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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr.

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Reichssxiegel

Seine Hoffnung ist, dnrch Waffengewalt auch nach außen, durch Revolution und-
Krieg den Sieg der Idee durchzusetzen, während alles, was rechts von ihm steht,
nur die Revolution kennt. Die große Torheit der Regierung, einen Teil des
nationalgesinnten Offizierkorps und Reste des alten Mannschaftsbestandes der
Armee zur Verzweiflung zu treiben/) führt diesen Nationalbolschewisten höchst
bedenklichen Zuzug militärisch geschulter und beherzter Rekruten zu.

Zu diesen vier marxistischen Parteien tritt eine fünfte, die syndikalistische,
die vormarxistische französische Lehren vertritt. Sie wurzelt hauptsächlich im west¬
fälischen Industriegebiet. Ihr Gedankenbild ist reichlich unklar. Sie träumen von
einer Auflösung der Volks- und Weltwirtschaft in kleinere autarke Bezirke. Ihr
Ideal ist ungefähr die Wirtschaft des Thomas von Aquino oder des
13. Jahrhunderts. Während der Marxismus die Tatsache des Kapita¬
lismus wenigstens anerkennt und auf ihm weiter bauen will, verneint
diese gedanklich beinahe schwärmerische syndikalistische Richtung die kapita¬
listische Wirtschaftsform noch viel gründlicher, Sie will dezentralisieren,
während die vier erstgenannten Parteien zentralisieren. Die Syndikalisten stehen
somit zu dem tatsächlichen Zug der Wirtschaftsentwicklung in einem noch viel
schrofferen Gegensatz und würde unbeachtbar bleiben können, wenn sie nicht in
ihrer Taktik nach dem Beispiel ihres Vorbildes, des französischen Syndikalismus,
der Sabotage huldigten. Die Sabotage ist aber gerade im westfälischen Industrie¬
gebiet erheblich gefährlicher als die Generalstreikstaktik der übrigen sozialistischen
Parteien, Glücklicherweise fehlt es den Syndikalisten bisher an talentierten
Führern, wie überhaupt der Gegensatz der fünf sozialistischen Gruppen unterein¬
ander und ihr Mangel an wirklich führenden Persönlichkeiten ihre Macht be¬
deutend herabsetzt. Nebenbei sei erwähnt, daß Radek sich nicht, wie man neulich
in der Presse lesen konnte, in Deutschland befindet. Wir hoffen bald Näheres
über die Syndikalisten, insbesondere auch über ihre zahlenmäßige Stärke, mitteilen.
Su können. Die hauptsächlichen Fäden der syndikalistischen Partei gehen nach
Amerika, die kommunistischen Fäden nach Rußland. Im allgemeinen besteht bei
allen Gruppen die Neigung, sich mehr nach dem besser zahlenden Westen zu
orientieren, denn die russisch-bolschewistischen Geldmittel dürfen nicht überschätzt
werden. Der russische Goldschatz ist tatsächlich schon vor der deutschen Revolution
Sum großen Teil an uns ausgeliefert worden und die russische Goldproduktion
'se gering. Lenin dürfte noch etwa 700--800 Millionen Goldrubel besitzen.

Als bezeichnender kleiner Zug soll registriert werden, daß Mehrheits-Sozial-
Demokraten und Unabhängige sich kürzlich zum ersten Male im Parlament zu
bMer kleinen Anfrage an die Regierung zusammengetan habe".

. Es steht außer allem Zweifel, daß in der Osterwoche einige unabhängige
Führer Verbindung mit Frankreich gesucht haben. Bei dein latenten Kriegs-
SUstand, in den uns Frankreichs unerhörte Übergriffe versetzt haben, sind alle
^ersuche unverantwortlicher Stellen als äußerst bedenklich zu bezeichnen, die durch
direkte Fühlungnahme mit dem Ncichsfeind unsere offizielle Politik durch¬
queren. Überdies hat in der Angelegenheit Braß zunächst einmal der
Aaatsanwalt das Wort. Dennoch wirkt, auch wenn man dies zugesteht,
?le französische Behauptung, daß tatsächlich die Franzosen von der Masse
deutschen Arbeiterschaft gerufen wären, wie eine ganz unverschämte
^uge. Es haben sich alle vier sozialistischen Berliner Fraktionen gegen den Ein-
U'nrsch der Franzosen in scharfer Weise ausgesprochen. Nationales Verständnis
wurde bei den radikaleren Gruppen sicherlich noch in höherem Maße erwachen,
wenn sie mit Verantwortung für die Staatsführung belastet würden, statt sich
.^schließlich innerpolitischer Quertreiberei und persönlicher Streberei ihrer Führer
Angeben zu können. Man kann die Beziehungen zu Frankreich nicht immer als
glatten Landesverrat hinstellen, darf sie zum Teil auch aus außenpolitischen
Gesichtspunkten deuten.



