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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Aus den Deutschen Volksräten

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teidigend nur ihr Recht wahren. Sie sind die
Angefallenen und erklären, ihren geschicht¬
lichen Anspruch auf die Provinz so nicht von
"mer ausländischen Macht regeln lassen zu
können. Sie sehen in dem gewaltsamen,
rückhaltlosen Vorgehen der Polen ein durch
nichts begründetes Borgreifen der Friedens¬
verhandlungen. Nun sollen allein die Teut¬
schen die Waffenhandlungen gegen Land¬
friedensbruch einstellen. Der Arbeiter- und
Soldatenrat Bromberg erhebt dagegen den
Merschärfsten Einspruch. Er weist warnend
darauf hin, daß unter anderm Kujawien .die
Korn- und Zuckerkammer der Provinz und
Preußens' in Polnischen Händen ist; insonder¬
heit ist aber Brombergs ganze wirtschaftliche
Lage durch dieses Abkommen aufs höchste
gefährdet."

Der Kreistag des Landkreises Bri"n-
brrg hat folgendes Telegramm an den
Staatssekretär des Auswärtigen gerichtet:
Staatssekretär Graf Brockdorss - Rcmtzau,
Weimar. Der heute versammelte Kreistag
des Landkreises Bromberg hat einstimmig
folgenden Beschluß gefaßt: Wir wollen bei
Deutschland bleiben, zu dem Wir nicht nur
mit drei Fünfteln unserer Nationalität, son¬
dern auch nach Sitte und Kultur gehören.
Euer Exzellenz bitten wir, mit allen Kräften
dafür einzutreten, daß wir nicht gegen den
Wunsch der Mehrzahl unserer Bevölkerung
und somit auch entgegen den Wilsonschen
Grundsätzen an Polen abgetreten werden.
Gleichzeitig bitten wir uni alsbaldige ener¬
gische Abwehrmaßnahmen, damit den uns
täglich mehr bedrohenden polnischen Er"
obcrungsgelüsten Halt geboten wird.

gez. Hausleutner, Landrat.

Auf das Telegramm des Kreistages des
Landkreises Bromlicrg ist folgendes Anwort-
telegramm eingegangen: Dem Kreistage des
Landkreises Bromberg danke ich für den Be¬
schluß, mit dem er einstimmig seinen Willen zur
dauernden Zugehörigkeit zum Deutschen Reich
bekundet hat; ich werde alles tun, was in
meiner Macht steht, um die berechtigten An¬
sprüche der schwer bedrängten Deutschen im
Osten auf der Friedenskonferenz zur Geltung
SU bringen. Graf Brockdorff-Nantzau.

In der Bromberger Stadtverordneten¬
versammlung am 20. Februar wurde be¬

[Spaltenumbruch]

schlossen, in folgendem Telegramm an die
Nationalversammlung, den Reichspräsidenten
Ebert, den Ministerpräsidenten Scheidemann
sowie die Reichsminister Erzberger und Graf
Brockdorff gegen den Waffenstillstandsvertrag
Einspruch zu erheben:

Gegen den Waffenstillstandsvertrag mit
der Entente erheben wir allernachdrücklichsten
Einspruch. Der Bestand des Deutschtums im
Osten und die Sicherheit des Reiches sind
auf das schwerste gefährdet, wenn die jetzt
den Polen überlassenen Gebiete, die durch
deutsche Kultur zu blühender Entwickelung
gebracht und als wirtschaftliches Hinterland
für die angrenzenden Gebiete und für die
allgemeine Ernährung des deutschen Volkes
von größter Bedeutung sind, dauernd verloren
gegeben werden. Auch wenn die gegenwärtigen
Abmachungen nur provisorisch bis zum
Friedensschluß gelten, bringt die Festsetzung
der Demarkationslinie die größte Gefahr mit
sich, daß das Posener Land in der Zwischen¬
zeit gründlichster Polonisierung anheimfällt.
Wir müssen daher durchaus die Forderung
aussprechen, daß alles daran gesetzt wird,
daß dieser Zustand wieder beseitigt wird und
das bisher deutsche Gebiet unversehrt beim
Reiche bleibt.

