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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Rriegsgewinne

er durch Drvhurig mit Regierungskontrolle oder Enteignung niedrig hält. Ferner
gibt es von Beamten geleitete Staatsfabriken, darunter etwa hundert staatliche
Geschoßfabriken. Eine dritte Art sind staatliche Fabriken, die von ortsansässigen
Geschäftsleuten für Rechnung des Staates geleitet werden und schließlich die
Waffenfabrikation, die allein fünftausend unter Kontrolle stehende Firmen umfaßt.
Die Regierung kauft das gesamte Rohmaterial auf, verteilt es unter die Fabriken
und setzt den Arbeitslohn fest. Heute ist England soweit, daß viele Hersteller
von Kriegsmaterial behaupten, die vom Staate bezahlten Preise deckten nicht
mehr die Fabrikationskosten. Weil aber der Staat ihre. Werke übernommen hat,
müssen sie in der ihnen vorgeschriebenen Weise weiter arbeiten. Schaden erleiden
die. Fabriken indessen dadurch nicht, da ihnen der Staat den Durchschnittsgewinn
der letzten drei Friedensjahre garantiert. Die Industrie ist finanziell, vor erheb¬
lichen Nachteilen während des Krieges geschützt, während andererseits jede Über¬
vorteilung des Staates durch die Rüstungsbetriebe vermieden wird. Der Staat
hat höchstens die nachzuweisende, ungünstige Differenz zwischen Preis und Fa¬
brikationekosten nachzuzählen. So hat England, die Hochburg des Individualis¬
mus bald nach .Kriegsbeginn staatssozialistische Maßnahmen getroffen, die an
Schärfe alles übertreffen, was Deutschland auf kriegswirtschaftlichem Gebiete
geschaffen hat.

Überhaupt werden von dem Foot Controller, Lord Rhondda, und dem
Handelsamt in England die gewagtesten Versuche gemacht, um die Preise niedrig
zu halten und das Verhältnis von Geld und Ware zu stabilisieren. Wegen der
bekannten Tatsache, daß jede Preiserhöhung irgendeines der großen Verbrauchs¬
artikel, wie Eisen, Getreide, Kohle, Fleisch durch Steuern, Frachten, erhöhte
Arbeitslöhne, unfehlbar nach einiger Zeit ein entsprechendes Steigen der Preise
für alle übrigen Industrie- und Handelsprodukte nach sich zieht, und den Geld¬
umsatz des Landes dadurch erhöht, hat die Regierung das Getreide auf einem
bedeutend niedrigen Preise zu halten versucht, als er vom inländischen Landwirt
oder dem Anstand gefordert wird und die sich ergebende Differenz auf die Staats-
kasse übernommen. Um der schädlichen Preiserhöhung durch Frachten Einhalt
zu bieten, ist z. B. auch die gesamte Schiffahrt unter Kontrolle gestellt worden,
indem den Gesellschaften die vorkricgszeitlichen Gewinne durch den Staat garantiert
und die Frachtsätze so gehalten werden, daß auch hier die Preise die Arbeitslöhne
nicht decken. Dieses allgemein zum Ausdruck kommende Streben Englands, den
Wert seines Geldes im Lande stabil zu halten, verdient unsererseits die größte
Beachtung. Der Engländer sieht in jeder Erhöhung der Staatsschuld eine erneute
Belastung der zukünftigen Arbeitsleistung deS Volkes. Er rechnet damit, daß er
nach dem Kriege diese Schuld abtragen muß, daß er für seine Gläubiger arbeitet,
indem er ihnen Produkte seines Landes oder seiner Industrie so verkauft, daß
die Ausfuhrbilanz höher ist, als die der Einfuhr. Auch ist ohne weiteres klar,
daß billige Preise im Lands, kleine Gewinne der Händler und Unternehmer es
dem Staat ermöglichen, auch das Kriegsmaterial billig zu kaufen und dadurch
mit den zur Verfügung stehenden .Krediten bei gleicher Leistung länger auszuhalten.
Englands Bemühungen verdienen besonders im Hinblick auf unsere mit der
Übergangswirtschaft wieder einsetzende .Konkurrenz im Welthandel die größte Auf¬
merksamkeit. Bei uns haben die hohen .Kriegsgewinne die Herabsetzung der Kauf¬
kraft des Geldes infolge des geringen Warenumsatzes noch verstärkt, und die
Arbeitslöhne sind so gestiegen, daß uns in vielen Handelszweigen, besonders
im Veredelungsverkehr, nur ein niedriger Kurs der Mark konkurrenzfähig
machen wird.

