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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Die Aufgaben der Museen in der neuen Zeit

auch des Abends auf die Dauer ausbleiben. Wer den Tag über gearbeitet hat,
der ist des Abends wohl in der Lage, einen Vortrag zu sich zu nehmen, und
solche Abcndvortrüge wird er in jedem Museum reichlich finden müssen. Er ist
aber nicht mehr frisch genug, um selber die geistige Arbeit zu leisten, die jeder
Museumsbesuch, wenn er überhaupt einen Sinn haben soll, unbedingt verlangen musz.

Bei dem Abendbesuch der Museen können also schon von selten des Be¬
schauers die unentbehrlichen Voraussetzungen nicht mehr erfüllt werden. Noch
viel mehr entscheidend ist aber die Tatsache, daß dabei auch eine zweite Voraus¬
setzung unerfüllt bleiben muß, und diese betrifft die richtige Beleuchtung der Schau¬
stücke. Dabei kommt zunächst in Betracht, daß alle Farben, sowohl bei den
Smnmlnngsgegenständen wie bei der Museumseinrichtung, auf das Tageslicht
berechnet sein müssen. Bei künstlichem Licht können sie in der beabsichtigten Weise
nicht zur Geltung kommen. Dazu kommt dann aber vor allen Dingen noch, daß
bei jeder Museumsaufstellung die Rücksicht auf die möglichst richtige und auf die
günstigste Beleuchtung, das heißt also die Rücksicht auf die gegebenen Tageslicht-
gucllen des Museumsbaues, in erster Linie den Ausschlag gibt. Eine eingeb une
Abendbeleuchtung hebt, auch wenn sie noch so geschickt angebracht ist, diese Rück-
licht vollständig auf. Die Beleuchtung der Schaustücke erfolgt dann von der
falschen Seite. Alle Schatten fallen dahin, wohin sie gerade nicht fallen sollen.
Alle die Teile, die im hellsten Licht stehen sollen, liegen im Dunkel, ganz abgesehen
davon, daß der Gegensatz zwischen Licht und Schatten überhaupt viel zu start
sein würde. Eine künstliche Abendbeleuchiung stellt alle künstlerischen Absichten
der Musenmsaufstellung geradezu auf den Kopf. Man kann sie darum von ein¬
sichtiger Seite niemals befürworten.

Was die neue Zeit nach alledem von den Museen verlangen muß. läßt sich
in folgender Weise kurz zusammenfassen. Was die verminderte Kaufkraft der
äußeren Vermehrung an Eintrag tut, das muß durch gesteigerte innere Arbeit
ersetzt werden. Die Schausammlungen müssen von geordneten Magazinen getrennt
werden. Ein vernünftiger Austausch der Museen untereinander nutz die einzelnen
Gegenstände des öffentlichen Besitzes an die Stelle führen, an die sie nach ihrer
inneren Bedeutung am meisten gehören. Die Museen müssen sich überhaupt ge¬
wöhnen, mehr Rücksicht auf die besonderen Aufgaben der Nachbaranstalten zu
nehmen als bisher. In der wissenschaftlichen Arbeit müssen vor allem die
historischen Museen den Vorsprung, den die übrigen Sammlungsarten vor ihnen
gewonnen haben, baldigst wieder auszugleichen suchen. Ebenso müssen sie eine
populäre Behandlung ihrer Sonvergebiete in gleicher Weise wie die Kunstgewerbe¬
museen stärker in Angriff nehmen. Die Schausammlungen müssen bei allen
Museen lockerer und mit strengerer Beschränkung auf das wichtige aufgestellt
werden. Sie müssen länger als bisher geöffnet sein. Sie müssen dem Publikum
noch mehr, als es früher geschehen ist, durch Führungen und durch Vortrage in
eigenen Vortragsräumen erschlossen werden. ^ .

Das alles sind große und vielseitige Ausspruche, die eine gewaltige Arbeit
erfordern. Überblickt man sie aber insgesamt, so sieht man, daß sie alle kaum
etwas grundsätzlich Neues bedeuten. Sie liegen alle durchaus in der Richtung.
die die" Museumsarbeit auch früher schon genommen hat. Ihr Gesamtcharaklcr
läuft im wesentlichen darauf hinaus, daß sie die Museen in noch engere Fühlung
mit dein großen Publikum bringen. Darin aber wird für beide Teile nur ein
großer Gewinn liegen. So werden sich die deutschen Museen auch weiterhin als
Volksbildungsstätten der schönsten und edelsten Art bewähren. Das deutsche Volk
aber wird mit immer verstärkter Dankbarkeit erkennen, welch reicher Schatz der
Anregung, der Belehrung und der inneren Erhebung ihm in seinen öffentlichen
Sammlungen zur Verfügung gestellt ist. ^ .
Eitverändli und eniebaremact

in Museum das für daS Volk nch stchgß gh
wird, ist wie ein vergrabener Schatz. Ein Volk, das seine reichen und wohl-
geordneten öffentlichen Sammlungen nicht für sich selber ausnutzt, ist wie ein
hungernder und dürstender Mann, der blind an wohlbesetzter Tafel vorübergeht.




