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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Die Bevölkerung Europas
Geborene mehr Geborene als Gestorbene
1896/1900 ...... 38,90 14,95
1900/1906 ...... 37.03 14,76
1905 ...... 33,00 13,20
1910 ...... 29,80 13,60

Es zeigt sich also eine stetige Abnahme der Geburten von 43,45 °/gg im
Jahresdurchschnitt 1871/75 auf 29,8°/^ im Jahre 1910. Das Ansteigen
des Geburtenüberschusses von 1880/85 an ist nur zurückzuführen auf die
beträchtliche Verringerung der Sterblichkeit. Nun muß aber berücksichtigt werden,
daß sich dieselbe Erscheinung des Geburtenrückganges bei fast allen Staaten
Europas verfolgen läßt. So ging die Zahl der Geborenen, berechnet vom
Tausend der Einwohner, im Jahrfünft 1905/10 in Österreich zurück von 35,4
auf 32,4, in Ungarn von 35,7 auf 35,6, in Rußland von 44,4 auf 44.2,
in Finnland von 31,8 auf 30,2, in Serbien von 39,8 auf 39,0, in Belgien
von 27,1 auf 23,7, in England und Wales von 27,2 auf 24.8. Nur in
zwei europäischen Staaten ist eine Zunahme der Geburten wahrzunehmen, in Italien
und in Luxemburg. In Italien stieg die Geburtenzahl von 1904/10 von 32,6 auf
32.9 und in Luxemburg von 1905/06 von 30.1 auf 30.2. Die Frage des
Geburtenrückgangs ist demnach nicht eine deutsche, sondern eine europäische Frage,
die durch einseitige Betonung die Bevölkerungsvorgänge in Deutschland in schiefem
Lichte erscheinen läßt. Als besonders erwähnenswert bleibt jedoch die Tatsache
bestehen, daß der Rückgang der Geburten in Deutschland verhältnismäßig am
deutlichsten in Erscheinung tritt. Er beträgt von 1905 bis 1910 3,2 "/"g (von
33.0 °/gg auf 29.8 "/<>"). Größer ist dieser Abfall in Europa nur noch in
Belgien, wo er 3,4 °/"g beträgt. In diesem Zusammenhang beansprucht in der
Tat der auffällige Geburtenrückgang in Deutschland das dauernde Interesse
der Staatsmänner und Volkswirtschaftler, sei es nun, daß der Rückgang seine
Ursachen in wirtschaftlichen oder sozialethischen Erscheinungen hat.

In der folgenden Übersicht sind die Geborenen, die Gestorbenen und der
Geburtenüberschuß in den europäischen Staaten in Vergleich gesetzt.

Auf 1000 Einwohner Auf 1000 Einwohner
Ge- Ge- Geburten- Ge- Ge- Geburten-
borene storbene Überschuß borene storbene Überschuß

[Beginn Spaltensatz]
Rußland. .. 44,230,613,7
Bulgarien . .. 40,326,413,9
Rumänien . .. 39,826,214,6
Serbien . . .. 39,022,416,6
Ungarn . . .36,623,612,1
Spanien. . ., 33,123,39,8
Italien . . .. 32,919,613,3
Osterreich . .. 32,421,111,3
Portugal. . .. 30,719,411,4 ,
Finnland . .. 30,216,613,6
[Spaltenumbruch]
Deutsches Reich .29,816,213,6
Niederlande. . .23,613,615,1
Dänemark . . .27,612,914,7
Norwegen . . .26.113,512,6
Schottland . . .26,214,710,6
Schweiz . . . .26,016,19,9
Schweden . . .24,814,010,8
England u. Wales24,813,411,4
Belgien . . . .23,716,87,9
Irland . . . .23,317,16,2
Frankreich . . .19,717,91,8
[Ende Spaltensatz]
Luxemburg . ., 30,219,610,7

Die Bevölkerung Europas
Geborene mehr Geborene als Gestorbene
1896/1900 ...... 38,90 14,95
1900/1906 ...... 37.03 14,76
1905 ...... 33,00 13,20
1910 ...... 29,80 13,60

Es zeigt sich also eine stetige Abnahme der Geburten von 43,45 °/gg im
Jahresdurchschnitt 1871/75 auf 29,8°/^ im Jahre 1910. Das Ansteigen
des Geburtenüberschusses von 1880/85 an ist nur zurückzuführen auf die
beträchtliche Verringerung der Sterblichkeit. Nun muß aber berücksichtigt werden,
daß sich dieselbe Erscheinung des Geburtenrückganges bei fast allen Staaten
Europas verfolgen läßt. So ging die Zahl der Geborenen, berechnet vom
Tausend der Einwohner, im Jahrfünft 1905/10 in Österreich zurück von 35,4
auf 32,4, in Ungarn von 35,7 auf 35,6, in Rußland von 44,4 auf 44.2,
in Finnland von 31,8 auf 30,2, in Serbien von 39,8 auf 39,0, in Belgien
von 27,1 auf 23,7, in England und Wales von 27,2 auf 24.8. Nur in
zwei europäischen Staaten ist eine Zunahme der Geburten wahrzunehmen, in Italien
und in Luxemburg. In Italien stieg die Geburtenzahl von 1904/10 von 32,6 auf
32.9 und in Luxemburg von 1905/06 von 30.1 auf 30.2. Die Frage des
Geburtenrückgangs ist demnach nicht eine deutsche, sondern eine europäische Frage,
die durch einseitige Betonung die Bevölkerungsvorgänge in Deutschland in schiefem
Lichte erscheinen läßt. Als besonders erwähnenswert bleibt jedoch die Tatsache
bestehen, daß der Rückgang der Geburten in Deutschland verhältnismäßig am
deutlichsten in Erscheinung tritt. Er beträgt von 1905 bis 1910 3,2 "/„g (von
33.0 °/gg auf 29.8 "/<>„). Größer ist dieser Abfall in Europa nur noch in
Belgien, wo er 3,4 °/„g beträgt. In diesem Zusammenhang beansprucht in der
Tat der auffällige Geburtenrückgang in Deutschland das dauernde Interesse
der Staatsmänner und Volkswirtschaftler, sei es nun, daß der Rückgang seine
Ursachen in wirtschaftlichen oder sozialethischen Erscheinungen hat.

