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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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Bücherschau

[Beginn Spaltensatz]

Wissens nach der Anstrengung schätzt, die
nötig ist, um in seinen Besitz zu gelangen.
Es sind vielmehr die Kenntnisse eines
Philosophen, den das Wißbare nur so weit
interessiert, als es mit dein Wissenswürdigen
zusammenfällt. > ." (S. 24.) Es dürfte
wenige Fachgelehrte geben, die dieser Wert-
hcrabminderung der Wissenschaft, wenige
Philosophen, die dieser Isolierung der
Philosophie von der Arbeit der lebendigen
Forschung zustimmen können.


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und fordert, aus einem Willen zur schöpferischen
Gemeinschaft, zu demütiger Arbeit, zu christ¬
lichem Leben ein Neues: "die Auferstehung
der Wahrheit".

Der reiche Gehalt an weltpolitischen sowie
sozial- und kulturpolitischen Gedanken, der
in den Aufsätzen des Rosenstockschen Buches,
gestützt auf lebendigste Anschauung der Zeit
und ihrer historischen Herkunft, gebunden
durch eine große Kraft synthetischen Denkens,
ausgebreitet ist, wird demnächst an dieser
Stelle im Zusammenhange mit einer Reihe
sehr beachtenswerter Schriften, den "Büchern
vom Kreuzweg", zu denen das vorliegende
Werk zählt, gewürdigt werden. Für den
politischen Weitblick des Verfassers zeugt es,
daß er die Politisch aufklärende und aktivie¬
rende Arbeit Dr. Eduard Stadtlers
würdigt, -- eine Arbeit, die trotz ihrer unauf¬
haltsamen Ausbreitung, trotz des Erfolges, den
der Aufruf zu überparteilichem, nationalem
.Zusammenschluß, zu weltpolitischer Besinnung
und Aktivität, in unserer Gegenwart finden muß,
dennoch vielfach inVetrachtungen über die gegen¬
wärtige politische Situation noch nicht an den
ihr gebührenden Platz gerückt wird. Die
Bedenken, welche Rosenstock in seinem Aufsatz
"Bolschewismus und Christentum" (S. ISO ff.),
der sich ganz mit Stadtlers Tätigkeit beschäftigt,
darum erhebt, weil ihm die negativen, anti¬
bolschewistischen Tendenzen zu einseitig betont
erscheinen, werden wesenlos/ wenn man die
Berichte, die Stabeler über seine Tätigkeit
und sein Aktionsprogramm in seinen
letzten Schriften erstattet hat, und seine
laufenden politischen Aufsätze im "Gewissen"
vergleicht: wie es sein Verdienst bleibt, di-
Tatsache und katastrophale Gefahr des
Weltbolschewismus vor aller Augen
gestellt zu haben, so findet er andernteils die
Mittel zur Abwehr des Bolschewismus
gerade in den geistigen und seelischen Kräften
des Deutschtunis, und niemand sieht so klar
wie er, daß der mächtigste Hebel der Er¬
neuerung und des Wiederaufbaus gerade
der ist, in dem Rosenstock das einzige Heil sieht
-- das Heil auch aller nihilistischen Zersetzung
und aller UntcrgangSschwärmerei gegenüber --:
der christliche Geist desdeutschen
Volkes.

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Europa, -- und ihm gegenüber erwartet er


H. H.
Bücherschau

[Beginn Spaltensatz]

Wissens nach der Anstrengung schätzt, die
nötig ist, um in seinen Besitz zu gelangen.
Es sind vielmehr die Kenntnisse eines
Philosophen, den das Wißbare nur so weit
interessiert, als es mit dein Wissenswürdigen
zusammenfällt. > ." (S. 24.) Es dürfte
wenige Fachgelehrte geben, die dieser Wert-
hcrabminderung der Wissenschaft, wenige
Philosophen, die dieser Isolierung der
Philosophie von der Arbeit der lebendigen
Forschung zustimmen können.


[Spaltenumbruch]

und fordert, aus einem Willen zur schöpferischen
Gemeinschaft, zu demütiger Arbeit, zu christ¬
lichem Leben ein Neues: „die Auferstehung
der Wahrheit".