') S. unsern Aufsatz: "Das Kappsche Abenteuer" im vorletzten Heft der Grenzboien.,
Reichssxiegel

Seine Hoffnung ist, dnrch Waffengewalt auch nach außen, durch Revolution und-
Krieg den Sieg der Idee durchzusetzen, während alles, was rechts von ihm steht,
nur die Revolution kennt. Die große Torheit der Regierung, einen Teil des
nationalgesinnten Offizierkorps und Reste des alten Mannschaftsbestandes der
Armee zur Verzweiflung zu treiben/) führt diesen Nationalbolschewisten höchst
bedenklichen Zuzug militärisch geschulter und beherzter Rekruten zu.

Zu diesen vier marxistischen Parteien tritt eine fünfte, die syndikalistische,
die vormarxistische französische Lehren vertritt. Sie wurzelt hauptsächlich im west¬
fälischen Industriegebiet. Ihr Gedankenbild ist reichlich unklar. Sie träumen von
einer Auflösung der Volks- und Weltwirtschaft in kleinere autarke Bezirke. Ihr
Ideal ist ungefähr die Wirtschaft des Thomas von Aquino oder des
13. Jahrhunderts. Während der Marxismus die Tatsache des Kapita¬
lismus wenigstens anerkennt und auf ihm weiter bauen will, verneint
diese gedanklich beinahe schwärmerische syndikalistische Richtung die kapita¬
listische Wirtschaftsform noch viel gründlicher, Sie will dezentralisieren,
während die vier erstgenannten Parteien zentralisieren. Die Syndikalisten stehen
somit zu dem tatsächlichen Zug der Wirtschaftsentwicklung in einem noch viel
schrofferen Gegensatz und würde unbeachtbar bleiben können, wenn sie nicht in
ihrer Taktik nach dem Beispiel ihres Vorbildes, des französischen Syndikalismus,
der Sabotage huldigten. Die Sabotage ist aber gerade im westfälischen Industrie¬
gebiet erheblich gefährlicher als die Generalstreikstaktik der übrigen sozialistischen
Parteien, Glücklicherweise fehlt es den Syndikalisten bisher an talentierten
Führern, wie überhaupt der Gegensatz der fünf sozialistischen Gruppen unterein¬
ander und ihr Mangel an wirklich führenden Persönlichkeiten ihre Macht be¬
deutend herabsetzt. Nebenbei sei erwähnt, daß Radek sich nicht, wie man neulich
in der Presse lesen konnte, in Deutschland befindet. Wir hoffen bald Näheres
über die Syndikalisten, insbesondere auch über ihre zahlenmäßige Stärke, mitteilen.
Su können. Die hauptsächlichen Fäden der syndikalistischen Partei gehen nach
Amerika, die kommunistischen Fäden nach Rußland. Im allgemeinen besteht bei
allen Gruppen die Neigung, sich mehr nach dem besser zahlenden Westen zu
orientieren, denn die russisch-bolschewistischen Geldmittel dürfen nicht überschätzt
werden. Der russische Goldschatz ist tatsächlich schon vor der deutschen Revolution
Sum großen Teil an uns ausgeliefert worden und die russische Goldproduktion
'se gering. Lenin dürfte noch etwa 700—800 Millionen Goldrubel besitzen.

Als bezeichnender kleiner Zug soll registriert werden, daß Mehrheits-Sozial-
Demokraten und Unabhängige sich kürzlich zum ersten Male im Parlament zu
bMer kleinen Anfrage an die Regierung zusammengetan habe».

. Es steht außer allem Zweifel, daß in der Osterwoche einige unabhängige
Führer Verbindung mit Frankreich gesucht haben. Bei dein latenten Kriegs-
SUstand, in den uns Frankreichs unerhörte Übergriffe versetzt haben, sind alle
^ersuche unverantwortlicher Stellen als äußerst bedenklich zu bezeichnen, die durch
direkte Fühlungnahme mit dem Ncichsfeind unsere offizielle Politik durch¬
queren. Überdies hat in der Angelegenheit Braß zunächst einmal der
Aaatsanwalt das Wort. Dennoch wirkt, auch wenn man dies zugesteht,
?le französische Behauptung, daß tatsächlich die Franzosen von der Masse
deutschen Arbeiterschaft gerufen wären, wie eine ganz unverschämte
^uge. Es haben sich alle vier sozialistischen Berliner Fraktionen gegen den Ein-
U'nrsch der Franzosen in scharfer Weise ausgesprochen. Nationales Verständnis
wurde bei den radikaleren Gruppen sicherlich noch in höherem Maße erwachen,
wenn sie mit Verantwortung für die Staatsführung belastet würden, statt sich
.^schließlich innerpolitischer Quertreiberei und persönlicher Streberei ihrer Führer
Angeben zu können. Man kann die Beziehungen zu Frankreich nicht immer als
glatten Landesverrat hinstellen, darf sie zum Teil auch aus außenpolitischen
Gesichtspunkten deuten.



