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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr.

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großen Antibolschewistischen Blocks (zusammen mit Polen), die Abschnürung Deutsch¬
lands nach Südosten, die Konsolidierung eines Balkanblocks (unter Zuhilfenahme
der nationalistischen Türken in Kleinasien) nebst Vorbereitung (Nebenziel der
Wrangel-Politik!) einer neuen, sich auf dem Balkan die Hand reichenden französisch-
russischen Koalition gegen Englands immer schroffer hervortretende Konstantinopel-
Politik. Die einzige Schwäche dieser Pläne ist nur, daß es verschiedene Pläne
sind, deren Verwirklichung im einzelnen die Verwirklichung der andern durch¬
kreuzt. So braucht man zur Abschnürung Deutschlands den Donaubund, den
aber Italien nicht will, dessen Vermittlung man wieder in Kleinasien nicht
entbehren kann. So braucht man zur Bildung des Antibolschewistenblocks ein
kräftiges Ungarn, das gerade die Nachbarstaaten nicht wollen. Tatsächlich ist
denn auch der erste dieser Pläne an dieser Kompliziertheit der Gesamtpolitik
gescheitert. . ^

Die Abmachungen zwischen Ungarn und Frankreich sind öffentlich nicht
bekannt geworden (was auf das parlamentarische Regime in Ungarn ein recht
sonderbares Licht wirft), die Informationen Poincarcks aber (in der "Revas usf
Äoux ilwnäes" vom 15. 9.) werden gegründet sein. Danach sind nicht nur der
französischen Industrie bedeutende Vorteile eingeräumt worden, sondern Frankreich
bekommt auch die Kontrolle der ungarischen Eisenbahnen, Wasserstraßen, sowie
der Kreditbank. Ungarn begibt sich also (und auch dies sollte in Bayern zu
denken geben) ganz in Frankreichs Hand. Sogleich entspringt aber die Frage
nach der Gegengabe. Die kann außer in der Duldung der monarchischen Restau¬
ration nur in der teilweisen Revision des Friedensvertrags von Trianon
bestehen. Da Frankreich Ungarns Heer zur Unterstützung der Polen verwenden
wollte, mußten die Abrüstungsbestimmungen geändert werden, da dabei aber
beide Teile ihre Rechnung fanden, werden die Ungarn auch Abänderung
der Grenzen verlangt haben, und da Frankreich, schon im Hinblick auf
seine Antibolschewistenaktion auf ein enges Einvernehmen zwischen Rumänien
und Ungarn, für das in beiden Ländern starke Tendenzen bestehen, hinarbeitete,
so kamen nur entweder die Grenze gegen die Tschechen oder gegen die Südslawen
oder beide in Betracht (gegen das ohnmächtige Osterreich helfen sich die Ungarn
schon selbst). Unter diesen Umständen war es klar, daß sich die bedrohten
Nachbarstaaten, im russisch-polnischen Konflikt ohnehin zur Festhaltung an
unbedingter Neutralität entschlossen, zu gemeinsamer Abwehr und zur Garantie
des Friedensvertrags von Trianon zusammenfanden, und daß, im Hinblick auf
die im latenten, -- wie man behauptet durch Ungarn, in Wirklichkeit aber in
gleichem Maße auch durch die tschechische Gewaltpolitik -- ständig genährten
Aufruhrzustand befindliche Slowakei, der tschechische Außenminister es war, der
die Initiative ergriff und mit Südslawien die sog. Kleine Entente schloß. Dieser
Schritt hat durch seine Eigenmächtigkeit in Frankreich stark verstimmt/ man
erblickte in ihm (mit Recht) das erste Anzeichen dafür, daß sich die Sukzesstons-
staaten von der Führung durch die Westmächte emanzipieren, ja, man sah in der
Kleinen Entente bereits Naumanns Mittel-Europa heraufdämmern (diese An¬
deutung mag den Kundigen genügen!), und auch die Bedenken Rumäniens, dem
neuen Bunde beizutreten, waren nur ein geringer Trost, da die begeisterten
Beteuerungen des Frankreichenthusiasten Tale Jonescu, Rumänien werde me einer
Zegcn Frankreich gerichteten Kombination beitreten und alles tun, Österreich vom
Anschluß an Deutschland abzuhalten, gerade in ihren gegen die Bolschewisten
gerichteten Formulierungen von den Politikern in Bukarest mit Rücksicht auf die
Sonderfriedensunterhandlungen mit den Sowjets und auf die Regelung der
beßarabischen Frage, die in jedem Falle vorsichtiges Abwarten erheischt, dementiert
wurden.

