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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Silvesterglocken
Hilvesterglocken
Medardus von
Eure hellen, raschen Schläge jagen dreimal
hundert schnelle Taten,
Jagen dreimal hundert Jugendtage uns herauf.
Jeder Glockenschlag
Ist ein Sehnsuchtslaut
Nach entfloh'nem Tag
Dessen Freude.
Dessen Leid
Still verklärt aus blauer Ferne
Aufsteigt in dem erdenfrohen Herzen. Eure feierlich getragenen Töne
Summen Zauberklang des Alters
Der ersehnten tiefen Ruhe,
Wo mit feinem weisen Lächeln
Wir das Tosen dieser Welt beschauen
Und mit leiser Hand
Drängender Erinnerung voll
Still der Jugend ihren Hitzkopf streicheln. Eure hellen, raschen Schläge,
Eure feierlich getragenen Töne
Wecken zwiefach Sehnsucht:
Nach der Jugend und dem Alter.
Eure Klänge ringen
Zwischen Himmel und der Erde
Jahr um Jahr der gleiche Kampf.
Und noch auf dem Sterbebette
Streiten helle, rasche Schläge
Mit den feierlich getragenen Tönen
Der Silvesterglocken.



Silvesterglocken
Hilvesterglocken
Medardus von
Eure hellen, raschen Schläge jagen dreimal
hundert schnelle Taten,
Jagen dreimal hundert Jugendtage uns herauf.
Jeder Glockenschlag
Ist ein Sehnsuchtslaut
Nach entfloh'nem Tag
Dessen Freude.
Dessen Leid
Still verklärt aus blauer Ferne
Aufsteigt in dem erdenfrohen Herzen. Eure feierlich getragenen Töne
Summen Zauberklang des Alters
Der ersehnten tiefen Ruhe,
Wo mit feinem weisen Lächeln
Wir das Tosen dieser Welt beschauen
Und mit leiser Hand
Drängender Erinnerung voll
Still der Jugend ihren Hitzkopf streicheln. Eure hellen, raschen Schläge,
Eure feierlich getragenen Töne
Wecken zwiefach Sehnsucht:
Nach der Jugend und dem Alter.
Eure Klänge ringen
Zwischen Himmel und der Erde
Jahr um Jahr der gleiche Kampf.
Und noch auf dem Sterbebette
Streiten helle, rasche Schläge
Mit den feierlich getragenen Tönen
Der Silvesterglocken.



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[0428] Silvesterglocken Hilvesterglocken Medardus von Eure hellen, raschen Schläge jagen dreimal hundert schnelle Taten, Jagen dreimal hundert Jugendtage uns herauf. Jeder Glockenschlag Ist ein Sehnsuchtslaut Nach entfloh'nem Tag Dessen Freude. Dessen Leid Still verklärt aus blauer Ferne Aufsteigt in dem erdenfrohen Herzen. Eure feierlich getragenen Töne Summen Zauberklang des Alters Der ersehnten tiefen Ruhe, Wo mit feinem weisen Lächeln Wir das Tosen dieser Welt beschauen Und mit leiser Hand Drängender Erinnerung voll Still der Jugend ihren Hitzkopf streicheln. Eure hellen, raschen Schläge, Eure feierlich getragenen Töne Wecken zwiefach Sehnsucht: Nach der Jugend und dem Alter. Eure Klänge ringen Zwischen Himmel und der Erde Jahr um Jahr der gleiche Kampf. Und noch auf dem Sterbebette Streiten helle, rasche Schläge Mit den feierlich getragenen Tönen Der Silvesterglocken.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/428>, abgerufen am 14.05.2024.