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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Aus den deutschen volksrüten

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Wiederaufbau verwenden, jeder einzelne müsse
daher das Seine tun, um das Wirtschafts¬
leben vor dem drohenden Zusammenbruch zu
bewahren. Der Redner verlas folgende Ent¬
schließung: Der Deutsche Heimatbund Posener
Flüchtlinge, Ortsgruppe Meseritz, hat sich
unter zahlreicher Beteiligung der einheimischen
Bevölkerung von Stadt und Land zu einem
großen Demonstrationszuge versammelt und
bekundet hierdurch seinen unbeugsamen Willen,
die Provinz Posen, seine Heimat, als deutsche
Provinz gemäß Punkt 13 des Wilsonschen
Programms unter allen Umständen dem
Deutschen Reiche zu erhalten. Als deutsche
Bürger verlangen wir von der Regierung,
daß sie unbedingt dafür eintritt, daß unsere
zurzeit verlorene deutsche Heimat beim
Friedensschluß wieder mit Deutschland ver¬
einigt wird.

Die Entschließung wurde unter lebhaften
Zurufen einstimmig angenommen und an die
maßgebenden Stellen telegraphisch gesandt.
Nach dem Gesang von Deutschland, Deutsch¬
land über alles, ging die Menge auseinander.

In einer Sitzung der Deutschen Volks-
rate des Sttdgaues der Provinz Wcstprcuszcn
wurde folgende Entschließung angenommen
und an den Reichswehrminister sowie an die
WaffenstillstandSkommissüm gesandt:

"Durch aufreizende Reden setzte sich Ge¬
neral Haller wiederholt über die Bedingungen
betr. Durchzugs Polnischer Truppen durch
deutsches Land hinweg. Die Demarkations¬
linie wird polnischerseits nicht beachtet. Die
Entente hat offenbar nicht die Macht oder
den Willen, dagegen einzuschreiten. Die
Südkreise der Provinz Westpreußen sind aufs
äußerste erbittert und erregt und begreifen
das Schweigen der Negierung nicht. Wir
fordern mit allem Nachdruck und Ernst, ein¬
mütig und entschlossen: Haller muß unter
allen Umständen gezwungen werden. Pro-
volationen jeglicher Art auf deutschem Hoheits¬
gebiet zu unterlassen, der Transport Pol¬
nischer Truppen und Munition muß auf
deutscher Straße unverzüglich eingestellt und
ganz Deutschland zum Schutze der Ost-
Provinzen aufgerufen werden. Erfüllt die
Regierung diese Forderung, die für uns und
ganz Deutschland Sein oder Nichtsein be¬
deutet, nicht, dann trägt sie allein die Ver¬

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antwortung für alle daraus entstehenden
Folgen. Wir erneuern nochmals unseren
heiligen Schwur: Wir sind deutsch und wollen
deutsch bleiben, wir beugen uns nicht der
Gewalt, mag kommen, was da will.

Die Deutschen VolkSräte des SüdgcmeK
der Provinz Westpreußen.

Telegramm an den Preuß. Minister des
Innern.

Nach Fühlungnahme mit den ver¬
schiedenen Parteien des Bezirks Bromberg
-beehrt sich der Deutsche Volkörat, dem Herrn
Minister nachstehenden Stimmungsbericht zu
übermitteln:

Die bis jetztbekanntgewordenenFriedens-
bedingungen haben sogar die pessimistischsten
Befürchtungen hier übertroffen. Allgemein
äußert sich die Stimmung in Bromberg
dahin, daß die Erfüllung der Bedingungen
nicht allein unannehmbar, sondern unmög¬
lich ist. Die Bevölkerung Brombergs ver¬
mag nicht zu begreifen, wie die Abtrennung
dieser rein deutschen Stadt mit den Wilson-
prinzipien vereinbar sein soll. Die beab¬
sichtigte Knechtung von Millionen deutscher
Volksgenossen unter der sattsam bekannten
polnischen Willkürherrschaft ruft Abscheu un>
Empörung hervor. Die Bevölkerung ist der
Ansicht, daß das deutsche Volk schlimmere
Bedingungen als die gegenwärtigen selbst
bei brüsker Ablehnung nicht zu fürchte"
hätte, ferner daß das von der Entente im
Weigerungsfalle angedrohte Schicksal leicht
Wiege im Vergleich zu dem elenden Leben,
das Deutschland aus der Annahme dieses
Gewallfriedens noch fristen könnte. Brom-
berg ist bereit, bei dem deutschen Volke in
allen Folgen, die die Ablehnung des Frieden"
nach sich zöge, auszuharren und erneuert
in dieser schweren Stunde vor aller Welt
dieses Bekenntnis zum Deutschtum. Vrom-
berg erwartet von der Regierung, daß sie
diese Wünsche aller Welt zu Gehör bringt,
wobei sie versichert sein darf, daß sie bei
Ablehnung der Bedingungen die gesamte
Ostmark geschlossen hinter sich hat.

An das Auswärtige Amt.

