Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.Kleine Nachrichten [Beginn Spaltensatz] gesetzt und gebeten worden, sofort der inter¬ Erzberger über die polnische Gefahr. In einer Sitzung des Friedensausschusses Der Kriegsminister hob gleichfalls den Gleichgewicht der Kräfte zu unseren Ungunsten General Dupont hat auf die Note folgen¬ "Ich beehre mich, Sie nachstehend von den Darauf antwortete Neichsminister Erz¬ "Euer Exzellenz beehre ich mich, den Sie gewannen eine besonders ernsthafte Kleine Nachrichten [Beginn Spaltensatz] gesetzt und gebeten worden, sofort der inter¬ Erzberger über die polnische Gefahr. In einer Sitzung des Friedensausschusses Der Kriegsminister hob gleichfalls den Gleichgewicht der Kräfte zu unseren Ungunsten General Dupont hat auf die Note folgen¬ „Ich beehre mich, Sie nachstehend von den Darauf antwortete Neichsminister Erz¬ „Euer Exzellenz beehre ich mich, den Sie gewannen eine besonders ernsthafte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0477" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335889"/> <fw type="header" place="top"> Kleine Nachrichten</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_2550" prev="#ID_2549"> gesetzt und gebeten worden, sofort der inter¬<lb/> alliierten Kommission in Warschau Mitteilung<lb/> zu machen.</p> <p xml:id="ID_2551"> Erzberger über die polnische Gefahr.</p> <p xml:id="ID_2552"> In einer Sitzung des Friedensausschusses<lb/> gab Neichsminister Erzberger Aufschluß über<lb/> die Gründe, die zu der Note an Marschall<lb/> Fons über die drohende Angrisssgefahr von<lb/> feiten der Polen geführt haben. Die auf¬<lb/> reizende Rede, die General Haller noch auf<lb/> preußischem Gebiete, in Krotoschin, gehalten<lb/> hat und in der er, um eine vollendete Tatsache<lb/> zu schaffen, die Besetzung Westpreußens, Ober¬<lb/> schlesiens und von Teilen Ostpreußens durch<lb/> die Polen in Aussicht stellte, hat in weiten<lb/> Kreisen der Bevölkerung berechtigte Beun¬<lb/> ruhigung erweckt. Weitere Nachrichten über<lb/> Polnische Angrifssabsichten erhielt die Neichs-<lb/> regierung von den deutschen Volksgenossen,<lb/> die aus dem gesamten Gebiete hinter der<lb/> Demarkationslinie Vertrieben worden sind.<lb/> Endlich hat auch die Zentralpolizeistelle Ost<lb/> über die polnischen Offensivpläne berichtet.<lb/> Noch andere Quellen vertraulicher Art führte<lb/> Herr Erzberger an. Als militärische Gründe<lb/> bezeichnete er, daß sich seit dem Is. April<lb/> die Verletzungen des Waffenstillstandes von<lb/> polnischer Seite sehr stark gehäuft haben.<lb/> Es handelt sich dabei nicht um Plänkeleien,<lb/> sondern um Gefechte, in denen regelrechtes<lb/> Artillerie- und Maschinengewehrseuer in An¬<lb/> wendung gebracht wurden. Es ist weiter<lb/> bemerkenswert, daß Truppen der Armee<lb/> Voller, die ursprünglich für Chota und<lb/> Przemysl bestimmt waren, an die vber-<lb/> Wesische Grenze befördert worden sind. So<lb/> wurden u. a. bei Sosnowice zwei Regimenter<lb/> Polen mit Tanks festgestellt. Die mitgeführten<lb/> Tanks lassen deutlich darauf schließen, daß<lb/> ^ sich um Angriffsabsichten der Polen handelt.<lb/> Endlich haben auch entlang der Demar¬<lb/> kationslinie unter den Polnischen Besatzungs-<lb/> ^uppen in der letzten Zeit auffällige Ver¬<lb/> schiebungen und Verschärfungen stattgefunden,<lb/> ohne bestimmte Angriffsabsichten nicht zu<lb/> "klären sind.