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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Pressestimmen

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entblößten Deutschen glauben jedoch, daß
sie auf solche Weise Danzig werden halten
können, dessen Herausgabe ihnen die Hab¬
gier in bezug auf die Weichselmnndung
gegen alle unsere Rechte nicht erlaubt.
Dieser Mangel an nationaler Würde muß
sie doch wohl ganz und gar vor den Augen
der ganzen Welt erniedrigen.
"

"Oredownik (Posen) Ur. 93 vom L8. April.

Die Angelegenheit Danzigs noch immer
unentschieden.

Nachdem die Zeitung hier den Bericht
des Berichterstatters des "Kurjer Warszawsti",
Korcib Kucharski, über die Stellungnahme
des Rates der Vier und der Entente im
allgemeinen in Sachen Danzigs bringt, er¬
wähnt sie weiter auch die Rede des Pol¬
nischen Ministerpräsidenten Paderewski in
Paris vor dem Rate der Vier und wiede"
soll sodann ein Interview des genannten
Berichterstatters mit Paderewski selbst. Da¬
nach soll Paderewski folgendes gesagt haben:
"Ich habe von der ganzen Angelegenheit
und von der ganzen Konferenz eher einen
guten Eindruck bekommen. Aber unter¬
streichen Sie vor allem, daß noch nichts be¬
schlossen ist. Aus diesem furchtbaren Chaos,
welches sich in Europa breit gemacht hat,
kann eine so prachtvolle und riesengroße
Sache, wie es ein mächtiges und unabhän¬
giges Polen ist, nicht auf den Schlag einer
Wünschelrute mit einem Mal entstehen."

Dazu sagt der Berichterstatter: Ich will
noch hinzufügen, daß die Stellung des
Landes in dieser Angelegenheit unseren ehr¬
würdigen Abgeordneten große Hilfe und
Dienste leisten kann. Es ist notwendig,
daß der Widerhall unserer Einmütigkeit,
aber auch gleichzeitig unseres bestimmten
Auftretens aus Warschau hierherkommt (d. h.
noch Paris -- Anm. d. Übers.). Wir wollen
nicht ans das Urteil des höchsten Tribunals
mit bescheiden geneigtem Kopfe warten.
Unterstreichen wir in bescheidener aller rück¬
sichtsloser und würdiger Form unsere hei¬
ligsten Rechte.

Vergessen wir nicht, daß gerade in diesem
Augenblick unser Schicksal sich für alle Zeiten
bedeutend mehr entscheidet, als in den Jahren
179S, 1831 und 1863.

[Spaltenumbruch]

Erinnern wir uns an diese bewaffneten
Aufstände, die unsere Rechte mit Blut aus-
gehauen haben. Es ist die Sache unserer
öffentlichen Meinung, der Presse der Hand¬
werker, Fach- und Arbeitervereine, es ist
die Sache unseres allerhöchsten Landtages,
diese unsere Rechte festzustellen, sowie sie
angesichts der ganzen Welt laut auszu-
sprechen.

Wir wollen diesen Niesentriumph, welchen
heute die einmütige Stimme der Bolks-
massen darstellt, nicht leicht nehmen.

Möge die Welt erfahren: Lieber ein ver¬
zweifelter Marjch auf Danzig, als ein
Beugen des Nackens vor dem uns für alle
Zeiten schädigenden und ungerechten Urteil.

Ich hoffe in tiefster Seele, daß es zur
Anwendung dieses Nationaltriumphes nicht
kommen wird, wir müssen denselben aber
in Bereitschaft halten im Vertrauen, daß
heute neben uns ein Volk steht, welches
unsere Rechte versteht und diese Rechte
hartnäckig verteidigt, nämlich Frankreich.

"Oredownik" (Posen) Ur. 89 vom 16. April.

Eindruck aus Posen. Die Polen sind
unruhig.

Unter diesem Titel bringt die Zeitung ein
Interview, welches der Redakteur des "Kurjer
Poznanski". Dr. Marchlevski, mit L. Brune,
dem Korrespondenten des Pariser "l'Jntran-
stgeant", am 2. April gehabt hat. Darin
heißt es u. a.:

Wie betrachtet man bei Euch die Frage
Danzigs? Wir hätten diese altehrwürdige
Stadt erobern können, welche der polnische
Weiße Adler so lange mit seinen Flügeln
beschützt hat; aber das Volk wartet be¬
waffnet, mit vollständigem Vertrauen auf
das Urteil des Kongresses. Die Enttäuschung
wäre furchtbar und ich kann den Lauf der
Ereignisse gar nicht voraussehen, w^um
Danzig deutsch bleiben sollte.

