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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Durchschlagend mußte die im Hintergrunde des Vorschlages stehende Drohung
wirken, Amerika würde weiter bauen und nicht nur die zehn großen Einheiten
vollenden, die bereits im Bau begriffen sind, sondern auch den Bau von weiteren
14 Einheiten sofort beginnen und somit sowohl England wie Japan zu über-
flügeln. Vor dieser Drohung mußte nicht nur angesichts der unsicheren Haltung
Englands Japan sofort kapitulieren, sondern auch England, dem bei diesem Tempo
der Atem auszugehen droht. Andererseits hat natürlich, da der Wert einer Flotte
nicht allein durch die Wahl der Schiffseinheiten, sondern durch praktische Erfahrung
des Personals und eine feste Tradition bestimmt wird, Amerika ein Interesse
daran, daß es diese auch bei seinen technischen Möglichkeiten immerhin kostspielige
Drohung nicht auszuführen braucht. Es kamen bei diesem Vorschlags also auf
ihre Rechnung sowohl die gemäßigten Pazifisten wie die Imperialisten, die, bei
dem Verhältnis 5:5:3 wenigstens Japan gebunden sahen, die Englandfreunde
sowohl wie die Englandgegner, die amerikanische Gleichberechtigung neben Eng¬
land durchgesetzt hatten.

Das Ergebnis war, daß Japan zu feilschen versuchte, sich aber schließlich
unterwerfen mußte und daß England begeistert und, wie man glauben kann, er¬
leichtert zustimmte, aus taktischen Gründen aber die Frage der Unterseeboote auf¬
warf. Dieser Einwand war insofern gerechtfertigt, als Frankreichs heutige Rüstung
zwar nicht gegen England gerichtet ist, unter den heutigen Verhältnissen aber Eng¬
land doch eines Tages gefährlich werden könnte. Erhoben aber wurde dieser Ein¬
wand ohne Frage in der Absicht, die Stellung Frankreichs dadurch zu verschlechtern,
daß man es als einziges Hindernis für die Verwirklichung des amerikanischen
Planes hinstellte. In seinen eigenen Plänen und Befürchtungen völlig befangen,
merkte Frankreich diese Absicht nicht und spielte das englische Spiel mit einer Voll¬
endung, die einer besseren Sache würdig gewesen wäre.

Es steht fest, daß Frankreich den Garantievertrag gegen einen deutschen
Angriff und den Erlaß der Schulden haben wollte. Aber niemand tritt gern als
bloßer Bittsteller auf, man möchte auch selbst etwas zu bieten haben. Nun ist es
seit langem eine These Briand persönlich, pacteitaktisch oder politisch nahestehender
Pariser Blätter, des "Matin" an der Spitze, auf England dadurch einen Druck
auszuüben, daß man ihm mit einer französisch-amerikanischen Verständigung droht.
Das ist soweit gegangen, daß der "Eclair", dessen Chefredakteur ein früherer
Kabinettschef Briands ist, unumwunden ausgesprochen hat, daß in einem englisch¬
amerikanischen Konflikt Frankreichs Nord- und Nordwestküste als U-Boot-Basis
gegen England dienen könnte Tatsächlich bestehen Anzeichen, daß England eine
Zeitlang eine derartige französisch-amerikanische Kombination gefürchtet hat. Die
Franzosen aber, die über der Befriedigung rednerischer Erfolge ein genaueres
Studium der Amerikaner vergessen haben und die Begeisterung des Straßen¬
publikums für Marschälle offenbar als ausschlaggebend für die Berechnungen
kühl denkender Geschäftspolitiker halten, hatten verkannt, daß der Zeitpunkt,
Amerika von England zu trennen, längst vorüber war. Sie vergewisserten sich,
wozu Unterhandlungen über den von Frankreich gekündigten französisch-italienischen
Handelsvertrag mannigfach Gelegenheit boten, zunächst des Beistandes Italiens,
dem eine gegen England gerichtete Mittelmeerflottenkombination vorgeschlagen
wurde. Dann legte Brand los. Gewiß war auch er für Abrüstung, aber
U-Boote müsse man behalten. Und geWitz wollte man an dieser Frage nicht die
gesamte Nüstungseinschränkung scheitern lassen, dann aber, sowohl von Amerika
wie von England den Garantievertrag. Zu seinem Unglück aber ließ sich Briand
derart von seinem Thema hinreißen, daß er auf dieser Konferenz, auf der
Politiker über die Bewahrung des Weltfriedens verhandeln wollten, eine journa¬
listische Propagandarede hielt, die seit fünf Jahren jedermann auswendig kannte
und die in ihrer Unsachlichkeit allgemein verstimmen mußte. Kaum stand dieser
Mißerfolg fest, so erfolgte, als Quittung über Briands Intrigen und als Wink,


