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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr.

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Neue Bücher
Landeskunde der Provinz Brandenburg. Unter Mitwirkung hervorragender Fach¬
leute herausgegeben von Ernst Friede! und Robert Mielke. IV. Band. Die
Kultur. 140 Abbildungen. Berlin 1916. Dietrich Reimer (Ernst Vohsen).
36 Bogen Lexikonformat. Geh. 4 M., geb. S M.

Es ist das viertemal, daß ich in den "Grenzboten" über das große Werk
der brandenburgischen Landeskunde berichten darf. Während der erste Band die
Natur, der zweite die Geschichte, der dritte die Volkskunde zum Gegenstande ein¬
gehendster Forschungen und Darstellungen hatte, bringt der eben erschienene
vierte Band die Schilderung der gesamten Kultur in den Gebieten der Provinz
Brandenburg. Hier wird mancher, dem die anderen Bände weniger Anregung
geben, ein Gebiet bearbeitet finden, das über Fachwissenschaft hinausgeht und
jedem etwas bietet, der auf allgemeine Bildung Anspruch erhebt. Da behandelt
zunächst der Mitherausgeber Professor Mielke selbst die Kunstgeschichte, und
zwar von einem eigenartigen Gesichtspunkte aus, indem er die völkischen Grund¬
lagen der märkischen Kunst in der Zeit vor den Hohenzollern zu ermitteln sucht
und eine bäuerliche, bürgerliche, kirchliche und höfische Kunst voneinander abgrenzt.
Daraus ergibt sich die Schilderung der Hauskunst auf dem Lande, der künst¬
lerischen Anschauung in den Städten, in den Klöstern und die Betrachtung der
Kunstanschauung an den Höfen. Der zweite Abschnitt behandelt die Kunst unter
den Hohenzollern bis zum Zusammenbruche im Dreißigjährigen Kriege unter
dem Kurfürsten Georg Wilhelm. Die ersten Fürsten hatten noch zu viel mit
politischen und anderen Sorgen zu tun, als daß sie ihr Augenmerk auf die Kunst,
in der damals gerade die Gotik ihrem Ende entgegenging, hätten richten können.
Sie haben trotzdem manches Kunstwerk geschaffen, z. B. das Berliner Schloß,
aber erst unter Joachim dem Zweiten, dem Vater der brandenburgischen Renaissance,
wurde die Geschmacksrichtung in neue Bahnen geleitet, namentlich auch die Malerei
begünstigt. In dieser Zeit entstanden in Berlin und in der Provinz eine Reihe
von Renaissancebauten und Schlössern mit schönen Portalen, aber dann kam der
große Krieg, dessen Lasten schwer auf Brandenburg lagen; das künstlerische
Wirken ging zugrunde.

Der Große Kurfürst richtete die brandenburgische Kunst nach dem Kriege
wieder auf, und es folgte der Reihe nach die Hofkunst Friedrichs deS Ersten, die
Puritanerkunst Friedrich Wilhelm des Ersten, das Rokoko Friedrich des Zweiten,
sowie das Aufsteigen der bürgerlichen Kunst. Wegen des beschränkten Raumes
können nur diese Namen als Inhalt reichhaltiger Ausführungen Mielkes an der
Hand vieler Zeichnungen angeführt werden, wie auch die Kunst des neunzehnten
Jahrhunderts nur durch die Stichworte der Biedermeierei, der Romantik Friedrich
Wilhelm des Vierten, der Eklektizismus und der neuesten Zeit bis 1913 angedeutet
werden kann.




Neue Bücher
Landeskunde der Provinz Brandenburg. Unter Mitwirkung hervorragender Fach¬
leute herausgegeben von Ernst Friede! und Robert Mielke. IV. Band. Die
Kultur. 140 Abbildungen. Berlin 1916. Dietrich Reimer (Ernst Vohsen).
36 Bogen Lexikonformat. Geh. 4 M., geb. S M.

Es ist das viertemal, daß ich in den „Grenzboten" über das große Werk
der brandenburgischen Landeskunde berichten darf. Während der erste Band die
Natur, der zweite die Geschichte, der dritte die Volkskunde zum Gegenstande ein¬
gehendster Forschungen und Darstellungen hatte, bringt der eben erschienene
vierte Band die Schilderung der gesamten Kultur in den Gebieten der Provinz
Brandenburg. Hier wird mancher, dem die anderen Bände weniger Anregung
geben, ein Gebiet bearbeitet finden, das über Fachwissenschaft hinausgeht und
jedem etwas bietet, der auf allgemeine Bildung Anspruch erhebt. Da behandelt
zunächst der Mitherausgeber Professor Mielke selbst die Kunstgeschichte, und
zwar von einem eigenartigen Gesichtspunkte aus, indem er die völkischen Grund¬
lagen der märkischen Kunst in der Zeit vor den Hohenzollern zu ermitteln sucht
und eine bäuerliche, bürgerliche, kirchliche und höfische Kunst voneinander abgrenzt.
Daraus ergibt sich die Schilderung der Hauskunst auf dem Lande, der künst¬
lerischen Anschauung in den Städten, in den Klöstern und die Betrachtung der
Kunstanschauung an den Höfen. Der zweite Abschnitt behandelt die Kunst unter
den Hohenzollern bis zum Zusammenbruche im Dreißigjährigen Kriege unter
dem Kurfürsten Georg Wilhelm. Die ersten Fürsten hatten noch zu viel mit
politischen und anderen Sorgen zu tun, als daß sie ihr Augenmerk auf die Kunst,
in der damals gerade die Gotik ihrem Ende entgegenging, hätten richten können.
Sie haben trotzdem manches Kunstwerk geschaffen, z. B. das Berliner Schloß,
aber erst unter Joachim dem Zweiten, dem Vater der brandenburgischen Renaissance,
wurde die Geschmacksrichtung in neue Bahnen geleitet, namentlich auch die Malerei
begünstigt. In dieser Zeit entstanden in Berlin und in der Provinz eine Reihe
von Renaissancebauten und Schlössern mit schönen Portalen, aber dann kam der
große Krieg, dessen Lasten schwer auf Brandenburg lagen; das künstlerische
Wirken ging zugrunde.