</p> <p xml:id="ID_2553" next="#ID_2554"> Der Kriegsminister hob gleichfalls den<lb/> ^-rUst 5»^,^ i,„>> s^Ne»der Lage hervor und stellte dann fest,<lb/> it der Verstärkung der Polen durch<lb/> -wee Haller das bisher bestehende</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_2554" prev="#ID_2553"> Gleichgewicht der Kräfte zu unseren Ungunsten<lb/> verschoben worden ist. Jedoch liegt sür den<lb/> Augenblick keine unmittelbare Gefahr vor,<lb/> der wir durch schnellsten Ausgleich der Kräfte<lb/> nicht begegnen könnten.</p> <p xml:id="ID_2555"> General Dupont hat auf die Note folgen¬<lb/> des Schreiben an RcichSministcr Erzberger<lb/> als Vorsitzenden der deutschen Wnffenstill-<lb/> stcmdskommission gerichtet:</p> <p xml:id="ID_2556"> „Ich beehre mich, Sie nachstehend von den<lb/> Mitteilungen in Kenntnis zu setzen, welche<lb/> der General Henry, Chef der französischen<lb/> Militürmission in Warschau, nnr heute tele¬<lb/> graphisch übermittelt hat. Die Gerüchte, die<lb/> Ihr Telegramm vom 1. Mai veranlaßt haben,<lb/> entbehren jeglicher Grundlage. Die Truppen¬<lb/> stärke an der Grenze Posens hat sich nicht<lb/> geändert. Sie können die Anwesenheit der<lb/> Truppen der Armee Haller in Richtung nach<lb/> Sosnowice vorbehaltlos dementieren. Was<lb/> zu dem letzteren Gerüchte Anlaß gegeben hat,<lb/> ist der Umstand, daß die Truppen dieser<lb/> Armee von Lodz aus über Czcnstochau—<lb/> Grauiyci—Cravovic (Czenstnchau—Granitza—<lb/> Kraknu) gegenwärtig in Marsch gesetzt sind.<lb/> Von hier aus setzen sie ihren Marsch nach<lb/> Osten fort; kein einziger Truppenkörpsr ist<lb/> auf der Fahrt ausgeladen worden."</p> <note type="bibl"> gez. Dupont.</note> <p xml:id="ID_2557"> Darauf antwortete Neichsminister Erz¬<lb/> berger am 3. Mai dem General Dupont:</p> <p xml:id="ID_2558"> „Euer Exzellenz beehre ich mich, den<lb/> Empfang Ihrer Mitteilungen vom 2. d. M.<lb/> zu bestätigen. Ich habe aus ihnen mit Ge¬<lb/> nugtuung gesehen, daß der Chef der franzö¬<lb/> sischen Militärmission in Warschau die Nach¬<lb/> richten über einen bevorstehenden Polnischen<lb/> Angriff und die Verwendung von Truppen<lb/> der Armee Haller in Posen für unzutreffend<lb/> erklärt. Meldungen über einen beabsichtigten<lb/> Angriff der Polen und über militärische Ma߬<lb/> nahmen, die als Angriffsvorbereitungen ge¬<lb/> deutet werden können, sind von außerordent¬<lb/> lich zahlreichen glaubwürdig erscheinenden<lb/> Seiten der Reichsregierung eingelaufen.</p> <p xml:id="ID_2559" next="#ID_2560"> Sie gewannen eine besonders ernsthafte<lb/> Bedeutuug durch die Äußerungen des Generals<lb/> Haller, der in einer Rede in Krotoschin für<lb/> Schlesien, Ostpreußen und Westpreußen den¬<lb/> selben Zustand der Empörung forderte, wie</p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0477]
Kleine Nachrichten
gesetzt und gebeten worden, sofort der inter¬
alliierten Kommission in Warschau Mitteilung
zu machen.
Erzberger über die polnische Gefahr.
In einer Sitzung des Friedensausschusses
gab Neichsminister Erzberger Aufschluß über
die Gründe, die zu der Note an Marschall
Fons über die drohende Angrisssgefahr von
feiten der Polen geführt haben. Die auf¬
reizende Rede, die General Haller noch auf
preußischem Gebiete, in Krotoschin, gehalten
hat und in der er, um eine vollendete Tatsache
zu schaffen, die Besetzung Westpreußens, Ober¬
schlesiens und von Teilen Ostpreußens durch
die Polen in Aussicht stellte, hat in weiten
Kreisen der Bevölkerung berechtigte Beun¬
ruhigung erweckt. Weitere Nachrichten über
Polnische Angrifssabsichten erhielt die Neichs-
regierung von den deutschen Volksgenossen,
die aus dem gesamten Gebiete hinter der
Demarkationslinie Vertrieben worden sind.