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Durchschlagend mußte die im Hintergrunde des Vorschlages stehende Drohung
wirken, Amerika würde weiter bauen und nicht nur die zehn großen Einheiten
vollenden, die bereits im Bau begriffen sind, sondern auch den Bau von weiteren
14 Einheiten sofort beginnen und somit sowohl England wie Japan zu über-
flügeln. Vor dieser Drohung mußte nicht nur angesichts der unsicheren Haltung
Englands Japan sofort kapitulieren, sondern auch England, dem bei diesem Tempo
der Atem auszugehen droht. Andererseits hat natürlich, da der Wert einer Flotte
nicht allein durch die Wahl der Schiffseinheiten, sondern durch praktische Erfahrung
des Personals und eine feste Tradition bestimmt wird, Amerika ein Interesse
daran, daß es diese auch bei seinen technischen Möglichkeiten immerhin kostspielige
Drohung nicht auszuführen braucht. Es kamen bei diesem Vorschlags also auf
ihre Rechnung sowohl die gemäßigten Pazifisten wie die Imperialisten, die, bei
dem Verhältnis 5:5:3 wenigstens Japan gebunden sahen, die Englandfreunde
sowohl wie die Englandgegner, die amerikanische Gleichberechtigung neben Eng¬
land durchgesetzt hatten.

Das Ergebnis war, daß Japan zu feilschen versuchte, sich aber schließlich
unterwerfen mußte und daß England begeistert und, wie man glauben kann, er¬
leichtert zustimmte, aus taktischen Gründen aber die Frage der Unterseeboote auf¬
warf. Dieser Einwand war insofern gerechtfertigt, als Frankreichs heutige Rüstung
zwar nicht gegen England gerichtet ist, unter den heutigen Verhältnissen aber Eng¬
land doch eines Tages gefährlich werden könnte. Erhoben aber wurde dieser Ein¬
wand ohne Frage in der Absicht, die Stellung Frankreichs dadurch zu verschlechtern,
daß man es als einziges Hindernis für die Verwirklichung des amerikanischen
Planes hinstellte. In seinen eigenen Plänen und Befürchtungen völlig befangen,
merkte Frankreich diese Absicht nicht und spielte das englische Spiel mit einer Voll¬
endung, die einer besseren Sache würdig gewesen wäre.

Es steht fest, daß Frankreich den Garantievertrag gegen einen deutschen
Angriff und den Erlaß der Schulden haben wollte. Aber niemand tritt gern als
bloßer Bittsteller auf, man möchte auch selbst etwas zu bieten haben. Nun ist es
seit langem eine These Briand persönlich, pacteitaktisch oder politisch nahestehender
Pariser Blätter, des „Matin" an der Spitze, auf England dadurch einen Druck
auszuüben, daß man ihm mit einer französisch-amerikanischen Verständigung droht.
Das ist soweit gegangen, daß der „Eclair", dessen Chefredakteur ein früherer
Kabinettschef Briands ist, unumwunden ausgesprochen hat, daß in einem englisch¬
amerikanischen Konflikt Frankreichs Nord- und Nordwestküste als U-Boot-Basis
gegen England dienen könnte Tatsächlich bestehen Anzeichen, daß England eine
Zeitlang eine derartige französisch-amerikanische Kombination gefürchtet hat. Die
Franzosen aber, die über der Befriedigung rednerischer Erfolge ein genaueres
Studium der Amerikaner vergessen haben und die Begeisterung des Straßen¬
publikums für Marschälle offenbar als ausschlaggebend für die Berechnungen
kühl denkender Geschäftspolitiker halten, hatten verkannt, daß der Zeitpunkt,
Amerika von England zu trennen, längst vorüber war. Sie vergewisserten sich,
wozu Unterhandlungen über den von Frankreich gekündigten französisch-italienischen
Handelsvertrag mannigfach Gelegenheit boten, zunächst des Beistandes Italiens,
dem eine gegen England gerichtete Mittelmeerflottenkombination vorgeschlagen
wurde. Dann legte Brand los. Gewiß war auch er für Abrüstung, aber
U-Boote müsse man behalten. Und geWitz wollte man an dieser Frage nicht die
gesamte Nüstungseinschränkung scheitern lassen, dann aber, sowohl von Amerika
wie von England den Garantievertrag. Zu seinem Unglück aber ließ sich Briand
derart von seinem Thema hinreißen, daß er auf dieser Konferenz, auf der
Politiker über die Bewahrung des Weltfriedens verhandeln wollten, eine journa¬
listische Propagandarede hielt, die seit fünf Jahren jedermann auswendig kannte
und die in ihrer Unsachlichkeit allgemein verstimmen mußte. Kaum stand dieser
Mißerfolg fest, so erfolgte, als Quittung über Briands Intrigen und als Wink,