Immerhin aber sprang aus der Bildung der Kleinen Entente für Frankreichder Vorteil heraus, daß Italien es im Hinblick auf seinen Konflikt mit den Süd-
slawen (und auf seine Interessen im Orient) für geraten hielt, sich Frankreich zu
nähern. Italien wird, es bleibt ihm gar nichts anderes übrig, die alte Schaukel-


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großen Antibolschewistischen Blocks (zusammen mit Polen), die Abschnürung Deutsch¬
lands nach Südosten, die Konsolidierung eines Balkanblocks (unter Zuhilfenahme
der nationalistischen Türken in Kleinasien) nebst Vorbereitung (Nebenziel der
Wrangel-Politik!) einer neuen, sich auf dem Balkan die Hand reichenden französisch-
russischen Koalition gegen Englands immer schroffer hervortretende Konstantinopel-
Politik. Die einzige Schwäche dieser Pläne ist nur, daß es verschiedene Pläne
sind, deren Verwirklichung im einzelnen die Verwirklichung der andern durch¬
kreuzt. So braucht man zur Abschnürung Deutschlands den Donaubund, den
aber Italien nicht will, dessen Vermittlung man wieder in Kleinasien nicht
entbehren kann. So braucht man zur Bildung des Antibolschewistenblocks ein
kräftiges Ungarn, das gerade die Nachbarstaaten nicht wollen. Tatsächlich ist
denn auch der erste dieser Pläne an dieser Kompliziertheit der Gesamtpolitik
gescheitert. . ^

Die Abmachungen zwischen Ungarn und Frankreich sind öffentlich nicht
bekannt geworden (was auf das parlamentarische Regime in Ungarn ein recht
sonderbares Licht wirft), die Informationen Poincarcks aber (in der „Revas usf
Äoux ilwnäes" vom 15. 9.) werden gegründet sein. Danach sind nicht nur der
französischen Industrie bedeutende Vorteile eingeräumt worden, sondern Frankreich
bekommt auch die Kontrolle der ungarischen Eisenbahnen, Wasserstraßen, sowie
der Kreditbank. Ungarn begibt sich also (und auch dies sollte in Bayern zu
denken geben) ganz in Frankreichs Hand. Sogleich entspringt aber die Frage
nach der Gegengabe. Die kann außer in der Duldung der monarchischen Restau¬
ration nur in der teilweisen Revision des Friedensvertrags von Trianon
bestehen. Da Frankreich Ungarns Heer zur Unterstützung der Polen verwenden
wollte, mußten die Abrüstungsbestimmungen geändert werden, da dabei aber
beide Teile ihre Rechnung fanden, werden die Ungarn auch Abänderung
der Grenzen verlangt haben, und da Frankreich, schon im Hinblick auf
seine Antibolschewistenaktion auf ein enges Einvernehmen zwischen Rumänien
und Ungarn, für das in beiden Ländern starke Tendenzen bestehen, hinarbeitete,
so kamen nur entweder die Grenze gegen die Tschechen oder gegen die Südslawen
oder beide in Betracht (gegen das ohnmächtige Osterreich helfen sich die Ungarn
schon selbst). Unter diesen Umständen war es klar, daß sich die bedrohten
Nachbarstaaten, im russisch-polnischen Konflikt ohnehin zur Festhaltung an
unbedingter Neutralität entschlossen, zu gemeinsamer Abwehr und zur Garantie
des Friedensvertrags von Trianon zusammenfanden, und daß, im Hinblick auf
die im latenten, — wie man behauptet durch Ungarn, in Wirklichkeit aber in
gleichem Maße auch durch die tschechische Gewaltpolitik — ständig genährten
Aufruhrzustand befindliche Slowakei, der tschechische Außenminister es war, der
die Initiative ergriff und mit Südslawien die sog. Kleine Entente schloß. Dieser
Schritt hat durch seine Eigenmächtigkeit in Frankreich stark verstimmt/ man
erblickte in ihm (mit Recht) das erste Anzeichen dafür, daß sich die Sukzesstons-
staaten von der Führung durch die Westmächte emanzipieren, ja, man sah in der
Kleinen Entente bereits Naumanns Mittel-Europa heraufdämmern (diese An¬
deutung mag den Kundigen genügen!), und auch die Bedenken Rumäniens, dem
neuen Bunde beizutreten, waren nur ein geringer Trost, da die begeisterten
Beteuerungen des Frankreichenthusiasten Tale Jonescu, Rumänien werde me einer
Zegcn Frankreich gerichteten Kombination beitreten und alles tun, Österreich vom
Anschluß an Deutschland abzuhalten, gerade in ihren gegen die Bolschewisten
gerichteten Formulierungen von den Politikern in Bukarest mit Rücksicht auf die
Sonderfriedensunterhandlungen mit den Sowjets und auf die Regelung der
beßarabischen Frage, die in jedem Falle vorsichtiges Abwarten erheischt, dementiert
wurden.

