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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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einen ansehnlichen Spielraum, wie z. B. das Zuckerrohr und die meisten tropischen
Gespinstpflanzen sowohl in trockeneren wie in feuchten, Gegenden angebaut werden
können; im allgemeinen aber erreichen dieselben doch, besonders unter künstlicher
Bewässerung, in trockeneren Gegenden bessere Ergebnisse. Für den Bergbau ist
in den meisten Fällen die Feuchtigkeitsgliederung (abgesehen von gewissen Be¬
sonderheiten der Gewinnungsmethoden) ziemlich belanglos, wenn man diejenigen
bergbaulich gewonnenen Stoffe ausnimmt, deren Bildung oder Erhaltung an be¬
stimmte Feuchtigkeitsbedingungen gebunden sind, wie Caliche (das Ausgangs¬
material für Chilesalpeter), Guano u. a. Für den Europäer sind die trockenen
Tropen im allgemeinen leichter zu ertragen, als die feuchten.

Wichtig für die wirtschaftlichen Leistungsfähigkeiten der einzelnen Gebiete ist
natürlich auch die Beschaffenheit der Bodenarten, der Neigungsverhällnisse der
Oberfläche, des Untergrundes mit seinen Mineralschätzen, ferner dauernde oder
periodische Wasserüberfüllung, gelegentlicher Eintritt von Naturkatastrophen, wie
Vulkanausbrüche, Erdbeben, Dürrperioden. Nicht minder wichtig sind aber auch
die sozialen, wirtschaftlichen und finanziellen Zustände der politischen Einheiten,
die geographischen Lagebeziehungen der einzelnen Gebiete eines Landes zueinander
und zum Ausland, und der Stand des Verkehrswesens. In vielen Fällen ist ja
die natürliche Produktionsmöglichkeit belanglos, weil allzuhohe Transportkosten
den Absatz unmöglich machen würden. Auf alle diese Dinge näher einzugehen,
würde zu weit führen.

Es sei an dieser Stelle aber noch mit einigen Worten auf die wirtschaftliche
Bedeutung der Zahl und der körperlichen wie geistigen Leistungsfähigkeit der ein¬
heimischen Bewohnerschaft hingewiesen. Im allgemeinen steigt die wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit eines Gebietes mit der Zahl seiner Bewohner, wenn auch nicht
gerade proportional, da zu viele Nebenumstände mitsprechen, welche die wirtschaft¬
liche Leistung entweder herabsetzen oder heben', und vor allem spricht sich die wirt¬
schaftliche Leistungskraft eines Landes nicht immer in der Höhe der Ausfuhr aus,
da im Gegenteil besonders günstig veranlagte Länder ihre Hauptleistung in mög¬
lichst vollständiger Selbstversorgung suchen und dann, auf den Kopf der Bevölke¬
rung oder die Flächeneinheit berechnet, nur niedrige Ausfuhrzahlen aufweisen; in
anderen Fällen, wie im Innern dünnbevölkerter Tropengebiete, wird eine unver¬
hältnismäßig große Summe von Menschenkraft auf Transportleistungen verwendet
(Afrikal), so daß uur wenig wirtschaftliche Werte verschickt werden können. Dazu
kommt, daß gerade bei sehr geringer Volksdichte die Gütererzeugung besonders
erschwert zu sein pflegt und darum im allgemeinen unverhältnismäßig wenig
Überschüsse über den Eigenverbrauch hinaus erzielt werden. Länder mit sehr
geringer Bolksdichte können aber doch unter günstigen Umständen bedeutende Aus¬
fuhrwerte liefern in Fällen, wo die Natur wertvolle Schätze unmittelbar dem
Menschen darbietet oder aus dem Gebiete des Ackerbaues und der Viehzucht
besonders günstige Vorbedingungen bestehen. Es geht zwar nicht an, angesichts
der außerordentlich wechselnden Produktionsbedingungen eine allgemein gültige
Stufenleiter der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, etwa auf den Kopf der
arbeitenden Bevölkerung berechnet, aufzustellen; aber man kann wenigstens Ver¬
gleiche darüber anstellen, welche wirtschaftlichen Beschäftigungszweige uuter sehr
günstigen Umständen schon mit wenigen Arbeitskräften bedeutendere Gütererzeugungs-
und Ausfuhrleistungen ermöglichen lassen, oder welche unter allen Umständen
größere Arbeitermengen benötigen. Am ehesten ist es noch bei Bergbau auf hoch¬
wertige, ohne große technische Anlagen gewinnbare Stoffe möglich, mit geringer
Arbeiterzahl sehr hohe Ausfuhrwerte zu erzielen (Diamanten, Waschgold, Guano,
Phosphate, Zinnseifen u. a.). Nächstdem ist es aber auch möglich, mit noch recht
spärlichen Arbeitermengen große Werte durch Sammeln von Waldprodukten (wie
Kautschuk. Chikle, Guttapercha, Yerba Mans usw.) oder durch Schlagen wertvoller
Hölzer (wie Blau- und andere Farbhölzer, Mahagoni-, Zedern-, Teakholz u. a.)
