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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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ste/ wir seynt freylich Ertz Schärer aber du kanst uns
helffen/ must uns auch zuhelffen versprechen wann
du anderst ungeschorn bleiben wilst; ich antwortet/
wann euer Hilff in meiner Macht stehet/ so versprech
ich zuthun alles was mir müglich und zu euer Hilff
vonnöthen sey; werdet mir derowegen sagen wie
ich euch helffen soll; hierauff sagte der alte/ ich bin
deß jetzigen Schloß-Herrn Vrähne gewesen/ und
hab mit meinem Vettern von Geschlecht N: umb
zwey Dörffer N: N: die er rechtmässig inhatte/ einen
unrechtmässigen Hader angefangen und durch Arg-
list und Spitzfindigkeit die Sach dahin gebracht/
daß dise drey zu unserm wilkührlichen Richtern
erwöhlet wurden/ welche ich so wol durch Ver-
heissung als Betrohung dahin brachte/ daß sie mir
bemelte beyde Dörffer zuerkanten; darauff fienge
ich an/ denselbigen Unterthanen dergestalt zu
schären/ schrepffen und zwagen/ daß ich ein merck-
lich Stück Geld zusammen brachte/ solches nun
ligt in jenem Eck und ist bißher mein Schärzeüg
gewesen/ damit mir meine Schärerey widergolten
werde; wann nun diß Geld wider unter die Men-
schen kombt (dann beyde Dorffschafften seynt gleich
nach meinem Todt wider an ihre rechtmässige Herrn
gelangt) so ist mir so weit geholffen als du mir helf-
fen kanst/ wann du nemblich dise Beschaffenheit
meinem Vränckel erzehlest/ und damit er dir desto
besseren Glauben zustelle/ so lasse dich Morgen in
den so genannten grünnen Saal führen/ da wirst du
mein Conterfeyt finden/ vor demselben erzehle ihm/
was du von mir gehört hast: da er solches vorbracht
hatte/ streckt er mir die Hand dar/ und begerte ich
solte ihm mit gegebener Hand-Treu versichern/ daß

ich

ſte/ wir ſeynt freylich Ertz Schaͤrer aber du kanſt uns
helffen/ muſt uns auch zuhelffen verſprechen wann
du anderſt ungeſchorn bleiben wilſt; ich antwortet/
wann euer Hilff in meiner Macht ſtehet/ ſo verſprech
ich zuthun alles was mir muͤglich und zu euer Hilff
vonnoͤthen ſey; werdet mir derowegen ſagen wie
ich euch helffen ſoll; hierauff ſagte der alte/ ich bin
deß jetzigen Schloß-Herꝛn Vraͤhne geweſen/ und
hab mit meinem Vettern von Geſchlecht N: umb
zwey Doͤrffer N: N: die er rechtmaͤſſig inhatte/ einen
unrechtmaͤſſigen Hader angefangen und durch Arg-
liſt und Spitzfindigkeit die Sach dahin gebracht/
daß diſe drey zu unſerm wilkuͤhrlichen Richtern
erwoͤhlet wurden/ welche ich ſo wol durch Ver-
heiſſung als Betrohung dahin brachte/ daß ſie mir
bemelte beyde Doͤrffer zuerkanten; darauff fienge
ich an/ denſelbigen Unterthanen dergeſtalt zu
ſchaͤren/ ſchrepffen und zwagen/ daß ich ein merck-
lich Stuͤck Geld zuſammen brachte/ ſolches nun
ligt in jenem Eck und iſt bißher mein Schaͤrzeuͤg
geweſen/ damit mir meine Schaͤrerey widergolten
werde; wann nun diß Geld wider unter die Men-
ſchen kombt (dann beyde Dorffſchafften ſeynt gleich
nach meinem Todt wider an ihre rechtmaͤſſige Herꝛn
gelangt) ſo iſt mir ſo weit geholffen als du mir helf-
fen kanſt/ wann du nemblich diſe Beſchaffenheit
meinem Vraͤnckel erzehleſt/ und damit er dir deſto
beſſeren Glauben zuſtelle/ ſo laſſe dich Morgen in
den ſo genannten gruͤnnen Saal fuͤhren/ da wirſt du
mein Conterfeyt finden/ vor demſelben erzehle ihm/
was du von mir gehoͤrt haſt: da er ſolches vorbracht
hatte/ ſtreckt er mir die Hand dar/ und begerte ich
ſolte ihm mit gegebener Hand-Treu verſichern/ daß

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/99>, abgerufen am 30.04.2024.