Welche" Eindruck bringen Sie aus Danzig
mit? In Warschau herrscht große Span¬
nung. Es handelt sich absolut gar nicht um
die bolschewistische Gefahr. Wenn dort eine
Aufgeregtheit der Gemüter und Nervenan¬
spannung herrscht, so wird das nur durch
die internationale Lage verursacht, welche
anfängt, drohend zu werden. Man muß

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Pressestimmen

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entblößten Deutschen glauben jedoch, daß
sie auf solche Weise Danzig werden halten
können, dessen Herausgabe ihnen die Hab¬
gier in bezug auf die Weichselmnndung
gegen alle unsere Rechte nicht erlaubt.
Dieser Mangel an nationaler Würde muß
sie doch wohl ganz und gar vor den Augen
der ganzen Welt erniedrigen.
"

„Oredownik (Posen) Ur. 93 vom L8. April.

Die Angelegenheit Danzigs noch immer
unentschieden.

Nachdem die Zeitung hier den Bericht
des Berichterstatters des „Kurjer Warszawsti",
Korcib Kucharski, über die Stellungnahme
des Rates der Vier und der Entente im
allgemeinen in Sachen Danzigs bringt, er¬
wähnt sie weiter auch die Rede des Pol¬
nischen Ministerpräsidenten Paderewski in
Paris vor dem Rate der Vier und wiede»
soll sodann ein Interview des genannten
Berichterstatters mit Paderewski selbst. Da¬
nach soll Paderewski folgendes gesagt haben:
„Ich habe von der ganzen Angelegenheit
und von der ganzen Konferenz eher einen
guten Eindruck bekommen. Aber unter¬
streichen Sie vor allem, daß noch nichts be¬
schlossen ist. Aus diesem furchtbaren Chaos,
welches sich in Europa breit gemacht hat,
kann eine so prachtvolle und riesengroße
Sache, wie es ein mächtiges und unabhän¬
giges Polen ist, nicht auf den Schlag einer
Wünschelrute mit einem Mal entstehen."

Dazu sagt der Berichterstatter: Ich will
noch hinzufügen, daß die Stellung des
Landes in dieser Angelegenheit unseren ehr¬
würdigen Abgeordneten große Hilfe und
Dienste leisten kann. Es ist notwendig,
daß der Widerhall unserer Einmütigkeit,
aber auch gleichzeitig unseres bestimmten
Auftretens aus Warschau hierherkommt (d. h.
noch Paris — Anm. d. Übers.). Wir wollen
nicht ans das Urteil des höchsten Tribunals
mit bescheiden geneigtem Kopfe warten.
Unterstreichen wir in bescheidener aller rück¬
sichtsloser und würdiger Form unsere hei¬
ligsten Rechte.

Vergessen wir nicht, daß gerade in diesem
Augenblick unser Schicksal sich für alle Zeiten
bedeutend mehr entscheidet, als in den Jahren
179S, 1831 und 1863.

[Spaltenumbruch]

Erinnern wir uns an diese bewaffneten
Aufstände, die unsere Rechte mit Blut aus-
gehauen haben. Es ist die Sache unserer
öffentlichen Meinung, der Presse der Hand¬
werker, Fach- und Arbeitervereine, es ist
die Sache unseres allerhöchsten Landtages,
diese unsere Rechte festzustellen, sowie sie
angesichts der ganzen Welt laut auszu-
sprechen.

Wir wollen diesen Niesentriumph, welchen
heute die einmütige Stimme der Bolks-
massen darstellt, nicht leicht nehmen.

Möge die Welt erfahren: Lieber ein ver¬
zweifelter Marjch auf Danzig, als ein
Beugen des Nackens vor dem uns für alle
Zeiten schädigenden und ungerechten Urteil.

Ich hoffe in tiefster Seele, daß es zur
Anwendung dieses Nationaltriumphes nicht
kommen wird, wir müssen denselben aber
in Bereitschaft halten im Vertrauen, daß
heute neben uns ein Volk steht, welches
unsere Rechte versteht und diese Rechte
hartnäckig verteidigt, nämlich Frankreich.

„Oredownik" (Posen) Ur. 89 vom 16. April.

Eindruck aus Posen. Die Polen sind
unruhig.

Unter diesem Titel bringt die Zeitung ein
Interview, welches der Redakteur des „Kurjer
Poznanski". Dr. Marchlevski, mit L. Brune,
dem Korrespondenten des Pariser „l'Jntran-
stgeant", am 2. April gehabt hat. Darin
heißt es u. a.:

Wie betrachtet man bei Euch die Frage
Danzigs? Wir hätten diese altehrwürdige
Stadt erobern können, welche der polnische
Weiße Adler so lange mit seinen Flügeln
beschützt hat; aber das Volk wartet be¬
waffnet, mit vollständigem Vertrauen auf
das Urteil des Kongresses. Die Enttäuschung
wäre furchtbar und ich kann den Lauf der
Ereignisse gar nicht voraussehen, w^um
Danzig deutsch bleiben sollte.