In der folgenden Übersicht sind die Geborenen, die Gestorbenen und der
Geburtenüberschuß in den europäischen Staaten in Vergleich gesetzt.

Auf 1000 Einwohner Auf 1000 Einwohner
Ge- Ge- Geburten- Ge- Ge- Geburten-
borene storbene Überschuß borene storbene Überschuß

[Beginn Spaltensatz]
Rußland. .. 44,230,613,7
Bulgarien . .. 40,326,413,9
Rumänien . .. 39,826,214,6
Serbien . . .. 39,022,416,6
Ungarn . . .36,623,612,1
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Osterreich . .. 32,421,111,3
Portugal. . .. 30,719,411,4 ,
Finnland . .. 30,216,613,6
[Spaltenumbruch]
Deutsches Reich .29,816,213,6
Niederlande. . .23,613,615,1
Dänemark . . .27,612,914,7
Norwegen . . .26.113,512,6
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Luxemburg . ., 30,219,610,7

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[0182] Die Bevölkerung Europas Geborene mehr Geborene als Gestorbene 1896/1900 ...... 38,90 14,95 1900/1906 ...... 37.03 14,76 1905 ...... 33,00 13,20 1910 ...... 29,80 13,60 Es zeigt sich also eine stetige Abnahme der Geburten von 43,45 °/gg im Jahresdurchschnitt 1871/75 auf 29,8°/^ im Jahre 1910. Das Ansteigen des Geburtenüberschusses von 1880/85 an ist nur zurückzuführen auf die beträchtliche Verringerung der Sterblichkeit. Nun muß aber berücksichtigt werden, daß sich dieselbe Erscheinung des Geburtenrückganges bei fast allen Staaten Europas verfolgen läßt. So ging die Zahl der Geborenen, berechnet vom Tausend der Einwohner, im Jahrfünft 1905/10 in Österreich zurück von 35,4 auf 32,4, in Ungarn von 35,7 auf 35,6, in Rußland von 44,4 auf 44.2, in Finnland von 31,8 auf 30,2, in Serbien von 39,8 auf 39,0, in Belgien von 27,1 auf 23,7, in England und Wales von 27,2 auf 24.8. Nur in zwei europäischen Staaten ist eine Zunahme der Geburten wahrzunehmen, in Italien und in Luxemburg. In Italien stieg die Geburtenzahl von 1904/10 von 32,6 auf 32.9 und in Luxemburg von 1905/06 von 30.1 auf 30.2. Die Frage des Geburtenrückgangs ist demnach nicht eine deutsche, sondern eine europäische Frage, die durch einseitige Betonung die Bevölkerungsvorgänge in Deutschland in schiefem Lichte erscheinen läßt. Als besonders erwähnenswert bleibt jedoch die Tatsache bestehen, daß der Rückgang der Geburten in Deutschland verhältnismäßig am deutlichsten in Erscheinung tritt. Er beträgt von 1905 bis 1910 3,2 "/„g (von 33.0 °/gg auf 29.8 "/<>„). Größer ist dieser Abfall in Europa nur noch in Belgien, wo er 3,4 °/„g beträgt. In diesem Zusammenhang beansprucht in der Tat der auffällige Geburtenrückgang in Deutschland das dauernde Interesse der Staatsmänner und Volkswirtschaftler, sei es nun, daß der Rückgang seine Ursachen in wirtschaftlichen oder sozialethischen Erscheinungen hat. In der folgenden Übersicht sind die Geborenen, die Gestorbenen und der Geburtenüberschuß in den europäischen Staaten in Vergleich gesetzt. Auf 1000 Einwohner Auf 1000 Einwohner Ge- Ge- Geburten- Ge- Ge- Geburten- borene storbene Überschuß borene storbene Überschuß Rußland. .. 44,230,613,7 Bulgarien . .. 40,326,413,9 Rumänien . .. 39,826,214,6 Serbien . . .. 39,022,416,6 Ungarn . . .36,623,612,1 Spanien. . ., 33,123,39,8 Italien . . .. 32,919,613,3 Osterreich . .. 32,421,111,3 Portugal. . .. 30,719,411,4 , Finnland . .. 30,216,613,6 Deutsches Reich .29,816,213,6 Niederlande. . .23,613,615,1 Dänemark . . .27,612,914,7 Norwegen . . .26.113,512,6 Schottland . . .26,214,710,6 Schweiz . . . .26,016,19,9 Schweden . . .24,814,010,8 England u. Wales24,813,411,4 Belgien . . . .23,716,87,9 Irland . . . .23,317,16,2 Frankreich . . .19,717,91,8 Luxemburg . ., 30,219,610,7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/182>, abgerufen am 16.06.2024.