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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Schulgemeinden und Schülerräte

zu machen? Mit wirklichen: Verirauen vereint sich sehr gut Sirenge in der
Forderung der Pflichterfüllung, ja sie ist das notwendige Korrelat dazu, und gerade
die Schulgemeindeversammlungen sollen das Ihrige dazu beitragen, den ringen
Leuten zu zeigen, daß es nicht Rechte sind, die das höhere Alter gibt, sondern
Pflichten gegen die Gesamtheit und sich selber. Insofern bringt die Schulgememde
genau das, was wir früher unter staatsbürgerlichen Unterricht verstanden. Früher
haben wir geglaubt, ihn zu erteilen, wenn wir unsere Schüler mit den Einrich¬
tungen unseres Staates bekannt machten (und das ist gewiß an seinem ^eile
auch richtig) -- heute fast das Ministerium die Sache aber entschieden richtiger
an, indem es den Schülern Gelegenheit gibt, ihr Interesse an der Gemeinschaft
zu betätigen, der sie einstweilen angehören, bis sie in die große des Staates
treten, für die sie die Schule vorbereitet haben soll.

Wenn aber nun der Stoff ausgeht? Wenn all' die schönen Dinge erörtert
sind und nichts, aber anch nichts geschieht, das irgendwie die Gemeinschaft der
Schüler interessieren kann? Nun -- zunächst ist das nicht sehr wahrscheinlich.
Dann aber könnten Vorträge der älteren Schüler einsetzen -- allerdings Vortrage,
die sich eben mit der Grundidee der Schulgcmeinde befassen, also das Thema der
Gemeinschaft in irgendeiner Weise in Anknüpfung an bestimmte Verhältnisse
behandeln. Es gibt im Unterricht genug Gelegenheiten, bei einzelnen Ereignissen
oder beim Hinweis ans die Privatlektüre auf solche Fragen hinzuweisen und sie
dann von den Schülern behandeln zu lassen. Natürlich muß es hier heißen:
"Freiwillige port" Aber ich glaube nicht, daß dieser Appell jemals vergeblich
sein wird -- wenn die Lehrer nicht selber versagen. An solche Themata mußte
sich eine Erörterung anschließen, die die Nutzanwendungen auf die eigene Gemein-
schcift zieht. Es braucht nicht ein Bericht über amerikanische oder englische Selbst¬
verwaltungsverhältnisse in Schulen zu sein, um die es sich hier handeln muß,
eS können philosophisch gerichtete Themata sein, die Grundgedanken Hchtescher
Neben, das Gemeinschaftsgefühl der ersten Christen, Stellen aus römischen Klassikern
über die Durchsetzung des römischen Staatsgedankens usw.

Es muß strengstens darauf gesehen werden, daß parteipolitische Gesichts¬
punkte der Debatte fernbleiben. Natürlich wird es nicht vermieden werden können,
daß die Gegenwart mit in die Erörterung gezogen wird, aber hier kann nur
referiert, nicht kritisiert werden. Dazu ist der Vorsitzende da. An ihm hangt
überhaupt alles. Er muß dafür sorgen, daß die Versammlungen den nötigen
Stoff haben, daß die Debatten nicht zu lange ausgedehnt werden, daß die Meinung
sämtlicher Schüler unbevormundet zum Ausdruck kommt, daß aber keine Person-
ltthen Anwürfe erfolgen kurz: er muß die politische Schulung der Schüler in
leine Hand nehmen und sie so vorbereiten für eine Zeit, in der ste dann frei und
'urch Schlagworte unbeeinflußt ihre Partei selbst erwählen können. Denn darin
'ehe ich den letzten und vielleicht wichtigsten Nutzen, den die Schulgememoe für
unsere höheren Schulen haben kann: eine Schärfung des Verstandes sur Wichtiges
und Unwichtiges, für echte und falsche Reden, für Schlagworte und stichhaltige
Gründe, erworben durch eigenes Reden und Hören der anderen. Die kurze Zeit,
tue dem einzelnen in den Versammlungen zur Verfügung steht, wird einen heil-
samen Zwang auf ihn ausüben, seine Gedanken scharf zusammenzufassen-, alles
das wird eine vorzügliche Vorbereitung für das künftige Leben im Staat sur den
Schüler sein.

