Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die vereinigten Staaten von Amerika und Japan

diplomatische Unterhandlungen zwischen Washington und Tokio wurde erreicht,
daß die japanische Regierung -- wenn auch nur widerwillig -- sich bereit
erklärte, das Ihrige zur Regelung der Asiatenfrage beizutragen und die Ab¬
wanderung japanischer Arbeiter nach den Vereinigten Staaten nach Möglichkeit
zu unterbinden. Die Folge dieser Matznahmen war ein starkes Sinken der
japanischen Einwanderungsziffer in den folgenden Jahren. Im Jahre 1909
sank die Zahl der eingewanderten Japaner von 16418 im Vorjahre auf 3275.
Seit 1911 ist aber wieder ein langsames Steigen der Einwanderungsziffer
bemerkbar, und nach den neuesten vorliegenden offiziellen Berichten betrug die
Zahl der japanischen Einwanderer im Jahre 1913 schon wieder 8302*).

Gleichzeitig wuchs aber auch die arti-japanische Bewegung in Kalifornien,
die trotz der friedlichen Beilegung des Konflikts im Jahre 1906 nicht ver¬
schwunden war. Dies trat deutlich in dem mit seltener Einstimmigkeit von
den gesetzgebenden Körperschaften Kaliforniens angenommenen Gesetz von 1913
zutage, welches allen Ausländern, die nicht die amerikanische Staatsangehörigkeit
erlangen können, den Erwerb und die Übertragung von Grund und Boden im
Staate Kalifornien verbietet**).

Trotz der persönlichen Bemühungen des Präsidenten Wilson, diesen neuen
Konfliktstoff zu beseitigen, ist eine Lösung dieser Landfrage noch nicht geglückt.
Daß dieses Gesetz sich in erster Linie gegen Japan richtet, geht aus seiner
Fassung deutlich hervor und ist auch von den Japanern in diesem Sinne auf¬
gefaßt worden***). Wenn sich auch nur ein Prozent von allem bebauten Boden
von Kalifornien in japanischen Händen befindet, so läßt doch das Anwachsen
des japanischen Besitzes in Kalifornien von etwa 14000 Acres im Jahre 1907





°") Vergleiche hierzu die Tabelle der japanischen Einwanderung im "Immigration
Lulletm lor NarcK 1914" (v. S. Departement ok I^abor):
1907................. 30324
1903................. 1S418
1909 ................. 3276
1910 ................. 2798
1911.................4S75
1912.................S172
1913 ................. 8 302

'
Hierbei sind aber nur die mit Regierungspässen versehenen Einwanderer gezählt,
während zweifellos zahlreiche Arbeiter ohne den erforderlichen Paß über Kanada und Mexiko
in die Union gelangen. Ein gleiches Anwachsen macht sich bei der chinesischen Einwanderung bemerkbar, die
im Jahre 1907 bis auf 770 gefallen war. Im Jahre 1913 betrug die Einwanderung bereits
wieder 2022 Chinesen.
'
**) Bekanntlich können nach der Verfassung der U, S. A. nur Weiße, Schwarze und
Rote das amerikanische Bürgerrecht erwerben.
'
***) Vergleiche Jyenaga: "ltie rslations ok elle llniteä States xvitk LKina ana ^apan"
sin "IKe ^nnals ok tke American ^oaciem^ ok ?olitical ana Social Science", Juli 1914)
Seite 267.
Die vereinigten Staaten von Amerika und Japan

diplomatische Unterhandlungen zwischen Washington und Tokio wurde erreicht,
daß die japanische Regierung — wenn auch nur widerwillig — sich bereit
erklärte, das Ihrige zur Regelung der Asiatenfrage beizutragen und die Ab¬
wanderung japanischer Arbeiter nach den Vereinigten Staaten nach Möglichkeit
zu unterbinden. Die Folge dieser Matznahmen war ein starkes Sinken der
japanischen Einwanderungsziffer in den folgenden Jahren. Im Jahre 1909
sank die Zahl der eingewanderten Japaner von 16418 im Vorjahre auf 3275.
Seit 1911 ist aber wieder ein langsames Steigen der Einwanderungsziffer
bemerkbar, und nach den neuesten vorliegenden offiziellen Berichten betrug die
Zahl der japanischen Einwanderer im Jahre 1913 schon wieder 8302*).

Gleichzeitig wuchs aber auch die arti-japanische Bewegung in Kalifornien,
die trotz der friedlichen Beilegung des Konflikts im Jahre 1906 nicht ver¬
schwunden war. Dies trat deutlich in dem mit seltener Einstimmigkeit von
den gesetzgebenden Körperschaften Kaliforniens angenommenen Gesetz von 1913
zutage, welches allen Ausländern, die nicht die amerikanische Staatsangehörigkeit
erlangen können, den Erwerb und die Übertragung von Grund und Boden im
Staate Kalifornien verbietet**).