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[0067] Reichssxiegel Seine Hoffnung ist, dnrch Waffengewalt auch nach außen, durch Revolution und- Krieg den Sieg der Idee durchzusetzen, während alles, was rechts von ihm steht, nur die Revolution kennt. Die große Torheit der Regierung, einen Teil des nationalgesinnten Offizierkorps und Reste des alten Mannschaftsbestandes der Armee zur Verzweiflung zu treiben/) führt diesen Nationalbolschewisten höchst bedenklichen Zuzug militärisch geschulter und beherzter Rekruten zu. Zu diesen vier marxistischen Parteien tritt eine fünfte, die syndikalistische, die vormarxistische französische Lehren vertritt. Sie wurzelt hauptsächlich im west¬ fälischen Industriegebiet. Ihr Gedankenbild ist reichlich unklar. Sie träumen von einer Auflösung der Volks- und Weltwirtschaft in kleinere autarke Bezirke. Ihr Ideal ist ungefähr die Wirtschaft des Thomas von Aquino oder des 13. Jahrhunderts. Während der Marxismus die Tatsache des Kapita¬ lismus wenigstens anerkennt und auf ihm weiter bauen will, verneint diese gedanklich beinahe schwärmerische syndikalistische Richtung die kapita¬ listische Wirtschaftsform noch viel gründlicher, Sie will dezentralisieren, während die vier erstgenannten Parteien zentralisieren. Die Syndikalisten stehen somit zu dem tatsächlichen Zug der Wirtschaftsentwicklung in einem noch viel schrofferen Gegensatz und würde unbeachtbar bleiben können, wenn sie nicht in ihrer Taktik nach dem Beispiel ihres Vorbildes, des französischen Syndikalismus, der Sabotage huldigten. Die Sabotage ist aber gerade im westfälischen Industrie¬ gebiet erheblich gefährlicher als die Generalstreikstaktik der übrigen sozialistischen Parteien, Glücklicherweise fehlt es den Syndikalisten bisher an talentierten Führern, wie überhaupt der Gegensatz der fünf sozialistischen Gruppen unterein¬ ander und ihr Mangel an wirklich führenden Persönlichkeiten ihre Macht be¬ deutend herabsetzt. Nebenbei sei erwähnt, daß Radek sich nicht, wie man neulich in der Presse lesen konnte, in Deutschland befindet. Wir hoffen bald Näheres über die Syndikalisten, insbesondere auch über ihre zahlenmäßige Stärke, mitteilen. Su können. Die hauptsächlichen Fäden der syndikalistischen Partei gehen nach Amerika, die kommunistischen Fäden nach Rußland. Im allgemeinen besteht bei allen Gruppen die Neigung, sich mehr nach dem besser zahlenden Westen zu orientieren, denn die russisch-bolschewistischen Geldmittel dürfen nicht überschätzt werden. Der russische Goldschatz ist tatsächlich schon vor der deutschen Revolution Sum großen Teil an uns ausgeliefert worden und die russische Goldproduktion 'se gering. Lenin dürfte noch etwa 700—800 Millionen Goldrubel besitzen. Als bezeichnender kleiner Zug soll registriert werden, daß Mehrheits-Sozial- Demokraten und Unabhängige sich kürzlich zum ersten Male im Parlament zu bMer kleinen Anfrage an die Regierung zusammengetan habe». . Es steht außer allem Zweifel, daß in der Osterwoche einige unabhängige Führer Verbindung mit Frankreich gesucht haben. Bei dein latenten Kriegs- SUstand, in den uns Frankreichs unerhörte Übergriffe versetzt haben, sind alle ^ersuche unverantwortlicher Stellen als äußerst bedenklich zu bezeichnen, die durch direkte Fühlungnahme mit dem Ncichsfeind unsere offizielle Politik durch¬ queren. Überdies hat in der Angelegenheit Braß zunächst einmal der Aaatsanwalt das Wort. Dennoch wirkt, auch wenn man dies zugesteht, ?le französische Behauptung, daß tatsächlich die Franzosen von der Masse deutschen Arbeiterschaft gerufen wären, wie eine ganz unverschämte ^uge. Es haben sich alle vier sozialistischen Berliner Fraktionen gegen den Ein- U'nrsch der Franzosen in scharfer Weise ausgesprochen. Nationales Verständnis wurde bei den radikaleren Gruppen sicherlich noch in höherem Maße erwachen, wenn sie mit Verantwortung für die Staatsführung belastet würden, statt sich .^schließlich innerpolitischer Quertreiberei und persönlicher Streberei ihrer Führer Angeben zu können. Man kann die Beziehungen zu Frankreich nicht immer als glatten Landesverrat hinstellen, darf sie zum Teil auch aus außenpolitischen Gesichtspunkten deuten. ') S. unsern Aufsatz: „Das Kappsche Abenteuer" im vorletzten Heft der Grenzboien.,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337236/67>, abgerufen am 25.05.2024.