Der reiche Gehalt an weltpolitischen sowie
sozial- und kulturpolitischen Gedanken, der
in den Aufsätzen des Rosenstockschen Buches,
gestützt auf lebendigste Anschauung der Zeit
und ihrer historischen Herkunft, gebunden
durch eine große Kraft synthetischen Denkens,
ausgebreitet ist, wird demnächst an dieser
Stelle im Zusammenhange mit einer Reihe
sehr beachtenswerter Schriften, den „Büchern
vom Kreuzweg", zu denen das vorliegende
Werk zählt, gewürdigt werden. Für den
politischen Weitblick des Verfassers zeugt es,
daß er die Politisch aufklärende und aktivie¬
rende Arbeit Dr. Eduard Stadtlers
würdigt, — eine Arbeit, die trotz ihrer unauf¬
haltsamen Ausbreitung, trotz des Erfolges, den
der Aufruf zu überparteilichem, nationalem
.Zusammenschluß, zu weltpolitischer Besinnung
und Aktivität, in unserer Gegenwart finden muß,
dennoch vielfach inVetrachtungen über die gegen¬
wärtige politische Situation noch nicht an den
ihr gebührenden Platz gerückt wird. Die
Bedenken, welche Rosenstock in seinem Aufsatz
„Bolschewismus und Christentum" (S. ISO ff.),
der sich ganz mit Stadtlers Tätigkeit beschäftigt,
darum erhebt, weil ihm die negativen, anti¬
bolschewistischen Tendenzen zu einseitig betont
erscheinen, werden wesenlos/ wenn man die
Berichte, die Stabeler über seine Tätigkeit
und sein Aktionsprogramm in seinen
letzten Schriften erstattet hat, und seine
laufenden politischen Aufsätze im „Gewissen"
vergleicht: wie es sein Verdienst bleibt, di-
Tatsache und katastrophale Gefahr des
Weltbolschewismus vor aller Augen
gestellt zu haben, so findet er andernteils die
Mittel zur Abwehr des Bolschewismus
gerade in den geistigen und seelischen Kräften
des Deutschtunis, und niemand sieht so klar
wie er, daß der mächtigste Hebel der Er¬
neuerung und des Wiederaufbaus gerade
der ist, in dem Rosenstock das einzige Heil sieht
— das Heil auch aller nihilistischen Zersetzung
und aller UntcrgangSschwärmerei gegenüber —:
der christliche Geist desdeutschen
Volkes.

[Ende Spaltensatz]

Europa, — und ihm gegenüber erwartet er


H. H.
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[0166] Bücherschau Wissens nach der Anstrengung schätzt, die nötig ist, um in seinen Besitz zu gelangen. Es sind vielmehr die Kenntnisse eines Philosophen, den das Wißbare nur so weit interessiert, als es mit dein Wissenswürdigen zusammenfällt. > ." (S. 24.) Es dürfte wenige Fachgelehrte geben, die dieser Wert- hcrabminderung der Wissenschaft, wenige Philosophen, die dieser Isolierung der Philosophie von der Arbeit der lebendigen Forschung zustimmen können. und fordert, aus einem Willen zur schöpferischen Gemeinschaft, zu demütiger Arbeit, zu christ¬ lichem Leben ein Neues: „die Auferstehung der Wahrheit". Der reiche Gehalt an weltpolitischen sowie sozial- und kulturpolitischen Gedanken, der in den Aufsätzen des Rosenstockschen Buches, gestützt auf lebendigste Anschauung der Zeit und ihrer historischen Herkunft, gebunden durch eine große Kraft synthetischen Denkens, ausgebreitet ist, wird demnächst an dieser Stelle im Zusammenhange mit einer Reihe sehr beachtenswerter Schriften, den „Büchern vom Kreuzweg", zu denen das vorliegende Werk zählt, gewürdigt werden. Für den politischen Weitblick des Verfassers zeugt es, daß er die Politisch aufklärende und aktivie¬ rende Arbeit Dr. Eduard Stadtlers würdigt, — eine Arbeit, die trotz ihrer unauf¬ haltsamen Ausbreitung, trotz des Erfolges, den der Aufruf zu überparteilichem, nationalem .Zusammenschluß, zu weltpolitischer Besinnung und Aktivität, in unserer Gegenwart finden muß, dennoch vielfach inVetrachtungen über die gegen¬ wärtige politische Situation noch nicht an den ihr gebührenden Platz gerückt wird. Die Bedenken, welche Rosenstock in seinem Aufsatz „Bolschewismus und Christentum" (S. ISO ff.), der sich ganz mit Stadtlers Tätigkeit beschäftigt, darum erhebt, weil ihm die negativen, anti¬ bolschewistischen Tendenzen zu einseitig betont erscheinen, werden wesenlos/ wenn man die Berichte, die Stabeler über seine Tätigkeit und sein Aktionsprogramm in seinen letzten Schriften erstattet hat, und seine laufenden politischen Aufsätze im „Gewissen" vergleicht: wie es sein Verdienst bleibt, di- Tatsache und katastrophale Gefahr des Weltbolschewismus vor aller Augen gestellt zu haben, so findet er andernteils die Mittel zur Abwehr des Bolschewismus gerade in den geistigen und seelischen Kräften des Deutschtunis, und niemand sieht so klar wie er, daß der mächtigste Hebel der Er¬ neuerung und des Wiederaufbaus gerade der ist, in dem Rosenstock das einzige Heil sieht — das Heil auch aller nihilistischen Zersetzung und aller UntcrgangSschwärmerei gegenüber —: der christliche Geist desdeutschen Volkes. Europa, — und ihm gegenüber erwartet er H. H.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/166>, abgerufen am 17.06.2024.