Trotz der persönlichen Bemühungen des Präsidenten Wilson, diesen neuen
Konfliktstoff zu beseitigen, ist eine Lösung dieser Landfrage noch nicht geglückt.
Daß dieses Gesetz sich in erster Linie gegen Japan richtet, geht aus seiner
Fassung deutlich hervor und ist auch von den Japanern in diesem Sinne auf¬
gefaßt worden***). Wenn sich auch nur ein Prozent von allem bebauten Boden
von Kalifornien in japanischen Händen befindet, so läßt doch das Anwachsen
des japanischen Besitzes in Kalifornien von etwa 14000 Acres im Jahre 1907





°") Vergleiche hierzu die Tabelle der japanischen Einwanderung im „Immigration
Lulletm lor NarcK 1914" (v. S. Departement ok I^abor):
1907................. 30324
1903................. 1S418
1909 ................. 3276
1910 ................. 2798
1911.................4S75
1912.................S172
1913 ................. 8 302

'
Hierbei sind aber nur die mit Regierungspässen versehenen Einwanderer gezählt,
während zweifellos zahlreiche Arbeiter ohne den erforderlichen Paß über Kanada und Mexiko
in die Union gelangen. Ein gleiches Anwachsen macht sich bei der chinesischen Einwanderung bemerkbar, die
im Jahre 1907 bis auf 770 gefallen war. Im Jahre 1913 betrug die Einwanderung bereits
wieder 2022 Chinesen.
'
**) Bekanntlich können nach der Verfassung der U, S. A. nur Weiße, Schwarze und
Rote das amerikanische Bürgerrecht erwerben.
'
***) Vergleiche Jyenaga: „ltie rslations ok elle llniteä States xvitk LKina ana ^apan"
sin „IKe ^nnals ok tke American ^oaciem^ ok ?olitical ana Social Science", Juli 1914)
Seite 267.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0052" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/323591"/>
            <fw type="header" place="top"> Die vereinigten Staaten von Amerika und Japan</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_129" prev="#ID_128"> diplomatische Unterhandlungen zwischen Washington und Tokio wurde erreicht,<lb/>
daß die japanische Regierung &#x2014; wenn auch nur widerwillig &#x2014; sich bereit<lb/>
erklärte, das Ihrige zur Regelung der Asiatenfrage beizutragen und die Ab¬<lb/>
wanderung japanischer Arbeiter nach den Vereinigten Staaten nach Möglichkeit<lb/>
zu unterbinden. Die Folge dieser Matznahmen war ein starkes Sinken der<lb/>
japanischen Einwanderungsziffer in den folgenden Jahren. Im Jahre 1909<lb/>
sank die Zahl der eingewanderten Japaner von 16418 im Vorjahre auf 3275.<lb/>
Seit 1911 ist aber wieder ein langsames Steigen der Einwanderungsziffer<lb/>
bemerkbar, und nach den neuesten vorliegenden offiziellen Berichten betrug die<lb/>
Zahl der japanischen Einwanderer im Jahre 1913 schon wieder 8302*).</p><lb/>
            <p xml:id="ID_130"> Gleichzeitig wuchs aber auch die arti-japanische Bewegung in Kalifornien,<lb/>
die trotz der friedlichen Beilegung des Konflikts im Jahre 1906 nicht ver¬<lb/>
schwunden war. Dies trat deutlich in dem mit seltener Einstimmigkeit von<lb/>
den gesetzgebenden Körperschaften Kaliforniens angenommenen Gesetz von 1913<lb/>
zutage, welches allen Ausländern, die nicht die amerikanische Staatsangehörigkeit<lb/>
erlangen können, den Erwerb und die Übertragung von Grund und Boden im<lb/>
Staate Kalifornien verbietet**).</p><lb/>
            <p xml:id="ID_131"> Trotz der persönlichen Bemühungen des Präsidenten Wilson, diesen neuen<lb/>
Konfliktstoff zu beseitigen, ist eine Lösung dieser Landfrage noch nicht geglückt.<lb/>
Daß dieses Gesetz sich in erster Linie gegen Japan richtet, geht aus seiner<lb/>
Fassung deutlich hervor und ist auch von den Japanern in diesem Sinne auf¬<lb/>
gefaßt worden***). Wenn sich auch nur ein Prozent von allem bebauten Boden<lb/>
von Kalifornien in japanischen Händen befindet, so läßt doch das Anwachsen<lb/>
des japanischen Besitzes in Kalifornien von etwa 14000 Acres im Jahre 1907</p><lb/>
            <note xml:id="FID_21" place="foot"><p xml:id="ID_132"> °") Vergleiche hierzu die Tabelle der japanischen Einwanderung im &#x201E;Immigration<lb/>
Lulletm lor NarcK 1914" (v. S. Departement ok I^abor):</p><list><item> 1907................. 30324</item><item> 1903................. 1S418</item><item> 1909 ................. 3276</item><item> 1910 ................. 2798</item><item> 1911.................4S75</item><item> 1912.................S172</item><item> 1913 ................. 8 302</item></list><lb/><lb/>