Immerhin aber sprang aus der Bildung der Kleinen Entente für Frankreichder Vorteil heraus, daß Italien es im Hinblick auf seinen Konflikt mit den Süd-
slawen (und auf seine Interessen im Orient) für geraten hielt, sich Frankreich zu
nähern. Italien wird, es bleibt ihm gar nichts anderes übrig, die alte Schaukel-


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[0045] ZVeltspiegel großen Antibolschewistischen Blocks (zusammen mit Polen), die Abschnürung Deutsch¬ lands nach Südosten, die Konsolidierung eines Balkanblocks (unter Zuhilfenahme der nationalistischen Türken in Kleinasien) nebst Vorbereitung (Nebenziel der Wrangel-Politik!) einer neuen, sich auf dem Balkan die Hand reichenden französisch- russischen Koalition gegen Englands immer schroffer hervortretende Konstantinopel- Politik. Die einzige Schwäche dieser Pläne ist nur, daß es verschiedene Pläne sind, deren Verwirklichung im einzelnen die Verwirklichung der andern durch¬ kreuzt. So braucht man zur Abschnürung Deutschlands den Donaubund, den aber Italien nicht will, dessen Vermittlung man wieder in Kleinasien nicht entbehren kann. So braucht man zur Bildung des Antibolschewistenblocks ein kräftiges Ungarn, das gerade die Nachbarstaaten nicht wollen. Tatsächlich ist denn auch der erste dieser Pläne an dieser Kompliziertheit der Gesamtpolitik gescheitert. . ^ Die Abmachungen zwischen Ungarn und Frankreich sind öffentlich nicht bekannt geworden (was auf das parlamentarische Regime in Ungarn ein recht sonderbares Licht wirft), die Informationen Poincarcks aber (in der „Revas usf Äoux ilwnäes" vom 15. 9.) werden gegründet sein. Danach sind nicht nur der französischen Industrie bedeutende Vorteile eingeräumt worden, sondern Frankreich bekommt auch die Kontrolle der ungarischen Eisenbahnen, Wasserstraßen, sowie der Kreditbank. Ungarn begibt sich also (und auch dies sollte in Bayern zu denken geben) ganz in Frankreichs Hand. Sogleich entspringt aber die Frage nach der Gegengabe. Die kann außer in der Duldung der monarchischen Restau¬ ration nur in der teilweisen Revision des Friedensvertrags von Trianon bestehen. Da Frankreich Ungarns Heer zur Unterstützung der Polen verwenden wollte, mußten die Abrüstungsbestimmungen geändert werden, da dabei aber beide Teile ihre Rechnung fanden, werden die Ungarn auch Abänderung der Grenzen verlangt haben, und da Frankreich, schon im Hinblick auf seine Antibolschewistenaktion auf ein enges Einvernehmen zwischen Rumänien und Ungarn, für das in beiden Ländern starke Tendenzen bestehen, hinarbeitete, so kamen nur entweder die Grenze gegen die Tschechen oder gegen die Südslawen oder beide in Betracht (gegen das ohnmächtige Osterreich helfen sich die Ungarn schon selbst). Unter diesen Umständen war es klar, daß sich die bedrohten Nachbarstaaten, im russisch-polnischen Konflikt ohnehin zur Festhaltung an unbedingter Neutralität entschlossen, zu gemeinsamer Abwehr und zur Garantie des Friedensvertrags von Trianon zusammenfanden, und daß, im Hinblick auf die im latenten, — wie man behauptet durch Ungarn, in Wirklichkeit aber in gleichem Maße auch durch die tschechische Gewaltpolitik — ständig genährten Aufruhrzustand befindliche Slowakei, der tschechische Außenminister es war, der die Initiative ergriff und mit Südslawien die sog. Kleine Entente schloß. Dieser Schritt hat durch seine Eigenmächtigkeit in Frankreich stark verstimmt/ man erblickte in ihm (mit Recht) das erste Anzeichen dafür, daß sich die Sukzesstons- staaten von der Führung durch die Westmächte emanzipieren, ja, man sah in der Kleinen Entente bereits Naumanns Mittel-Europa heraufdämmern (diese An¬ deutung mag den Kundigen genügen!), und auch die Bedenken Rumäniens, dem neuen Bunde beizutreten, waren nur ein geringer Trost, da die begeisterten Beteuerungen des Frankreichenthusiasten Tale Jonescu, Rumänien werde me einer Zegcn Frankreich gerichteten Kombination beitreten und alles tun, Österreich vom Anschluß an Deutschland abzuhalten, gerade in ihren gegen die Bolschewisten gerichteten Formulierungen von den Politikern in Bukarest mit Rücksicht auf die Sonderfriedensunterhandlungen mit den Sowjets und auf die Regelung der beßarabischen Frage, die in jedem Falle vorsichtiges Abwarten erheischt, dementiert wurden. Immerhin aber sprang aus der Bildung der Kleinen Entente für Frankreichder Vorteil heraus, daß Italien es im Hinblick auf seinen Konflikt mit den Süd- slawen (und auf seine Interessen im Orient) für geraten hielt, sich Frankreich zu nähern. Italien wird, es bleibt ihm gar nichts anderes übrig, die alte Schaukel-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_338022/45>, abgerufen am 16.05.2024.