Die Grundgedanken des Erlasses - nur das ist der Zweck der vorliegen-
den Zeilen, nachzuweisen -- sind gesund. Es wäre richtiger gewesen, sie sich all¬
mählich ausreisen zu lassen, statt Lehrer und Schüler mit ihnen gewissermaßen
?u überfallen. Das zeigt sich am besten bei den ..Schülerräten", an denen ledig-
uch der Name neu ist und übelwollender Kritik reichliche Nahrung gibt. Ver¬
trauensleute der einzelnen Klassen hat es schon nach der letzten Dienstanweisung
gegeben; sie konnten aus der Wahl der Mitschüler in den oberen Klassen hervor-
gehen. Der Erlaß redet jetzt von dem in der Schulgemeinde gewählten "Schüler-


Schulgemeinden und Schülerräte

zu machen? Mit wirklichen: Verirauen vereint sich sehr gut Sirenge in der
Forderung der Pflichterfüllung, ja sie ist das notwendige Korrelat dazu, und gerade
die Schulgemeindeversammlungen sollen das Ihrige dazu beitragen, den ringen
Leuten zu zeigen, daß es nicht Rechte sind, die das höhere Alter gibt, sondern
Pflichten gegen die Gesamtheit und sich selber. Insofern bringt die Schulgememde
genau das, was wir früher unter staatsbürgerlichen Unterricht verstanden. Früher
haben wir geglaubt, ihn zu erteilen, wenn wir unsere Schüler mit den Einrich¬
tungen unseres Staates bekannt machten (und das ist gewiß an seinem ^eile
auch richtig) — heute fast das Ministerium die Sache aber entschieden richtiger
an, indem es den Schülern Gelegenheit gibt, ihr Interesse an der Gemeinschaft
zu betätigen, der sie einstweilen angehören, bis sie in die große des Staates
treten, für die sie die Schule vorbereitet haben soll.

Wenn aber nun der Stoff ausgeht? Wenn all' die schönen Dinge erörtert
sind und nichts, aber anch nichts geschieht, das irgendwie die Gemeinschaft der
Schüler interessieren kann? Nun — zunächst ist das nicht sehr wahrscheinlich.
Dann aber könnten Vorträge der älteren Schüler einsetzen — allerdings Vortrage,
die sich eben mit der Grundidee der Schulgcmeinde befassen, also das Thema der
Gemeinschaft in irgendeiner Weise in Anknüpfung an bestimmte Verhältnisse
behandeln. Es gibt im Unterricht genug Gelegenheiten, bei einzelnen Ereignissen
oder beim Hinweis ans die Privatlektüre auf solche Fragen hinzuweisen und sie
dann von den Schülern behandeln zu lassen. Natürlich muß es hier heißen:
"Freiwillige port" Aber ich glaube nicht, daß dieser Appell jemals vergeblich
sein wird — wenn die Lehrer nicht selber versagen. An solche Themata mußte
sich eine Erörterung anschließen, die die Nutzanwendungen auf die eigene Gemein-
schcift zieht. Es braucht nicht ein Bericht über amerikanische oder englische Selbst¬
verwaltungsverhältnisse in Schulen zu sein, um die es sich hier handeln muß,
eS können philosophisch gerichtete Themata sein, die Grundgedanken Hchtescher
Neben, das Gemeinschaftsgefühl der ersten Christen, Stellen aus römischen Klassikern
über die Durchsetzung des römischen Staatsgedankens usw.

Es muß strengstens darauf gesehen werden, daß parteipolitische Gesichts¬
punkte der Debatte fernbleiben. Natürlich wird es nicht vermieden werden können,
daß die Gegenwart mit in die Erörterung gezogen wird, aber hier kann nur
referiert, nicht kritisiert werden. Dazu ist der Vorsitzende da. An ihm hangt
überhaupt alles. Er muß dafür sorgen, daß die Versammlungen den nötigen
Stoff haben, daß die Debatten nicht zu lange ausgedehnt werden, daß die Meinung
sämtlicher Schüler unbevormundet zum Ausdruck kommt, daß aber keine Person-
ltthen Anwürfe erfolgen kurz: er muß die politische Schulung der Schüler in
leine Hand nehmen und sie so vorbereiten für eine Zeit, in der ste dann frei und
'urch Schlagworte unbeeinflußt ihre Partei selbst erwählen können. Denn darin
'ehe ich den letzten und vielleicht wichtigsten Nutzen, den die Schulgememoe für
unsere höheren Schulen haben kann: eine Schärfung des Verstandes sur Wichtiges
und Unwichtiges, für echte und falsche Reden, für Schlagworte und stichhaltige
Gründe, erworben durch eigenes Reden und Hören der anderen. Die kurze Zeit,
tue dem einzelnen in den Versammlungen zur Verfügung steht, wird einen heil-
samen Zwang auf ihn ausüben, seine Gedanken scharf zusammenzufassen-, alles
das wird eine vorzügliche Vorbereitung für das künftige Leben im Staat sur den
Schüler sein.