'<lb/><lb/><lb/><p xml:id="ID_133"> Hierbei sind aber nur die mit Regierungspässen versehenen Einwanderer gezählt,<lb/>
während zweifellos zahlreiche Arbeiter ohne den erforderlichen Paß über Kanada und Mexiko<lb/>
in die Union gelangen.</p><p xml:id="ID_134" next="#ID_135"> Ein gleiches Anwachsen macht sich bei der chinesischen Einwanderung bemerkbar, die<lb/>
im Jahre 1907 bis auf 770 gefallen war. Im Jahre 1913 betrug die Einwanderung bereits<lb/>
wieder 2022 Chinesen.<lb/>
'</p></note><lb/>
            <note xml:id="FID_22" place="foot"> **) Bekanntlich können nach der Verfassung der U, S. A. nur Weiße, Schwarze und<lb/>
Rote das amerikanische Bürgerrecht erwerben.<lb/>
'</note><lb/>
            <note xml:id="FID_23" place="foot"> ***) Vergleiche Jyenaga: &#x201E;ltie rslations ok elle llniteä States xvitk LKina ana ^apan"<lb/>
sin &#x201E;IKe ^nnals ok tke American ^oaciem^ ok ?olitical ana Social Science", Juli 1914)<lb/>
Seite 267.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0052] Die vereinigten Staaten von Amerika und Japan diplomatische Unterhandlungen zwischen Washington und Tokio wurde erreicht, daß die japanische Regierung — wenn auch nur widerwillig — sich bereit erklärte, das Ihrige zur Regelung der Asiatenfrage beizutragen und die Ab¬ wanderung japanischer Arbeiter nach den Vereinigten Staaten nach Möglichkeit zu unterbinden. Die Folge dieser Matznahmen war ein starkes Sinken der japanischen Einwanderungsziffer in den folgenden Jahren. Im Jahre 1909 sank die Zahl der eingewanderten Japaner von 16418 im Vorjahre auf 3275. Seit 1911 ist aber wieder ein langsames Steigen der Einwanderungsziffer bemerkbar, und nach den neuesten vorliegenden offiziellen Berichten betrug die Zahl der japanischen Einwanderer im Jahre 1913 schon wieder 8302*). Gleichzeitig wuchs aber auch die arti-japanische Bewegung in Kalifornien, die trotz der friedlichen Beilegung des Konflikts im Jahre 1906 nicht ver¬ schwunden war. Dies trat deutlich in dem mit seltener Einstimmigkeit von den gesetzgebenden Körperschaften Kaliforniens angenommenen Gesetz von 1913 zutage, welches allen Ausländern, die nicht die amerikanische Staatsangehörigkeit erlangen können, den Erwerb und die Übertragung von Grund und Boden im Staate Kalifornien verbietet**). Trotz der persönlichen Bemühungen des Präsidenten Wilson, diesen neuen Konfliktstoff zu beseitigen, ist eine Lösung dieser Landfrage noch nicht geglückt. Daß dieses Gesetz sich in erster Linie gegen Japan richtet, geht aus seiner Fassung deutlich hervor und ist auch von den Japanern in diesem Sinne auf¬ gefaßt worden***). Wenn sich auch nur ein Prozent von allem bebauten Boden von Kalifornien in japanischen Händen befindet, so läßt doch das Anwachsen des japanischen Besitzes in Kalifornien von etwa 14000 Acres im Jahre 1907 °") Vergleiche hierzu die Tabelle der japanischen Einwanderung im „Immigration Lulletm lor NarcK 1914" (v. S. Departement ok I^abor): 1907................. 30324 1903................. 1S418 1909 ................. 3276 1910 ................. 2798 1911.................4S75 1912.................S172 1913 ................. 8 302 ' Hierbei sind aber nur die mit Regierungspässen versehenen Einwanderer gezählt, während zweifellos zahlreiche Arbeiter ohne den erforderlichen Paß über Kanada und Mexiko in die Union gelangen. Ein gleiches Anwachsen macht sich bei der chinesischen Einwanderung bemerkbar, die im Jahre 1907 bis auf 770 gefallen war. Im Jahre 1913 betrug die Einwanderung bereits wieder 2022 Chinesen. ' **) Bekanntlich können nach der Verfassung der U, S. A. nur Weiße, Schwarze und Rote das amerikanische Bürgerrecht erwerben. ' ***) Vergleiche Jyenaga: „ltie rslations ok elle llniteä States xvitk LKina ana ^apan" sin „IKe ^nnals ok tke American ^oaciem^ ok ?olitical ana Social Science", Juli 1914) Seite 267.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538/52
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 74, 1915, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341901_323538/52>, abgerufen am 19.05.2024.