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Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

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Selicha; mir gehet dero Zustand um so
viel desto mehr zu Hertzen/ weil ich ver-
nehme/ das sie nicht aus dem Bette
kommen/ seithero ich die Ehr gehabt/
mit ihren neulichden Mittag Jmbs zu-
halten; ob ich zwar nicht hoffen will/
daß unser Gegenwart deroselben zu Un-
muth oder Zorn: und also auch zu dieser
K[ra]nckheit selbst Ursach gegeben habe.
Ach nein hertzliebste Jungfer Schwester
antwortet Selicha/ unser Joseph ist die
Ursach meiner Kranckheit/ welcher mich
dieser Tagen so hoch erzörnet/ das mir
die Gall in alle Glieder geloffen! Wie
so? sagte Asaneth/ ich hatte vermeinet
ihr neulicher Discurs/ den ich hinder den
Tapeten vernommen/ hatte mich genug-
sam versichert; das mein geehrte Frau
Schwester sich in Ewigkeit nicht über
ihn erzürnen könte? Jch weiß nicht wie
ich die Sach verstehen soll? Was! ver-
stehen? suhr Selicha heraus; Last mich
zu frieden/ ich verstehe wohl wie ihrs ver-
stehen wollet? habt ihr damahl nicht
selbst gesagt; ich solte auffhören ihn zu

lieben/
F

Selicha; mir gehet dero Zuſtand um ſo
viel deſto mehr zu Hertzen/ weil ich ver-
nehme/ das ſie nicht aus dem Bette
kommen/ ſeithero ich die Ehr gehabt/
mit ihren neulichden Mittag Jmbs zu-
halten; ob ich zwar nicht hoffen will/
daß unſer Gegenwart deroſelben zu Un-
muth oder Zorn: und alſo auch zu dieſer
K[ra]nckheit ſelbſt Urſach gegeben habe.
Ach nein hertzliebſte Jungfer Schweſter
antwortet Selicha/ unſer Joſeph iſt die
Urſach meiner Kranckheit/ welcher mich
dieſer Tagen ſo hoch erzoͤrnet/ das mir
die Gall in alle Glieder geloffen! Wie
ſo? ſagte Aſaneth/ ich hatte vermeinet
ihr neulicher Diſcurs/ den ich hinder den
Tapeten vernommen/ hatte mich genug-
ſam verſichert; das mein geehrte Frau
Schweſter ſich in Ewigkeit nicht uͤber
ihn erzuͤrnen koͤnte? Jch weiß nicht wie
ich die Sach verſtehen ſoll? Was! ver-
ſtehen? ſuhr Selicha heraus; Laſt mich
zu frieden/ ich verſtehe wohl wie ihrs ver-
ſtehen wollet? habt ihr damahl nicht
ſelbſt geſagt; ich ſolte auffhoͤren ihn zu

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[117.[117]/0121] Selicha; mir gehet dero Zuſtand um ſo viel deſto mehr zu Hertzen/ weil ich ver- nehme/ das ſie nicht aus dem Bette kommen/ ſeithero ich die Ehr gehabt/ mit ihren neulichden Mittag Jmbs zu- halten; ob ich zwar nicht hoffen will/ daß unſer Gegenwart deroſelben zu Un- muth oder Zorn: und alſo auch zu dieſer Kranckheit ſelbſt Urſach gegeben habe. Ach nein hertzliebſte Jungfer Schweſter antwortet Selicha/ unſer Joſeph iſt die Urſach meiner Kranckheit/ welcher mich dieſer Tagen ſo hoch erzoͤrnet/ das mir die Gall in alle Glieder geloffen! Wie ſo? ſagte Aſaneth/ ich hatte vermeinet ihr neulicher Diſcurs/ den ich hinder den Tapeten vernommen/ hatte mich genug- ſam verſichert; das mein geehrte Frau Schweſter ſich in Ewigkeit nicht uͤber ihn erzuͤrnen koͤnte? Jch weiß nicht wie ich die Sach verſtehen ſoll? Was! ver- ſtehen? ſuhr Selicha heraus; Laſt mich zu frieden/ ich verſtehe wohl wie ihrs ver- ſtehen wollet? habt ihr damahl nicht ſelbſt geſagt; ich ſolte auffhoͤren ihn zu lieben/ F

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Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 117.[117]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/121>, abgerufen am 29.04.2024.