Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Erstes Vierteljahr.Das große Wecken Walter Werden steht mit dem Offizier auf dem Balkon vor seinem Schlaf¬ Der Soldat ist stumm geworden; dann sagt er: "Ihr Paradies werden "Dies Zimmer gerade -- der beste Ausguck? Im übrigen brauchen Sie "Und Sie? Walrer Werden reckt sich, ohne es zu wissen. Ein Leuchten tritt ihm ins Wie sie in die Halle hinunterkommen, sind die Soldaten mit dem Auf¬ Eine aufsteigende Bitterkeit in Walter verschwindet beim Anblick der kraft¬ Der "Kämpfer, der unvollendete Koloß steht allein noch an seinem Platz. Das große Wecken Walter Werden steht mit dem Offizier auf dem Balkon vor seinem Schlaf¬ Der Soldat ist stumm geworden; dann sagt er: „Ihr Paradies werden „Dies Zimmer gerade — der beste Ausguck? Im übrigen brauchen Sie „Und Sie? Walrer Werden reckt sich, ohne es zu wissen. Ein Leuchten tritt ihm ins Wie sie in die Halle hinunterkommen, sind die Soldaten mit dem Auf¬ Eine aufsteigende Bitterkeit in Walter verschwindet beim Anblick der kraft¬ Der „Kämpfer, der unvollendete Koloß steht allein noch an seinem Platz. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0331" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323428"/> <fw type="header" place="top"> Das große Wecken</fw><lb/> <p xml:id="ID_1117"> Walter Werden steht mit dem Offizier auf dem Balkon vor seinem Schlaf¬<lb/> zimmer im Norden. Hier schweift der Blick nach drei Seiten frei über das<lb/> Meer, über die hügelige waldige Küste.</p><lb/> <p xml:id="ID_1118"> Der Soldat ist stumm geworden; dann sagt er: „Ihr Paradies werden<lb/> wir Rauhbeine Ihnen nun zerstören; aber ich denke, dies Zimmer kann ich<lb/> Ihnen lassen . . "</p><lb/> <p xml:id="ID_1119"> „Dies Zimmer gerade — der beste Ausguck? Im übrigen brauchen Sie<lb/> ein Schlafzimmer — es ist kein anderes im Haus."<lb/> "</p><lb/> <p xml:id="ID_1120"> „Und Sie?</p><lb/> <p xml:id="ID_1121"> Walrer Werden reckt sich, ohne es zu wissen. Ein Leuchten tritt ihm ins<lb/> Auge. „Sie glauben, ich bin nickt tauglich zum Dienst?" Unwillkürlich legt<lb/> er die Hunde auf seine schmächtige Brust. „Oh, ich kann reiten, ich reite wie . .<lb/> — wenn ich mich freiwillig melde, komme ich gewiß mit!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1122"> Wie sie in die Halle hinunterkommen, sind die Soldaten mit dem Auf¬<lb/> räumen beinahe fertig. In einer Ecke zusammengedrängt steht das Marmorvolk.<lb/> Helme trugen die einen, Gewehre stützen sich an anderen. Einer schreitenden<lb/> Frau ist ein Mantel umgehängt, und ein Muskelmann führt eine Feldflasche<lb/> zum Mund. Stroh und Wolldecken sind über den Teppich gebreitet als Lager<lb/> für die Soldaten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1123"> Eine aufsteigende Bitterkeit in Walter verschwindet beim Anblick der kraft¬<lb/> vollen, sicher und rasch zugreifenden Soldaten. Hier gilt eine Notwendigkeit,<lb/> da hat auch er sich zu fügen.<lb/> "</p><lb/> <p xml:id="ID_1124" next="#ID_1125"> Der „Kämpfer, der unvollendete Koloß steht allein noch an seinem Platz.<lb/> Die Kräfte der Soldaten vermochten ihn nicht vom Platz zu rücken. Da springt</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0331]
Das große Wecken
Walter Werden steht mit dem Offizier auf dem Balkon vor seinem Schlaf¬
zimmer im Norden. Hier schweift der Blick nach drei Seiten frei über das
Meer, über die hügelige waldige Küste.
Der Soldat ist stumm geworden; dann sagt er: „Ihr Paradies werden
wir Rauhbeine Ihnen nun zerstören; aber ich denke, dies Zimmer kann ich
Ihnen lassen . . "
„Dies Zimmer gerade — der beste Ausguck? Im übrigen brauchen Sie
ein Schlafzimmer — es ist kein anderes im Haus."
"
„Und Sie?
Walrer Werden reckt sich, ohne es zu wissen. Ein Leuchten tritt ihm ins
Auge. „Sie glauben, ich bin nickt tauglich zum Dienst?" Unwillkürlich legt
er die Hunde auf seine schmächtige Brust. „Oh, ich kann reiten, ich reite wie . .
— wenn ich mich freiwillig melde, komme ich gewiß mit!"
Wie sie in die Halle hinunterkommen, sind die Soldaten mit dem Auf¬
räumen beinahe fertig. In einer Ecke zusammengedrängt steht das Marmorvolk.
Helme trugen die einen, Gewehre stützen sich an anderen. Einer schreitenden
Frau ist ein Mantel umgehängt, und ein Muskelmann führt eine Feldflasche
zum Mund. Stroh und Wolldecken sind über den Teppich gebreitet als Lager
für die Soldaten.
Eine aufsteigende Bitterkeit in Walter verschwindet beim Anblick der kraft¬
vollen, sicher und rasch zugreifenden Soldaten. Hier gilt eine Notwendigkeit,
da hat auch er sich zu fügen.
"
Der „Kämpfer, der unvollendete Koloß steht allein noch an seinem Platz.
Die Kräfte der Soldaten vermochten ihn nicht vom Platz zu rücken. Da springt
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