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Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]

an die Eltern führten denn auch reichliche
Klagen über das teuere Leben in der alten
Universitätsstadt. Außerdem gefiel ihm die
Umgebung des neuen Wohnortes keineswegs,
und so hat er wieder eine Menge Gründe,
sich unbehaglich und unglücklich zu fühlen,
wie es seiner problematischen Natur entsprach.
Für die Freuden des Studentenlebens hatte
er gar keinen Sinn, und mit seinem besten
Freunde Max von Gruber, den er in Würz¬
burg wiederfand, überwarf er sich bald so,
daß eine Aussöhnung erst nach Jahr und Tag
zustande kam. So wurde er von den wider¬
sprechendsten Empfindungen hin- und her¬
geworfen: bald glaubte er, daß es ihm nicht
schwer fallen könne, den Lorbeer des Dichters
zu erringen, dann wieder schrieb er in tiefster
Niedergeschlagenheit an seinen Freund Nathan
Schlichtegroll, daß er täglich mehr die "Nich¬
tigkeit seines Talents" fühle. All das aber
mußte einer neuen Leidenschaft weichen, die
ihn zu dem jungen Studenten Eduard
Schmidtlein erfaßte. Dieser hatte keine Ah¬
nung von dem tieferen Grund dieser stür¬
mischen Zuneigung, und der Briefwechsel
zwischen den beiden jungen Männern hat
daher einen tragikomischen Beigeschmack, bis
Platen allzu deutlich wurde und damit die
Katastrophe herbeiführte, die einen weiteren
Verkehr ausschloß. Zu dieser Zeit war sich
Platen völlig klar über seine anormale Ver¬
anlagung, er gab der Erkenntnis in den
trotzigen Worten Ausdruck: "Wenn die Natur
diese Liebe perdent, warum hat sie mich also
gebildet?" Der Zusammenbruch jenes Freund¬
schaftsbundes veranlaßte Platen, Hals über
Kopf nach Erlangen überzusiedeln, wo er nun
wieder ganz vereinsamt war. Aber hier trat
der Wendepunkt in seinem Leben ein; es

[Spaltenumbruch]

wurde ihm allmählich immer klarer, daß
die Jurisprudenz nicht das geeignete Stu¬
dium für ihn war. Nur seinem Poetischen
Schaffen wollte er sich nach und nach widmen.
Besonders fesselt uns der Verkehr mit
Schelling und der Einfluß dieses großen
Philosophen, der ihn in jeder Weise pro¬
tegierte und in seinen Bestrebungen unter¬
stützte. In der Familie Schellings hat er
eine zweite Heimat gefunden, die dem un¬
ruhevoll durchs Leben Gejagten wie eine Oase
in der Wüste erschienen sein mag.

Doch das Land der Sehnsucht hieß auch
für Platen Italien; in? Jahre 1824 sollte sich
ihm der heiße Wunsch erfüllen, über die Alpen
zu ziehen. Sein Werdegang in dieser für
ihn so bedeutungsvollen Zeit ist in Schloessers
Biographie in ausführlicher und geradezu
glänzender Art geschildert, wie man über¬
haupt für dies Werk nur Worte höchsten
Lobes finden kann. Gerade eine erschöpfende
Würdigung des Menschen und des Dichters
Platen bietet ganz besondere Schwierigkeiten.
Dieser Mann in seinem kaum zu verfolgen¬
den Zickzackkurs verdammt heute, was er
morgen als Evangelium preist. Heute hebt
er Goethe auf den Schild, um ihn morgen
in den Orkus zu werfen. Napoleon wird
geschmäht und dann in begeisterten Helden¬
liedern gefeiert. Richt anders ist es in Fragen
der Kunst, der Politik, in allem, was seinen
Lebensweg kreuzte. namentliche Erwähnung
verdient noch die objektive Darstellung des
leidigen Streites Immermann-Heine-Platen,
die ein Meisterwerk unparteilicher Sachlichkeit
genannt werden muß. Wenn nun erst noch
die Ausgabe des Briefwechsels fertig vor¬
liegen wird, dürfte die Forschung über Platen
Heinz Amelung abgeschlossen sein.

