Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Die dir in dein er Lieb' Angst/ Noht und Schmertz erweckten
Wird nun ein frohes Licht des klaren Himmels seyn.
Du wirst dein Haupt mit Lust wie Nilus Liljen richten/
Dis frendige Gestirn vermehret deine Ruh/
Kein Stürmen kan den Schein des Freuden-Lichts vernichten/
Es wirfft dir unverhofft die schönsten Strahlen zu.
Nun kanst du nach der Nacht und ihren Finsternissen
Den schönen Morgen-Stern in vollem Glantze sehn.
Dein Engels-Kind wird dich recht zu Vergnügen wissen/
Dein Schmertze ist nun fort/ dein Klagen ist geschehn.


Gedancken über die schöne Susanna.
Das feurige Gestirn/ die ewig helle Sonne/
Der kalten Erden - Feur/ und sehr begehrte Wonne/
Warf seinen heissen Strahl von dem gewölckten Zelt
Auf Babels stoltze Pracht dem Haupt der halben Welt.
Es war mit Macht bemüht die Erde zu erhitzen
Und ließ den Ackersmann am hohen Tage schwitzen
Als die Susanna dort/ das wohlgezierte Weib/
Jn ihren Garten ging/ die Hitze stach den Leib/
Drum warf sie ihren Rock bey einen Brunnen nieder/
Und senckte in die Fluth die Perlen reine Glieder/
Damit die klahre Quell/ die kühle Fluth-Crystall
Verringern möcht die Gluth von Titans heissen Strahl.
Die Alabaster Brust die spielte in den Wellen/
Und suchte in der Fluth ein Milch-Meer vorzustellen.
Die Anmuth sah mit Lust die Liebes-Aepffel an
Und sprach/ dis ist die Frucht/ der keine gleichen kan.
Die Schönheit sahe man in ihren Busen lachen/
Es wolten Milch und Blut daselbsten Hochzeit machen/
Zinnober krönte Schnee/ auf Marmor lag Rubin/
Die Purpur-Rose stund bey Liljen und Jesmin.
Es fehlte keine Pracht den weissen Anmuths-Ballen/
Der Türckis/ Alabast/ Rubinen und Corallen/
Die krönten ihren Schmuck und mehrten ihre Zier/
Und stelten sie der Welt zu einen Wunder für.
Die Perlen gleiche Zier der Wollen-weissen Glieder/
Beküssete den Bauch/ und seine zarten Brüder/
Sie
Vermiſchte Gedichte.
Die dir in dein er Lieb’ Angſt/ Noht und Schmertz erweckten
Wird nun ein frohes Licht des klaren Himmels ſeyn.
Du wirſt dein Haupt mit Luſt wie Nilus Liljen richten/
Dis frendige Geſtirn vermehret deine Ruh/
Kein Stuͤrmen kan den Schein des Freuden-Lichts vernichten/
Es wirfft dir unverhofft die ſchoͤnſten Strahlen zu.
Nun kanſt du nach der Nacht und ihren Finſterniſſen
Den ſchoͤnen Morgen-Stern in vollem Glantze ſehn.
Dein Engels-Kind wird dich recht zu Vergnuͤgen wiſſen/
Dein Schmertze iſt nun fort/ dein Klagen iſt geſchehn.


Gedancken uͤber die ſchoͤne Suſanna.
Das feurige Geſtirn/ die ewig helle Sonne/
Der kalten Erden - Feur/ und ſehr begehrte Wonne/
Warf ſeinen heiſſen Strahl von dem gewoͤlckten Zelt
Auf Babels ſtoltze Pracht dem Haupt der halben Welt.
Es war mit Macht bemuͤht die Erde zu erhitzen
Und ließ den Ackersmann am hohen Tage ſchwitzen
Als die Suſanna dort/ das wohlgezierte Weib/
Jn ihren Garten ging/ die Hitze ſtach den Leib/
Drum warf ſie ihren Rock bey einen Brunnen nieder/
Und ſenckte in die Fluth die Perlen reine Glieder/
Damit die klahre Quell/ die kuͤhle Fluth-Cryſtall
Verringern moͤcht die Gluth von Titans heiſſen Strahl.
