Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Kiele des Uricges

Die Aufgabe unserer Staatsmänner wird es sein, die neue Formel zu
finden, die die beiden wichtigen Bestandteile enthält, daß sie das eigene nationale .
Weiterbestehen der beteiligten Staaten gewährleistet und dem neuen Bunde doch
die Erfüllung seiner wichtigsten Aufgaben, nämlich einheitliches Handeln in
militärischer, außerpolitischer und handelspolitischer Beziehung, ermöglicht.
Um so mehr als die Entwicklung der Bundesstaaten, wie wir sahen, abgeschlossen
ist, wird sich der kommende germanische Staatenbund in einer Mittelform
zwischen Bundesstaat und der rein völkerrechtlichen Verbindung eines Bündnisses
zu bewegen haben. Die Geschichte der deutschen Zollvereiniguug und des deutschen
Bundes bieten genug Anhaltspunkte, wie dem neuen mitteleuropäischen Staaten¬
bund zu einem dauerhaften Leben und gesunden Organismus verholfen werden kann.

Wenn er ins Leben tritt, wird Deutschland seine Aufgabe der Festigung
seiner Stellung als mitteleuropäische Großmacht erfüllt haben. Dann wird es
befähigt sein. -- als Haupt eines einheitlichen, organisch-entwickelten, gewaltigen
Gebildes -- ebenbürtig in die Reihe der anderen Weltmächte zu treten und dem
deutschen Gedanken in der Welt zum Siege zu verhelfen.

Gegenüber der Größe dieser Aufgabe tritt die zweue unserer Forderungen
für Deutschlands Zukunft: Erwerb überseeischer Gebiete zurück. Nach der
Niederringung seiner Gegner wird es diese Wünsche sich zu erfüllen ohne
Schwierigkeit in der Lage sein und den Ausbau seines afrikanischen Reiches
ebenso vollenden wie die Verfolgung seiner kleinen asiatischen Interessen weiter
betreiben können.

Wenn all dies aus dem Reich der Gedanken in die Welt der Tatsachen
umgesetzt sein wird, dann erst wird man davon sprechen können, daß Deutschland
das Ziel erreicht hat, um das es diesen gewaltigen Kampf kämpft.




Kiele des Uricges

Die Aufgabe unserer Staatsmänner wird es sein, die neue Formel zu
finden, die die beiden wichtigen Bestandteile enthält, daß sie das eigene nationale .
Weiterbestehen der beteiligten Staaten gewährleistet und dem neuen Bunde doch
die Erfüllung seiner wichtigsten Aufgaben, nämlich einheitliches Handeln in
militärischer, außerpolitischer und handelspolitischer Beziehung, ermöglicht.
Um so mehr als die Entwicklung der Bundesstaaten, wie wir sahen, abgeschlossen
ist, wird sich der kommende germanische Staatenbund in einer Mittelform
zwischen Bundesstaat und der rein völkerrechtlichen Verbindung eines Bündnisses
zu bewegen haben. Die Geschichte der deutschen Zollvereiniguug und des deutschen
Bundes bieten genug Anhaltspunkte, wie dem neuen mitteleuropäischen Staaten¬
bund zu einem dauerhaften Leben und gesunden Organismus verholfen werden kann.

Wenn er ins Leben tritt, wird Deutschland seine Aufgabe der Festigung
seiner Stellung als mitteleuropäische Großmacht erfüllt haben. Dann wird es
befähigt sein. — als Haupt eines einheitlichen, organisch-entwickelten, gewaltigen
Gebildes — ebenbürtig in die Reihe der anderen Weltmächte zu treten und dem
deutschen Gedanken in der Welt zum Siege zu verhelfen.

Gegenüber der Größe dieser Aufgabe tritt die zweue unserer Forderungen
für Deutschlands Zukunft: Erwerb überseeischer Gebiete zurück. Nach der
Niederringung seiner Gegner wird es diese Wünsche sich zu erfüllen ohne
Schwierigkeit in der Lage sein und den Ausbau seines afrikanischen Reiches
ebenso vollenden wie die Verfolgung seiner kleinen asiatischen Interessen weiter
betreiben können.

