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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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beseitigen. Und damit ergibt sich ganz von
selbst die Aufgabe der Politik, die auf
Grund dieser wirtschaftlichen Unterlage zu
treiben ist. Die Annehmlichkeiten solcher Ver¬
träge gewährt man nur einem Staate, der
sich freundschaftlich zu uns stellt und den
guten Willen zeigt, auch seinerseits unsere
Interessen zu achten. Polen wird sich
also vor die Wahl gestellt sehen, ent¬
weder seine Industrie, die Grund¬
lage einer blühenden Volkswirtschaft,
im Bunde mit Deutschland zu ent¬

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wickeln, oder sie derart beengt zu
sehen, daß ein gesunder Aufbau und
eine Weiterentwicklung unmöglich ist.
DaS wird auch von den kundigen und ver¬
nünftigen'Polen selbst eingesehen. Es sollte
nur auch von unserer Seite schärfer betont
werden; das wäre nützlicher und fruchtbrin¬
gender als die beständig wiederholte Ver¬
sicherung, Polen würde sich niemals ent¬
schließen, unser aufrichtiger Freund zu sein,
weil es auf Rußland als natürliches Hinter¬
H. land angewiesen sei."

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Gogol. Die Frage, wieweit der geistige
Verschmelzungsprozeß zwischen Großrußland
und der Ukraina seit der uniformierenden
Politik Katharinas der Zweiten vorgeschritten
ist, wird heute auf verschiedenen Wegen zu
lösen gesucht und verschieden beantwortet.
Nicht zuletzt wendet sich der Blick auf die
schöne Literatur, insbesondere auf Gogol, den
Ukrainer, dem eS beschieden war, in der
großrussischen Literatur eine hervorragende
Stelle einzunehmen. Er war als junger
Mann aus der Ukraina nach Petersburg ge¬
kommen, um sein Glück zu suchen. Als Ver¬
fasser einer Reihe von Skizzen aus dem Volks¬
leben der Ukraina wurde er von Puschkin
entdeckt, der ihm zum treuen literarischen
Berater und Wegweiser wurde. Die Ro¬
mantik Gogols, die zum letztenmal in seiner
wundervollen ePischenDichtung "Taraß Bulba"
sich voll entfaltet, wich einer geradezu ver¬
blüffenden Realistik, die in seinen wechsel¬
vollen und harten Erlebnissen einen vortreff¬
lichen Nährboden fand. Der "Revisor" und
die "Toten Seelen" legen für seinen Wandel
ein beredtes Zeugnis ab. Daß Gogol hier
russische Zustände geißeln wollte, ist offen-
sichtlich, ob aber in diesen Werken der Haß
des Ukrainers gegen das Großrussentum zum
Ausdruck kommt, ist mehr als fraglich. Die
schonungslose Enthüllung nationaler Mi߬
stände ist ja in der russischen Literatur nicht

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selten und oft genug der Ausfluß eine" glü¬
henden Patriotismus; auch hat Gogol, laut
eigener Aussagen, dem Wohle Rußlands dienen
wollen und bei anderen Gelegenheiten die
Zukunft Rußlands in leuchtenden Farben ge¬
malt. Seine Eigenart als Ukrainer, wie sie
sich aus seinen Werken heraushebt, bleibt
davon natürlich unberührt. Ganz oberfläch¬
lich ist es und durchaus im Geiste jener
Politik, die Dr. Ullmann in Heft 31 der
"Grenzboten" geißelt, aus den jüngst in
deutscher Übersetzung von Alexander Elias"
berg erschienenen "Ukrainischen Geschichten"
Gogols (Verlag von Gustav Kiepenheuer in
Weimar, broschiert 2 Mark, geb. S Mary
irgendwelche Schlüsse auf politische Zusam- .
mengehörigkeit oder Divergenz ziehen zu
wollen, Wie es Mravowsky in Heft 16 seines
"Neuen Deutschland" tut. Er sagt dort, daß
in den Erzählungen nur ganz selten abfällige
Urteile über die "Moskowiter" gefällt werden,
während sich allerorts zahlreiche Angriffe auf
die Polen und auch auf den Katholizismus
finden. Nun besteht ja tatsächlich eine histo¬
rische Feindschaft zwischen den Polen und den
Ukrainern und sie kommt auch in der zweiten
Erzählung "Schreckliche Rache" zur Geltung,
insofern als von blutigen Kämpfen zwischen
Kosaken und Polen berichtet wird, freilich
ohne daß sie ihren wesentlichen Inhalt be¬
stimmen, aber die Darstellung ist durchaus

