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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

worden: "Mögen alle unsere Worte, meine Mitbürger, mögen alle unsere zu¬
künftigen Pläne und alle unsere Handlungen mit dieser Antwort im Einklang
stehen, bis daß die Majestät und die Kraft unserer vereinten Mächte den Geist
derer durchdringen und die brutale Kraft derer vernichten, welche, was wir lieben
und ehren, verspotten und verachten. Deutschland sagt erneut, daß die Kraft und
nur die Kraft entscheiden wird, ob Gerechtigkeit und Frieden die Angelegenheiten
deS Menschengeschlechts sichern sollen, ob dos Recht, so wie Amerika es versteht,
oder die Hegemonie, so wie Deutschland sie versteht, die Geschicke der Menschheit
Juden soll. Da gibt es wohl für sie nur eine einzige Antwort: Die Macht, die
Macht bis zum Äußersten, die Macht ohne Grenzen und ohne Ende, die richtende
und triumphierende Macht des Rechts, die das Recht zum Gesetz der Welt macht
und jede Gewaltherrschaft zu egoistischen Zwecken in den Staub zwingt."

Die gleiche Haltung ist deutlich zum Ausdruck gekommen in einer Rede des
Premierministers von Großbritannien vom 14, Dezember 1917: "Es gibt keine
Sicherheit in irgendeinem Lande, wenn die Strafe nicht mit Gewißh it folgt.
Es existiert kein Schutz für das Leben, für Gut und Geld in einem Staate, wo
der Verbrecher mächtiger ist als das Recht. Das internationale Recht bildet
keine Ausnahme und so lange man ihm nicht Genugtuung gewahrt hat, wird
der Frieden der Welt immer jeder Nation auf Gnade und Ungnade ausgeliefert
sein, der ihre Lehrmeister unaufhörlich den Glauben lehren, daß kein Verbrechen
so lange strafbar ist, als es die Größe und die Bereicherung des Landes zum
Gegenstand hat, dem jene Lehrmeister Untertan sind. In'der Weltgeschichte hat
es zuweilen verbrecherische Staaten gegeben. Wir haben in diesem Augenblick
mit einem solchen Staate zu tun. Es wird immer verbrecherische Staaten geben
bis zu dem Augenblick, wo die Früchte, die ein internationales Verbrechen ein¬
bringt, zu fragwürdig sein werden, um Nutzen zu bringen, und wo die Bestrafung
eines internationalen Verbrechens zu sicher sein wird, als daß dieses Verbrechen
noch Anziehungskraft hoben könnte." Dasselbe Prinzip ist deutlich dargelegt
worden in einer Rede des Herrn Clemenceau vom 17. September 1918: "Was
wollen sie (die französischen Soldaten), was wollen wir, wir selbst? Kämpfen
ohne Unterlaß und siegreich kämpfen bis zu der Stunde, wo der Feind begreifen
wird, daß kein Kompromiß möglich "ist zwischen einem solchen Verbrechen und
der Gerechtigkeit. Wir suchen nur den Frieden und wir wollen ihn gerecht und
dauerhaft, damit die künftigen Generationen gerettet seien von den entsetzlichen
Zuständen der Vergangenheit." Desgleichen hat Herr Orlando am 3. Oktober
1918 erklärt: "Wir werden den Frieden erhalten, wenn unsere Feinde anerkennen,
daß die Menschheit das Recht rend die Pflicht hat, sich gegen den Fortbestand der
Ursachen zu sichern, welche dieses entsetzliche Blutvergießen hervorgerufen haben,
und daß das Blut, das von Millionen Menschen vergossen ist, nicht nach Rache
schreit, sondern die Erfüllung des hohen Ideals verlangt, für welches dieses Vink
edelmütig vergossen ist. Selbst wenn es sich um eine gerechtfertigte Anwendung
des Wiedervergeltungsrechts handeln sollte, so denkt niemand daran, Methoden
brutaler Gewalt, anmaßender Herrschaft, oder Erstickung der Freiheit eines Volkes
anzuwenden, das heißt, eine Methode und eine Politik, welche die ganze Welt
gegen die Zentralmächte ausgebracht haben. Aber die ganze Welt wird aner¬
kennen, daß es zur Wiederherstellung der moralischen Ordnung nicht genügt, daß
derjenige, dem ein schändliches Unternehmen mißlingt, erklärt, er habe ans seinen
Plan verzichtet. Die Fragen, die in ihrem Wesensinhalt selbst das friedliche
Leben der Nationen berühren, müssen, wenn sie einmal gestellt sind, die Lösung
finden, welche die Gerechtigkeit fordert."