Endlich hat auch die Zentralpolizeistelle Ost
über die polnischen Offensivpläne berichtet.
Noch andere Quellen vertraulicher Art führte
Herr Erzberger an. Als militärische Gründe
bezeichnete er, daß sich seit dem Is. April
die Verletzungen des Waffenstillstandes von
polnischer Seite sehr stark gehäuft haben.
Es handelt sich dabei nicht um Plänkeleien,
sondern um Gefechte, in denen regelrechtes
Artillerie- und Maschinengewehrseuer in An¬
wendung gebracht wurden. Es ist weiter
bemerkenswert, daß Truppen der Armee
Voller, die ursprünglich für Chota und
Przemysl bestimmt waren, an die vber-
Wesische Grenze befördert worden sind. So
wurden u. a. bei Sosnowice zwei Regimenter
Polen mit Tanks festgestellt. Die mitgeführten
Tanks lassen deutlich darauf schließen, daß
^ sich um Angriffsabsichten der Polen handelt.
Endlich haben auch entlang der Demar¬
kationslinie unter den Polnischen Besatzungs-
^uppen in der letzten Zeit auffällige Ver¬
schiebungen und Verschärfungen stattgefunden,
ohne bestimmte Angriffsabsichten nicht zu
"klären sind.
Der Kriegsminister hob gleichfalls den
^-rUst 5»^,^ i,„>> s^Ne»der Lage hervor und stellte dann fest,
it der Verstärkung der Polen durch
-wee Haller das bisher bestehende
Gleichgewicht der Kräfte zu unseren Ungunsten
verschoben worden ist. Jedoch liegt sür den
Augenblick keine unmittelbare Gefahr vor,
der wir durch schnellsten Ausgleich der Kräfte
nicht begegnen könnten.
General Dupont hat auf die Note folgen¬
des Schreiben an RcichSministcr Erzberger
als Vorsitzenden der deutschen Wnffenstill-
stcmdskommission gerichtet:
„Ich beehre mich, Sie nachstehend von den
Mitteilungen in Kenntnis zu setzen, welche
der General Henry, Chef der französischen
Militürmission in Warschau, nnr heute tele¬
graphisch übermittelt hat. Die Gerüchte, die
Ihr Telegramm vom 1. Mai veranlaßt haben,
entbehren jeglicher Grundlage. Die Truppen¬
stärke an der Grenze Posens hat sich nicht
geändert. Sie können die Anwesenheit der
Truppen der Armee Haller in Richtung nach
Sosnowice vorbehaltlos dementieren. Was
zu dem letzteren Gerüchte Anlaß gegeben hat,
ist der Umstand, daß die Truppen dieser
Armee von Lodz aus über Czcnstochau—
Grauiyci—Cravovic (Czenstnchau—Granitza—
Kraknu) gegenwärtig in Marsch gesetzt sind.
Von hier aus setzen sie ihren Marsch nach
Osten fort; kein einziger Truppenkörpsr ist
auf der Fahrt ausgeladen worden."
gez. Dupont. Darauf antwortete Neichsminister Erz¬
berger am 3. Mai dem General Dupont:
„Euer Exzellenz beehre ich mich, den
Empfang Ihrer Mitteilungen vom 2. d. M.
zu bestätigen. Ich habe aus ihnen mit Ge¬
nugtuung gesehen, daß der Chef der franzö¬
sischen Militärmission in Warschau die Nach¬
richten über einen bevorstehenden Polnischen
Angriff und die Verwendung von Truppen
der Armee Haller in Posen für unzutreffend
erklärt. Meldungen über einen beabsichtigten
Angriff der Polen und über militärische Ma߬
nahmen, die als Angriffsvorbereitungen ge¬
deutet werden können, sind von außerordent¬
lich zahlreichen glaubwürdig erscheinenden
Seiten der Reichsregierung eingelaufen.
Sie gewannen eine besonders ernsthafte
Bedeutuug durch die Äußerungen des Generals
Haller, der in einer Rede in Krotoschin für
Schlesien, Ostpreußen und Westpreußen den¬
selben Zustand der Empörung forderte, wie
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