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Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.

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Sir Roger Lasement

sah ich vereinigt bemüht um den Bau einer neuen Welt. -- Wir hoffen
schon seit langem auf einen "deutschen Tag" in der Geschichte, und nun sah
ich die Stunde der Deutschen und der Iren sich erfüllen an dem gleichen
Tage. -- Traum? Rauch?

In dem Generalarchiv von Spanien in dem alten Schlosse von Simancas
findet sich ein bedeutsames Dokument irischer Geschichte, ein lateinisch geschriebener
Brief an Philipp den Zweiten aus dem Jahre 1696. Die irischen Fürsten
bitten hier um einen König für den Thron ihres Landes und sie glauben, daß
kein geeigneterer Mann gefunden werden könne als der österreichische Erzherzog,
dermalen Statthalter in Flandern.

Sir Roger Casemeut richtet seinen Aufruf an alle Iren auf dem Erdenrund:
"Jedes irischeHerz, jede irische Hand, jeder irische Geldbeutel sei mit Deutschland! --
Die Iren in Amerika müssen sich bereithalten. Der Tag, an dem ein deutscher
Seesieg der englischen Seetyrannei die Totenglocke läutet, bringt auch das Ende
der englischen Herrschaft in Irland. -- Die Iren in Amerika müssen bereit stehen,
bewaffnet, kühn, wachsam. Die deutschen Kanonen, die den Untergang der
britischen Dreadnoughts verkündigen, dröhnen als Ruf Irlands an seine zerstreuten
Söhne. -- Der Kampf mag gekämpft werden auf dem Meere, das Schicksal
des Krieges aber erfüllt sich auf einer Insel. Dem Zerfall der englischen Flotte
folgt eine vereinigt deutsch-irische Invasion Irlands, und jeder Ire, der in diesem
Befreiungsheere die Waffe tragen kann, muß sich heute schon rüsten."

Sir Roger, wir grüßen dich als Genossen des Kampfes! England schickt
Verrat, Gift und Dolch auf Reisen, um dich zu suchen -- möge dir unser
deutsches Land eine sichere Burg sein! England will dich stumm machen, und
dein Ruf zum Kampfe wider den Erzfeind hallt um so lauter in die Welt.

Sir Roger Casement, wir grüßen dich!




Sir Roger Lasement

sah ich vereinigt bemüht um den Bau einer neuen Welt. — Wir hoffen
schon seit langem auf einen „deutschen Tag" in der Geschichte, und nun sah
ich die Stunde der Deutschen und der Iren sich erfüllen an dem gleichen
Tage. — Traum? Rauch?

In dem Generalarchiv von Spanien in dem alten Schlosse von Simancas
findet sich ein bedeutsames Dokument irischer Geschichte, ein lateinisch geschriebener
Brief an Philipp den Zweiten aus dem Jahre 1696. Die irischen Fürsten
bitten hier um einen König für den Thron ihres Landes und sie glauben, daß
kein geeigneterer Mann gefunden werden könne als der österreichische Erzherzog,
dermalen Statthalter in Flandern.

Sir Roger Casemeut richtet seinen Aufruf an alle Iren auf dem Erdenrund:
„Jedes irischeHerz, jede irische Hand, jeder irische Geldbeutel sei mit Deutschland! —
Die Iren in Amerika müssen sich bereithalten. Der Tag, an dem ein deutscher
Seesieg der englischen Seetyrannei die Totenglocke läutet, bringt auch das Ende
der englischen Herrschaft in Irland. — Die Iren in Amerika müssen bereit stehen,
bewaffnet, kühn, wachsam. Die deutschen Kanonen, die den Untergang der
britischen Dreadnoughts verkündigen, dröhnen als Ruf Irlands an seine zerstreuten
Söhne. — Der Kampf mag gekämpft werden auf dem Meere, das Schicksal
des Krieges aber erfüllt sich auf einer Insel. Dem Zerfall der englischen Flotte
folgt eine vereinigt deutsch-irische Invasion Irlands, und jeder Ire, der in diesem
Befreiungsheere die Waffe tragen kann, muß sich heute schon rüsten."

Sir Roger, wir grüßen dich als Genossen des Kampfes! England schickt
Verrat, Gift und Dolch auf Reisen, um dich zu suchen — möge dir unser
deutsches Land eine sichere Burg sein! England will dich stumm machen, und
dein Ruf zum Kampfe wider den Erzfeind hallt um so lauter in die Welt.

Sir Roger Casement, wir grüßen dich!




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[0261] Sir Roger Lasement sah ich vereinigt bemüht um den Bau einer neuen Welt. — Wir hoffen schon seit langem auf einen „deutschen Tag" in der Geschichte, und nun sah ich die Stunde der Deutschen und der Iren sich erfüllen an dem gleichen Tage. — Traum? Rauch? In dem Generalarchiv von Spanien in dem alten Schlosse von Simancas findet sich ein bedeutsames Dokument irischer Geschichte, ein lateinisch geschriebener Brief an Philipp den Zweiten aus dem Jahre 1696. Die irischen Fürsten bitten hier um einen König für den Thron ihres Landes und sie glauben, daß kein geeigneterer Mann gefunden werden könne als der österreichische Erzherzog, dermalen Statthalter in Flandern. Sir Roger Casemeut richtet seinen Aufruf an alle Iren auf dem Erdenrund: „Jedes irischeHerz, jede irische Hand, jeder irische Geldbeutel sei mit Deutschland! — Die Iren in Amerika müssen sich bereithalten. Der Tag, an dem ein deutscher Seesieg der englischen Seetyrannei die Totenglocke läutet, bringt auch das Ende der englischen Herrschaft in Irland. — Die Iren in Amerika müssen bereit stehen, bewaffnet, kühn, wachsam. Die deutschen Kanonen, die den Untergang der britischen Dreadnoughts verkündigen, dröhnen als Ruf Irlands an seine zerstreuten Söhne. — Der Kampf mag gekämpft werden auf dem Meere, das Schicksal des Krieges aber erfüllt sich auf einer Insel. Dem Zerfall der englischen Flotte folgt eine vereinigt deutsch-irische Invasion Irlands, und jeder Ire, der in diesem Befreiungsheere die Waffe tragen kann, muß sich heute schon rüsten." Sir Roger, wir grüßen dich als Genossen des Kampfes! England schickt Verrat, Gift und Dolch auf Reisen, um dich zu suchen — möge dir unser deutsches Land eine sichere Burg sein! England will dich stumm machen, und dein Ruf zum Kampfe wider den Erzfeind hallt um so lauter in die Welt. Sir Roger Casement, wir grüßen dich!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323097/261>, abgerufen am 14.05.2024.