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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. declination der eigennamen.
in diese, sondern stets in die erste decl. zuweilen aber
mit weglaßung der latein. endung, z. b. christ, gen.
christes, acc. christan und nicht christus, christuses,
christusan, während petrus, iohannes, herodes: petru-
ses, iohanneses, herodeses bilden. -- Mannsnamen
schwacher form sind häufig und unbedenklich, z. b.
prauno, gen. praunin, dat. praunin, acc. praunun; ebenso
poto, kero, wilichomo und alle auf -ilo, als: ezilo etc. --
Bei alth. weibsnamen läßt sich die starke flexion nicht
belegen, aber muthmaßen. Zur ersten decl. zähle ich
z. b. die mit -rauna, -wara gebildeten, als hiltirauna, vri-
durauna, hiltiwara, vriduwara, gen. hiltiruno, hiltivaro;
vielleicht auch die mit -hilta z. b. prunihilta, gen. pru-
nihilto, obschon eine urk. von 817. (Neug. n° 192.) be-
reits den nom. prunnihilt nach vierter decl. gibt. Da
die mehrzahl weibl. namen der vierten zufällt, werden
solche übertritte begreiflich; zu dieser vierten gehören
bildungen mit -lint, -rat, -kunt, -vlat, -louc, -traut, z. b.
ostarlint, gen. dat. ostarlintei, acc. ostarlint. Lateinisch
pflegen diese namen meistens die endung -is zu em-
pfangen, jene erster decl. hingegen -a, doch ist sich
darauf nicht zu verlaßen. Die schwache weibl. decl. be-
greift außer fremden namen wie maria, eva (gen. ma-
riaun, evaun) viele einheimische, z. b. perahta, uota, he-
lispa etc. deren gen, perahtaun, uotaun zuweilen zus. ge-
setzte ortsnawen darbieten; der gen. mariauns T. 4, 2 ist
mir verdächtig.

Über altsächs. namen läßt sich kaum urtheilen,
doch mag ihre decl. wenig von der alth. abweichen, na-
mentlich findet der acc. masc, auf -an statt, z. b. hero-
desan. -- Im angels. folgen der ersten st. männl. decl.
älfred, ceolmund, anlaf, vulfstan, hrodgar, heorogar,
beovulf, däg-hräfn, grindel, hengest und unzählige an-
dere. Der zweiten ine, hedde und bildungen mit -vine,
-here, als: eadvine, cudhvine, äschere, älfhere, vulfhere.
Keine nach dritter und vierter (vielleicht healfdene?
Beov. 7. 81.) auch keine spur eines adjectivischen acc.
masc. auf -ne, vielmehr sind sich acc. und nom. überall
gleich. Schwache masc. häufig z. b. offa, sibba, penda, fitela
erc. gen. offan, fitelan. Fem. erster st. decl. scheinen selten,
doch steht im Beda p. 325. begu; die meisten declinieren
nach der vierten, namentlich die mit -burh, flaed, svith etc.
Schwache fem. sind z. b. eve, marie, gen. evan, marian.
Fremde namen behalten in den übertragungen gern die
fremde flexion bei, z. b. augustinus, johannes, acc. au-

II. declination der eigennamen.
in dieſe, ſondern ſtets in die erſte decl. zuweilen aber
mit weglaßung der latein. endung, z. b. chriſt, gen.
chriſtes, acc. chriſtan und nicht chriſtus, chriſtuſes,
chriſtuſan, während petrus, iohannes, herodes: petru-
ſes, iohanneſes, herodeſes bilden. — Mannsnamen
ſchwacher form ſind häufig und unbedenklich, z. b.
prûno, gen. prûnin, dat. prûnin, acc. prûnun; ebenſo
poto, kêro, wilichomo und alle auf -ilo, als: ezilo etc. —
Bei alth. weibsnamen läßt ſich die ſtarke flexion nicht
belegen, aber muthmaßen. Zur erſten decl. zähle ich
z. b. die mit -rûna, -wara gebildeten, als hiltirûna, vri-
durûna, hiltiwara, vriduwara, gen. hiltirunô, hiltivarô;
vielleicht auch die mit -hilta z. b. prunihilta, gen. pru-
nihiltô, obſchon eine urk. von 817. (Neug. n° 192.) be-
reits den nom. prunnihilt nach vierter decl. gibt. Da
die mehrzahl weibl. namen der vierten zufällt, werden
ſolche übertritte begreiflich; zu dieſer vierten gehören
bildungen mit -lint, -rât, -kunt, -vlât, -louc, -trût, z. b.
ôſtarlint, gen. dat. ôſtarlintî, acc. ôſtarlint. Lateiniſch
pflegen dieſe namen meiſtens die endung -is zu em-
pfangen, jene erſter decl. hingegen -a, doch iſt ſich
darauf nicht zu verlaßen. Die ſchwache weibl. decl. be-
greift außer fremden namen wie maria, eva (gen. ma-
riûn, evûn) viele einheimiſche, z. b. përahta, uota, he-
liſpa etc. deren gen, përahtûn, uotûn zuweilen zuſ. ge-
ſetzte ortsnawen darbieten; der gen. mariûns T. 4, 2 iſt
mir verdächtig.

