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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Abriß meiner Haager Berichterstattung

Ich brauche hier nicht zu wiederholen, was ich zu meinen Vorschlägen von
12. August bemerkte. Ich meldete Exzellenz Ludendorff, daß ich Seiner Majestät
geschrieben hatte und mit meiner Verwendung an der Front rechnete. Unter dem
20. September wurde mir dienstlich aus dem Großen Hauptquartier geantwortet:
"Ludendorff sagt: "Schweinitz hat damit recht, daß uns jede Führung" im Innern
fehlt." Er hat die Motive, hie Sie zu Ihrem Schritt veranlaßten, gewürdigt und
Ihnen Ihre Handlungsweise nicht übel genommen. Dasselbe ist bei S. M. der
Fall. Sie bleiben also im 'Haag." Mit welchen Gefühlen, muß man sich
auchnalen.

Trotz vieler Hiobsnachrichten von der Front schien sich mir der Widerstand
unserer Truppen immer mehr zu versteifen. Diesen Eindruck hatte nach dem,
was mir im Haag zugetragen wurde, auch die Gegenseite gewonnen. Bei den.
Amerikanern begann sich eine gewisse Blüthchen bemerkbar zu machen. Gerade
weil mau so viel Truppen nach dem Kontinent befördert hatte, wurde unsere
Unterfeeboottätigkeit mit zunehmender Nervosität verfolgt. Eine Nachschubkrisis
war bei längerer Kriegsdauer unvermeidlich. Der Zusammenbruch unserer Ver¬
bündeten beeindruckte mich verhältnismäßig wenig, da ich vorläufig an keine
Offensiven über österreichisches Gebiet glaubte. Bis es zu ihnen kam, würde
der Krieg meiner Ansicht uach eines natürlichen Todes gestorben sein. Was ich
seither über die damalige Feindlage gehört habe, gibt mir recht. Am I.Oktober
schrieb ich in einem Familienbrief: "Was mag unseren gescheiten Männer" fehlen ?
Der richtige Moment, etwas zu tun, war Mitte August. Als man schließlich
etwas tat, geschah es uicht mehr aus freiem Entschluß, sondern uuter Druck. Ich
bin deshalb nicht optimistisch. Wegen der Westfront kann mau ruhig sein. Die
anderen werden auch schließlich müde." Am 3. Oktober: "Die alte Zeit hat ab¬
gewirtschaftet. Uns bleibt nur übrig, die neue nicht mit eiuer vernichtenden
Niederlage anzusaugen. Das läßt sich meiner festen Überzeugung uach erreichen.
Auf die Front kann man sich verlassen, auf die Dauer aber nnr, wenn zu Hanse
regiert wird." Am 7. Oktober: "Das Waffenstillstandsangebot ist mir in die
Knochen gefahren. Hoffentlich heißt es, daß wir uns weiterschlagen,, wenn man
die Näuuiuug des besetzten Gebietes von uns verlangt, was sich wohl ereignen!
