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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr.

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Die politischen Berichte deS Fürsten Bismarck aus Petersburg und Paris (1869--82), heraus¬
gegeben von L. Nllschdau, werden demnächst in zwei Bänden im Gesamtumfang von rund 500 Seiten
zum Preise von etwa 30.-- M. und Teurungszuschlag erscheinen. Der hier beiliegende Prospekt des
Verlages von Reimar Hobbing in Berlin SW. 43, sei besonderer Beachtung empfohlen.

LmMMW M KMWWA
Preis M. 1.80 von or. Maximilian von Hagen -Preis M.
Teuerungszuschlag
"Jedem, der sich für die politischen und handelswirtschaftlichen Umstände interessiert, unter
denen das Deutsche Reich seine Kolonien erworben hat, sei die Hagenschs Broschüre aufs angelegen--
liebste empfohlen. . . . Klar und äußerst verständlich sind die politischen Beziehungen ver
Großmächte, der Widerstreit ihrer Interessen in den fremden Erdteilen dargelegt,.... fesselnv v'e
diplomatischen Aktionen, mit denen Bismarck, genial wie immer, sie gegeneinander aufzubleren
wußte____ (Deutsche Kolomalzeüung)^
K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Leipzig u. Berlin

Der Offizier und die Zukunft
Fritz Rem voi,
1.

n der Geschichte der lebendigen Wesen wird ungezählte Male
eine Art, seien es Pflanzen, Tiere oder Menschen, die sich ihren
Lebensbedingungen angepaßt und ihre Zweckmäßigkeit durch
Vererbung wunderbar vervollkommnet hatte, durch eine plötz¬
liche Revolution dieser Lebensbedingungen vor die Aufgabe
gestellt, in sprunghafter Umbildung und Regeneration sich der neuen
Umwelt anzupassen. Gelingt ihr das nicht, so stirbt sie aus. Dabei sind
hochspezialisierte Arten, die sich in langer Entwicklung einem ganz besonderen
Zweck hingegeben hatten, zu der Umstellung weit weniger imstande als solche,
bei denen ohnehin die Gleichgewichtslage auf normaleren Lebensbedingungen
beruhte. Der Landmann überdauert als Typus alle Krisen; wie hilflos steht
der Gelehrte und Künstler vor dem Untergang, wenn der soziale, wirtschaftliche
und.kulturelle Organismus, der ihn als ein höchst arbeitsteiliges Organ ausge¬
bildet oder als einen liebenswürdigen Schmarotzer geduldet hat, ihm jäh die
Nahrung entzieht. Er ist nicht imstande, sich zu einem Organ des veränderten,
auf verengte Ziele eingestellten Volkskörpers umzubilden, ist auch nicht imstande,
außerhalb dieses Volkskörpers sich frei zu ernähren. Er verfällt dem Schicksal
aller der Lebens- und Kulturtypen, deren tote Reste unsere Museen sammeln.

Ein edler Baum im Walde der Menschheit, das deutsche Volk, wurde
durch Axthiebe von außen und durch inneren Zerfall totkrank. Keines seiner
Organe aber ist wunder geschlagen als der Offizierstand, im Staate der erste
Stand, weil vor allem er ihn geschaffen und durch seine Leistung in den letzten
zweihundert Jahren das alte Elend der deutschen Staatlosigkeit ausgelöscht
hatte. Nun zerbrach der Staat, und in dem, was an seiner Stelle wucherte,
fand jener Stand keinen Platz mehr, nicht mehr den ersten und als solcher kaum
einmal mehr den letzten.


Grenzboten II 1920 22


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Die politischen Berichte deS Fürsten Bismarck aus Petersburg und Paris (1869—82), heraus¬
gegeben von L. Nllschdau, werden demnächst in zwei Bänden im Gesamtumfang von rund 500 Seiten
zum Preise von etwa 30.— M. und Teurungszuschlag erscheinen. Der hier beiliegende Prospekt des
Verlages von Reimar Hobbing in Berlin SW. 43, sei besonderer Beachtung empfohlen.

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Preis M. 1.80 von or. Maximilian von Hagen -Preis M.
Teuerungszuschlag
„Jedem, der sich für die politischen und handelswirtschaftlichen Umstände interessiert, unter
denen das Deutsche Reich seine Kolonien erworben hat, sei die Hagenschs Broschüre aufs angelegen--
liebste empfohlen. . . . Klar und äußerst verständlich sind die politischen Beziehungen ver
Großmächte, der Widerstreit ihrer Interessen in den fremden Erdteilen dargelegt,.... fesselnv v'e
diplomatischen Aktionen, mit denen Bismarck, genial wie immer, sie gegeneinander aufzubleren
wußte____ (Deutsche Kolomalzeüung)^
K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Leipzig u. Berlin

Der Offizier und die Zukunft
Fritz Rem voi,
1.

