Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

amte/ sondern daß Simplicius, dem ich die-
sen meinen Lebenslauff allein zueigne/ se-
he/ was er vor eine Dame an mir geliebt;
und höre nur zu Simplex, so wirst du erfah-
ren/ daß ich dir das jenige Stücklein/ so du
mir im Sauerbrunnen erwiesen/ dergestalt
wider eingetränckt/ daß du vor ein Pfund
so du ausgeben/ wider ein Centner eingenom-
men; Aber diesen meinen Galanen brachte
ich so weit/ daß er mir folgende Puncten ein-
gieng und zu halten versprach.

Erstlich/ solte er sich von seinem Regi-
ment loß würcken/ weil er anderer Gestalt
mein Diener nicht seyn könte/ ich aber keine
Mußquetiererin seyn möchte.

Alsdann solte er zweytens bey mir woh-
nen/ und mir wie ein anderer Ehemann al-
le Lieb und Treu seiner Ehefrauen zu erwei-
sen pflege/ eben desgleichen zu thun schuldig
seyn/ und ich ihme hinwiderum.

Jedoch solte solche Verehligung drittens
vor der Christlichen Kirchen nicht ehe be-
stättigt werden/ ich befände mich dann zuvor
von ihm befruchtet.

Biß dahin solte ich viertens die Meister-

schafft
G iij

amte/ ſondern daß Simplicius, dem ich die-
ſen meinen Lebenslauff allein zueigne/ ſe-
he/ was er vor eine Dame an mir geliebt;
und hoͤre nur zu Simplex, ſo wirſt du erfah-
ren/ daß ich dir das jenige Stuͤcklein/ ſo du
mir im Sauerbrunnen erwieſen/ dergeſtalt
wider eingetraͤnckt/ daß du vor ein Pfund
ſo du ausgebẽ/ wider ein Centner eingenom-
men; Aber dieſen meinen Galanen brachte
ich ſo weit/ daß er mir folgende Puncten ein-
gieng und zu halten verſprach.

Erſtlich/ ſolte er ſich von ſeinem Regi-
ment loß wuͤrcken/ weil er anderer Geſtalt
mein Diener nicht ſeyn koͤnte/ ich aber keine
Mußquetiererin ſeyn moͤchte.

Alsdann ſolte er zweytens bey mir woh-
nen/ und mir wie ein anderer Ehemann al-
le Lieb und Treu ſeiner Ehefrauen zu erwei-
ſen pflege/ eben desgleichen zu thun ſchuldig
ſeyn/ und ich ihme hinwiderum.

Jedoch ſolte ſolche Verehligung drittens
vor der Chriſtlichen Kirchen nicht ehe be-
ſtaͤttigt werden/ ich befaͤnde mich dann zuvoꝛ
von ihm befruchtet.

Biß dahin ſolte ich viertens die Meiſter-

ſchafft
G iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0147" n="145"/>
amte/ &#x017F;ondern daß <hi rendition="#aq">Simplicius,</hi> dem ich die-<lb/>
&#x017F;en meinen Lebenslauff allein zueigne/ &#x017F;e-<lb/>
he/ was er vor eine Dame an mir geliebt;<lb/>
und ho&#x0364;re nur zu <hi rendition="#aq">Simplex,</hi> &#x017F;o wir&#x017F;t du erfah-<lb/>
ren/ daß ich dir das jenige Stu&#x0364;cklein/ &#x017F;o du<lb/>
mir im Sauerbrunnen erwie&#x017F;en/ derge&#x017F;talt<lb/>
wider eingetra&#x0364;nckt/ daß du vor ein Pfund<lb/>
&#x017F;o du ausgebe&#x0303;/ wider ein Centner eingenom-<lb/>
men; Aber die&#x017F;en meinen <hi rendition="#aq">Galanen</hi> brachte<lb/>
ich &#x017F;o weit/ daß er mir folgende Puncten ein-<lb/>
gieng und zu halten ver&#x017F;prach.</p><lb/>
        <p>Er&#x017F;tlich/ &#x017F;olte er &#x017F;ich von &#x017F;einem Regi-<lb/>
ment loß wu&#x0364;rcken/ weil er anderer Ge&#x017F;talt<lb/>
mein Diener nicht &#x017F;eyn ko&#x0364;nte/ ich aber keine<lb/>
Mußquetiererin &#x017F;eyn mo&#x0364;chte.</p><lb/>
        <p>Alsdann &#x017F;olte er zweytens bey mir woh-<lb/>
nen/ und mir wie ein anderer Ehemann al-<lb/>
le Lieb und Treu &#x017F;einer Ehefrauen zu erwei-<lb/>
&#x017F;en pflege/ eben desgleichen zu thun &#x017F;chuldig<lb/>
&#x017F;eyn/ und ich ihme hinwiderum.</p><lb/>
        <p>Jedoch &#x017F;olte &#x017F;olche Verehligung drittens<lb/>
vor der Chri&#x017F;tlichen Kirchen nicht ehe be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ttigt werden/ ich befa&#x0364;nde mich dann zuvo&#xA75B;<lb/>
von ihm befruchtet.</p><lb/>
        <p>Biß dahin &#x017F;olte ich viertens die Mei&#x017F;ter-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G iij</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chafft</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0147] amte/ ſondern daß Simplicius, dem ich die- ſen meinen Lebenslauff allein zueigne/ ſe- he/ was er vor eine Dame an mir geliebt; und hoͤre nur zu Simplex, ſo wirſt du erfah- ren/ daß ich dir das jenige Stuͤcklein/ ſo du mir im Sauerbrunnen erwieſen/ dergeſtalt wider eingetraͤnckt/ daß du vor ein Pfund ſo du ausgebẽ/ wider ein Centner eingenom- men; Aber dieſen meinen Galanen brachte ich ſo weit/ daß er mir folgende Puncten ein- gieng und zu halten verſprach. Erſtlich/ ſolte er ſich von ſeinem Regi- ment loß wuͤrcken/ weil er anderer Geſtalt mein Diener nicht ſeyn koͤnte/ ich aber keine Mußquetiererin ſeyn moͤchte. Alsdann ſolte er zweytens bey mir woh- nen/ und mir wie ein anderer Ehemann al- le Lieb und Treu ſeiner Ehefrauen zu erwei- ſen pflege/ eben desgleichen zu thun ſchuldig ſeyn/ und ich ihme hinwiderum. Jedoch ſolte ſolche Verehligung drittens vor der Chriſtlichen Kirchen nicht ehe be- ſtaͤttigt werden/ ich befaͤnde mich dann zuvoꝛ von ihm befruchtet. Biß dahin ſolte ich viertens die Meiſter- ſchafft G iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/147
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/147>, abgerufen am 28.04.2024.