Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.sonst wäre verloren gewesen, mußte sie sich dazu entschließen. Und der König und die Hofleute kehrten voll großer Trauer heim; des Königs Marschall aber sollte stehen bleiben und sehen, wie der Drache die schöne Jungfrau wegführe. Als diese aber auf den Berg kam, stand da oben nicht der Drache, sondern der junge Jäger, der sprach ihr Trost ein und sagte, er wollte sie retten und führte sie in die Kirche und verschloß sie darin. Gar nicht lange, so kam mit großem Gebraus der siebenköpfige Drache gefahren, als er den Jäger da stehen sah, verwunderte er sich und sprach: "was hast du hier auf dem Berge zu schaffen?" Der Jäger antwortete: "ich will mit dir kämpfen." Sprach der Drache: "so mancher Rittersmann hat hier sein Leben gelassen, mit dir will ich auch fertig werden!" und athmete Feuer aus seinen sieben Rachen, das sollte das Gras rings anzünden, damit der Jäger in der Glut und dem Dampf ersticke; aber die Thiere kamen herbei gelaufen und traten es gleich aus. Da fuhr der Drache gegen den Jäger, aber der schwang sein Schwert, daß es in der Luft sang und schlug ihm drei Köpfe ab. Da ward der Drache erst recht wüthend, erhob sich in die Luft, spie die Feuerflammen über den Jäger aus, und wollte sich auf ihn stürzen, aber der Jäger zuckte nochmals sein Schwert und hieb ihm wieder drei Köpfe ab. Nun wurde das Unthier matt und sank nieder und wollte doch wieder auf den Jäger los, aber der schlug mit der letzten Kraft den Schweif ab, und weil er nicht mehr kämpfen konnte, rief er seine Thiere herbei, die zerrissen es noch ganz. Als der Kampf nun zu Ende war, sonst waͤre verloren gewesen, mußte sie sich dazu entschließen. Und der Koͤnig und die Hofleute kehrten voll großer Trauer heim; des Koͤnigs Marschall aber sollte stehen bleiben und sehen, wie der Drache die schoͤne Jungfrau wegfuͤhre. Als diese aber auf den Berg kam, stand da oben nicht der Drache, sondern der junge Jaͤger, der sprach ihr Trost ein und sagte, er wollte sie retten und fuͤhrte sie in die Kirche und verschloß sie darin. Gar nicht lange, so kam mit großem Gebraus der siebenkoͤpfige Drache gefahren, als er den Jaͤger da stehen sah, verwunderte er sich und sprach: „was hast du hier auf dem Berge zu schaffen?“ Der Jaͤger antwortete: „ich will mit dir kaͤmpfen.“ Sprach der Drache: „so mancher Rittersmann hat hier sein Leben gelassen, mit dir will ich auch fertig werden!“ und athmete Feuer aus seinen sieben Rachen, das sollte das Gras rings anzuͤnden, damit der Jaͤger in der Glut und dem Dampf ersticke; aber die Thiere kamen herbei gelaufen und traten es gleich aus. Da fuhr der Drache gegen den Jaͤger, aber der schwang sein Schwert, daß es in der Luft sang und schlug ihm drei Koͤpfe ab. Da ward der Drache erst recht wuͤthend, erhob sich in die Luft, spie die Feuerflammen uͤber den Jaͤger aus, und wollte sich auf ihn stuͤrzen, aber der Jaͤger zuckte nochmals sein Schwert und hieb ihm wieder drei Koͤpfe ab. Nun wurde das Unthier matt und sank nieder und wollte doch wieder auf den Jaͤger los, aber der schlug mit der letzten Kraft den Schweif ab, und weil er nicht mehr kaͤmpfen konnte, rief er seine Thiere herbei, die zerrissen es noch ganz. Als der Kampf nun zu Ende war, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0382" n="318"/> sonst waͤre verloren gewesen, mußte sie sich dazu entschließen. Und der Koͤnig und die Hofleute kehrten voll großer Trauer heim; des Koͤnigs Marschall aber sollte stehen bleiben und sehen, wie der Drache die schoͤne Jungfrau wegfuͤhre.