Wenn all dies aus dem Reich der Gedanken in die Welt der Tatsachen
umgesetzt sein wird, dann erst wird man davon sprechen können, daß Deutschland
das Ziel erreicht hat, um das es diesen gewaltigen Kampf kämpft.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0182" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323279"/>
          <fw type="header" place="top"> Kiele des Uricges</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_533"> Die Aufgabe unserer Staatsmänner wird es sein, die neue Formel zu<lb/>
finden, die die beiden wichtigen Bestandteile enthält, daß sie das eigene nationale .<lb/>
Weiterbestehen der beteiligten Staaten gewährleistet und dem neuen Bunde doch<lb/>
die Erfüllung seiner wichtigsten Aufgaben, nämlich einheitliches Handeln in<lb/>
militärischer, außerpolitischer und handelspolitischer Beziehung, ermöglicht.<lb/>
Um so mehr als die Entwicklung der Bundesstaaten, wie wir sahen, abgeschlossen<lb/>
ist, wird sich der kommende germanische Staatenbund in einer Mittelform<lb/>
zwischen Bundesstaat und der rein völkerrechtlichen Verbindung eines Bündnisses<lb/>
zu bewegen haben. Die Geschichte der deutschen Zollvereiniguug und des deutschen<lb/>
Bundes bieten genug Anhaltspunkte, wie dem neuen mitteleuropäischen Staaten¬<lb/>
bund zu einem dauerhaften Leben und gesunden Organismus verholfen werden kann.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_534"> Wenn er ins Leben tritt, wird Deutschland seine Aufgabe der Festigung<lb/>
seiner Stellung als mitteleuropäische Großmacht erfüllt haben. Dann wird es<lb/>
befähigt sein. &#x2014; als Haupt eines einheitlichen, organisch-entwickelten, gewaltigen<lb/>
Gebildes &#x2014; ebenbürtig in die Reihe der anderen Weltmächte zu treten und dem<lb/>
deutschen Gedanken in der Welt zum Siege zu verhelfen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_535"> Gegenüber der Größe dieser Aufgabe tritt die zweue unserer Forderungen<lb/>
für Deutschlands Zukunft: Erwerb überseeischer Gebiete zurück. Nach der<lb/>
Niederringung seiner Gegner wird es diese Wünsche sich zu erfüllen ohne<lb/>
Schwierigkeit in der Lage sein und den Ausbau seines afrikanischen Reiches<lb/>
ebenso vollenden wie die Verfolgung seiner kleinen asiatischen Interessen weiter<lb/>
betreiben können.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_536"> Wenn all dies aus dem Reich der Gedanken in die Welt der Tatsachen<lb/>
umgesetzt sein wird, dann erst wird man davon sprechen können, daß Deutschland<lb/>
das Ziel erreicht hat, um das es diesen gewaltigen Kampf kämpft.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0182] Kiele des Uricges Die Aufgabe unserer Staatsmänner wird es sein, die neue Formel zu finden, die die beiden wichtigen Bestandteile enthält, daß sie das eigene nationale . Weiterbestehen der beteiligten Staaten gewährleistet und dem neuen Bunde doch die Erfüllung seiner wichtigsten Aufgaben, nämlich einheitliches Handeln in militärischer, außerpolitischer und handelspolitischer Beziehung, ermöglicht. Um so mehr als die Entwicklung der Bundesstaaten, wie wir sahen, abgeschlossen ist, wird sich der kommende germanische Staatenbund in einer Mittelform zwischen Bundesstaat und der rein völkerrechtlichen Verbindung eines Bündnisses zu bewegen haben. Die Geschichte der deutschen Zollvereiniguug und des deutschen Bundes bieten genug Anhaltspunkte, wie dem neuen mitteleuropäischen Staaten¬ bund zu einem dauerhaften Leben und gesunden Organismus verholfen werden kann. Wenn er ins Leben tritt, wird Deutschland seine Aufgabe der Festigung seiner Stellung als mitteleuropäische Großmacht erfüllt haben. Dann wird es befähigt sein. — als Haupt eines einheitlichen, organisch-entwickelten, gewaltigen Gebildes — ebenbürtig in die Reihe der anderen Weltmächte zu treten und dem deutschen Gedanken in der Welt zum Siege zu verhelfen. Gegenüber der Größe dieser Aufgabe tritt die zweue unserer Forderungen für Deutschlands Zukunft: Erwerb überseeischer Gebiete zurück. Nach der Niederringung seiner Gegner wird es diese Wünsche sich zu erfüllen ohne Schwierigkeit in der Lage sein und den Ausbau seines afrikanischen Reiches ebenso vollenden wie die Verfolgung seiner kleinen asiatischen Interessen weiter betreiben können. Wenn all dies aus dem Reich der Gedanken in die Welt der Tatsachen umgesetzt sein wird, dann erst wird man davon sprechen können, daß Deutschland das Ziel erreicht hat, um das es diesen gewaltigen Kampf kämpft.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097/182
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097/182>, abgerufen am 15.05.2024.