Über altſächſ. namen läßt ſich kaum urtheilen,
doch mag ihre decl. wenig von der alth. abweichen, na-
mentlich findet der acc. maſc, auf -an ſtatt, z. b. hero-
deſan. — Im angelſ. folgen der erſten ſt. männl. decl.
älfred, cëolmund, ânlâf, vulfſtàn, hrôdgâr, hëorogâr,
bëóvulf, däg-hräfn, grindel, hengeſt und unzählige an-
dere. Der zweiten ine, hedde und bildungen mit -vine,
-here, als: eádvine, cudhvine, äſchere, älfhere, vulfhere.
Keine nach dritter und vierter (vielleicht hëalfdene?
Beov. 7. 81.) auch keine ſpur eines adjectiviſchen acc.
maſc. auf -ne, vielmehr ſind ſich acc. und nom. überall
gleich. Schwache maſc. häufig z. b. offa, ſibba, penda, fitela
erc. gen. offan, fitelan. Fem. erſter ſt. decl. ſcheinen ſelten,
doch ſteht im Beda p. 325. begu; die meiſten declinieren
nach der vierten, namentlich die mit -burh, flæd, ſviþ etc.
Schwache fem. ſind z. b. eve, marie, gen. evan, marian.
Fremde namen behalten in den übertragungen gern die
fremde flexion bei, z. b. auguſtinus, johannes, acc. au-

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[768/0794] II. declination der eigennamen. in dieſe, ſondern ſtets in die erſte decl. zuweilen aber mit weglaßung der latein. endung, z. b. chriſt, gen. chriſtes, acc. chriſtan und nicht chriſtus, chriſtuſes, chriſtuſan, während petrus, iohannes, herodes: petru- ſes, iohanneſes, herodeſes bilden. — Mannsnamen ſchwacher form ſind häufig und unbedenklich, z. b. prûno, gen. prûnin, dat. prûnin, acc. prûnun; ebenſo poto, kêro, wilichomo und alle auf -ilo, als: ezilo etc. — Bei alth. weibsnamen läßt ſich die ſtarke flexion nicht belegen, aber muthmaßen. Zur erſten decl. zähle ich z. b. die mit -rûna, -wara gebildeten, als hiltirûna, vri- durûna, hiltiwara, vriduwara, gen. hiltirunô, hiltivarô; vielleicht auch die mit -hilta z. b. prunihilta, gen. pru- nihiltô, obſchon eine urk. von 817. (Neug. n° 192.) be- reits den nom. prunnihilt nach vierter decl. gibt. Da die mehrzahl weibl. namen der vierten zufällt, werden ſolche übertritte begreiflich; zu dieſer vierten gehören bildungen mit -lint, -rât, -kunt, -vlât, -louc, -trût, z. b. ôſtarlint, gen. dat. ôſtarlintî, acc. ôſtarlint. Lateiniſch pflegen dieſe namen meiſtens die endung -is zu em- pfangen, jene erſter decl. hingegen -a, doch iſt ſich darauf nicht zu verlaßen. Die ſchwache weibl. decl. be- greift außer fremden namen wie maria, eva (gen. ma- riûn, evûn) viele einheimiſche, z. b. përahta, uota, he- liſpa etc. deren gen, përahtûn, uotûn zuweilen zuſ. ge- ſetzte ortsnawen darbieten; der gen. mariûns T. 4, 2 iſt mir verdächtig. Über altſächſ. namen läßt ſich kaum urtheilen, doch mag ihre decl. wenig von der alth. abweichen, na- mentlich findet der acc. maſc, auf -an ſtatt, z. b. hero- deſan. — Im angelſ. folgen der erſten ſt. männl. decl. älfred, cëolmund, ânlâf, vulfſtàn, hrôdgâr, hëorogâr, bëóvulf, däg-hräfn, grindel, hengeſt und unzählige an- dere. Der zweiten ine, hedde und bildungen mit -vine, -here, als: eádvine, cudhvine, äſchere, älfhere, vulfhere. Keine nach dritter und vierter (vielleicht hëalfdene? Beov. 7. 81.) auch keine ſpur eines adjectiviſchen acc. maſc. auf -ne, vielmehr ſind ſich acc. und nom. überall gleich. Schwache maſc. häufig z. b. offa, ſibba, penda, fitela erc. gen. offan, fitelan. Fem. erſter ſt. decl. ſcheinen ſelten, doch ſteht im Beda p. 325. begu; die meiſten declinieren nach der vierten, namentlich die mit -burh, flæd, ſviþ etc. Schwache fem. ſind z. b. eve, marie, gen. evan, marian. Fremde namen behalten in den übertragungen gern die fremde flexion bei, z. b. auguſtinus, johannes, acc. au-

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/794>, abgerufen am 21.05.2024.