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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.

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Wem in diesen Taqen-- Du nennst mich klein --Gs gibt ein wort
Wem in diesen Tagen ...
Wem in diesen Tagen bitterster Schmach
Nicht das Herz im Leibe brach,
Wem sich nicht alles sträubt und bäumt,
Wer nicht vor Zorn knirscht und schäumt,
Wer jetzt noch sein Herz an ein Spielzeug hängt,
Wer jetzt nicht den einen Gedanken denkt,
Wer jetzt noch zu tändeln und tanzen vermocht,
Wem nicht das Blut in den Adern kocht,
Der mag gut sein und ehrenwert
Und klug vielleicht und sehr gelehrt
Und gewandt und gebildet und freundlich und schlicht,
Nur -- ein Deutscher ist er nicht.



Du nennst mich klein
Du nennst mich klein in meinem Lieben,
Beschränkt vielleicht und engbegrenzt dazu,
Weil ich in deutschem Denken steh'n geblieben
Und nicht modern bin so wie du. Ich sah die Länder mancher Zunge)
Doch näher als der König Psammetich
Steht mir der letzte deutsche Schäferjunge,
Der denkt und fühlt und spricht wie ich. Ich bin geboren, deutsch zu fühlen,
Bin ganz auf deutsches Denken eingestellt)
Erst kommt mein Volk, dann all' die andern vielen.
Erst meine Heimat, dann die Welt.



Es gibt ein Wort. . .
Es gibt ein Wort, das Tore sprengt,
Das sich durch alle Nebel drängt,
Das alle Mauern niederrennt
Und weder Schild noch Schranke kennt,
Es gibt ein Wort, das trotzt und siegt,
Das jede Lanze niederbiegt,
Ein Wort, das Berg auf Berge türmt,
Bis es zuletzt den Himmel stürmt
Und Jovis Hand den Blitz entreißt,
Ein Wort, das trotzig, stark und still)
Es heißt: Bogislav v. Selchow Ich Will.



Wem in diesen Taqen— Du nennst mich klein —Gs gibt ein wort
Wem in diesen Tagen ...
Wem in diesen Tagen bitterster Schmach
Nicht das Herz im Leibe brach,
Wem sich nicht alles sträubt und bäumt,
Wer nicht vor Zorn knirscht und schäumt,
Wer jetzt noch sein Herz an ein Spielzeug hängt,
Wer jetzt nicht den einen Gedanken denkt,
Wer jetzt noch zu tändeln und tanzen vermocht,
Wem nicht das Blut in den Adern kocht,
Der mag gut sein und ehrenwert
Und klug vielleicht und sehr gelehrt
Und gewandt und gebildet und freundlich und schlicht,
Nur — ein Deutscher ist er nicht.



Du nennst mich klein
Du nennst mich klein in meinem Lieben,
Beschränkt vielleicht und engbegrenzt dazu,
Weil ich in deutschem Denken steh'n geblieben
Und nicht modern bin so wie du. Ich sah die Länder mancher Zunge)
Doch näher als der König Psammetich
Steht mir der letzte deutsche Schäferjunge,
Der denkt und fühlt und spricht wie ich. Ich bin geboren, deutsch zu fühlen,
Bin ganz auf deutsches Denken eingestellt)
Erst kommt mein Volk, dann all' die andern vielen.
Erst meine Heimat, dann die Welt.



Es gibt ein Wort. . .
Es gibt ein Wort, das Tore sprengt,
Das sich durch alle Nebel drängt,
Das alle Mauern niederrennt
Und weder Schild noch Schranke kennt,
Es gibt ein Wort, das trotzt und siegt,
Das jede Lanze niederbiegt,
Ein Wort, das Berg auf Berge türmt,
Bis es zuletzt den Himmel stürmt
Und Jovis Hand den Blitz entreißt,
Ein Wort, das trotzig, stark und still)
Es heißt: Bogislav v. Selchow Ich Will.



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[0275] Wem in diesen Taqen— Du nennst mich klein —Gs gibt ein wort Wem in diesen Tagen ... Wem in diesen Tagen bitterster Schmach Nicht das Herz im Leibe brach, Wem sich nicht alles sträubt und bäumt, Wer nicht vor Zorn knirscht und schäumt, Wer jetzt noch sein Herz an ein Spielzeug hängt, Wer jetzt nicht den einen Gedanken denkt, Wer jetzt noch zu tändeln und tanzen vermocht, Wem nicht das Blut in den Adern kocht, Der mag gut sein und ehrenwert Und klug vielleicht und sehr gelehrt Und gewandt und gebildet und freundlich und schlicht, Nur — ein Deutscher ist er nicht. Du nennst mich klein Du nennst mich klein in meinem Lieben, Beschränkt vielleicht und engbegrenzt dazu, Weil ich in deutschem Denken steh'n geblieben Und nicht modern bin so wie du. Ich sah die Länder mancher Zunge) Doch näher als der König Psammetich Steht mir der letzte deutsche Schäferjunge, Der denkt und fühlt und spricht wie ich. Ich bin geboren, deutsch zu fühlen, Bin ganz auf deutsches Denken eingestellt) Erst kommt mein Volk, dann all' die andern vielen. Erst meine Heimat, dann die Welt. Es gibt ein Wort. . . Es gibt ein Wort, das Tore sprengt, Das sich durch alle Nebel drängt, Das alle Mauern niederrennt Und weder Schild noch Schranke kennt, Es gibt ein Wort, das trotzt und siegt, Das jede Lanze niederbiegt, Ein Wort, das Berg auf Berge türmt, Bis es zuletzt den Himmel stürmt Und Jovis Hand den Blitz entreißt, Ein Wort, das trotzig, stark und still) Es heißt: Bogislav v. Selchow Ich Will.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/275>, abgerufen am 22.05.2024.