wird. Zum Kapitulieren liegt keinerlei Veranlassung vor." Am 9. Oktober:
"Wer das Waffeustillstandsangebot denke ich etwa so, wie Walther Rathenau/
Wir müßten uus vereinheitlichen, neu mobilmachen und unsere Fricdenshoff-
"ringen ans den Moment vertagen, wo nach Festlaufen der feindlichen Offensive,
"die. unvermeidliche Reaktion eintritt". Am 9. Oktober: "Ich würde Wilson
antworten, wir könnten das besetzte Gebiet räumen, wenn wir nur mit
Amerika zu tun hätten, das keine territorialen Kriegsziele verfolge. Wie die
Dinge jedoch lägen, wurde die Räumung die bedingungslose Kapitulation vor der
Entente bedeuten. Also non possumus. Natürlich in höflichster Form. Wenn
wir jetzt räumen, brauchen wir nicht auf die Konferenz, da der Feind den Frieden
-- und was für eilten -- einfach diktieren würde. Dagegen wäre
l"0K ein Kinderspiel." Am 1v. Oktober: "Nach feindlichen Nachrich¬
ten schlägt sich unsere Front tapfer und hartnäckig. Die gegnerischen
Verluste müssen sehr hoch sein. Eine reine Freude herrscht auch drüben
nicht." Am 15. Oktober: "Die Wilsonsche Antwort ist so un¬
verschämt, daß sie selbst ans Berlin wie ein Peitschenhieb wirken muß. Dazu,
den Kaiser abtreten zu lassen und uns bis aufs Hemd zu entwaffnen, wird selbst
die dortige Schlappheit nicht ausreichen." Am l.7. Oktober: "Ein solcher Aus-
bruch von Haß und Größenwahn, lvie er zurzeit in der feindlichen Presse erfolgt,
ist eine wundervolle Einleitung für den Völkerbund. Wenn nur die Hälfte von
dem verwirklicht wird, was sie vorhaben, können wir Rußland schließlich noch
beneiden." Am 24. Oktober: "Die neue Wilson-Note zwingt zum Farbe be¬
kennen. Kapitulation, diktierter Friede und Kaiser wegjagen! Die einzige Mög¬
lichkeit ist weiterkämpfen." Am 25. Oktober: "Heikle bringt die Zeitung eine


Abriß meiner Haager Berichterstattung

Ich brauche hier nicht zu wiederholen, was ich zu meinen Vorschlägen von
12. August bemerkte. Ich meldete Exzellenz Ludendorff, daß ich Seiner Majestät
geschrieben hatte und mit meiner Verwendung an der Front rechnete. Unter dem
20. September wurde mir dienstlich aus dem Großen Hauptquartier geantwortet:
„Ludendorff sagt: „Schweinitz hat damit recht, daß uns jede Führung" im Innern
fehlt." Er hat die Motive, hie Sie zu Ihrem Schritt veranlaßten, gewürdigt und
Ihnen Ihre Handlungsweise nicht übel genommen. Dasselbe ist bei S. M. der
Fall. Sie bleiben also im 'Haag." Mit welchen Gefühlen, muß man sich
auchnalen.

Trotz vieler Hiobsnachrichten von der Front schien sich mir der Widerstand
unserer Truppen immer mehr zu versteifen. Diesen Eindruck hatte nach dem,
was mir im Haag zugetragen wurde, auch die Gegenseite gewonnen. Bei den.
Amerikanern begann sich eine gewisse Blüthchen bemerkbar zu machen. Gerade
weil mau so viel Truppen nach dem Kontinent befördert hatte, wurde unsere
Unterfeeboottätigkeit mit zunehmender Nervosität verfolgt. Eine Nachschubkrisis
war bei längerer Kriegsdauer unvermeidlich. Der Zusammenbruch unserer Ver¬
bündeten beeindruckte mich verhältnismäßig wenig, da ich vorläufig an keine
Offensiven über österreichisches Gebiet glaubte. Bis es zu ihnen kam, würde
der Krieg meiner Ansicht uach eines natürlichen Todes gestorben sein. Was ich
seither über die damalige Feindlage gehört habe, gibt mir recht. Am I.Oktober
schrieb ich in einem Familienbrief: „Was mag unseren gescheiten Männer« fehlen ?
Der richtige Moment, etwas zu tun, war Mitte August. Als man schließlich
etwas tat, geschah es uicht mehr aus freiem Entschluß, sondern uuter Druck. Ich
bin deshalb nicht optimistisch. Wegen der Westfront kann mau ruhig sein. Die
anderen werden auch schließlich müde." Am 3. Oktober: „Die alte Zeit hat ab¬
gewirtschaftet. Uns bleibt nur übrig, die neue nicht mit eiuer vernichtenden
Niederlage anzusaugen. Das läßt sich meiner festen Überzeugung uach erreichen.