Die Aufgaben der Museen in der neuen Zeit

auch des Abends auf die Dauer ausbleiben. Wer den Tag über gearbeitet hat,
der ist des Abends wohl in der Lage, einen Vortrag zu sich zu nehmen, und
solche Abcndvortrüge wird er in jedem Museum reichlich finden müssen. Er ist
aber nicht mehr frisch genug, um selber die geistige Arbeit zu leisten, die jeder
Museumsbesuch, wenn er überhaupt einen Sinn haben soll, unbedingt verlangen musz.

Bei dem Abendbesuch der Museen können also schon von selten des Be¬
schauers die unentbehrlichen Voraussetzungen nicht mehr erfüllt werden. Noch
viel mehr entscheidend ist aber die Tatsache, daß dabei auch eine zweite Voraus¬
setzung unerfüllt bleiben muß, und diese betrifft die richtige Beleuchtung der Schau¬
stücke. Dabei kommt zunächst in Betracht, daß alle Farben, sowohl bei den
Smnmlnngsgegenständen wie bei der Museumseinrichtung, auf das Tageslicht
berechnet sein müssen. Bei künstlichem Licht können sie in der beabsichtigten Weise
nicht zur Geltung kommen. Dazu kommt dann aber vor allen Dingen noch, daß
bei jeder Museumsaufstellung die Rücksicht auf die möglichst richtige und auf die
günstigste Beleuchtung, das heißt also die Rücksicht auf die gegebenen Tageslicht-
gucllen des Museumsbaues, in erster Linie den Ausschlag gibt. Eine eingeb une
Abendbeleuchtung hebt, auch wenn sie noch so geschickt angebracht ist, diese Rück-
licht vollständig auf. Die Beleuchtung der Schaustücke erfolgt dann von der
falschen Seite. Alle Schatten fallen dahin, wohin sie gerade nicht fallen sollen.
Alle die Teile, die im hellsten Licht stehen sollen, liegen im Dunkel, ganz abgesehen
davon, daß der Gegensatz zwischen Licht und Schatten überhaupt viel zu start
sein würde. Eine künstliche Abendbeleuchiung stellt alle künstlerischen Absichten
der Musenmsaufstellung geradezu auf den Kopf. Man kann sie darum von ein¬
sichtiger Seite niemals befürworten.

Was die neue Zeit nach alledem von den Museen verlangen muß. läßt sich
in folgender Weise kurz zusammenfassen. Was die verminderte Kaufkraft der
äußeren Vermehrung an Eintrag tut, das muß durch gesteigerte innere Arbeit
ersetzt werden. Die Schausammlungen müssen von geordneten Magazinen getrennt
werden. Ein vernünftiger Austausch der Museen untereinander nutz die einzelnen
Gegenstände des öffentlichen Besitzes an die Stelle führen, an die sie nach ihrer
inneren Bedeutung am meisten gehören. Die Museen müssen sich überhaupt ge¬
wöhnen, mehr Rücksicht auf die besonderen Aufgaben der Nachbaranstalten zu
nehmen als bisher. In der wissenschaftlichen Arbeit müssen vor allem die
historischen Museen den Vorsprung, den die übrigen Sammlungsarten vor ihnen
gewonnen haben, baldigst wieder auszugleichen suchen. Ebenso müssen sie eine
populäre Behandlung ihrer Sonvergebiete in gleicher Weise wie die Kunstgewerbe¬
museen stärker in Angriff nehmen. Die Schausammlungen müssen bei allen
Museen lockerer und mit strengerer Beschränkung auf das wichtige aufgestellt
werden. Sie müssen länger als bisher geöffnet sein. Sie müssen dem Publikum
noch mehr, als es früher geschehen ist, durch Führungen und durch Vortrage in
eigenen Vortragsräumen erschlossen werden. ^ .

Das alles sind große und vielseitige Ausspruche, die eine gewaltige Arbeit
erfordern. Überblickt man sie aber insgesamt, so sieht man, daß sie alle kaum
etwas grundsätzlich Neues bedeuten. Sie liegen alle durchaus in der Richtung.
die die" Museumsarbeit auch früher schon genommen hat. Ihr Gesamtcharaklcr
läuft im wesentlichen darauf hinaus, daß sie die Museen in noch engere Fühlung
mit dein großen Publikum bringen. Darin aber wird für beide Teile nur ein
großer Gewinn liegen. So werden sich die deutschen Museen auch weiterhin als
Volksbildungsstätten der schönsten und edelsten Art bewähren. Das deutsche Volk
aber wird mit immer verstärkter Dankbarkeit erkennen, welch reicher Schatz der
Anregung, der Belehrung und der inneren Erhebung ihm in seinen öffentlichen
Sammlungen zur Verfügung gestellt ist. ^ .
Eitverändli und eniebaremact

in Museum das für daS Volk nch stchgß gh
wird, ist wie ein vergrabener Schatz. Ein Volk, das seine reichen und wohl-
geordneten öffentlichen Sammlungen nicht für sich selber ausnutzt, ist wie ein
hungernder und dürstender Mann, der blind an wohlbesetzter Tafel vorübergeht.