Der Große Kurfürst richtete die brandenburgische Kunst nach dem Kriege
wieder auf, und es folgte der Reihe nach die Hofkunst Friedrichs deS Ersten, die
Puritanerkunst Friedrich Wilhelm des Ersten, das Rokoko Friedrich des Zweiten,
sowie das Aufsteigen der bürgerlichen Kunst. Wegen des beschränkten Raumes
können nur diese Namen als Inhalt reichhaltiger Ausführungen Mielkes an der
Hand vieler Zeichnungen angeführt werden, wie auch die Kunst des neunzehnten
Jahrhunderts nur durch die Stichworte der Biedermeierei, der Romantik Friedrich
Wilhelm des Vierten, der Eklektizismus und der neuesten Zeit bis 1913 angedeutet
werden kann.


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[0329] [Abbildung] Neue Bücher Landeskunde der Provinz Brandenburg. Unter Mitwirkung hervorragender Fach¬ leute herausgegeben von Ernst Friede! und Robert Mielke. IV. Band. Die Kultur. 140 Abbildungen. Berlin 1916. Dietrich Reimer (Ernst Vohsen). 36 Bogen Lexikonformat. Geh. 4 M., geb. S M. Es ist das viertemal, daß ich in den „Grenzboten" über das große Werk der brandenburgischen Landeskunde berichten darf. Während der erste Band die Natur, der zweite die Geschichte, der dritte die Volkskunde zum Gegenstande ein¬ gehendster Forschungen und Darstellungen hatte, bringt der eben erschienene vierte Band die Schilderung der gesamten Kultur in den Gebieten der Provinz Brandenburg. Hier wird mancher, dem die anderen Bände weniger Anregung geben, ein Gebiet bearbeitet finden, das über Fachwissenschaft hinausgeht und jedem etwas bietet, der auf allgemeine Bildung Anspruch erhebt. Da behandelt zunächst der Mitherausgeber Professor Mielke selbst die Kunstgeschichte, und zwar von einem eigenartigen Gesichtspunkte aus, indem er die völkischen Grund¬ lagen der märkischen Kunst in der Zeit vor den Hohenzollern zu ermitteln sucht und eine bäuerliche, bürgerliche, kirchliche und höfische Kunst voneinander abgrenzt. Daraus ergibt sich die Schilderung der Hauskunst auf dem Lande, der künst¬ lerischen Anschauung in den Städten, in den Klöstern und die Betrachtung der Kunstanschauung an den Höfen. Der zweite Abschnitt behandelt die Kunst unter den Hohenzollern bis zum Zusammenbruche im Dreißigjährigen Kriege unter dem Kurfürsten Georg Wilhelm. Die ersten Fürsten hatten noch zu viel mit politischen und anderen Sorgen zu tun, als daß sie ihr Augenmerk auf die Kunst, in der damals gerade die Gotik ihrem Ende entgegenging, hätten richten können. Sie haben trotzdem manches Kunstwerk geschaffen, z. B. das Berliner Schloß, aber erst unter Joachim dem Zweiten, dem Vater der brandenburgischen Renaissance, wurde die Geschmacksrichtung in neue Bahnen geleitet, namentlich auch die Malerei begünstigt. In dieser Zeit entstanden in Berlin und in der Provinz eine Reihe von Renaissancebauten und Schlössern mit schönen Portalen, aber dann kam der große Krieg, dessen Lasten schwer auf Brandenburg lagen; das künstlerische Wirken ging zugrunde. Der Große Kurfürst richtete die brandenburgische Kunst nach dem Kriege wieder auf, und es folgte der Reihe nach die Hofkunst Friedrichs deS Ersten, die Puritanerkunst Friedrich Wilhelm des Ersten, das Rokoko Friedrich des Zweiten, sowie das Aufsteigen der bürgerlichen Kunst. Wegen des beschränkten Raumes können nur diese Namen als Inhalt reichhaltiger Ausführungen Mielkes an der Hand vieler Zeichnungen angeführt werden, wie auch die Kunst des neunzehnten Jahrhunderts nur durch die Stichworte der Biedermeierei, der Romantik Friedrich Wilhelm des Vierten, der Eklektizismus und der neuesten Zeit bis 1913 angedeutet werden kann.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331409/329>, abgerufen am 18.05.2024.