Für den Magistrat:
Mitzlaff, Oberbürgermeister.
Für die Stadtverordnetenversammlung:
Justizrat Koppen, Stadtverordnetenvorsteher.

Die Ortsgruppe Bromverg der Deutsche"
Volkspartei telegraphierte am 20. Februar
an die Nationalversammlung:

Die in den Waffenstillstandsbedingungen
festgesetzte Demarkationslinie zerreißt blühende
Kultur, wirtschaftlichen Hochstand, begründetes
geschichtliches Anrecht der Deutschen in der
Ostmark. Auch wird der Bevölkerungsstand¬
punkt nicht berücksichtigt; Wohl aber sind an¬
maßende Übergriffe Polnischen Landfriedens-
brucheS belohnt. Die übriggebliebenen kläg¬
lichen deutschen Randfetzen sind wirtschaftlich
so lebensunmöglich, daß es nnr ein entrüstetes
Nein geben kann.

Die Deutsche Volkspartei Ortsgruppe
Vromberg erhebt mit 90(0 Wählern gegen
diese schmachvolle Festsetzung flammend Ein¬
spruch und behauptet ihren alten Standpunkt,
die ganze Provinz für das Reich zu fordern.

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Aus den Deutschen Volksräten

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teidigend nur ihr Recht wahren. Sie sind die
Angefallenen und erklären, ihren geschicht¬
lichen Anspruch auf die Provinz so nicht von
«mer ausländischen Macht regeln lassen zu
können. Sie sehen in dem gewaltsamen,
rückhaltlosen Vorgehen der Polen ein durch
nichts begründetes Borgreifen der Friedens¬
verhandlungen. Nun sollen allein die Teut¬
schen die Waffenhandlungen gegen Land¬
friedensbruch einstellen. Der Arbeiter- und
Soldatenrat Bromberg erhebt dagegen den
Merschärfsten Einspruch. Er weist warnend
darauf hin, daß unter anderm Kujawien .die
Korn- und Zuckerkammer der Provinz und
Preußens' in Polnischen Händen ist; insonder¬
heit ist aber Brombergs ganze wirtschaftliche
Lage durch dieses Abkommen aufs höchste
gefährdet."

Der Kreistag des Landkreises Bri»n-
brrg hat folgendes Telegramm an den
Staatssekretär des Auswärtigen gerichtet:
Staatssekretär Graf Brockdorss - Rcmtzau,
Weimar. Der heute versammelte Kreistag
des Landkreises Bromberg hat einstimmig
folgenden Beschluß gefaßt: Wir wollen bei
Deutschland bleiben, zu dem Wir nicht nur
mit drei Fünfteln unserer Nationalität, son¬
dern auch nach Sitte und Kultur gehören.
Euer Exzellenz bitten wir, mit allen Kräften
dafür einzutreten, daß wir nicht gegen den
Wunsch der Mehrzahl unserer Bevölkerung
und somit auch entgegen den Wilsonschen
Grundsätzen an Polen abgetreten werden.
Gleichzeitig bitten wir uni alsbaldige ener¬
gische Abwehrmaßnahmen, damit den uns
täglich mehr bedrohenden polnischen Er»
obcrungsgelüsten Halt geboten wird.

gez. Hausleutner, Landrat.

Auf das Telegramm des Kreistages des
Landkreises Bromlicrg ist folgendes Anwort-
telegramm eingegangen: Dem Kreistage des
Landkreises Bromberg danke ich für den Be¬
schluß, mit dem er einstimmig seinen Willen zur
dauernden Zugehörigkeit zum Deutschen Reich
bekundet hat; ich werde alles tun, was in
meiner Macht steht, um die berechtigten An¬
sprüche der schwer bedrängten Deutschen im
Osten auf der Friedenskonferenz zur Geltung
SU bringen. Graf Brockdorff-Nantzau.