Die Grundgedanken des Erlasses - nur das ist der Zweck der vorliegen-
den Zeilen, nachzuweisen — sind gesund. Es wäre richtiger gewesen, sie sich all¬
mählich ausreisen zu lassen, statt Lehrer und Schüler mit ihnen gewissermaßen
?u überfallen. Das zeigt sich am besten bei den ..Schülerräten", an denen ledig-
uch der Name neu ist und übelwollender Kritik reichliche Nahrung gibt. Ver¬
trauensleute der einzelnen Klassen hat es schon nach der letzten Dienstanweisung
gegeben; sie konnten aus der Wahl der Mitschüler in den oberen Klassen hervor-
gehen. Der Erlaß redet jetzt von dem in der Schulgemeinde gewählten „Schüler-


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[0083] Schulgemeinden und Schülerräte zu machen? Mit wirklichen: Verirauen vereint sich sehr gut Sirenge in der Forderung der Pflichterfüllung, ja sie ist das notwendige Korrelat dazu, und gerade die Schulgemeindeversammlungen sollen das Ihrige dazu beitragen, den ringen Leuten zu zeigen, daß es nicht Rechte sind, die das höhere Alter gibt, sondern Pflichten gegen die Gesamtheit und sich selber. Insofern bringt die Schulgememde genau das, was wir früher unter staatsbürgerlichen Unterricht verstanden. Früher haben wir geglaubt, ihn zu erteilen, wenn wir unsere Schüler mit den Einrich¬ tungen unseres Staates bekannt machten (und das ist gewiß an seinem ^eile auch richtig) — heute fast das Ministerium die Sache aber entschieden richtiger an, indem es den Schülern Gelegenheit gibt, ihr Interesse an der Gemeinschaft zu betätigen, der sie einstweilen angehören, bis sie in die große des Staates treten, für die sie die Schule vorbereitet haben soll. Wenn aber nun der Stoff ausgeht? Wenn all' die schönen Dinge erörtert sind und nichts, aber anch nichts geschieht, das irgendwie die Gemeinschaft der Schüler interessieren kann? Nun — zunächst ist das nicht sehr wahrscheinlich. Dann aber könnten Vorträge der älteren Schüler einsetzen — allerdings Vortrage, die sich eben mit der Grundidee der Schulgcmeinde befassen, also das Thema der Gemeinschaft in irgendeiner Weise in Anknüpfung an bestimmte Verhältnisse behandeln. Es gibt im Unterricht genug Gelegenheiten, bei einzelnen Ereignissen oder beim Hinweis ans die Privatlektüre auf solche Fragen hinzuweisen und sie dann von den Schülern behandeln zu lassen. Natürlich muß es hier heißen: "Freiwillige port" Aber ich glaube nicht, daß dieser Appell jemals vergeblich sein wird — wenn die Lehrer nicht selber versagen. An solche Themata mußte sich eine Erörterung anschließen, die die Nutzanwendungen auf die eigene Gemein- schcift zieht. Es braucht nicht ein Bericht über amerikanische oder englische Selbst¬ verwaltungsverhältnisse in Schulen zu sein, um die es sich hier handeln muß, eS können philosophisch gerichtete Themata sein, die Grundgedanken Hchtescher Neben, das Gemeinschaftsgefühl der ersten Christen, Stellen aus römischen Klassikern über die Durchsetzung des römischen Staatsgedankens usw. Es muß strengstens darauf gesehen werden, daß parteipolitische Gesichts¬ punkte der Debatte fernbleiben. Natürlich wird es nicht vermieden werden können, daß die Gegenwart mit in die Erörterung gezogen wird, aber hier kann nur referiert, nicht kritisiert werden. Dazu ist der Vorsitzende da. An ihm hangt überhaupt alles. Er muß dafür sorgen, daß die Versammlungen den nötigen Stoff haben, daß die Debatten nicht zu lange ausgedehnt werden, daß die Meinung sämtlicher Schüler unbevormundet zum Ausdruck kommt, daß aber keine Person- ltthen Anwürfe erfolgen kurz: er muß die politische Schulung der Schüler in leine Hand nehmen und sie so vorbereiten für eine Zeit, in der ste dann frei und 'urch Schlagworte unbeeinflußt ihre Partei selbst erwählen können. Denn darin 'ehe ich den letzten und vielleicht wichtigsten Nutzen, den die Schulgememoe für unsere höheren Schulen haben kann: eine Schärfung des Verstandes sur Wichtiges und Unwichtiges, für echte und falsche Reden, für Schlagworte und stichhaltige Gründe, erworben durch eigenes Reden und Hören der anderen. Die kurze Zeit, tue dem einzelnen in den Versammlungen zur Verfügung steht, wird einen heil- samen Zwang auf ihn ausüben, seine Gedanken scharf zusammenzufassen-, alles das wird eine vorzügliche Vorbereitung für das künftige Leben im Staat sur den Schüler sein. Die Grundgedanken des Erlasses - nur das ist der Zweck der vorliegen- den Zeilen, nachzuweisen — sind gesund. Es wäre richtiger gewesen, sie sich all¬ mählich ausreisen zu lassen, statt Lehrer und Schüler mit ihnen gewissermaßen ?u überfallen. Das zeigt sich am besten bei den ..Schülerräten", an denen ledig- uch der Name neu ist und übelwollender Kritik reichliche Nahrung gibt. Ver¬ trauensleute der einzelnen Klassen hat es schon nach der letzten Dienstanweisung gegeben; sie konnten aus der Wahl der Mitschüler in den oberen Klassen hervor- gehen. Der Erlaß redet jetzt von dem in der Schulgemeinde gewählten „Schüler-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/83>, abgerufen am 15.05.2024.