Die Alabaſter Bruſt die ſpielte in den Wellen/
Und ſuchte in der Fluth ein Milch-Meer vorzuſtellen.
Die Anmuth ſah mit Luſt die Liebes-Aepffel an
Und ſprach/ dis iſt die Frucht/ der keine gleichen kan.
Die Schoͤnheit ſahe man in ihren Buſen lachen/
Es wolten Milch und Blut daſelbſten Hochzeit machen/
Zinnober kroͤnte Schnee/ auf Marmor lag Rubin/
Die Purpur-Roſe ſtund bey Liljen und Jeſmin.
Es fehlte keine Pracht den weiſſen Anmuths-Ballen/
Der Tuͤrckis/ Alabaſt/ Rubinen und Corallen/
Die kroͤnten ihren Schmuck und mehrten ihre Zier/
Und ſtelten ſie der Welt zu einen Wunder fuͤr.
Die Perlen gleiche Zier der Wollen-weiſſen Glieder/
Bekuͤſſete den Bauch/ und ſeine zarten Bruͤder/
Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0418" n="400"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Die dir in dein er Lieb&#x2019; Ang&#x017F;t/ Noht und Schmertz erweckten</l><lb/>
            <l>Wird nun ein frohes Licht des klaren Himmels &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Du wir&#x017F;t dein Haupt mit Lu&#x017F;t wie <hi rendition="#aq">Nilus</hi> Liljen richten/</l><lb/>
            <l>Dis frendige Ge&#x017F;tirn vermehret deine Ruh/</l><lb/>
            <l>Kein Stu&#x0364;rmen kan den Schein des Freuden-Lichts vernichten/</l><lb/>
            <l>Es wirfft dir unverhofft die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Strahlen zu.</l><lb/>
            <l>Nun kan&#x017F;t du nach der Nacht und ihren Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Den &#x017F;cho&#x0364;nen Morgen-Stern in vollem Glantze &#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Dein Engels-Kind wird dich recht zu Vergnu&#x0364;gen wi&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Dein Schmertze i&#x017F;t nun fort/ dein Klagen i&#x017F;t ge&#x017F;chehn.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gedancken u&#x0364;ber die &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">Su&#x017F;anna.</hi></hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>as feurige Ge&#x017F;tirn/ die ewig helle Sonne/</l><lb/>
            <l>Der kalten Erden - Feur/ und &#x017F;ehr begehrte Wonne/</l><lb/>
            <l>Warf &#x017F;einen hei&#x017F;&#x017F;en Strahl von dem gewo&#x0364;lckten Zelt</l><lb/>
            <l>Auf Babels &#x017F;toltze Pracht dem Haupt der halben Welt.</l><lb/>
            <l>Es war mit Macht bemu&#x0364;ht die Erde zu erhitzen</l><lb/>
            <l>Und ließ den Ackersmann am hohen Tage &#x017F;chwitzen</l><lb/>
            <l>Als die <hi rendition="#aq">Su&#x017F;anna</hi> dort/ das wohlgezierte Weib/</l><lb/>
            <l>Jn ihren Garten ging/ die Hitze &#x017F;tach den Leib/</l><lb/>
            <l>Drum warf &#x017F;ie ihren Rock bey einen Brunnen nieder/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;enckte in die Fluth die Perlen reine Glieder/</l><lb/>
            <l>Damit die klahre Quell/ die ku&#x0364;hle Fluth-Cry&#x017F;tall</l><lb/>
            <l>Verringern mo&#x0364;cht die Gluth von <hi rendition="#aq">Titans</hi> hei&#x017F;&#x017F;en Strahl.</l><lb/>
            <l>Die Alaba&#x017F;ter Bru&#x017F;t die &#x017F;pielte in den Wellen/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;uchte in der Fluth ein Milch-Meer vorzu&#x017F;tellen.</l><lb/>