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[0259] Die Aufgaben der Museen in der neuen Zeit auch des Abends auf die Dauer ausbleiben. Wer den Tag über gearbeitet hat, der ist des Abends wohl in der Lage, einen Vortrag zu sich zu nehmen, und solche Abcndvortrüge wird er in jedem Museum reichlich finden müssen. Er ist aber nicht mehr frisch genug, um selber die geistige Arbeit zu leisten, die jeder Museumsbesuch, wenn er überhaupt einen Sinn haben soll, unbedingt verlangen musz. Bei dem Abendbesuch der Museen können also schon von selten des Be¬ schauers die unentbehrlichen Voraussetzungen nicht mehr erfüllt werden. Noch viel mehr entscheidend ist aber die Tatsache, daß dabei auch eine zweite Voraus¬ setzung unerfüllt bleiben muß, und diese betrifft die richtige Beleuchtung der Schau¬ stücke. Dabei kommt zunächst in Betracht, daß alle Farben, sowohl bei den Smnmlnngsgegenständen wie bei der Museumseinrichtung, auf das Tageslicht berechnet sein müssen. Bei künstlichem Licht können sie in der beabsichtigten Weise nicht zur Geltung kommen. Dazu kommt dann aber vor allen Dingen noch, daß bei jeder Museumsaufstellung die Rücksicht auf die möglichst richtige und auf die günstigste Beleuchtung, das heißt also die Rücksicht auf die gegebenen Tageslicht- gucllen des Museumsbaues, in erster Linie den Ausschlag gibt. Eine eingeb une Abendbeleuchtung hebt, auch wenn sie noch so geschickt angebracht ist, diese Rück- licht vollständig auf. Die Beleuchtung der Schaustücke erfolgt dann von der falschen Seite. Alle Schatten fallen dahin, wohin sie gerade nicht fallen sollen. Alle die Teile, die im hellsten Licht stehen sollen, liegen im Dunkel, ganz abgesehen davon, daß der Gegensatz zwischen Licht und Schatten überhaupt viel zu start sein würde. Eine künstliche Abendbeleuchiung stellt alle künstlerischen Absichten der Musenmsaufstellung geradezu auf den Kopf. Man kann sie darum von ein¬ sichtiger Seite niemals befürworten. Was die neue Zeit nach alledem von den Museen verlangen muß. läßt sich in folgender Weise kurz zusammenfassen. Was die verminderte Kaufkraft der äußeren Vermehrung an Eintrag tut, das muß durch gesteigerte innere Arbeit ersetzt werden. Die Schausammlungen müssen von geordneten Magazinen getrennt werden. Ein vernünftiger Austausch der Museen untereinander nutz die einzelnen Gegenstände des öffentlichen Besitzes an die Stelle führen, an die sie nach ihrer inneren Bedeutung am meisten gehören. Die Museen müssen sich überhaupt ge¬ wöhnen, mehr Rücksicht auf die besonderen Aufgaben der Nachbaranstalten zu nehmen als bisher. In der wissenschaftlichen Arbeit müssen vor allem die historischen Museen den Vorsprung, den die übrigen Sammlungsarten vor ihnen gewonnen haben, baldigst wieder auszugleichen suchen. Ebenso müssen sie eine populäre Behandlung ihrer Sonvergebiete in gleicher Weise wie die Kunstgewerbe¬ museen stärker in Angriff nehmen. Die Schausammlungen müssen bei allen Museen lockerer und mit strengerer Beschränkung auf das wichtige aufgestellt werden. Sie müssen länger als bisher geöffnet sein. Sie müssen dem Publikum noch mehr, als es früher geschehen ist, durch Führungen und durch Vortrage in eigenen Vortragsräumen erschlossen werden. ^ . Das alles sind große und vielseitige Ausspruche, die eine gewaltige Arbeit erfordern. Überblickt man sie aber insgesamt, so sieht man, daß sie alle kaum etwas grundsätzlich Neues bedeuten. Sie liegen alle durchaus in der Richtung. die die" Museumsarbeit auch früher schon genommen hat. Ihr Gesamtcharaklcr läuft im wesentlichen darauf hinaus, daß sie die Museen in noch engere Fühlung mit dein großen Publikum bringen. Darin aber wird für beide Teile nur ein großer Gewinn liegen. So werden sich die deutschen Museen auch weiterhin als Volksbildungsstätten der schönsten und edelsten Art bewähren. Das deutsche Volk aber wird mit immer verstärkter Dankbarkeit erkennen, welch reicher Schatz der Anregung, der Belehrung und der inneren Erhebung ihm in seinen öffentlichen Sammlungen zur Verfügung gestellt ist. ^ . Eitverändli und eniebaremact in Museum das für daS Volk nch stchgß gh wird, ist wie ein vergrabener Schatz. Ein Volk, das seine reichen und wohl- geordneten öffentlichen Sammlungen nicht für sich selber ausnutzt, ist wie ein hungernder und dürstender Mann, der blind an wohlbesetzter Tafel vorübergeht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/259>, abgerufen am 15.05.2024.