Die Vereinigten Staaten von Amerika ließen, solange sie neutral waren,
der Kriegsindustrie volle Freiheit, so daß sie zu Lasten der Entente ungezählte
Millionengewmne einheimsen konnte. In dem Augenblick jedoch, in dem die
Union selbst in den Krieg trat und ihre Industrie ' für die eigene Rüstung zu
arbeiten begann, wurden für verschiedene Erzeugnisse, besonders für Stahl,
Höchstpreise festgelegt, die sich weit unter den vorher von den Produzenten ge-


Rriegsgewinne

er durch Drvhurig mit Regierungskontrolle oder Enteignung niedrig hält. Ferner
gibt es von Beamten geleitete Staatsfabriken, darunter etwa hundert staatliche
Geschoßfabriken. Eine dritte Art sind staatliche Fabriken, die von ortsansässigen
Geschäftsleuten für Rechnung des Staates geleitet werden und schließlich die
Waffenfabrikation, die allein fünftausend unter Kontrolle stehende Firmen umfaßt.
Die Regierung kauft das gesamte Rohmaterial auf, verteilt es unter die Fabriken
und setzt den Arbeitslohn fest. Heute ist England soweit, daß viele Hersteller
von Kriegsmaterial behaupten, die vom Staate bezahlten Preise deckten nicht
mehr die Fabrikationskosten. Weil aber der Staat ihre. Werke übernommen hat,
müssen sie in der ihnen vorgeschriebenen Weise weiter arbeiten. Schaden erleiden
die. Fabriken indessen dadurch nicht, da ihnen der Staat den Durchschnittsgewinn
der letzten drei Friedensjahre garantiert. Die Industrie ist finanziell, vor erheb¬
lichen Nachteilen während des Krieges geschützt, während andererseits jede Über¬
vorteilung des Staates durch die Rüstungsbetriebe vermieden wird. Der Staat
hat höchstens die nachzuweisende, ungünstige Differenz zwischen Preis und Fa¬
brikationekosten nachzuzählen. So hat England, die Hochburg des Individualis¬
mus bald nach .Kriegsbeginn staatssozialistische Maßnahmen getroffen, die an
Schärfe alles übertreffen, was Deutschland auf kriegswirtschaftlichem Gebiete
geschaffen hat.

Überhaupt werden von dem Foot Controller, Lord Rhondda, und dem
Handelsamt in England die gewagtesten Versuche gemacht, um die Preise niedrig
zu halten und das Verhältnis von Geld und Ware zu stabilisieren. Wegen der
bekannten Tatsache, daß jede Preiserhöhung irgendeines der großen Verbrauchs¬
artikel, wie Eisen, Getreide, Kohle, Fleisch durch Steuern, Frachten, erhöhte
Arbeitslöhne, unfehlbar nach einiger Zeit ein entsprechendes Steigen der Preise
für alle übrigen Industrie- und Handelsprodukte nach sich zieht, und den Geld¬
umsatz des Landes dadurch erhöht, hat die Regierung das Getreide auf einem
bedeutend niedrigen Preise zu halten versucht, als er vom inländischen Landwirt
oder dem Anstand gefordert wird und die sich ergebende Differenz auf die Staats-
kasse übernommen. Um der schädlichen Preiserhöhung durch Frachten Einhalt
zu bieten, ist z. B. auch die gesamte Schiffahrt unter Kontrolle gestellt worden,
indem den Gesellschaften die vorkricgszeitlichen Gewinne durch den Staat garantiert
und die Frachtsätze so gehalten werden, daß auch hier die Preise die Arbeitslöhne
nicht decken. Dieses allgemein zum Ausdruck kommende Streben Englands, den
Wert seines Geldes im Lande stabil zu halten, verdient unsererseits die größte
Beachtung. Der Engländer sieht in jeder Erhöhung der Staatsschuld eine erneute
Belastung der zukünftigen Arbeitsleistung deS Volkes. Er rechnet damit, daß er
nach dem Kriege diese Schuld abtragen muß, daß er für seine Gläubiger arbeitet,
indem er ihnen Produkte seines Landes oder seiner Industrie so verkauft, daß
die Ausfuhrbilanz höher ist, als die der Einfuhr. Auch ist ohne weiteres klar,
daß billige Preise im Lands, kleine Gewinne der Händler und Unternehmer es
dem Staat ermöglichen, auch das Kriegsmaterial billig zu kaufen und dadurch
mit den zur Verfügung stehenden .Krediten bei gleicher Leistung länger auszuhalten.
Englands Bemühungen verdienen besonders im Hinblick auf unsere mit der
Übergangswirtschaft wieder einsetzende .Konkurrenz im Welthandel die größte Auf¬
merksamkeit. Bei uns haben die hohen .Kriegsgewinne die Herabsetzung der Kauf¬
kraft des Geldes infolge des geringen Warenumsatzes noch verstärkt, und die
Arbeitslöhne sind so gestiegen, daß uns in vielen Handelszweigen, besonders
im Veredelungsverkehr, nur ein niedriger Kurs der Mark konkurrenzfähig
machen wird.

