet abweichender Parteistandpunkte zusammen und gemeinsam mit der Regierung positive Arbeit leisten können. Die erste Frucht dieser Rede ist das Zustandekommen eines allgemeinen Wahlabkommens zwischen den Nationalliberalen und den Parteien des Freisinns. Es war schon lange vorbereitet. Doch konnte es nicht eher durchgeführt werden, weil das Schweigen der Regierung im Zusammenhang mit dem herausfordernden Auftreten der Landbündler die Gefahr einer einseitigen Orientierung der Regierungspolitik nach rechts möglich erscheinen ließ. Den Freisinn hätte solche Entscheidung gezwungen, sich wegen der Wahlen zu den Sozialdemokraten zu schlagen. Die Nationalliberalen wären zur Isolierung verdammt gewesen. Die Gefahr scheint einstweilen beseitigt, nachdem Herr von Bethmann zu erkennen gegeben hat, daß er gewillt sei, auch liberale Gesichtspunkte gelten zu lassen. Freilich werden die lose geeinten liberalen Parteien nach dem Weihnachtsfest zu zeigen haben, daß der Reichskanzler mit ihnen zusammen auch wird sachliche Arbeit verrichten können. Denn dessen müssen wir uns bewußt bleiben: die neue Kombination hat sowohl in den Demokraten, wie in dem feudalen Häuflein hinter Heydebrand erbitterte und nicht machtlose Gegner. Beide werden kein Mittel unversucht lassen, um die Liberalen im Lande bei den Wühlern zu diskreditieren, wie es schon jetzt die „Kreuzzeitung" tut. Aber die Landbündler werden außerdem nicht mit dem Versuch zaudern, den Kanzler um das Vertrauen des Kaisers zu bringen, wenn es ihm einfallen sollte, etwa die Wege seines Vorgängers zu wandeln. Einstweilen gilt es freilich nur die Gesellschaft zu verdächtigen, mit der der Kanzler seine Reichs¬ politik treiben will. So rückt denn die „Kreuzzeitung" nachdrücklich von den „ehrgeizigen liberalen Juden" und vom Liberalismus ab, „mit dem an irgendein Paktieren nicht mehr zu denken ist". Unter „Liberalismus" versteht die „Kreuz¬ zeitung" anscheinend alles, was nicht zur extremen Rechten gehört, denn sie schreibt: „Der Abschluß der Etatsberatnng in erster Lesung mit seinen Skandalszenen war von der Linken geradezu darauf berechnet, Agitationsstoff für die Ferien zu beschaffen, und die Rede des Abgeordneten Dr. Everling bewies, daß eine Sammlungspolitik nicht mehr möglich ist, daß für die Konservativen auf ein Zusammenarbeiten mit den Nationalliberalen nicht mehr zu rechnen ist, abgesehen von solchen Fragen wie ReichsversichernngSordnung, Straf¬ prozeßreform usw., in denen bestimmte Interessen die Nationalliberalen zwingen, mit den Konservativen zusammenzugehen. Die Rede des Abgeordneten Dr. Everling ist Wohl das beschämendste Zeugnis für den Politischen Niedergang des Liberalismus, Die Sozialdemokratie konnte sich ob dieser Zerwürfnisse der bürgerlichen Parteien nicht genug tun in übermütigen Erzessen. , . . Das Verhalten der Sozialdemokraten bei der Etatsberatnng ist ein neuer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/592>, abgerufen am 15.05.2024.