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[0361] ZVeltspicgel Durchschlagend mußte die im Hintergrunde des Vorschlages stehende Drohung wirken, Amerika würde weiter bauen und nicht nur die zehn großen Einheiten vollenden, die bereits im Bau begriffen sind, sondern auch den Bau von weiteren 14 Einheiten sofort beginnen und somit sowohl England wie Japan zu über- flügeln. Vor dieser Drohung mußte nicht nur angesichts der unsicheren Haltung Englands Japan sofort kapitulieren, sondern auch England, dem bei diesem Tempo der Atem auszugehen droht. Andererseits hat natürlich, da der Wert einer Flotte nicht allein durch die Wahl der Schiffseinheiten, sondern durch praktische Erfahrung des Personals und eine feste Tradition bestimmt wird, Amerika ein Interesse daran, daß es diese auch bei seinen technischen Möglichkeiten immerhin kostspielige Drohung nicht auszuführen braucht. Es kamen bei diesem Vorschlags also auf ihre Rechnung sowohl die gemäßigten Pazifisten wie die Imperialisten, die, bei dem Verhältnis 5:5:3 wenigstens Japan gebunden sahen, die Englandfreunde sowohl wie die Englandgegner, die amerikanische Gleichberechtigung neben Eng¬ land durchgesetzt hatten. Das Ergebnis war, daß Japan zu feilschen versuchte, sich aber schließlich unterwerfen mußte und daß England begeistert und, wie man glauben kann, er¬ leichtert zustimmte, aus taktischen Gründen aber die Frage der Unterseeboote auf¬ warf. Dieser Einwand war insofern gerechtfertigt, als Frankreichs heutige Rüstung zwar nicht gegen England gerichtet ist, unter den heutigen Verhältnissen aber Eng¬ land doch eines Tages gefährlich werden könnte. Erhoben aber wurde dieser Ein¬ wand ohne Frage in der Absicht, die Stellung Frankreichs dadurch zu verschlechtern, daß man es als einziges Hindernis für die Verwirklichung des amerikanischen Planes hinstellte. In seinen eigenen Plänen und Befürchtungen völlig befangen, merkte Frankreich diese Absicht nicht und spielte das englische Spiel mit einer Voll¬ endung, die einer besseren Sache würdig gewesen wäre. Es steht fest, daß Frankreich den Garantievertrag gegen einen deutschen Angriff und den Erlaß der Schulden haben wollte. Aber niemand tritt gern als bloßer Bittsteller auf, man möchte auch selbst etwas zu bieten haben. Nun ist es seit langem eine These Briand persönlich, pacteitaktisch oder politisch nahestehender Pariser Blätter, des „Matin" an der Spitze, auf England dadurch einen Druck auszuüben, daß man ihm mit einer französisch-amerikanischen Verständigung droht. Das ist soweit gegangen, daß der „Eclair", dessen Chefredakteur ein früherer Kabinettschef Briands ist, unumwunden ausgesprochen hat, daß in einem englisch¬ amerikanischen Konflikt Frankreichs Nord- und Nordwestküste als U-Boot-Basis gegen England dienen könnte Tatsächlich bestehen Anzeichen, daß England eine Zeitlang eine derartige französisch-amerikanische Kombination gefürchtet hat. Die Franzosen aber, die über der Befriedigung rednerischer Erfolge ein genaueres Studium der Amerikaner vergessen haben und die Begeisterung des Straßen¬ publikums für Marschälle offenbar als ausschlaggebend für die Berechnungen kühl denkender Geschäftspolitiker halten, hatten verkannt, daß der Zeitpunkt, Amerika von England zu trennen, längst vorüber war. Sie vergewisserten sich, wozu Unterhandlungen über den von Frankreich gekündigten französisch-italienischen Handelsvertrag mannigfach Gelegenheit boten, zunächst des Beistandes Italiens, dem eine gegen England gerichtete Mittelmeerflottenkombination vorgeschlagen wurde. Dann legte Brand los. Gewiß war auch er für Abrüstung, aber U-Boote müsse man behalten. Und geWitz wollte man an dieser Frage nicht die gesamte Nüstungseinschränkung scheitern lassen, dann aber, sowohl von Amerika wie von England den Garantievertrag. Zu seinem Unglück aber ließ sich Briand derart von seinem Thema hinreißen, daß er auf dieser Konferenz, auf der Politiker über die Bewahrung des Weltfriedens verhandeln wollten, eine journa¬ listische Propagandarede hielt, die seit fünf Jahren jedermann auswendig kannte und die in ihrer Unsachlichkeit allgemein verstimmen mußte. Kaum stand dieser Mißerfolg fest, so erfolgte, als Quittung über Briands Intrigen und als Wink,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/361>, abgerufen am 15.05.2024.