n der Geschichte der lebendigen Wesen wird ungezählte Male
eine Art, seien es Pflanzen, Tiere oder Menschen, die sich ihren
Lebensbedingungen angepaßt und ihre Zweckmäßigkeit durch
Vererbung wunderbar vervollkommnet hatte, durch eine plötz¬
liche Revolution dieser Lebensbedingungen vor die Aufgabe
gestellt, in sprunghafter Umbildung und Regeneration sich der neuen
Umwelt anzupassen. Gelingt ihr das nicht, so stirbt sie aus. Dabei sind
hochspezialisierte Arten, die sich in langer Entwicklung einem ganz besonderen
Zweck hingegeben hatten, zu der Umstellung weit weniger imstande als solche,
bei denen ohnehin die Gleichgewichtslage auf normaleren Lebensbedingungen
beruhte. Der Landmann überdauert als Typus alle Krisen; wie hilflos steht
der Gelehrte und Künstler vor dem Untergang, wenn der soziale, wirtschaftliche
und.kulturelle Organismus, der ihn als ein höchst arbeitsteiliges Organ ausge¬
bildet oder als einen liebenswürdigen Schmarotzer geduldet hat, ihm jäh die
Nahrung entzieht. Er ist nicht imstande, sich zu einem Organ des veränderten,
auf verengte Ziele eingestellten Volkskörpers umzubilden, ist auch nicht imstande,
außerhalb dieses Volkskörpers sich frei zu ernähren. Er verfällt dem Schicksal
aller der Lebens- und Kulturtypen, deren tote Reste unsere Museen sammeln.

Ein edler Baum im Walde der Menschheit, das deutsche Volk, wurde
durch Axthiebe von außen und durch inneren Zerfall totkrank. Keines seiner
Organe aber ist wunder geschlagen als der Offizierstand, im Staate der erste
Stand, weil vor allem er ihn geschaffen und durch seine Leistung in den letzten
zweihundert Jahren das alte Elend der deutschen Staatlosigkeit ausgelöscht
hatte. Nun zerbrach der Staat, und in dem, was an seiner Stelle wucherte,
fand jener Stand keinen Platz mehr, nicht mehr den ersten und als solcher kaum
einmal mehr den letzten.


Grenzboten II 1920 22
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[0335] [Abbildung] AollM Die politischen Berichte deS Fürsten Bismarck aus Petersburg und Paris (1869—82), heraus¬ gegeben von L. Nllschdau, werden demnächst in zwei Bänden im Gesamtumfang von rund 500 Seiten zum Preise von etwa 30.— M. und Teurungszuschlag erscheinen. Der hier beiliegende Prospekt des Verlages von Reimar Hobbing in Berlin SW. 43, sei besonderer Beachtung empfohlen. LmMMW M KMWWA Preis M. 1.80 von or. Maximilian von Hagen -Preis M. Teuerungszuschlag „Jedem, der sich für die politischen und handelswirtschaftlichen Umstände interessiert, unter denen das Deutsche Reich seine Kolonien erworben hat, sei die Hagenschs Broschüre aufs angelegen-- liebste empfohlen. . . . Klar und äußerst verständlich sind die politischen Beziehungen ver Großmächte, der Widerstreit ihrer Interessen in den fremden Erdteilen dargelegt,.... fesselnv v'e diplomatischen Aktionen, mit denen Bismarck, genial wie immer, sie gegeneinander aufzubleren wußte____ (Deutsche Kolomalzeüung)^ K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Leipzig u. Berlin Der Offizier und die Zukunft Fritz Rem voi, 1. n der Geschichte der lebendigen Wesen wird ungezählte Male eine Art, seien es Pflanzen, Tiere oder Menschen, die sich ihren Lebensbedingungen angepaßt und ihre Zweckmäßigkeit durch Vererbung wunderbar vervollkommnet hatte, durch eine plötz¬ liche Revolution dieser Lebensbedingungen vor die Aufgabe gestellt, in sprunghafter Umbildung und Regeneration sich der neuen Umwelt anzupassen. Gelingt ihr das nicht, so stirbt sie aus. Dabei sind hochspezialisierte Arten, die sich in langer Entwicklung einem ganz besonderen Zweck hingegeben hatten, zu der Umstellung weit weniger imstande als solche, bei denen ohnehin die Gleichgewichtslage auf normaleren Lebensbedingungen beruhte. Der Landmann überdauert als Typus alle Krisen; wie hilflos steht der Gelehrte und Künstler vor dem Untergang, wenn der soziale, wirtschaftliche und.kulturelle Organismus, der ihn als ein höchst arbeitsteiliges Organ ausge¬ bildet oder als einen liebenswürdigen Schmarotzer geduldet hat, ihm jäh die Nahrung entzieht. Er ist nicht imstande, sich zu einem Organ des veränderten, auf verengte Ziele eingestellten Volkskörpers umzubilden, ist auch nicht imstande, außerhalb dieses Volkskörpers sich frei zu ernähren. Er verfällt dem Schicksal aller der Lebens- und Kulturtypen, deren tote Reste unsere Museen sammeln. Ein edler Baum im Walde der Menschheit, das deutsche Volk, wurde durch Axthiebe von außen und durch inneren Zerfall totkrank. Keines seiner Organe aber ist wunder geschlagen als der Offizierstand, im Staate der erste Stand, weil vor allem er ihn geschaffen und durch seine Leistung in den letzten zweihundert Jahren das alte Elend der deutschen Staatlosigkeit ausgelöscht hatte. Nun zerbrach der Staat, und in dem, was an seiner Stelle wucherte, fand jener Stand keinen Platz mehr, nicht mehr den ersten und als solcher kaum einmal mehr den letzten. Grenzboten II 1920 22

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/335>, abgerufen am 24.05.2024.