            <l>Die Anmuth &#x017F;ah mit Lu&#x017F;t die Liebes-Aepffel an</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;prach/ dis i&#x017F;t die Frucht/ der keine gleichen kan.</l><lb/>
            <l>Die Scho&#x0364;nheit &#x017F;ahe man in ihren Bu&#x017F;en lachen/</l><lb/>
            <l>Es wolten Milch und Blut da&#x017F;elb&#x017F;ten Hochzeit machen/</l><lb/>
            <l>Zinnober kro&#x0364;nte Schnee/ auf <hi rendition="#aq">Marmor</hi> lag Rubin/</l><lb/>
            <l>Die Purpur-Ro&#x017F;e &#x017F;tund bey Liljen und <hi rendition="#aq">Je&#x017F;min.</hi></l><lb/>
            <l>Es fehlte keine Pracht den wei&#x017F;&#x017F;en Anmuths-Ballen/</l><lb/>
            <l>Der Tu&#x0364;rckis/ Alaba&#x017F;t/ Rubinen und Corallen/</l><lb/>
            <l>Die kro&#x0364;nten ihren Schmuck und mehrten ihre Zier/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;telten &#x017F;ie der Welt zu einen Wunder fu&#x0364;r.</l><lb/>
            <l>Die Perlen gleiche Zier der Wollen-wei&#x017F;&#x017F;en Glieder/</l><lb/>
            <l>Beku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete den Bauch/ und &#x017F;eine zarten Bru&#x0364;der/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[400/0418] Vermiſchte Gedichte. Die dir in dein er Lieb’ Angſt/ Noht und Schmertz erweckten Wird nun ein frohes Licht des klaren Himmels ſeyn. Du wirſt dein Haupt mit Luſt wie Nilus Liljen richten/ Dis frendige Geſtirn vermehret deine Ruh/ Kein Stuͤrmen kan den Schein des Freuden-Lichts vernichten/ Es wirfft dir unverhofft die ſchoͤnſten Strahlen zu. Nun kanſt du nach der Nacht und ihren Finſterniſſen Den ſchoͤnen Morgen-Stern in vollem Glantze ſehn. Dein Engels-Kind wird dich recht zu Vergnuͤgen wiſſen/ Dein Schmertze iſt nun fort/ dein Klagen iſt geſchehn. Gedancken uͤber die ſchoͤne Suſanna. Das feurige Geſtirn/ die ewig helle Sonne/ Der kalten Erden - Feur/ und ſehr begehrte Wonne/ Warf ſeinen heiſſen Strahl von dem gewoͤlckten Zelt Auf Babels ſtoltze Pracht dem Haupt der halben Welt. Es war mit Macht bemuͤht die Erde zu erhitzen Und ließ den Ackersmann am hohen Tage ſchwitzen Als die Suſanna dort/ das wohlgezierte Weib/ Jn ihren Garten ging/ die Hitze ſtach den Leib/ Drum warf ſie ihren Rock bey einen Brunnen nieder/ Und ſenckte in die Fluth die Perlen reine Glieder/ Damit die klahre Quell/ die kuͤhle Fluth-Cryſtall Verringern moͤcht die Gluth von Titans heiſſen Strahl. Die Alabaſter Bruſt die ſpielte in den Wellen/ Und ſuchte in der Fluth ein Milch-Meer vorzuſtellen. Die Anmuth ſah mit Luſt die Liebes-Aepffel an Und ſprach/ dis iſt die Frucht/ der keine gleichen kan. Die Schoͤnheit ſahe man in ihren Buſen lachen/ Es wolten Milch und Blut daſelbſten Hochzeit machen/ Zinnober kroͤnte Schnee/ auf Marmor lag Rubin/ Die Purpur-Roſe ſtund bey Liljen und Jeſmin. Es fehlte keine Pracht den weiſſen Anmuths-Ballen/ Der Tuͤrckis/ Alabaſt/ Rubinen und Corallen/ Die kroͤnten ihren Schmuck und mehrten ihre Zier/ Und ſtelten ſie der Welt zu einen Wunder fuͤr. Die Perlen gleiche Zier der Wollen-weiſſen Glieder/ Bekuͤſſete den Bauch/ und ſeine zarten Bruͤder/ Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/418
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/418>, abgerufen am 30.04.2024.