</p><lb/> <p>Als diese aber auf den Berg kam, stand da oben nicht der Drache, sondern der junge Jaͤger, der sprach ihr Trost ein und sagte, er wollte sie retten und fuͤhrte sie in die Kirche und verschloß sie darin. Gar nicht lange, so kam mit großem Gebraus der siebenkoͤpfige Drache gefahren, als er den Jaͤger da stehen sah, verwunderte er sich und sprach: „was hast du hier auf dem Berge zu schaffen?“ Der Jaͤger antwortete: „ich will mit dir kaͤmpfen.“ Sprach der Drache: „so mancher Rittersmann hat hier sein Leben gelassen, mit dir will ich auch fertig werden!“ und athmete Feuer aus seinen sieben Rachen, das sollte das Gras rings anzuͤnden, damit der Jaͤger in der Glut und dem Dampf ersticke; aber die Thiere kamen herbei gelaufen und traten es gleich aus. Da fuhr der Drache gegen den Jaͤger, aber der schwang sein Schwert, daß es in der Luft sang und schlug ihm drei Koͤpfe ab. Da ward der Drache erst recht wuͤthend, erhob sich in die Luft, spie die Feuerflammen uͤber den Jaͤger aus, und wollte sich auf ihn stuͤrzen, aber der Jaͤger zuckte nochmals sein Schwert und hieb ihm wieder drei Koͤpfe ab. Nun wurde das Unthier matt und sank nieder und wollte doch wieder auf den Jaͤger los, aber der schlug mit der letzten Kraft den Schweif ab, und weil er nicht mehr kaͤmpfen konnte, rief er seine Thiere herbei, die zerrissen es noch ganz. Als der Kampf nun zu Ende war, </p> </div> </body> </text> </TEI> [318/0382]
sonst waͤre verloren gewesen, mußte sie sich dazu entschließen. Und der Koͤnig und die Hofleute kehrten voll großer Trauer heim; des Koͤnigs Marschall aber sollte stehen bleiben und sehen, wie der Drache die schoͤne Jungfrau wegfuͤhre.
Als diese aber auf den Berg kam, stand da oben nicht der Drache, sondern der junge Jaͤger, der sprach ihr Trost ein und sagte, er wollte sie retten und fuͤhrte sie in die Kirche und verschloß sie darin. Gar nicht lange, so kam mit großem Gebraus der siebenkoͤpfige Drache gefahren, als er den Jaͤger da stehen sah, verwunderte er sich und sprach: „was hast du hier auf dem Berge zu schaffen?“ Der Jaͤger antwortete: „ich will mit dir kaͤmpfen.“ Sprach der Drache: „so mancher Rittersmann hat hier sein Leben gelassen, mit dir will ich auch fertig werden!“ und athmete Feuer aus seinen sieben Rachen, das sollte das Gras rings anzuͤnden, damit der Jaͤger in der Glut und dem Dampf ersticke; aber die Thiere kamen herbei gelaufen und traten es gleich aus. Da fuhr der Drache gegen den Jaͤger, aber der schwang sein Schwert, daß es in der Luft sang und schlug ihm drei Koͤpfe ab. Da ward der Drache erst recht wuͤthend, erhob sich in die Luft, spie die Feuerflammen uͤber den Jaͤger aus, und wollte sich auf ihn stuͤrzen, aber der Jaͤger zuckte nochmals sein Schwert und hieb ihm wieder drei Koͤpfe ab. Nun wurde das Unthier matt und sank nieder und wollte doch wieder auf den Jaͤger los, aber der schlug mit der letzten Kraft den Schweif ab, und weil er nicht mehr kaͤmpfen konnte, rief er seine Thiere herbei, die zerrissen es noch ganz. Als der Kampf nun zu Ende war,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/382 |
Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/382>, abgerufen am 16.06.2024. |