Die Vereinigten Staaten von Amerika ließen, solange sie neutral waren,
der Kriegsindustrie volle Freiheit, so daß sie zu Lasten der Entente ungezählte
Millionengewmne einheimsen konnte. In dem Augenblick jedoch, in dem die
Union selbst in den Krieg trat und ihre Industrie ' für die eigene Rüstung zu
arbeiten begann, wurden für verschiedene Erzeugnisse, besonders für Stahl,
Höchstpreise festgelegt, die sich weit unter den vorher von den Produzenten ge-


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[0020] Rriegsgewinne er durch Drvhurig mit Regierungskontrolle oder Enteignung niedrig hält. Ferner gibt es von Beamten geleitete Staatsfabriken, darunter etwa hundert staatliche Geschoßfabriken. Eine dritte Art sind staatliche Fabriken, die von ortsansässigen Geschäftsleuten für Rechnung des Staates geleitet werden und schließlich die Waffenfabrikation, die allein fünftausend unter Kontrolle stehende Firmen umfaßt. Die Regierung kauft das gesamte Rohmaterial auf, verteilt es unter die Fabriken und setzt den Arbeitslohn fest. Heute ist England soweit, daß viele Hersteller von Kriegsmaterial behaupten, die vom Staate bezahlten Preise deckten nicht mehr die Fabrikationskosten. Weil aber der Staat ihre. Werke übernommen hat, müssen sie in der ihnen vorgeschriebenen Weise weiter arbeiten. Schaden erleiden die. Fabriken indessen dadurch nicht, da ihnen der Staat den Durchschnittsgewinn der letzten drei Friedensjahre garantiert. Die Industrie ist finanziell, vor erheb¬ lichen Nachteilen während des Krieges geschützt, während andererseits jede Über¬ vorteilung des Staates durch die Rüstungsbetriebe vermieden wird. Der Staat hat höchstens die nachzuweisende, ungünstige Differenz zwischen Preis und Fa¬ brikationekosten nachzuzählen. So hat England, die Hochburg des Individualis¬ mus bald nach .Kriegsbeginn staatssozialistische Maßnahmen getroffen, die an Schärfe alles übertreffen, was Deutschland auf kriegswirtschaftlichem Gebiete geschaffen hat. Überhaupt werden von dem Foot Controller, Lord Rhondda, und dem Handelsamt in England die gewagtesten Versuche gemacht, um die Preise niedrig zu halten und das Verhältnis von Geld und Ware zu stabilisieren. Wegen der bekannten Tatsache, daß jede Preiserhöhung irgendeines der großen Verbrauchs¬ artikel, wie Eisen, Getreide, Kohle, Fleisch durch Steuern, Frachten, erhöhte Arbeitslöhne, unfehlbar nach einiger Zeit ein entsprechendes Steigen der Preise für alle übrigen Industrie- und Handelsprodukte nach sich zieht, und den Geld¬ umsatz des Landes dadurch erhöht, hat die Regierung das Getreide auf einem bedeutend niedrigen Preise zu halten versucht, als er vom inländischen Landwirt oder dem Anstand gefordert wird und die sich ergebende Differenz auf die Staats- kasse übernommen. Um der schädlichen Preiserhöhung durch Frachten Einhalt zu bieten, ist z. B. auch die gesamte Schiffahrt unter Kontrolle gestellt worden, indem den Gesellschaften die vorkricgszeitlichen Gewinne durch den Staat garantiert und die Frachtsätze so gehalten werden, daß auch hier die Preise die Arbeitslöhne nicht decken. Dieses allgemein zum Ausdruck kommende Streben Englands, den Wert seines Geldes im Lande stabil zu halten, verdient unsererseits die größte Beachtung. Der Engländer sieht in jeder Erhöhung der Staatsschuld eine erneute Belastung der zukünftigen Arbeitsleistung deS Volkes. Er rechnet damit, daß er nach dem Kriege diese Schuld abtragen muß, daß er für seine Gläubiger arbeitet, indem er ihnen Produkte seines Landes oder seiner Industrie so verkauft, daß die Ausfuhrbilanz höher ist, als die der Einfuhr. Auch ist ohne weiteres klar, daß billige Preise im Lands, kleine Gewinne der Händler und Unternehmer es dem Staat ermöglichen, auch das Kriegsmaterial billig zu kaufen und dadurch mit den zur Verfügung stehenden .Krediten bei gleicher Leistung länger auszuhalten. Englands Bemühungen verdienen besonders im Hinblick auf unsere mit der Übergangswirtschaft wieder einsetzende .Konkurrenz im Welthandel die größte Auf¬ merksamkeit. Bei uns haben die hohen .Kriegsgewinne die Herabsetzung der Kauf¬ kraft des Geldes infolge des geringen Warenumsatzes noch verstärkt, und die Arbeitslöhne sind so gestiegen, daß uns in vielen Handelszweigen, besonders im Veredelungsverkehr, nur ein niedriger Kurs der Mark konkurrenzfähig machen wird. Die Vereinigten Staaten von Amerika ließen, solange sie neutral waren, der Kriegsindustrie volle Freiheit, so daß sie zu Lasten der Entente ungezählte Millionengewmne einheimsen konnte. In dem Augenblick jedoch, in dem die Union selbst in den Krieg trat und ihre Industrie ' für die eigene Rüstung zu arbeiten begann, wurden für verschiedene Erzeugnisse, besonders für Stahl, Höchstpreise festgelegt, die sich weit unter den vorher von den Produzenten ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/20>, abgerufen am 25.05.2024.