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selbst die Aufgabe der Politik, die auf
Grund dieser wirtschaftlichen Unterlage zu
treiben ist. Die Annehmlichkeiten solcher Ver¬
träge gewährt man nur einem Staate, der
sich freundschaftlich zu uns stellt und den
guten Willen zeigt, auch seinerseits unsere
Interessen zu achten. Polen wird sich
also vor die Wahl gestellt sehen, ent¬
weder seine Industrie, die Grund¬
lage einer blühenden Volkswirtschaft,
im Bunde mit Deutschland zu ent¬

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wickeln, oder sie derart beengt zu
sehen, daß ein gesunder Aufbau und
eine Weiterentwicklung unmöglich ist.
DaS wird auch von den kundigen und ver¬
nünftigen'Polen selbst eingesehen. Es sollte
nur auch von unserer Seite schärfer betont
werden; das wäre nützlicher und fruchtbrin¬
gender als die beständig wiederholte Ver¬
sicherung, Polen würde sich niemals ent¬
schließen, unser aufrichtiger Freund zu sein,
weil es auf Rußland als natürliches Hinter¬
H. land angewiesen sei."

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Gogol. Die Frage, wieweit der geistige
Verschmelzungsprozeß zwischen Großrußland
und der Ukraina seit der uniformierenden
Politik Katharinas der Zweiten vorgeschritten
ist, wird heute auf verschiedenen Wegen zu
lösen gesucht und verschieden beantwortet.
Nicht zuletzt wendet sich der Blick auf die
schöne Literatur, insbesondere auf Gogol, den
Ukrainer, dem eS beschieden war, in der
großrussischen Literatur eine hervorragende
Stelle einzunehmen. Er war als junger
Mann aus der Ukraina nach Petersburg ge¬
kommen, um sein Glück zu suchen. Als Ver¬
fasser einer Reihe von Skizzen aus dem Volks¬
leben der Ukraina wurde er von Puschkin
entdeckt, der ihm zum treuen literarischen
Berater und Wegweiser wurde. Die Ro¬
mantik Gogols, die zum letztenmal in seiner
wundervollen ePischenDichtung „Taraß Bulba"
sich voll entfaltet, wich einer geradezu ver¬
blüffenden Realistik, die in seinen wechsel¬
vollen und harten Erlebnissen einen vortreff¬
lichen Nährboden fand. Der «Revisor" und
die „Toten Seelen" legen für seinen Wandel
ein beredtes Zeugnis ab. Daß Gogol hier
russische Zustände geißeln wollte, ist offen-
sichtlich, ob aber in diesen Werken der Haß
des Ukrainers gegen das Großrussentum zum
Ausdruck kommt, ist mehr als fraglich. Die
schonungslose Enthüllung nationaler Mi߬
stände ist ja in der russischen Literatur nicht

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selten und oft genug der Ausfluß eine» glü¬
henden Patriotismus; auch hat Gogol, laut
eigener Aussagen, dem Wohle Rußlands dienen
wollen und bei anderen Gelegenheiten die
Zukunft Rußlands in leuchtenden Farben ge¬
malt. Seine Eigenart als Ukrainer, wie sie
sich aus seinen Werken heraushebt, bleibt
davon natürlich unberührt. Ganz oberfläch¬
lich ist es und durchaus im Geiste jener
Politik, die Dr. Ullmann in Heft 31 der
„Grenzboten" geißelt, aus den jüngst in
deutscher Übersetzung von Alexander Elias«
berg erschienenen „Ukrainischen Geschichten"
Gogols (Verlag von Gustav Kiepenheuer in
Weimar, broschiert 2 Mark, geb. S Mary
irgendwelche Schlüsse auf politische Zusam- .
mengehörigkeit oder Divergenz ziehen zu
wollen, Wie es Mravowsky in Heft 16 seines
„Neuen Deutschland" tut. Er sagt dort, daß
in den Erzählungen nur ganz selten abfällige
Urteile über die „Moskowiter" gefällt werden,
während sich allerorts zahlreiche Angriffe auf
die Polen und auch auf den Katholizismus
finden. Nun besteht ja tatsächlich eine histo¬
rische Feindschaft zwischen den Polen und den
Ukrainern und sie kommt auch in der zweiten
Erzählung „Schreckliche Rache" zur Geltung,
insofern als von blutigen Kämpfen zwischen
Kosaken und Polen berichtet wird, freilich
ohne daß sie ihren wesentlichen Inhalt be¬
stimmen, aber die Darstellung ist durchaus