Also ist die Gerechtigkeit die einzig mögliche Basis zur Begleichung der
Rechnung dieses schrecklichen Krieges. Gerechtigkeit ist es, waS die deutsche
Delegation verlangt, und was nach Erklärung dieser Delegation Deutschland
versprochen sein soll. Gerechtigkeit soll Deutschland werden. Aber es muß eine
Gerechtigkeit für alle sein. Es muß Gerechtigkeit sein für die Toten, für die
Verwundeten, für die Waisen, für alle, die in Trauer sind. Damit Europa von


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worden: „Mögen alle unsere Worte, meine Mitbürger, mögen alle unsere zu¬
künftigen Pläne und alle unsere Handlungen mit dieser Antwort im Einklang
stehen, bis daß die Majestät und die Kraft unserer vereinten Mächte den Geist
derer durchdringen und die brutale Kraft derer vernichten, welche, was wir lieben
und ehren, verspotten und verachten. Deutschland sagt erneut, daß die Kraft und
nur die Kraft entscheiden wird, ob Gerechtigkeit und Frieden die Angelegenheiten
deS Menschengeschlechts sichern sollen, ob dos Recht, so wie Amerika es versteht,
oder die Hegemonie, so wie Deutschland sie versteht, die Geschicke der Menschheit
Juden soll. Da gibt es wohl für sie nur eine einzige Antwort: Die Macht, die
Macht bis zum Äußersten, die Macht ohne Grenzen und ohne Ende, die richtende
und triumphierende Macht des Rechts, die das Recht zum Gesetz der Welt macht
und jede Gewaltherrschaft zu egoistischen Zwecken in den Staub zwingt."

Die gleiche Haltung ist deutlich zum Ausdruck gekommen in einer Rede des
Premierministers von Großbritannien vom 14, Dezember 1917: „Es gibt keine
Sicherheit in irgendeinem Lande, wenn die Strafe nicht mit Gewißh it folgt.
Es existiert kein Schutz für das Leben, für Gut und Geld in einem Staate, wo
der Verbrecher mächtiger ist als das Recht. Das internationale Recht bildet
keine Ausnahme und so lange man ihm nicht Genugtuung gewahrt hat, wird
der Frieden der Welt immer jeder Nation auf Gnade und Ungnade ausgeliefert
sein, der ihre Lehrmeister unaufhörlich den Glauben lehren, daß kein Verbrechen
so lange strafbar ist, als es die Größe und die Bereicherung des Landes zum
Gegenstand hat, dem jene Lehrmeister Untertan sind. In'der Weltgeschichte hat
es zuweilen verbrecherische Staaten gegeben. Wir haben in diesem Augenblick
mit einem solchen Staate zu tun. Es wird immer verbrecherische Staaten geben
bis zu dem Augenblick, wo die Früchte, die ein internationales Verbrechen ein¬
bringt, zu fragwürdig sein werden, um Nutzen zu bringen, und wo die Bestrafung
eines internationalen Verbrechens zu sicher sein wird, als daß dieses Verbrechen
noch Anziehungskraft hoben könnte." Dasselbe Prinzip ist deutlich dargelegt
worden in einer Rede des Herrn Clemenceau vom 17. September 1918: „Was
wollen sie (die französischen Soldaten), was wollen wir, wir selbst? Kämpfen
ohne Unterlaß und siegreich kämpfen bis zu der Stunde, wo der Feind begreifen
wird, daß kein Kompromiß möglich "ist zwischen einem solchen Verbrechen und
der Gerechtigkeit. Wir suchen nur den Frieden und wir wollen ihn gerecht und
dauerhaft, damit die künftigen Generationen gerettet seien von den entsetzlichen
Zuständen der Vergangenheit." Desgleichen hat Herr Orlando am 3. Oktober
1918 erklärt: „Wir werden den Frieden erhalten, wenn unsere Feinde anerkennen,
daß die Menschheit das Recht rend die Pflicht hat, sich gegen den Fortbestand der
Ursachen zu sichern, welche dieses entsetzliche Blutvergießen hervorgerufen haben,
und daß das Blut, das von Millionen Menschen vergossen ist, nicht nach Rache
schreit, sondern die Erfüllung des hohen Ideals verlangt, für welches dieses Vink
edelmütig vergossen ist. Selbst wenn es sich um eine gerechtfertigte Anwendung
des Wiedervergeltungsrechts handeln sollte, so denkt niemand daran, Methoden
brutaler Gewalt, anmaßender Herrschaft, oder Erstickung der Freiheit eines Volkes
anzuwenden, das heißt, eine Methode und eine Politik, welche die ganze Welt
gegen die Zentralmächte ausgebracht haben. Aber die ganze Welt wird aner¬
kennen, daß es zur Wiederherstellung der moralischen Ordnung nicht genügt, daß
derjenige, dem ein schändliches Unternehmen mißlingt, erklärt, er habe ans seinen
Plan verzichtet. Die Fragen, die in ihrem Wesensinhalt selbst das friedliche
Leben der Nationen berühren, müssen, wenn sie einmal gestellt sind, die Lösung
finden, welche die Gerechtigkeit fordert."