In der Bromberger Stadtverordneten¬
versammlung am 20. Februar wurde be¬

[Spaltenumbruch]

schlossen, in folgendem Telegramm an die
Nationalversammlung, den Reichspräsidenten
Ebert, den Ministerpräsidenten Scheidemann
sowie die Reichsminister Erzberger und Graf
Brockdorff gegen den Waffenstillstandsvertrag
Einspruch zu erheben:

Gegen den Waffenstillstandsvertrag mit
der Entente erheben wir allernachdrücklichsten
Einspruch. Der Bestand des Deutschtums im
Osten und die Sicherheit des Reiches sind
auf das schwerste gefährdet, wenn die jetzt
den Polen überlassenen Gebiete, die durch
deutsche Kultur zu blühender Entwickelung
gebracht und als wirtschaftliches Hinterland
für die angrenzenden Gebiete und für die
allgemeine Ernährung des deutschen Volkes
von größter Bedeutung sind, dauernd verloren
gegeben werden. Auch wenn die gegenwärtigen
Abmachungen nur provisorisch bis zum
Friedensschluß gelten, bringt die Festsetzung
der Demarkationslinie die größte Gefahr mit
sich, daß das Posener Land in der Zwischen¬
zeit gründlichster Polonisierung anheimfällt.
Wir müssen daher durchaus die Forderung
aussprechen, daß alles daran gesetzt wird,
daß dieser Zustand wieder beseitigt wird und
das bisher deutsche Gebiet unversehrt beim
Reiche bleibt.

Für den Magistrat:
Mitzlaff, Oberbürgermeister.
Für die Stadtverordnetenversammlung:
Justizrat Koppen, Stadtverordnetenvorsteher.

Die Ortsgruppe Bromverg der Deutsche»
Volkspartei telegraphierte am 20. Februar
an die Nationalversammlung:

Die in den Waffenstillstandsbedingungen
festgesetzte Demarkationslinie zerreißt blühende
Kultur, wirtschaftlichen Hochstand, begründetes
geschichtliches Anrecht der Deutschen in der
Ostmark. Auch wird der Bevölkerungsstand¬
punkt nicht berücksichtigt; Wohl aber sind an¬
maßende Übergriffe Polnischen Landfriedens-
brucheS belohnt. Die übriggebliebenen kläg¬
lichen deutschen Randfetzen sind wirtschaftlich
so lebensunmöglich, daß es nnr ein entrüstetes
Nein geben kann.

Die Deutsche Volkspartei Ortsgruppe
Vromberg erhebt mit 90(0 Wählern gegen
diese schmachvolle Festsetzung flammend Ein¬
spruch und behauptet ihren alten Standpunkt,
die ganze Provinz für das Reich zu fordern.