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[0187] Maßgebliches und Unmaßgebliches beseitigen. Und damit ergibt sich ganz von selbst die Aufgabe der Politik, die auf Grund dieser wirtschaftlichen Unterlage zu treiben ist. Die Annehmlichkeiten solcher Ver¬ träge gewährt man nur einem Staate, der sich freundschaftlich zu uns stellt und den guten Willen zeigt, auch seinerseits unsere Interessen zu achten. Polen wird sich also vor die Wahl gestellt sehen, ent¬ weder seine Industrie, die Grund¬ lage einer blühenden Volkswirtschaft, im Bunde mit Deutschland zu ent¬ wickeln, oder sie derart beengt zu sehen, daß ein gesunder Aufbau und eine Weiterentwicklung unmöglich ist. DaS wird auch von den kundigen und ver¬ nünftigen'Polen selbst eingesehen. Es sollte nur auch von unserer Seite schärfer betont werden; das wäre nützlicher und fruchtbrin¬ gender als die beständig wiederholte Ver¬ sicherung, Polen würde sich niemals ent¬ schließen, unser aufrichtiger Freund zu sein, weil es auf Rußland als natürliches Hinter¬ H. land angewiesen sei." Maßgebliches und Unmaßgebliches Gogol. Die Frage, wieweit der geistige Verschmelzungsprozeß zwischen Großrußland und der Ukraina seit der uniformierenden Politik Katharinas der Zweiten vorgeschritten ist, wird heute auf verschiedenen Wegen zu lösen gesucht und verschieden beantwortet. Nicht zuletzt wendet sich der Blick auf die schöne Literatur, insbesondere auf Gogol, den Ukrainer, dem eS beschieden war, in der großrussischen Literatur eine hervorragende Stelle einzunehmen. Er war als junger Mann aus der Ukraina nach Petersburg ge¬ kommen, um sein Glück zu suchen. Als Ver¬ fasser einer Reihe von Skizzen aus dem Volks¬ leben der Ukraina wurde er von Puschkin entdeckt, der ihm zum treuen literarischen Berater und Wegweiser wurde. Die Ro¬ mantik Gogols, die zum letztenmal in seiner wundervollen ePischenDichtung „Taraß Bulba" sich voll entfaltet, wich einer geradezu ver¬ blüffenden Realistik, die in seinen wechsel¬ vollen und harten Erlebnissen einen vortreff¬ lichen Nährboden fand. Der «Revisor" und die „Toten Seelen" legen für seinen Wandel ein beredtes Zeugnis ab. Daß Gogol hier russische Zustände geißeln wollte, ist offen- sichtlich, ob aber in diesen Werken der Haß des Ukrainers gegen das Großrussentum zum Ausdruck kommt, ist mehr als fraglich. Die schonungslose Enthüllung nationaler Mi߬ stände ist ja in der russischen Literatur nicht selten und oft genug der Ausfluß eine» glü¬ henden Patriotismus; auch hat Gogol, laut eigener Aussagen, dem Wohle Rußlands dienen wollen und bei anderen Gelegenheiten die Zukunft Rußlands in leuchtenden Farben ge¬ malt. Seine Eigenart als Ukrainer, wie sie sich aus seinen Werken heraushebt, bleibt davon natürlich unberührt. Ganz oberfläch¬ lich ist es und durchaus im Geiste jener Politik, die Dr. Ullmann in Heft 31 der „Grenzboten" geißelt, aus den jüngst in deutscher Übersetzung von Alexander Elias« berg erschienenen „Ukrainischen Geschichten" Gogols (Verlag von Gustav Kiepenheuer in Weimar, broschiert 2 Mark, geb. S Mary irgendwelche Schlüsse auf politische Zusam- . mengehörigkeit oder Divergenz ziehen zu wollen, Wie es Mravowsky in Heft 16 seines „Neuen Deutschland" tut. Er sagt dort, daß in den Erzählungen nur ganz selten abfällige Urteile über die „Moskowiter" gefällt werden, während sich allerorts zahlreiche Angriffe auf die Polen und auch auf den Katholizismus finden. Nun besteht ja tatsächlich eine histo¬ rische Feindschaft zwischen den Polen und den Ukrainern und sie kommt auch in der zweiten Erzählung „Schreckliche Rache" zur Geltung, insofern als von blutigen Kämpfen zwischen Kosaken und Polen berichtet wird, freilich ohne daß sie ihren wesentlichen Inhalt be¬ stimmen, aber die Darstellung ist durchaus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/187>, abgerufen am 22.05.2024.