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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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die Nix wußte sich daran festzuhalten und kam zuletzt doch drüber. Da warf das Mädchen einen Spiegel hinterwärts, welches einen Spiegelberg gab, der war so glatt, so glatt, daß sie unmöglich drüber konnte. Da dachte sie: ich will geschwind nach Haus gehen und meine Axt holen und den Spiegelberg entzwei hauen, bis sie aber wieder kam und das Glas aufgehauen hatte, waren die Kinder längst weit entflohen, und die Wassernix mußte sich wieder in ihren Brunnen trollen.

80.
Von dem Tod des Hühnchens.

Auf eine Zeit ging das Hühnchen mit dem Hähnchen in den Nußberg und sie machten mit einander aus, wer einen Nußkern fände, sollte ihn mit dem andern theilen. Nun fand das Hühnchen eine große, große Nuß, sagte aber nichts davon und wollte den Kern allein essen. Er war aber so dick, daß es ihn nicht hinunter schlucken konnte und er ihm im Hals stecken blieb, daß ihm angst wurde es müßte ersticken und es schrie: "Hähnchen, ich bitt dich, lauf, was du kannst und hol mir Wasser, sonst ersticke ich." Das Hähnchen lief, was es konnte zum Brunnen, und sprach: "Born, du sollst mir Wasser geben, das Hühnchen liegt auf dem Nußberg und will ersticken an einem großen Nußkern." Der Brunnen antwortete: "lauf erst hin zur Braut und laß dir rothe Seide geben." Das Hähnchen lief zur Braut: "Braut, du sollst mir rothe Seide geben, rothe Seide will ich dem Brunnen

die Nix wußte sich daran festzuhalten und kam zuletzt doch druͤber. Da warf das Maͤdchen einen Spiegel hinterwaͤrts, welches einen Spiegelberg gab, der war so glatt, so glatt, daß sie unmoͤglich druͤber konnte. Da dachte sie: ich will geschwind nach Haus gehen und meine Axt holen und den Spiegelberg entzwei hauen, bis sie aber wieder kam und das Glas aufgehauen hatte, waren die Kinder laͤngst weit entflohen, und die Wassernix mußte sich wieder in ihren Brunnen trollen.

80.
Von dem Tod des Huͤhnchens.

Auf eine Zeit ging das Huͤhnchen mit dem Haͤhnchen in den Nußberg und sie machten mit einander aus, wer einen Nußkern faͤnde, sollte ihn mit dem andern theilen. Nun fand das Huͤhnchen eine große, große Nuß, sagte aber nichts davon und wollte den Kern allein essen. Er war aber so dick, daß es ihn nicht hinunter schlucken konnte und er ihm im Hals stecken blieb, daß ihm angst wurde es muͤßte ersticken und es schrie: „Haͤhnchen, ich bitt dich, lauf, was du kannst und hol mir Wasser, sonst ersticke ich.“ Das Haͤhnchen lief, was es konnte zum Brunnen, und sprach: „Born, du sollst mir Wasser geben, das Huͤhnchen liegt auf dem Nußberg und will ersticken an einem großen Nußkern.“ Der Brunnen antwortete: „lauf erst hin zur Braut und laß dir rothe Seide geben.“ Das Haͤhnchen lief zur Braut: „Braut, du sollst mir rothe Seide geben, rothe Seide will ich dem Brunnen

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[403/0467] die Nix wußte sich daran festzuhalten und kam zuletzt doch druͤber. Da warf das Maͤdchen einen Spiegel hinterwaͤrts, welches einen Spiegelberg gab, der war so glatt, so glatt, daß sie unmoͤglich druͤber konnte. Da dachte sie: ich will geschwind nach Haus gehen und meine Axt holen und den Spiegelberg entzwei hauen, bis sie aber wieder kam und das Glas aufgehauen hatte, waren die Kinder laͤngst weit entflohen, und die Wassernix mußte sich wieder in ihren Brunnen trollen. 80. Von dem Tod des Huͤhnchens. Auf eine Zeit ging das Huͤhnchen mit dem Haͤhnchen in den Nußberg und sie machten mit einander aus, wer einen Nußkern faͤnde, sollte ihn mit dem andern theilen. Nun fand das Huͤhnchen eine große, große Nuß, sagte aber nichts davon und wollte den Kern allein essen. Er war aber so dick, daß es ihn nicht hinunter schlucken konnte und er ihm im Hals stecken blieb, daß ihm angst wurde es muͤßte ersticken und es schrie: „Haͤhnchen, ich bitt dich, lauf, was du kannst und hol mir Wasser, sonst ersticke ich.“ Das Haͤhnchen lief, was es konnte zum Brunnen, und sprach: „Born, du sollst mir Wasser geben, das Huͤhnchen liegt auf dem Nußberg und will ersticken an einem großen Nußkern.“ Der Brunnen antwortete: „lauf erst hin zur Braut und laß dir rothe Seide geben.“ Das Haͤhnchen lief zur Braut: „Braut, du sollst mir rothe Seide geben, rothe Seide will ich dem Brunnen

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/467>, abgerufen am 29.04.2024.