zu gewinnen, wobei zudem häufig nicht einmal große Anlagekapitalien erforderlich
sind, und bei vorsichtiger Wirtschaft sogar mit regelmäßigem Nachwachsen und


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einen ansehnlichen Spielraum, wie z. B. das Zuckerrohr und die meisten tropischen
Gespinstpflanzen sowohl in trockeneren wie in feuchten, Gegenden angebaut werden
können; im allgemeinen aber erreichen dieselben doch, besonders unter künstlicher
Bewässerung, in trockeneren Gegenden bessere Ergebnisse. Für den Bergbau ist
in den meisten Fällen die Feuchtigkeitsgliederung (abgesehen von gewissen Be¬
sonderheiten der Gewinnungsmethoden) ziemlich belanglos, wenn man diejenigen
bergbaulich gewonnenen Stoffe ausnimmt, deren Bildung oder Erhaltung an be¬
stimmte Feuchtigkeitsbedingungen gebunden sind, wie Caliche (das Ausgangs¬
material für Chilesalpeter), Guano u. a. Für den Europäer sind die trockenen
Tropen im allgemeinen leichter zu ertragen, als die feuchten.

Wichtig für die wirtschaftlichen Leistungsfähigkeiten der einzelnen Gebiete ist
natürlich auch die Beschaffenheit der Bodenarten, der Neigungsverhällnisse der
Oberfläche, des Untergrundes mit seinen Mineralschätzen, ferner dauernde oder
periodische Wasserüberfüllung, gelegentlicher Eintritt von Naturkatastrophen, wie
Vulkanausbrüche, Erdbeben, Dürrperioden. Nicht minder wichtig sind aber auch
die sozialen, wirtschaftlichen und finanziellen Zustände der politischen Einheiten,
die geographischen Lagebeziehungen der einzelnen Gebiete eines Landes zueinander
und zum Ausland, und der Stand des Verkehrswesens. In vielen Fällen ist ja
die natürliche Produktionsmöglichkeit belanglos, weil allzuhohe Transportkosten
den Absatz unmöglich machen würden. Auf alle diese Dinge näher einzugehen,
würde zu weit führen.