Eingehende Fühlungnahme der Be""
trauensmänner hiesiger Parteien hat ergebe",
daß die Bevölkerung im Regierungsbejivk

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Aus den deutschen volksrüten

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Wiederaufbau verwenden, jeder einzelne müsse
daher das Seine tun, um das Wirtschafts¬
leben vor dem drohenden Zusammenbruch zu
bewahren. Der Redner verlas folgende Ent¬
schließung: Der Deutsche Heimatbund Posener
Flüchtlinge, Ortsgruppe Meseritz, hat sich
unter zahlreicher Beteiligung der einheimischen
Bevölkerung von Stadt und Land zu einem
großen Demonstrationszuge versammelt und
bekundet hierdurch seinen unbeugsamen Willen,
die Provinz Posen, seine Heimat, als deutsche
Provinz gemäß Punkt 13 des Wilsonschen
Programms unter allen Umständen dem
Deutschen Reiche zu erhalten. Als deutsche
Bürger verlangen wir von der Regierung,
daß sie unbedingt dafür eintritt, daß unsere
zurzeit verlorene deutsche Heimat beim
Friedensschluß wieder mit Deutschland ver¬
einigt wird.

Die Entschließung wurde unter lebhaften
Zurufen einstimmig angenommen und an die
maßgebenden Stellen telegraphisch gesandt.
Nach dem Gesang von Deutschland, Deutsch¬
land über alles, ging die Menge auseinander.

In einer Sitzung der Deutschen Volks-
rate des Sttdgaues der Provinz Wcstprcuszcn
wurde folgende Entschließung angenommen
und an den Reichswehrminister sowie an die
WaffenstillstandSkommissüm gesandt:

„Durch aufreizende Reden setzte sich Ge¬
neral Haller wiederholt über die Bedingungen
betr. Durchzugs Polnischer Truppen durch
deutsches Land hinweg. Die Demarkations¬
linie wird polnischerseits nicht beachtet. Die
Entente hat offenbar nicht die Macht oder
den Willen, dagegen einzuschreiten. Die
Südkreise der Provinz Westpreußen sind aufs
äußerste erbittert und erregt und begreifen
das Schweigen der Negierung nicht. Wir
fordern mit allem Nachdruck und Ernst, ein¬
mütig und entschlossen: Haller muß unter
allen Umständen gezwungen werden. Pro-
volationen jeglicher Art auf deutschem Hoheits¬
gebiet zu unterlassen, der Transport Pol¬
nischer Truppen und Munition muß auf
deutscher Straße unverzüglich eingestellt und
ganz Deutschland zum Schutze der Ost-
Provinzen aufgerufen werden. Erfüllt die
Regierung diese Forderung, die für uns und
ganz Deutschland Sein oder Nichtsein be¬
deutet, nicht, dann trägt sie allein die Ver¬

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antwortung für alle daraus entstehenden
Folgen. Wir erneuern nochmals unseren
heiligen Schwur: Wir sind deutsch und wollen
deutsch bleiben, wir beugen uns nicht der
Gewalt, mag kommen, was da will.

Die Deutschen VolkSräte des SüdgcmeK
der Provinz Westpreußen.

Telegramm an den Preuß. Minister des
Innern.

Nach Fühlungnahme mit den ver¬
schiedenen Parteien des Bezirks Bromberg
-beehrt sich der Deutsche Volkörat, dem Herrn
Minister nachstehenden Stimmungsbericht zu
übermitteln:

Die bis jetztbekanntgewordenenFriedens-
bedingungen haben sogar die pessimistischsten
Befürchtungen hier übertroffen. Allgemein
äußert sich die Stimmung in Bromberg
dahin, daß die Erfüllung der Bedingungen
nicht allein unannehmbar, sondern unmög¬
lich ist. Die Bevölkerung Brombergs ver¬
mag nicht zu begreifen, wie die Abtrennung
dieser rein deutschen Stadt mit den Wilson-
prinzipien vereinbar sein soll. Die beab¬
sichtigte Knechtung von Millionen deutscher
Volksgenossen unter der sattsam bekannten
polnischen Willkürherrschaft ruft Abscheu un>
Empörung hervor. Die Bevölkerung ist der
Ansicht, daß das deutsche Volk schlimmere
Bedingungen als die gegenwärtigen selbst
bei brüsker Ablehnung nicht zu fürchte«
hätte, ferner daß das von der Entente im
Weigerungsfalle angedrohte Schicksal leicht
Wiege im Vergleich zu dem elenden Leben,
das Deutschland aus der Annahme dieses
Gewallfriedens noch fristen könnte. Brom-
berg ist bereit, bei dem deutschen Volke in
allen Folgen, die die Ablehnung des Frieden»
nach sich zöge, auszuharren und erneuert
in dieser schweren Stunde vor aller Welt
dieses Bekenntnis zum Deutschtum. Vrom-
berg erwartet von der Regierung, daß sie
diese Wünsche aller Welt zu Gehör bringt,
wobei sie versichert sein darf, daß sie bei
Ablehnung der Bedingungen die gesamte
Ostmark geschlossen hinter sich hat.

An das Auswärtige Amt.