[Ende Spaltensatz]




Nachdruck sämtlicher Aufsiihe nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des B-rlaas gestattet.
Verantwortlich- der Herausgeber George Cleinow i" Berlin-Schöneberg. -- Manuslriptsendungen und Bri"s"
werden erbeten unter der Adresse:
nu den HerouSsteber der Greuzbotrn in Berlin - Friedenau, Hedwigstr. 1".
F-rniprech-r der Schristl-itung: Amt Abart WM, des Verlags: Amt Lützow S51V.
Verlag - Verlag der Grenzbot-n K. in. b, H. in Berlin SV. II.
Druck: .Der R-ichSbote' G. in, b. H. in Berlin SV. 11. Dessau" Strafe SSM.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

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an die Eltern führten denn auch reichliche
Klagen über das teuere Leben in der alten
Universitätsstadt. Außerdem gefiel ihm die
Umgebung des neuen Wohnortes keineswegs,
und so hat er wieder eine Menge Gründe,
sich unbehaglich und unglücklich zu fühlen,
wie es seiner problematischen Natur entsprach.
Für die Freuden des Studentenlebens hatte
er gar keinen Sinn, und mit seinem besten
Freunde Max von Gruber, den er in Würz¬
burg wiederfand, überwarf er sich bald so,
daß eine Aussöhnung erst nach Jahr und Tag
zustande kam. So wurde er von den wider¬
sprechendsten Empfindungen hin- und her¬
geworfen: bald glaubte er, daß es ihm nicht
schwer fallen könne, den Lorbeer des Dichters
zu erringen, dann wieder schrieb er in tiefster
Niedergeschlagenheit an seinen Freund Nathan
Schlichtegroll, daß er täglich mehr die „Nich¬
tigkeit seines Talents" fühle. All das aber
mußte einer neuen Leidenschaft weichen, die
ihn zu dem jungen Studenten Eduard
Schmidtlein erfaßte. Dieser hatte keine Ah¬
nung von dem tieferen Grund dieser stür¬
mischen Zuneigung, und der Briefwechsel
zwischen den beiden jungen Männern hat
daher einen tragikomischen Beigeschmack, bis
Platen allzu deutlich wurde und damit die
Katastrophe herbeiführte, die einen weiteren
Verkehr ausschloß. Zu dieser Zeit war sich
Platen völlig klar über seine anormale Ver¬
anlagung, er gab der Erkenntnis in den
trotzigen Worten Ausdruck: „Wenn die Natur
diese Liebe perdent, warum hat sie mich also
gebildet?" Der Zusammenbruch jenes Freund¬
schaftsbundes veranlaßte Platen, Hals über
Kopf nach Erlangen überzusiedeln, wo er nun
wieder ganz vereinsamt war. Aber hier trat
der Wendepunkt in seinem Leben ein; es

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wurde ihm allmählich immer klarer, daß
die Jurisprudenz nicht das geeignete Stu¬
dium für ihn war. Nur seinem Poetischen
Schaffen wollte er sich nach und nach widmen.
Besonders fesselt uns der Verkehr mit
Schelling und der Einfluß dieses großen
Philosophen, der ihn in jeder Weise pro¬
tegierte und in seinen Bestrebungen unter¬
stützte. In der Familie Schellings hat er
eine zweite Heimat gefunden, die dem un¬
ruhevoll durchs Leben Gejagten wie eine Oase
in der Wüste erschienen sein mag.

Doch das Land der Sehnsucht hieß auch
für Platen Italien; in? Jahre 1824 sollte sich
ihm der heiße Wunsch erfüllen, über die Alpen
zu ziehen. Sein Werdegang in dieser für
ihn so bedeutungsvollen Zeit ist in Schloessers
Biographie in ausführlicher und geradezu
glänzender Art geschildert, wie man über¬
haupt für dies Werk nur Worte höchsten
Lobes finden kann. Gerade eine erschöpfende
Würdigung des Menschen und des Dichters
Platen bietet ganz besondere Schwierigkeiten.
Dieser Mann in seinem kaum zu verfolgen¬
den Zickzackkurs verdammt heute, was er
morgen als Evangelium preist. Heute hebt
er Goethe auf den Schild, um ihn morgen
in den Orkus zu werfen. Napoleon wird
geschmäht und dann in begeisterten Helden¬
liedern gefeiert. Richt anders ist es in Fragen
der Kunst, der Politik, in allem, was seinen
Lebensweg kreuzte. namentliche Erwähnung
verdient noch die objektive Darstellung des
leidigen Streites Immermann-Heine-Platen,
die ein Meisterwerk unparteilicher Sachlichkeit
genannt werden muß. Wenn nun erst noch
die Ausgabe des Briefwechsels fertig vor¬
liegen wird, dürfte die Forschung über Platen
Heinz Amelung abgeschlossen sein.

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Nachdruck sämtlicher Aufsiihe nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des B-rlaas gestattet.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 73, 1914, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341899_328099/156>, abgerufen am 15.06.2024.