Also ist die Gerechtigkeit die einzig mögliche Basis zur Begleichung der
Rechnung dieses schrecklichen Krieges. Gerechtigkeit ist es, waS die deutsche
Delegation verlangt, und was nach Erklärung dieser Delegation Deutschland
versprochen sein soll. Gerechtigkeit soll Deutschland werden. Aber es muß eine
Gerechtigkeit für alle sein. Es muß Gerechtigkeit sein für die Toten, für die
Verwundeten, für die Waisen, für alle, die in Trauer sind. Damit Europa von


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[0549] Materialien zur ostdeutschen Frage worden: „Mögen alle unsere Worte, meine Mitbürger, mögen alle unsere zu¬ künftigen Pläne und alle unsere Handlungen mit dieser Antwort im Einklang stehen, bis daß die Majestät und die Kraft unserer vereinten Mächte den Geist derer durchdringen und die brutale Kraft derer vernichten, welche, was wir lieben und ehren, verspotten und verachten. Deutschland sagt erneut, daß die Kraft und nur die Kraft entscheiden wird, ob Gerechtigkeit und Frieden die Angelegenheiten deS Menschengeschlechts sichern sollen, ob dos Recht, so wie Amerika es versteht, oder die Hegemonie, so wie Deutschland sie versteht, die Geschicke der Menschheit Juden soll. Da gibt es wohl für sie nur eine einzige Antwort: Die Macht, die Macht bis zum Äußersten, die Macht ohne Grenzen und ohne Ende, die richtende und triumphierende Macht des Rechts, die das Recht zum Gesetz der Welt macht und jede Gewaltherrschaft zu egoistischen Zwecken in den Staub zwingt." Die gleiche Haltung ist deutlich zum Ausdruck gekommen in einer Rede des Premierministers von Großbritannien vom 14, Dezember 1917: „Es gibt keine Sicherheit in irgendeinem Lande, wenn die Strafe nicht mit Gewißh it folgt. Es existiert kein Schutz für das Leben, für Gut und Geld in einem Staate, wo der Verbrecher mächtiger ist als das Recht. Das internationale Recht bildet keine Ausnahme und so lange man ihm nicht Genugtuung gewahrt hat, wird der Frieden der Welt immer jeder Nation auf Gnade und Ungnade ausgeliefert sein, der ihre Lehrmeister unaufhörlich den Glauben lehren, daß kein Verbrechen so lange strafbar ist, als es die Größe und die Bereicherung des Landes zum Gegenstand hat, dem jene Lehrmeister Untertan sind. In'der Weltgeschichte hat es zuweilen verbrecherische Staaten gegeben. Wir haben in diesem Augenblick mit einem solchen Staate zu tun. Es wird immer verbrecherische Staaten geben bis zu dem Augenblick, wo die Früchte, die ein internationales Verbrechen ein¬ bringt, zu fragwürdig sein werden, um Nutzen zu bringen, und wo die Bestrafung eines internationalen Verbrechens zu sicher sein wird, als daß dieses Verbrechen noch Anziehungskraft hoben könnte." Dasselbe Prinzip ist deutlich dargelegt worden in einer Rede des Herrn Clemenceau vom 17. September 1918: „Was wollen sie (die französischen Soldaten), was wollen wir, wir selbst? Kämpfen ohne Unterlaß und siegreich kämpfen bis zu der Stunde, wo der Feind begreifen wird, daß kein Kompromiß möglich "ist zwischen einem solchen Verbrechen und der Gerechtigkeit. Wir suchen nur den Frieden und wir wollen ihn gerecht und dauerhaft, damit die künftigen Generationen gerettet seien von den entsetzlichen Zuständen der Vergangenheit." Desgleichen hat Herr Orlando am 3. Oktober 1918 erklärt: „Wir werden den Frieden erhalten, wenn unsere Feinde anerkennen, daß die Menschheit das Recht rend die Pflicht hat, sich gegen den Fortbestand der Ursachen zu sichern, welche dieses entsetzliche Blutvergießen hervorgerufen haben, und daß das Blut, das von Millionen Menschen vergossen ist, nicht nach Rache schreit, sondern die Erfüllung des hohen Ideals verlangt, für welches dieses Vink edelmütig vergossen ist. Selbst wenn es sich um eine gerechtfertigte Anwendung des Wiedervergeltungsrechts handeln sollte, so denkt niemand daran, Methoden brutaler Gewalt, anmaßender Herrschaft, oder Erstickung der Freiheit eines Volkes anzuwenden, das heißt, eine Methode und eine Politik, welche die ganze Welt gegen die Zentralmächte ausgebracht haben. Aber die ganze Welt wird aner¬ kennen, daß es zur Wiederherstellung der moralischen Ordnung nicht genügt, daß derjenige, dem ein schändliches Unternehmen mißlingt, erklärt, er habe ans seinen Plan verzichtet. Die Fragen, die in ihrem Wesensinhalt selbst das friedliche Leben der Nationen berühren, müssen, wenn sie einmal gestellt sind, die Lösung finden, welche die Gerechtigkeit fordert." Also ist die Gerechtigkeit die einzig mögliche Basis zur Begleichung der Rechnung dieses schrecklichen Krieges. Gerechtigkeit ist es, waS die deutsche Delegation verlangt, und was nach Erklärung dieser Delegation Deutschland versprochen sein soll. Gerechtigkeit soll Deutschland werden. Aber es muß eine Gerechtigkeit für alle sein. Es muß Gerechtigkeit sein für die Toten, für die Verwundeten, für die Waisen, für alle, die in Trauer sind. Damit Europa von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/549>, abgerufen am 31.05.2024.