Eingehende Fühlungnahme der Be«"
trauensmänner hiesiger Parteien hat ergebe«,
daß die Bevölkerung im Regierungsbejivk

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[0492] Aus den deutschen volksrüten Wiederaufbau verwenden, jeder einzelne müsse daher das Seine tun, um das Wirtschafts¬ leben vor dem drohenden Zusammenbruch zu bewahren. Der Redner verlas folgende Ent¬ schließung: Der Deutsche Heimatbund Posener Flüchtlinge, Ortsgruppe Meseritz, hat sich unter zahlreicher Beteiligung der einheimischen Bevölkerung von Stadt und Land zu einem großen Demonstrationszuge versammelt und bekundet hierdurch seinen unbeugsamen Willen, die Provinz Posen, seine Heimat, als deutsche Provinz gemäß Punkt 13 des Wilsonschen Programms unter allen Umständen dem Deutschen Reiche zu erhalten. Als deutsche Bürger verlangen wir von der Regierung, daß sie unbedingt dafür eintritt, daß unsere zurzeit verlorene deutsche Heimat beim Friedensschluß wieder mit Deutschland ver¬ einigt wird. Die Entschließung wurde unter lebhaften Zurufen einstimmig angenommen und an die maßgebenden Stellen telegraphisch gesandt. Nach dem Gesang von Deutschland, Deutsch¬ land über alles, ging die Menge auseinander. In einer Sitzung der Deutschen Volks- rate des Sttdgaues der Provinz Wcstprcuszcn wurde folgende Entschließung angenommen und an den Reichswehrminister sowie an die WaffenstillstandSkommissüm gesandt: „Durch aufreizende Reden setzte sich Ge¬ neral Haller wiederholt über die Bedingungen betr. Durchzugs Polnischer Truppen durch deutsches Land hinweg. Die Demarkations¬ linie wird polnischerseits nicht beachtet. Die Entente hat offenbar nicht die Macht oder den Willen, dagegen einzuschreiten. Die Südkreise der Provinz Westpreußen sind aufs äußerste erbittert und erregt und begreifen das Schweigen der Negierung nicht. Wir fordern mit allem Nachdruck und Ernst, ein¬ mütig und entschlossen: Haller muß unter allen Umständen gezwungen werden. Pro- volationen jeglicher Art auf deutschem Hoheits¬ gebiet zu unterlassen, der Transport Pol¬ nischer Truppen und Munition muß auf deutscher Straße unverzüglich eingestellt und ganz Deutschland zum Schutze der Ost- Provinzen aufgerufen werden. Erfüllt die Regierung diese Forderung, die für uns und ganz Deutschland Sein oder Nichtsein be¬ deutet, nicht, dann trägt sie allein die Ver¬ antwortung für alle daraus entstehenden Folgen. Wir erneuern nochmals unseren heiligen Schwur: Wir sind deutsch und wollen deutsch bleiben, wir beugen uns nicht der Gewalt, mag kommen, was da will. Die Deutschen VolkSräte des SüdgcmeK der Provinz Westpreußen. Telegramm an den Preuß. Minister des Innern. Nach Fühlungnahme mit den ver¬ schiedenen Parteien des Bezirks Bromberg -beehrt sich der Deutsche Volkörat, dem Herrn Minister nachstehenden Stimmungsbericht zu übermitteln: Die bis jetztbekanntgewordenenFriedens- bedingungen haben sogar die pessimistischsten Befürchtungen hier übertroffen. Allgemein äußert sich die Stimmung in Bromberg dahin, daß die Erfüllung der Bedingungen nicht allein unannehmbar, sondern unmög¬ lich ist. Die Bevölkerung Brombergs ver¬ mag nicht zu begreifen, wie die Abtrennung dieser rein deutschen Stadt mit den Wilson- prinzipien vereinbar sein soll. Die beab¬ sichtigte Knechtung von Millionen deutscher Volksgenossen unter der sattsam bekannten polnischen Willkürherrschaft ruft Abscheu un> Empörung hervor. Die Bevölkerung ist der Ansicht, daß das deutsche Volk schlimmere Bedingungen als die gegenwärtigen selbst bei brüsker Ablehnung nicht zu fürchte« hätte, ferner daß das von der Entente im Weigerungsfalle angedrohte Schicksal leicht Wiege im Vergleich zu dem elenden Leben, das Deutschland aus der Annahme dieses Gewallfriedens noch fristen könnte. Brom- berg ist bereit, bei dem deutschen Volke in allen Folgen, die die Ablehnung des Frieden» nach sich zöge, auszuharren und erneuert in dieser schweren Stunde vor aller Welt dieses Bekenntnis zum Deutschtum. Vrom- berg erwartet von der Regierung, daß sie diese Wünsche aller Welt zu Gehör bringt, wobei sie versichert sein darf, daß sie bei Ablehnung der Bedingungen die gesamte Ostmark geschlossen hinter sich hat. An das Auswärtige Amt. Eingehende Fühlungnahme der Be«" trauensmänner hiesiger Parteien hat ergebe«, daß die Bevölkerung im Regierungsbejivk

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/492>, abgerufen am 29.05.2024.