Es sei an dieser Stelle aber noch mit einigen Worten auf die wirtschaftliche
Bedeutung der Zahl und der körperlichen wie geistigen Leistungsfähigkeit der ein¬
heimischen Bewohnerschaft hingewiesen. Im allgemeinen steigt die wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit eines Gebietes mit der Zahl seiner Bewohner, wenn auch nicht
gerade proportional, da zu viele Nebenumstände mitsprechen, welche die wirtschaft¬
liche Leistung entweder herabsetzen oder heben', und vor allem spricht sich die wirt¬
schaftliche Leistungskraft eines Landes nicht immer in der Höhe der Ausfuhr aus,
da im Gegenteil besonders günstig veranlagte Länder ihre Hauptleistung in mög¬
lichst vollständiger Selbstversorgung suchen und dann, auf den Kopf der Bevölke¬
rung oder die Flächeneinheit berechnet, nur niedrige Ausfuhrzahlen aufweisen; in
anderen Fällen, wie im Innern dünnbevölkerter Tropengebiete, wird eine unver¬
hältnismäßig große Summe von Menschenkraft auf Transportleistungen verwendet
(Afrikal), so daß uur wenig wirtschaftliche Werte verschickt werden können. Dazu
kommt, daß gerade bei sehr geringer Volksdichte die Gütererzeugung besonders
erschwert zu sein pflegt und darum im allgemeinen unverhältnismäßig wenig
Überschüsse über den Eigenverbrauch hinaus erzielt werden. Länder mit sehr
geringer Bolksdichte können aber doch unter günstigen Umständen bedeutende Aus¬
fuhrwerte liefern in Fällen, wo die Natur wertvolle Schätze unmittelbar dem
Menschen darbietet oder aus dem Gebiete des Ackerbaues und der Viehzucht
besonders günstige Vorbedingungen bestehen. Es geht zwar nicht an, angesichts
der außerordentlich wechselnden Produktionsbedingungen eine allgemein gültige
Stufenleiter der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, etwa auf den Kopf der
arbeitenden Bevölkerung berechnet, aufzustellen; aber man kann wenigstens Ver¬
gleiche darüber anstellen, welche wirtschaftlichen Beschäftigungszweige uuter sehr
günstigen Umständen schon mit wenigen Arbeitskräften bedeutendere Gütererzeugungs-
und Ausfuhrleistungen ermöglichen lassen, oder welche unter allen Umständen
größere Arbeitermengen benötigen. Am ehesten ist es noch bei Bergbau auf hoch¬
wertige, ohne große technische Anlagen gewinnbare Stoffe möglich, mit geringer
Arbeiterzahl sehr hohe Ausfuhrwerte zu erzielen (Diamanten, Waschgold, Guano,
Phosphate, Zinnseifen u. a.). Nächstdem ist es aber auch möglich, mit noch recht
spärlichen Arbeitermengen große Werte durch Sammeln von Waldprodukten (wie
Kautschuk. Chikle, Guttapercha, Yerba Mans usw.) oder durch Schlagen wertvoller
Hölzer (wie Blau- und andere Farbhölzer, Mahagoni-, Zedern-, Teakholz u. a.)
zu gewinnen, wobei zudem häufig nicht einmal große Anlagekapitalien erforderlich
sind, und bei vorsichtiger Wirtschaft sogar mit regelmäßigem Nachwachsen und


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[0167] Tropemvirtschaft einen ansehnlichen Spielraum, wie z. B. das Zuckerrohr und die meisten tropischen Gespinstpflanzen sowohl in trockeneren wie in feuchten, Gegenden angebaut werden können; im allgemeinen aber erreichen dieselben doch, besonders unter künstlicher Bewässerung, in trockeneren Gegenden bessere Ergebnisse. Für den Bergbau ist in den meisten Fällen die Feuchtigkeitsgliederung (abgesehen von gewissen Be¬ sonderheiten der Gewinnungsmethoden) ziemlich belanglos, wenn man diejenigen bergbaulich gewonnenen Stoffe ausnimmt, deren Bildung oder Erhaltung an be¬ stimmte Feuchtigkeitsbedingungen gebunden sind, wie Caliche (das Ausgangs¬ material für Chilesalpeter), Guano u. a. Für den Europäer sind die trockenen Tropen im allgemeinen leichter zu ertragen, als die feuchten. Wichtig für die