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[0347] Aus den Deutschen Volksräten teidigend nur ihr Recht wahren. Sie sind die Angefallenen und erklären, ihren geschicht¬ lichen Anspruch auf die Provinz so nicht von «mer ausländischen Macht regeln lassen zu können. Sie sehen in dem gewaltsamen, rückhaltlosen Vorgehen der Polen ein durch nichts begründetes Borgreifen der Friedens¬ verhandlungen. Nun sollen allein die Teut¬ schen die Waffenhandlungen gegen Land¬ friedensbruch einstellen. Der Arbeiter- und Soldatenrat Bromberg erhebt dagegen den Merschärfsten Einspruch. Er weist warnend darauf hin, daß unter anderm Kujawien .die Korn- und Zuckerkammer der Provinz und Preußens' in Polnischen Händen ist; insonder¬ heit ist aber Brombergs ganze wirtschaftliche Lage durch dieses Abkommen aufs höchste gefährdet." Der Kreistag des Landkreises Bri»n- brrg hat folgendes Telegramm an den Staatssekretär des Auswärtigen gerichtet: Staatssekretär Graf Brockdorss - Rcmtzau, Weimar. Der heute versammelte Kreistag des Landkreises Bromberg hat einstimmig folgenden Beschluß gefaßt: Wir wollen bei Deutschland bleiben, zu dem Wir nicht nur mit drei Fünfteln unserer Nationalität, son¬ dern auch nach Sitte und Kultur gehören. Euer Exzellenz bitten wir, mit allen Kräften dafür einzutreten, daß wir nicht gegen den Wunsch der Mehrzahl unserer Bevölkerung und somit auch entgegen den Wilsonschen Grundsätzen an Polen abgetreten werden. Gleichzeitig bitten wir uni alsbaldige ener¬ gische Abwehrmaßnahmen, damit den uns täglich mehr bedrohenden polnischen Er» obcrungsgelüsten Halt geboten wird. gez. Hausleutner, Landrat. Auf das Telegramm des Kreistages des Landkreises Bromlicrg ist folgendes Anwort- telegramm eingegangen: Dem Kreistage des Landkreises Bromberg danke ich für den Be¬ schluß, mit dem er einstimmig seinen Willen zur dauernden Zugehörigkeit zum Deutschen Reich bekundet hat; ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um die berechtigten An¬ sprüche der schwer bedrängten Deutschen im Osten auf der Friedenskonferenz zur Geltung SU bringen. Graf Brockdorff-Nantzau. In der Bromberger Stadtverordneten¬ versammlung am 20. Februar wurde be¬ schlossen, in folgendem Telegramm an die Nationalversammlung, den Reichspräsidenten Ebert, den Ministerpräsidenten Scheidemann sowie die Reichsminister Erzberger und Graf Brockdorff gegen den Waffenstillstandsvertrag Einspruch zu erheben: Gegen den Waffenstillstandsvertrag mit der Entente erheben wir allernachdrücklichsten Einspruch. Der Bestand des Deutschtums im Osten und die Sicherheit des Reiches sind auf das schwerste gefährdet, wenn die jetzt den Polen überlassenen Gebiete, die durch deutsche Kultur zu blühender Entwickelung gebracht und als wirtschaftliches Hinterland für die angrenzenden Gebiete und für die allgemeine Ernährung des deutschen Volkes von größter Bedeutung sind, dauernd verloren gegeben werden. Auch wenn die gegenwärtigen Abmachungen nur provisorisch bis zum Friedensschluß gelten, bringt die Festsetzung der Demarkationslinie die größte Gefahr mit sich, daß das Posener Land in der Zwischen¬ zeit gründlichster Polonisierung anheimfällt. Wir müssen daher durchaus die Forderung aussprechen, daß alles daran gesetzt wird, daß dieser Zustand wieder beseitigt wird und das bisher deutsche Gebiet unversehrt beim Reiche bleibt. Für den Magistrat: Mitzlaff, Oberbürgermeister. Für die Stadtverordnetenversammlung: Justizrat Koppen, Stadtverordnetenvorsteher. Die Ortsgruppe Bromverg der Deutsche» Volkspartei telegraphierte am 20. Februar an die Nationalversammlung: Die in den Waffenstillstandsbedingungen festgesetzte Demarkationslinie zerreißt blühende Kultur, wirtschaftlichen Hochstand, begründetes geschichtliches Anrecht der Deutschen in der Ostmark. Auch wird der Bevölkerungsstand¬ punkt nicht berücksichtigt; Wohl aber sind an¬ maßende Übergriffe Polnischen Landfriedens- brucheS belohnt. Die übriggebliebenen kläg¬ lichen deutschen Randfetzen sind wirtschaftlich so lebensunmöglich, daß es nnr ein entrüstetes Nein geben kann. Die Deutsche Volkspartei Ortsgruppe Vromberg erhebt mit 90(0 Wählern gegen diese schmachvolle Festsetzung flammend Ein¬ spruch und behauptet ihren alten Standpunkt, die ganze Provinz für das Reich zu fordern.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/347>, abgerufen am 29.05.2024.