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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr.

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Der Friede mit Rumänien

durch die Friedensverträge vorgesehenen militärischen Okkupation. Unter ihrem
Schutz werden alle jene Reformen durchgeführt werden, die, wie die Agrarreform,
die Änderung der Judengesetze, sowie soziale und kulturelle Maßnahmen von
Carp und seiner Gefolgschaft längst angestrebt werden; eine großzügig zusammen¬
gefaßte Verwaltung, gute Schulen und unbestechliche Gerichte sollen der wirt¬
schaftlichen und kulturellen Entwicklung des Volkes dienen.

Unter allen diesen verheißungsvoller Ausblicken erweckt nur die Königsfrage
schwere Sorgen. Die Kräfte im Lande, die allein befähigt erscheinen, Rumänien
voranzubringen und auf die sich unsere Militärverwaltung bisher gestützt hat, stehen
dem Könige Ferdinand und seiner Frau entschieden feindlich gegenüber. Noch
sind sie nicht an der Macht, da ein Vertrauensmann des Königs Ministerpräsident
ist und damit über den gesamten politischen Aufklärungsapparat verfügt. Ohne
schwere innerpolitische Kämpfe wird die Königsfrage nicht zu lösen sein. Eines
müssen wir uns dabei bewußt sein: solange Ferdinand König von Rumänien
und die Königin Maria, Prinzessin von England, Nichte des Großfürsten Wladimir
von Rußland, im Lande bleibt, ist an eine ungestörte Entwicklung kaum zu denken.
Der Hof Ferdinands wird ständig der Herd von Intrigen inner- und außerpolitischer
Natur bleiben und allen Feinden der Entwicklung Rumäniens die Handhaben
zur Störung des Friedens geben. Darum haben auch jene recht, die meinen,
daß zur Sicherung der geschlossenen und noch zu schließenden Verträge die Be¬
seitigung Ferdinands vom Thron und der Ersatz seiner Dynastie durch ein an¬
deres Fürstenhaus unbedingt erforderlich ist.






Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




Nachdruck sämtlicher Aufsähe nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet.
Verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterselde West. -- Wanuslriptsendnngen und
Vrie.se werden erbeten unter der Adresse:
An die Schriftleitung der Greuzb-de" in Berlin SV 11, TemPelhvfer Ufer 8S".
Fernsprecher des Herausgebers- Amt Lichterfelde 4S8, des Verlags und der Schriftleitung! Amt Lützow KSl",
Verlag: Verlag der Grenzboten G. in, b> H. in Berlin LV II, Tempelhofer Ufer S5">
Druck: "Der Reichsbote" G> in, b, H, in Berlin SV 11, Dessauer StraK- M/N.
Der Friede mit Rumänien

durch die Friedensverträge vorgesehenen militärischen Okkupation. Unter ihrem
Schutz werden alle jene Reformen durchgeführt werden, die, wie die Agrarreform,
die Änderung der Judengesetze, sowie soziale und kulturelle Maßnahmen von
Carp und seiner Gefolgschaft längst angestrebt werden; eine großzügig zusammen¬
gefaßte Verwaltung, gute Schulen und unbestechliche Gerichte sollen der wirt¬
schaftlichen und kulturellen Entwicklung des Volkes dienen.

Unter allen diesen verheißungsvoller Ausblicken erweckt nur die Königsfrage
schwere Sorgen. Die Kräfte im Lande, die allein befähigt erscheinen, Rumänien
voranzubringen und auf die sich unsere Militärverwaltung bisher gestützt hat, stehen
dem Könige Ferdinand und seiner Frau entschieden feindlich gegenüber. Noch
sind sie nicht an der Macht, da ein Vertrauensmann des Königs Ministerpräsident
ist und damit über den gesamten politischen Aufklärungsapparat verfügt. Ohne
schwere innerpolitische Kämpfe wird die Königsfrage nicht zu lösen sein. Eines
müssen wir uns dabei bewußt sein: solange Ferdinand König von Rumänien
und die Königin Maria, Prinzessin von England, Nichte des Großfürsten Wladimir
von Rußland, im Lande bleibt, ist an eine ungestörte Entwicklung kaum zu denken.
Der Hof Ferdinands wird ständig der Herd von Intrigen inner- und außerpolitischer
Natur bleiben und allen Feinden der Entwicklung Rumäniens die Handhaben
zur Störung des Friedens geben. Darum haben auch jene recht, die meinen,
daß zur Sicherung der geschlossenen und noch zu schließenden Verträge die Be¬
seitigung Ferdinands vom Thron und der Ersatz seiner Dynastie durch ein an¬
deres Fürstenhaus unbedingt erforderlich ist.






Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung
nicht verbürgt werden kann.




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[0068] Der Friede mit Rumänien durch die Friedensverträge vorgesehenen militärischen Okkupation. Unter ihrem Schutz werden alle jene Reformen durchgeführt werden, die, wie die Agrarreform, die Änderung der Judengesetze, sowie soziale und kulturelle Maßnahmen von Carp und seiner Gefolgschaft längst angestrebt werden; eine großzügig zusammen¬ gefaßte Verwaltung, gute Schulen und unbestechliche Gerichte sollen der wirt¬ schaftlichen und kulturellen Entwicklung des Volkes dienen. Unter allen diesen verheißungsvoller Ausblicken erweckt nur die Königsfrage schwere Sorgen. Die Kräfte im Lande, die allein befähigt erscheinen, Rumänien voranzubringen und auf die sich unsere Militärverwaltung bisher gestützt hat, stehen dem Könige Ferdinand und seiner Frau entschieden feindlich gegenüber. Noch sind sie nicht an der Macht, da ein Vertrauensmann des Königs Ministerpräsident ist und damit über den gesamten politischen Aufklärungsapparat verfügt. Ohne schwere innerpolitische Kämpfe wird die Königsfrage nicht zu lösen sein. Eines müssen wir uns dabei bewußt sein: solange Ferdinand König von Rumänien und die Königin Maria, Prinzessin von England, Nichte des Großfürsten Wladimir von Rußland, im Lande bleibt, ist an eine ungestörte Entwicklung kaum zu denken. Der Hof Ferdinands wird ständig der Herd von Intrigen inner- und außerpolitischer Natur bleiben und allen Feinden der Entwicklung Rumäniens die Handhaben zur Störung des Friedens geben. Darum haben auch jene recht, die meinen, daß zur Sicherung der geschlossenen und noch zu schließenden Verträge die Be¬ seitigung Ferdinands vom Thron und der Ersatz seiner Dynastie durch ein an¬ deres Fürstenhaus unbedingt erforderlich ist. Allen Manuskripten ist Porto hinzuzufügen, da andernfalls bei Ablehnung eine Rücksendung nicht verbürgt werden kann. Nachdruck sämtlicher Aufsähe nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlags gestattet. Verantwortlich: der Herausgeber Georg Cleinow in Berlin-Lichterselde West. — Wanuslriptsendnngen und Vrie.se werden erbeten unter der Adresse: An die Schriftleitung der Greuzb-de» in Berlin SV 11, TemPelhvfer Ufer 8S». Fernsprecher des Herausgebers- Amt Lichterfelde 4S8, des Verlags und der Schriftleitung! Amt Lützow KSl», Verlag: Verlag der Grenzboten G. in, b> H. in Berlin LV II, Tempelhofer Ufer S5»> Druck: „Der Reichsbote" G> in, b, H, in Berlin SV 11, Dessauer StraK- M/N.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333482/68>, abgerufen am 26.05.2024.