wirtschaftlichen Leistungsfähigkeiten der einzelnen Gebiete ist natürlich auch die Beschaffenheit der Bodenarten, der Neigungsverhällnisse der Oberfläche, des Untergrundes mit seinen Mineralschätzen, ferner dauernde oder periodische Wasserüberfüllung, gelegentlicher Eintritt von Naturkatastrophen, wie Vulkanausbrüche, Erdbeben, Dürrperioden. Nicht minder wichtig sind aber auch die sozialen, wirtschaftlichen und finanziellen Zustände der politischen Einheiten, die geographischen Lagebeziehungen der einzelnen Gebiete eines Landes zueinander und zum Ausland, und der Stand des Verkehrswesens. In vielen Fällen ist ja die natürliche Produktionsmöglichkeit belanglos, weil allzuhohe Transportkosten den Absatz unmöglich machen würden. Auf alle diese Dinge näher einzugehen, würde zu weit führen. Es sei an dieser Stelle aber noch mit einigen Worten auf die wirtschaftliche Bedeutung der Zahl und der körperlichen wie geistigen Leistungsfähigkeit der ein¬ heimischen Bewohnerschaft hingewiesen. Im allgemeinen steigt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Gebietes mit der Zahl seiner Bewohner, wenn auch nicht gerade proportional, da zu viele Nebenumstände mitsprechen, welche die wirtschaft¬ liche Leistung entweder herabsetzen oder heben', und vor allem spricht sich die wirt¬ schaftliche Leistungskraft eines Landes nicht immer in der Höhe der Ausfuhr aus, da im Gegenteil besonders günstig veranlagte Länder ihre Hauptleistung in mög¬ lichst vollständiger Selbstversorgung suchen und dann, auf den Kopf der Bevölke¬ rung oder die Flächeneinheit berechnet, nur niedrige Ausfuhrzahlen aufweisen; in anderen Fällen, wie im Innern dünnbevölkerter Tropengebiete, wird eine unver¬ hältnismäßig große Summe von Menschenkraft auf Transportleistungen verwendet (Afrikal), so daß uur wenig wirtschaftliche Werte verschickt werden können. Dazu kommt, daß gerade bei sehr geringer Volksdichte die Gütererzeugung besonders erschwert zu sein pflegt und darum im allgemeinen unverhältnismäßig wenig Überschüsse über den Eigenverbrauch hinaus erzielt werden. Länder mit sehr geringer Bolksdichte können aber doch unter günstigen Umständen bedeutende Aus¬ fuhrwerte liefern in Fällen, wo die Natur wertvolle Schätze unmittelbar dem Menschen darbietet oder aus dem Gebiete des Ackerbaues und der Viehzucht besonders günstige Vorbedingungen bestehen. Es geht zwar nicht an, angesichts der außerordentlich wechselnden Produktionsbedingungen eine allgemein gültige Stufenleiter der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, etwa auf den Kopf der arbeitenden Bevölkerung berechnet, aufzustellen; aber man kann wenigstens Ver¬ gleiche darüber anstellen, welche wirtschaftlichen Beschäftigungszweige uuter sehr günstigen Umständen schon mit wenigen Arbeitskräften bedeutendere Gütererzeugungs- und Ausfuhrleistungen ermöglichen lassen, oder welche unter allen Umständen größere Arbeitermengen benötigen. Am ehesten ist es noch bei Bergbau auf hoch¬ wertige, ohne große technische Anlagen gewinnbare Stoffe möglich, mit geringer Arbeiterzahl sehr hohe Ausfuhrwerte zu erzielen (Diamanten, Waschgold, Guano, Phosphate, Zinnseifen u. a.). Nächstdem ist es aber auch möglich, mit noch recht spärlichen Arbeitermengen große Werte durch Sammeln von Waldprodukten (wie Kautschuk. Chikle, Guttapercha, Yerba Mans usw.) oder durch Schlagen wertvoller Hölzer (wie Blau- und andere Farbhölzer, Mahagoni-, Zedern-, Teakholz u. a.) zu gewinnen, wobei zudem häufig nicht einmal große Anlagekapitalien erforderlich sind, und bei vorsichtiger Wirtschaft sogar mit regelmäßigem Nachwachsen und 12*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/167>, abgerufen am 17.06.2024.