Welche» Eindruck bringen Sie aus Danzig
mit? In Warschau herrscht große Span¬
nung. Es handelt sich absolut gar nicht um
die bolschewistische Gefahr. Wenn dort eine
Aufgeregtheit der Gemüter und Nervenan¬
spannung herrscht, so wird das nur durch
die internationale Lage verursacht, welche
anfängt, drohend zu werden. Man muß

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[0474] Pressestimmen entblößten Deutschen glauben jedoch, daß sie auf solche Weise Danzig werden halten können, dessen Herausgabe ihnen die Hab¬ gier in bezug auf die Weichselmnndung gegen alle unsere Rechte nicht erlaubt. Dieser Mangel an nationaler Würde muß sie doch wohl ganz und gar vor den Augen der ganzen Welt erniedrigen. " „Oredownik (Posen) Ur. 93 vom L8. April. Die Angelegenheit Danzigs noch immer unentschieden. Nachdem die Zeitung hier den Bericht des Berichterstatters des „Kurjer Warszawsti", Korcib Kucharski, über die Stellungnahme des Rates der Vier und der Entente im allgemeinen in Sachen Danzigs bringt, er¬ wähnt sie weiter auch die Rede des Pol¬ nischen Ministerpräsidenten Paderewski in Paris vor dem Rate der Vier und wiede» soll sodann ein Interview des genannten Berichterstatters mit Paderewski selbst. Da¬ nach soll Paderewski folgendes gesagt haben: „Ich habe von der ganzen Angelegenheit und von der ganzen Konferenz eher einen guten Eindruck bekommen. Aber unter¬ streichen Sie vor allem, daß noch nichts be¬ schlossen ist. Aus diesem furchtbaren Chaos, welches sich in Europa breit gemacht hat, kann eine so prachtvolle und riesengroße Sache, wie es ein mächtiges und unabhän¬ giges Polen ist, nicht auf den Schlag einer Wünschelrute mit einem Mal entstehen." Dazu sagt der Berichterstatter: Ich will noch hinzufügen, daß die Stellung des Landes in dieser Angelegenheit unseren ehr¬ würdigen Abgeordneten große Hilfe und Dienste leisten kann. Es ist notwendig, daß der Widerhall unserer Einmütigkeit, aber auch gleichzeitig unseres bestimmten Auftretens aus Warschau hierherkommt (d. h. noch Paris — Anm. d. Übers.). Wir wollen nicht ans das Urteil des höchsten Tribunals mit bescheiden geneigtem Kopfe warten. Unterstreichen wir in bescheidener aller rück¬ sichtsloser und würdiger Form unsere hei¬ ligsten Rechte. Vergessen wir nicht, daß gerade in diesem Augenblick unser Schicksal sich für alle Zeiten bedeutend mehr entscheidet, als in den Jahren 179S, 1831 und 1863. Erinnern wir uns an diese bewaffneten Aufstände, die unsere Rechte mit Blut aus- gehauen haben. Es ist die Sache unserer öffentlichen Meinung, der Presse der Hand¬ werker, Fach- und Arbeitervereine, es ist die Sache unseres allerhöchsten Landtages, diese unsere Rechte festzustellen, sowie sie angesichts der ganzen Welt laut auszu- sprechen. Wir wollen diesen Niesentriumph, welchen heute die einmütige Stimme der Bolks- massen darstellt, nicht leicht nehmen. Möge die Welt erfahren: Lieber ein ver¬ zweifelter Marjch auf Danzig, als ein Beugen des Nackens vor dem uns für alle Zeiten schädigenden und ungerechten Urteil. Ich hoffe in tiefster Seele, daß es zur Anwendung dieses Nationaltriumphes nicht kommen wird, wir müssen denselben aber in Bereitschaft halten im Vertrauen, daß heute neben uns ein Volk steht, welches unsere Rechte versteht und diese Rechte hartnäckig verteidigt, nämlich Frankreich. „Oredownik" (Posen) Ur. 89 vom 16. April. Eindruck aus Posen. Die Polen sind unruhig. Unter diesem Titel bringt die Zeitung ein Interview, welches der Redakteur des „Kurjer Poznanski". Dr. Marchlevski, mit L. Brune, dem Korrespondenten des Pariser „l'Jntran- stgeant", am 2. April gehabt hat. Darin heißt es u. a.: Wie betrachtet man bei Euch die Frage Danzigs? Wir hätten diese altehrwürdige Stadt erobern können, welche der polnische Weiße Adler so lange mit seinen Flügeln beschützt hat; aber das Volk wartet be¬ waffnet, mit vollständigem Vertrauen auf das Urteil des Kongresses. Die Enttäuschung wäre furchtbar und ich kann den Lauf der Ereignisse gar nicht voraussehen, w^um Danzig deutsch bleiben sollte. Welche» Eindruck bringen Sie aus Danzig mit? In Warschau herrscht große Span¬ nung. Es handelt sich absolut gar nicht um die bolschewistische Gefahr. Wenn dort eine Aufgeregtheit der Gemüter und Nervenan¬ spannung herrscht, so wird das nur durch die internationale Lage verursacht, welche anfängt, drohend zu werden. Man muß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/474>, abgerufen am 16.05.2024.