Auf die Front kann man sich verlassen, auf die Dauer aber nnr, wenn zu Hanse
regiert wird." Am 7. Oktober: „Das Waffenstillstandsangebot ist mir in die
Knochen gefahren. Hoffentlich heißt es, daß wir uns weiterschlagen,, wenn man
die Näuuiuug des besetzten Gebietes von uns verlangt, was sich wohl ereignen!
wird. Zum Kapitulieren liegt keinerlei Veranlassung vor." Am 9. Oktober:
„Wer das Waffeustillstandsangebot denke ich etwa so, wie Walther Rathenau/
Wir müßten uus vereinheitlichen, neu mobilmachen und unsere Fricdenshoff-
«ringen ans den Moment vertagen, wo nach Festlaufen der feindlichen Offensive,
„die. unvermeidliche Reaktion eintritt". Am 9. Oktober: „Ich würde Wilson
antworten, wir könnten das besetzte Gebiet räumen, wenn wir nur mit
Amerika zu tun hätten, das keine territorialen Kriegsziele verfolge. Wie die
Dinge jedoch lägen, wurde die Räumung die bedingungslose Kapitulation vor der
Entente bedeuten. Also non possumus. Natürlich in höflichster Form. Wenn
wir jetzt räumen, brauchen wir nicht auf die Konferenz, da der Feind den Frieden
— und was für eilten — einfach diktieren würde. Dagegen wäre
l«0K ein Kinderspiel." Am 1v. Oktober: „Nach feindlichen Nachrich¬
ten schlägt sich unsere Front tapfer und hartnäckig. Die gegnerischen
Verluste müssen sehr hoch sein. Eine reine Freude herrscht auch drüben
nicht." Am 15. Oktober: „Die Wilsonsche Antwort ist so un¬
verschämt, daß sie selbst ans Berlin wie ein Peitschenhieb wirken muß. Dazu,
den Kaiser abtreten zu lassen und uns bis aufs Hemd zu entwaffnen, wird selbst
die dortige Schlappheit nicht ausreichen." Am l.7. Oktober: „Ein solcher Aus-
bruch von Haß und Größenwahn, lvie er zurzeit in der feindlichen Presse erfolgt,
ist eine wundervolle Einleitung für den Völkerbund. Wenn nur die Hälfte von
dem verwirklicht wird, was sie vorhaben, können wir Rußland schließlich noch
beneiden." Am 24. Oktober: „Die neue Wilson-Note zwingt zum Farbe be¬
kennen. Kapitulation, diktierter Friede und Kaiser wegjagen! Die einzige Mög¬
lichkeit ist weiterkämpfen." Am 25. Oktober: „Heikle bringt die Zeitung eine


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[0424] Abriß meiner Haager Berichterstattung Ich brauche hier nicht zu wiederholen, was ich zu meinen Vorschlägen von 12. August bemerkte. Ich meldete Exzellenz Ludendorff, daß ich Seiner Majestät geschrieben hatte und mit meiner Verwendung an der Front rechnete. Unter dem 20. September wurde mir dienstlich aus dem Großen Hauptquartier geantwortet: „Ludendorff sagt: „Schweinitz hat damit recht, daß uns jede Führung" im Innern fehlt." Er hat die Motive, hie Sie zu Ihrem Schritt veranlaßten, gewürdigt und Ihnen Ihre Handlungsweise nicht übel genommen. Dasselbe ist bei S. M. der Fall. Sie bleiben also im 'Haag." Mit welchen Gefühlen, muß man sich auchnalen. Trotz vieler Hiobsnachrichten von der Front schien sich mir der Widerstand unserer Truppen immer mehr zu versteifen. Diesen Eindruck hatte nach dem, was mir im Haag zugetragen wurde, auch die Gegenseite gewonnen. Bei den. Amerikanern begann sich eine gewisse Blüthchen bemerkbar zu machen. Gerade weil mau so viel Truppen nach dem Kontinent befördert hatte, wurde unsere Unterfeeboottätigkeit mit zunehmender Nervosität verfolgt. Eine Nachschubkrisis war bei längerer Kriegsdauer unvermeidlich. Der Zusammenbruch unserer Ver¬ bündeten beeindruckte mich verhältnismäßig wenig, da ich vorläufig an keine Offensiven über österreichisches Gebiet glaubte. Bis es zu ihnen kam, würde der Krieg meiner Ansicht uach eines natürlichen Todes gestorben sein. Was ich seither über die damalige Feindlage gehört habe, gibt mir recht. Am I.Oktober schrieb ich in einem Familienbrief: „Was mag unseren gescheiten Männer« fehlen ? Der richtige Moment, etwas zu tun, war Mitte August. Als man schließlich etwas tat, geschah es uicht mehr aus freiem Entschluß, sondern uuter Druck. Ich bin deshalb nicht optimistisch. Wegen der Westfront kann mau ruhig sein. Die anderen werden auch schließlich müde." Am 3. Oktober: „Die alte Zeit hat ab¬ gewirtschaftet. Uns bleibt nur übrig, die neue nicht mit eiuer vernichtenden Niederlage anzusaugen. Das läßt sich meiner festen Überzeugung uach erreichen. Auf die Front kann man sich verlassen, auf die Dauer aber nnr, wenn zu Hanse regiert wird." Am 7. Oktober: „Das Waffenstillstandsangebot ist mir in die Knochen gefahren. Hoffentlich heißt es, daß wir uns weiterschlagen,, wenn man die Näuuiuug des besetzten Gebietes von uns verlangt, was sich wohl ereignen! wird. Zum Kapitulieren liegt keinerlei Veranlassung vor." Am 9. Oktober: „Wer das Waffeustillstandsangebot denke ich etwa so, wie Walther Rathenau/ Wir müßten uus vereinheitlichen, neu mobilmachen und unsere Fricdenshoff- «ringen ans den Moment vertagen, wo nach Festlaufen der feindlichen Offensive, „die. unvermeidliche Reaktion eintritt". Am 9. Oktober: „Ich würde Wilson antworten, wir könnten das besetzte Gebiet räumen, wenn wir nur mit Amerika zu tun hätten, das keine territorialen Kriegsziele verfolge. Wie die Dinge jedoch lägen, wurde die Räumung die bedingungslose Kapitulation vor der Entente bedeuten. Also non possumus. Natürlich in höflichster Form. Wenn wir jetzt räumen, brauchen wir nicht auf die Konferenz, da der Feind den Frieden — und was für eilten — einfach diktieren würde. Dagegen wäre l«0K ein Kinderspiel." Am 1v. Oktober: „Nach feindlichen Nachrich¬ ten schlägt sich unsere Front tapfer und hartnäckig. Die gegnerischen Verluste müssen sehr hoch sein. Eine reine Freude herrscht auch drüben nicht." Am 15. Oktober: „Die Wilsonsche Antwort ist so un¬ verschämt, daß sie selbst ans Berlin wie ein Peitschenhieb wirken muß. Dazu, den Kaiser abtreten zu lassen und uns bis aufs Hemd zu entwaffnen, wird selbst die dortige Schlappheit nicht ausreichen." Am l.7. Oktober: „Ein solcher Aus- bruch von Haß und Größenwahn, lvie er zurzeit in der feindlichen Presse erfolgt, ist eine wundervolle Einleitung für den Völkerbund. Wenn nur die Hälfte von dem verwirklicht wird, was sie vorhaben, können wir Rußland schließlich noch beneiden." Am 24. Oktober: „Die neue Wilson-Note zwingt zum Farbe be¬ kennen. Kapitulation, diktierter Friede und Kaiser wegjagen! Die einzige Mög¬ lichkeit ist weiterkämpfen." Am 25. Oktober: „Heikle bringt die Zeitung eine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/424>, abgerufen am 30.05.2024.